Von Rabenvätern und Übermüttern.
Das religionshistorische Motiv der heiligen Familie im Spannungsfeld zwischen Religion, Kunst und Film
Natalie Fritz
Die Familie ist keine konfliktfreie Zone, sondern ein Ort, an dem Generationen und ihre jeweiligen Weltsichten aufeinander prallen, an dem Genderrollen erlernt, vielleicht auch hinterfragt werden, an dem Werte und Normen vermittelt und soziale Kompetenzen trainiert werden. Es ist der Bereich, in dem Individuen primär sozialisiert werden, ein Mikrokosmos, in dem man allmählich für das „Leben draußen“ vorbereitet wird. Patchwork-, Regenbogen- und Einelternfamilien sind aus der heutigen Gesellschaft nicht weg zu denken – und doch gilt allen Krisen und Unabwägbarkeiten zum Trotz die „heile und vor allem heteronormative Familie“ bis heute als Ideal. Wie die Inszenierungen der „Heiligen Familie“ dieses Familienbild geprägt haben und wie diese Lebensgemeinschaft heute filmisch adaptiert und reflektiert wird, dem geht Natalie Fritz aus der Perspektive einer kulturwissenschaftlich ausgerichteten Religionswissenschaft nach. Am Beispiel eines spezifischen Filmkorpus rekonstruiert sie die intermedialen Tradierungsprozesse des religionshistorischen Motivs vom 16. Jahrhundert bis heute. Besprochene Filme: Sitcom (F 1998), Ricky (F 2009), Todo sobre mi madre (E/F 1999), Volver (E 2006), Brødre (DK 2004) und Efter Brylluppet (DK/S 2006)