Vom Gotthardzubringer zur S-Bahn
Die Wynental- und Suhrentalbahn
Thomas Eichenberger
Die Wynental- und Suhrentalbahn (WSB) gehört zu den für die Schweiz typi-schen leistungsfähigen Schmalspur-S-Bahnen; sie transportiert im Jahr mehr als sechs Millionen Reisende in den beiden Tälern südlich von Aarau. Ihre vollständige Integration ins hochgetaktete Schweizer Eisenbahnwesen der Gegenwart lässt vergessen, dass die WSB und ihre beiden Vorgängerbahnen, die Aarau-Schöftland-Bahn (AS) und die Wynentalbahn (WTB), über eine reiche und wechselhafte Geschichte verfügen, die bis in die Mitte des vorletzten Jahrhunderts zurückreicht.
Die AS und die WTB nahmen im Zuge der Ergänzung des damaligen Schweizer Normalspurbahnnetzes in den Jahren 1901 beziehungsweise 1904 ihren Betrieb als elektrische Überlandstrassenbahnen auf, zu jener Zeit das modernste Verkehrssystem. Hinter beiden Bahnen standen ursprünglich weiter reichende Ambitionen. So war die WTB im Vorfeld des Baus der Alpentransversale als Gotthardzubringer gedacht. Ihre Initianten hofften auch, die im Wynental grassierende Abwanderung in die Schweizer Industrie-städte und nach Übersee stoppen zu können. Diese Wurzeln machen die beiden Bahnen zu einer geeigneten Projektionsfläche für die Untersuchung der aargauischen Eisenbahnpolitik und unterschiedlichster Entwicklungen des Schweizer Eisenbahnwesens ab der Mitte des 19. Jahrhunderts. Zwar wurden auch sie in den Krisen des 20. Jahrhunderts durchgeschüttelt, im Gegensatz zu vielen anderen Schmalspurbahnen überlebten sie jedoch.
Der Autor beschreibt die Geschichte von AS, WTB und WSB ab den 1870er–Jahren bis 1980, als mit der Einführung des Taktfahrplans und der Bildung festgekuppelter Zweierpendel zwei wesentliche Voraussetzungen für den Betrieb der WSB als S-Bahn erfüllt werden konnten.