Von der Donau an die Isar.
Vorlesungen zur Geschichte der Ludwig-Maximilians-Universität 1800–1826 in Landshut.
Laetitia Boehm, Gerhard Tausche
Das Ende des Alten Reichs beim Eintritt ins 19. Jahrhundert trieb Staat und Kirche, Politik und Wissenschaft der deutschen Territorien in einen Modernisierungsschock. Ein Paradebeispiel bildet die Bildungs- und Wissenschaftspolitik der Regierung Kurfürst/König Maximilians (IV./I., 1799-1825) und seines leitenden Ministers Graf Montgelas im erweiterten Neu-Bayern. Die kriegs- und reformbedingte Verlegung der Landesuniversität von Ingolstadt 1800 nach Landshut, wo sie dank Dotierung aus Säkularisationsgut 1802 den doppelten Stifter-Namen »Ludovico Maximilianea« annahm, eröffnete eine singuläre Experimentierphase durch verstaatlichende Beseitigung der Korporationsstruktur sowie liberal-interkonfessionelle Personalpolitik (Berufung profilierter Gelehrter wie u. a. Ast, Sailer, Gönner, Savigny, Feuerbach, Röschlaub, Ehrenpromotion Schellings). In differenzierter Parallele zur Frühgeschichte der preußischen Neugründung in Berlin (1810) fungierte das Landshuter Universitätsmodell (1800-1826) – im Umfeld des großen Universitätssterbens – als existenzsichernde Brücke von der Aufklärung über Romantik und Neuhumanismus zur Münchener Epoche der Ludovico Maximilianea.
Anläßlich des 200. Translokations- und Tauf-Jubiläums entstand im Zusammenwirken von Stadt Landshut und Universitätsarchiv München aus einer Vortragsreihe dieser Sammelband. Er enthält Beiträge fachkompetenter Autoren zur Landshuter Stadt- und Universitätsgeschichte, zu Fakultäten und Disziplinen (Theologie, Jurisprudenz, Medizin, Philosophie, z. B. über die Anfänge des Kunstgeschichtlichen Instituts) mit vielfach neuen Forschungserkenntnissen, außerdem zahlreiche Abbildungen sowie ein Personenregister.
In Bezug dazu steht die Neuedition der ältesten Landshuter Universitätsbeschreibung des Franz Dionys Reithofer von 1811 (= LMQ 3).