Vom Ernst der Zerstreuung
Schreibende Frauen am Ende der Weimarer Republik: Marieluise Fleisser, Irmgard Keun und Gabriele Tergit
Liane Schüller
Vor dem sozial- und kulturgeschichtlichen Hintergrund der Weimarer Republik widmet sich die Untersuchung den Debütromanen der Autorinnen Marieluise Fleißer, Irmgard Keun und Gabriele Tergit aus dem Jahre 1931. Durch die systematische Lektüre und ausführliche Diskussion der Texte werden verschiedene Konstruktionen von Weiblichkeit aufgedeckt, die ein facettenreiches Bild vom „Frau-Sein“ in der turbulenten Zwischenkriegszeit spiegeln und eindringlich den sozialen Wandel der Geschlechterrollen dokumentieren.
Zugleich fokussiert die Studie das Phänomen der „schreibenden Frau“ in doppelter Hinsicht, indem sowohl die Autorinnen als auch der Sozialtypus der „Neuen Frau“ bzw. der weiblichen Angestellten beleuchtet werden. Das organisierende Zentrum bildet dabei die Apparatur Schreibmaschine als zentrales Medium der Kommunikation zwischen weiblichen Angestellten und den über sie publizierenden Autorinnen. Liane Schüller geht u.a. der spannenden Frage nach, inwieweit das Werkzeug der schreibenden Frau in der Weimarer Republik letztlich als Dispositiv der Kontrolle oder als Möglichkeit des Fortschritts diente.