Vom Ladenkino zur Eigenproduktion
Kommunale Kinogeschichte in Zeiten des Wirtschaftswunders am Beispiel der Lichtspielhäuser Watzenborn-Steinbergs (1945-1964)
Nikola Stumpf
Die kommunale Kinogeschichte ist ein vielseitiger Forschungsgegenstand. Er reicht von den Wanderlichtspielen zu Beginn des 20. Jahrhunderts über die Ladenkinos, die oftmals in Gaststätten untergebracht waren, bis zum Kino-Boom der 1950er und 1960er Jahre, im Zuge dessen selbst in kleinen Dörfern Filmtheater eröffneten.
Dieses Buch gewährt einen Einblick in die kommunale Kinogeschichte des ländlichen Raums. Im Fokus stehen hierbei die Wirtschaftswunderjahre. Mit Hilfe von Zeitzeugenberichten und Quellen kommunaler und privater Archive wird die Geschichte der Lichtspielhäuser paradigmatisch an dem Ort Watzenborn-Steinberg (Mittelhessen) nachvollzogen.
Der erste Teil des Buches verschafft zunächst einen allgemeinen Überblick über Filmgeschichte und Filmgattungen. Danach treten sozio-historische Hintergründe in den Fokus. Anhand des Werdegangs des Filmtheaterbetreibers Wilhelm Vogt wird der stetige Prozess vom provisorischen Ladenkino bis zum Bau eines modernen Filmtheaters mit allen technischen Raffinessen nachgezeichnet. Die Erfahrungsberichte der ortsansässigen Bevölkerung eröffnen einen ungeahnten Blickwinkel auf die herausragende Bedeutung eines Lichtspielhauses auf dem Dorf zu dieser Zeit. Wie veränderte das Filmtheater die Lebenswirklichkeit der Landbevölkerung? Welche Erinnerungen verbinden die Menschen mit ihrem Kino vor Ort? Haben sich in den letzten 70 Jahren die Gründe für einen Kinobesuch grundlegend gewandelt? Diese und weitere Fragen werden in diesem Buch beantwortet.