Wegen Marianne
Gedichte
Werner Bucher, Virgilio Masciadri, Ueli Schenker
Nach „Heimatveränderung“ und „Gespräche zu Fuss“ liegt hier mit „Wegen Marianne“ der dritte Gedichtband des von seiner norditalienischen Herkunft geprägten Aargauer Lyrikers Virgilio Masciadri vor. Der Band ist vor allem eine Liebeserklärung an Frankreich und Paris; und so sehr dieser Dichter – wie weiland Ezra Pound – nie sein immenses Wissen als Philologe und Intellektueller verschweigt, seine Gedichte verlieren deswegen in keiner Zeile ihre Frische und Spontaneität. Und auch in den vorliegenden Tagtag-Gedichten bleibt er ein poetischer Spaziergänger, der Landschaften, Strassen, Städte, Bistros und Menschen aufspürt, Beobachtungen auf Augenhöhe unternimmt, um, wie Roman Bucheli in der NZZ richtig schrieb, „in der sprachlich hochpräzisen Zuwendung zum Sichtbaren dessen Kehrseite hervorzutreiben“. Grenzgängerisch erkundet Virgilio Masciadri vertraute wie ferne Orte und führt uns mit verhaltener Ironie durch scheinbar unpoetische Zwischenzeiten von Schnee und Nebel. Muttersprache und Fremdsprache, Aktualität und Bildungsfragmente mischen sich locker mit einem nur vordergründig harmlosen Plauderton. Entstanden ist so ein lyrisches Fotoalbum voll überraschender An- und Einsichten, das über den Stand der Dinge so gut Aufschluss gibt wie über die Suche nach den Spuren der verlorenen Zeit. Lesern und Leserinnen begegnen kurzum Gedichten, die das Herz beschwingen, zum Nachdenken anregen und zugleich südländische Eleganz mit der Erfahrung des Ich verknüpfen.