Wie die Eidgenossen Japan entdeckten
Thomas Immoos, Roger Mottini
‚Um diese Zeit herrschte in Japan große Aufregung. Das Inselreich, das, von dem Rest der Welt abgeschlossen, sich in selbständiger, eigenthümlicher Weise entwickelt hatte, war plötzlich von den Fremden heimgesucht und gewissermaßen in Besitz genommen worden. Die Regierungspartei duldete die Eindringlinge, da sie weise genug war, um einzusehen, daß sie bei einem kriegerischen Zusammenstoß mit einer der großen Westmächte unfehlbar zu Grunde gehen würde. Die offenen und geheimen Feinde des herrschenden Taikun aber sprachen von den alten, großen Zeiten Japans, als das stolze Nippon, das „Reich der aufgehenden Sonne“, stark genug gewesen war, um die Fremden, die sich ungebeten auf seinem Boden niedergelassen hatten, mit dem Schwerte in der Faust ins Meer zu treiben. Sie klagten den Taikun an, Japan gedemüthigt zu haben; sie warfen ihm vor, Nachkomme eines Usurpators zu sein, der die göttliche Macht des wahren Kaisers von Japan, des Mikado, hinterlistiger Weise an sich gerissen habe, und sie verlangten, daß er freiwillig abdanke, oder drohten, ihn mit Gewalt zu stürzen. Am lautesten äußerte sich die Unzufriedenheit in den Provinzen Satzuma und Mito, wo die Empörung auf offener Straße gepredigt wurde.‘
(Aus: Rudolf Lindau, „Kleine Welt,“ Berlin 1880)