Wiener Mysterien
mit Fotos von Giovanni Mikes
Christian Loidl, Giovanni Mikes, Andreas Okopenko
Der große österreichische Lyriker und „sprachliche Ausdruckstänzer“ Christian Loidl mit seinem einzigen Prosa-Band – 16 Feuilletons über seltsame, schräge, aus dem Alltäglichen ausscherende Wiener Orte und Institutionen (viele von ihnen inzwischen dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen), in unnachahmlich bildlicher Beschreibungskunst.
Vom Sex-Museum zum Tonbandstimmenverein, von der Prater-Sauna zum Däniken-Vortrag, von den Brandinesern zu kaisertreuen Kurgästen in Bad Ischl – Loidls Neugier gilt den „Typen“, Menschen, die ihre Eigenart, und sei sie noch so banal, in einer Weise leben, die sie authentisch macht; so also, dass sie mit sich selbst übereinstimmen. Sie zeichnet Loidl ab, unbestechlich, doch nie ohne Sympathie. „Das Gesicht wie eine klaffende Leberkässemmel“ – man sieht es vor sich. „Prä-mutzenbacherische Mysterien“ sind es, die er in seiner Entlarvung billigster Schundliteratur ergründet. Die „böse Rose“, die eine als Tatoo bestellt, wird dadurch schon fast zu Hexengestalt. Da schreiten käutzige Mönche durch Bibliotheken, melden sich verblichene Haustiere per Tonband – und in einem Essayband über Wien darf natürlich der Tod nicht fehlen und der sprichwörtliche „71er“, die Straßenbahn Richtung Zentralfriedhof.
Ein höchst unterhaltsamer Band für Wien-Kenner und die es werden wollen, und jedenfalls für alle, die die Schönheit des Abgefahrenen in präzisester sprachlicher Darstellung zu genießen wissen.