Werte, Wohlfahrt und das Gute Leben.
Philosophen und Ökonomen im Ethik-Diskurs. Symposium der Studienstiftung des Deutschen Volkes an der Universität Passau.
Hartmut Laufhütte, Reinar Lüdeke
Viele geläufige Fragestellungen aus den Sozialwissenschaften sind mit diffizilen ethischen und ordnungstheoretischen Grundfragen verbunden, die selbst in der modernen Konstitutionenökonomik nur unzureichend gewürdigt und bedacht werden. Andererseits kann eine (Sozial-)Philosophie nur konkrete Früchte tragen, wenn sie die Elemente der conditio humana einschließt und eine Wirkungsanalyse gesellschaftlicher Institutionen (und Meta-Institutionen) berücksichtigt. Kurzum: Philosophen und Sozialwissenschaftler haben sich etwas zu sagen. Doch im Tagesgeschäft bleibt dies oft ungesagt. Der vorliegende Sammelband faßt Beiträge von Philosophen und Ökonomen zu der „normativen“ Basis sozialwissenschaftlicher Analysen zusammen. Aus einer Kurztagung der Studienstiftung des Deutschen Volkes an der Universität Passau hervorgegangen, soll er zum Dialog zwischen Ökonomen und Philosophen beitragen.
Nach einem Überblick über die „normativen“ Grundfragen aus bewußt ökonomischer Sicht (Beckmann, Geyer und Hauser) geht es zunächst darum, was die Menschen wollen sollen: Konzepte des Guten Lebens und des Guten. Schaber betrachtet dazu verschiedene Konzeptionen des Guten Lebens und argumentiert für eine objektivistische Variante. In der Arbeit von Steinvorth wird dann gefragt, wie sich moralische Urteile insbesondere im Rahmen einer perfektionistischen Ethik begründen lassen. Mohrs schließlich weist auf Verbindungen zwischen dem – in der Ökonomie zum Welfarismus geläuterten – klassischen Utilitarismus nach Mill und einer Kantischen Pflichtethik hin.
Im zweiten Teil des Bandes wenden wir uns zwei konkreten Fragekomplexen aus der Sozialphilosophie zu. Müller untersucht kritisch den methodischen und erkenntnistheoretischen Hintergrund des Sozialvertragsgedankens, auf dem die moderne Konstitutionenökonomik aufbaut. Die Beiträge von Beckmann und von Schmidt behandeln das Spannungsverhältnis zwischen individueller Freiheit und dem Pareto-Prinzip als Grundlage des ökonomischen Welfarismus. Bei Beckmann steht die Frage im Mittelpunkt, wie sich eine Freiheitsregel aus ordnungstheoretischer Sicht rechtfertigen läßt, während Schmidt das bekannte Sensche Theorem von der Unmöglichkeit eines paretianischen Liberalen vertiefend untersucht.