Wahrheit, Gedanke, Subjekt
Ein Essay zu Frege
Gabriele Mras
Der Optimismus vieler Vertreter der „Analytischen Philosophie“, in Theorien der Bedeutung die Grundlage für die Lösung aller philosophischen Fragen zu erhalten, kontrastiert mit der beständigen Suche nach einer Basis, von der aus eine Theorie der Bedeutung überhaupt erst formuliert werden könnte.Auch über das Werk Gottlob Freges wird das doppelte Urteil gepflegt, zwar durch die Kritik der erkenntnistheoretischen Ansätze des 19. Jahrhunderts und mit der Analyse des Gehalts sprachlicher Ausdrücke richtungsweisende Arbeit geleistet zu haben. Zugleich aber wird behauptet, Frege sei in seinem Anti-Psychologismus „zu weit“ gegangen und seine sprachphilosophischen Kategorien seien „problematisch“ oder „nicht hinreichend geklärt“.Freges Interesse an Funktionen, die den Kategorien „Sinn“ und „Bedeutung“ zugeteilt sind, macht deutlich, dass seine Ausführungen in einem viel engeren Verhältnis zu seiner Philosophie der Mathematik stehen, als gemeinhin angenommen wird. Dies könnte verständlich machen, warum mit Sinn und Bedeutung manche Fragen zur Funktionsweise von Ausdrücken nicht nur nicht beantwortet sind, sondern der Antwortversuch in Aporien führt.