Von der Repräsentation zur Intervention
Variationen über John Dewey
Arno Bammé
Wissenschaft, wie sie heute betrieben wird, äußert sich in zwei Spielarten. Die eine heißt Repräsentationismus, die andere Interventionismus. Der Repräsentationismus unterstellt in der Welt dort draußen ein Sein, das es durch Schauen und Kontemplation zu erkennen gilt. Am Schluss des Erkenntnisprozesses, wenn er ordentlich durchgeführt wird und gelingt, fallen Denken und Sein zusammen. Anders der Interventionismus: Er begreift die Welt als ein Werden, als ein Prozessgeschehen, das es zu gestalten gilt. Erkenntnis wird gewonnen durch handelndes Tun, durch Herstellung des zu Erkennenden. Darin unterscheidet sich die Philosophie des Interventionismus radikal von der des Repräsentationismus: Wahrheiten werden nicht mehr gefunden, sie werden gemacht – durch Produktion des zu Erkennenden.
Ein früher Vorläufer des Interventionismus ist John Dewey (1859 – 1952), ein im deutschen Sprachraum sträflich vernachlässigter Sozialwissenschaftler – „neben Wittgenstein und Heidegger der bedeutendste Philosoph des 20. Jahrhundert“ (Richard Rorty).
Im vorliegenden Buch wird eine doppelseitige Argumentation auf zwei Ebenen entfaltet: auf der sozialhistorischen Ebene im Nachvollzug der realen Entwicklung, die die abendländische Wissenschaft genommen hat, und zugleich in Auseinandersetzung mit der interventionistischen Kritik dieser Entwicklung durch John Dewey.