Wahlkämpfe der Weimarer Republik
Propaganda und Programme der politischen Parteien bei den Wahlen zum Deutschen Reichstag von 1924 bis 1930
Dirk Lau
Reichstagswahlkämpfe entwickelten sich in den 1920er-Jahren zu wahren „Wahlschlachten“ mit einem bis dahin nicht gekannten Aufwand an Propaganda, Material, Geld und Menschen. Die scharfe Polarisierung in Wort und Bild sowie das hohe Maß an physischer Gewaltanwendung machten die Wahlbewegungen buchstäblich zum „Kriegsschauplatz“. Auch der massive Einsatz neuer, moderner Propagandamittel wie Lautsprecher und Flugzeuge, Schallplatten und Filme, zusammen mit der gegenüber dem Kaiserreich nochmals gesteigerten Verwendung traditioneller Medien wie Flugblättern und Zeitungen, veränderte nach 1918 den Charakter und die öffentliche Wahrnehmung der Reichstagswahlkämpfe. Parallel zum technischen Fortschritt begann in den 1920er-Jahren die „Amerikanisierung“ der Parteipropaganda, die von Zeitgenossen als „Sittenverfall“ beklagt wurde und die – wie auch viele Feindbildstereotype der Weimarer Zeit – die Zeit des Nationalsozialismus überdauerte und nach 1949 der Entpolitisierung von Wahlkämpfen in Deutschland den Weg ebnete.