Wanderungen im Mittleren Odenwald
19 ausgesuchte Wanderungen im Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald
Rainer Türk
Die in dem vorliegenden Buch beschriebenen Wanderungen zwischen dem Gersprenztal im Westen und dem Limes im östlichen Odenwald vermitteln neben einem unvergesslichen Naturerlebnis eine vielfältige und spannende Kulturgeschichte.
Das besondere Naturerlebnis verdankt diese Landschaft ihrer geologischen Zweiteilung. Während das Gersprenztal dem Vorderen oder Kristallinen Odenwald zuzurechnen ist und durch ein buntes Wechselspiel kleiner, vielfach verästelter Seitentäler und bewaldeter Kuppen geprägt wird, besteht der Hintere oder Buntsandstein-Odenwald aus lang gezogenen und dicht bewaldeten Gebirgsrücken und Hochflächen mit tief eingeschnittenen Tälern. Durch die Absenkung des Michelstädter Grabens weitete sich die Mümlingsenke im Raum Erbach – Michelstadt zu einem breiten Einbruchsbecken. Dadurch entging die andernorts abgetragene Kalkschicht des Deckgebirges der Verwitterung und ermöglichte eine im südhessischen Raum seltene geologische Naturerscheinung, die Erdbachversickerung.
Wer mit offenen Augen diese Landschaft durchstreift, wird nicht nur innerhalb von Städten und Dörfern, sondern auch draußen auf dem freien Feld oder mitten im Wald auf Hunderte von Kulturdenkmäler stoßen. Kelten, Römer und Franken, Fürsten, Grafen und Ritter, Klöster, Bischöfe und Mönche, Forst und Landwirtschaft, Kaufleute und Bürger haben zahlreiche Zeugnisse hinterlassen, die es auf unseren Wanderungen zu entdecken gilt. Nur wenige Landschaften sind so reich an den unterschiedlichsten Kulturgütern auf engstem Raum. Schlösser, Burgen und Ruinen erzählen von einer stolzen Vergangenheit. Die Anfänge des Christentums im Odenwald werden beim Besuch der Einhardsbasilika, der ältesten karolingischen Basilika nördlich der Alpen, wach. Neben den Territorialherren, den Schenken und späteren Grafen von Erbach, hat das Rittergeschlecht der Rodensteiner eine besondere Bedeutung erlangt. Diese ist nicht politisch begründet, sondern durch Sagen und Lieder entstanden, die sich um den geheimnisvollen Zug des Rodensteiners und seines wilden Heeres durch die Lüfte gebildet haben und die wie keine andere Sage im deutschsprachigen Raum verbreitet sind. Aber auch scheinbar unbedeutende Flurdenkmäler wie Gedenksteine, Einfriedungen, Laufbrunnen oder jagdliche Einrichtungen erinnern an das Leben früherer Zeiten.
Die ausgewählten Wanderrouten sind so konzipiert, dass sie an diesen Sehenswürdigkeiten vorbeiführen und dabei die landschaftlich schönsten Wege berücksichtigen. Insgesamt sind diese Wanderungen nicht als „schwer“ zu bezeichnen. Nur hinsichtlich ihrer Länge können einige Touren Ausdauervermögen voraussetzen. Daher sollte man möglichst die passende Wanderkarte zur Hand haben, um Abänderungen von der beschriebenen Route vornehmen zu können. Die Vielzahl der vorhandenen Markierungen gibt dazu die Möglichkeit.