Wittgenstein in Cassino. Trakls Tod
Zwei Stücke
Götz Wienold
Ludwig Wittgenstein ist zu Beginn des Ersten Weltkriegs Kanonier, Georg Trakl Sanitäter. Trakl hält Kriegserlebnissen nicht stand und ist hospitalisiert, an der verbotenen Liebe zur Schwester ist er gescheitert. Wittgenstein, seiner Homosexualität noch unsicher, sehnt sich nach David Pinsent im fernen England. Er will Trakl treffen, kommt aber zu spät, um ihn vom Freitod zu retten. Geschwisterliebe und Liebe zum gleichen Geschlecht, gleichermaßen sozialer Unterdrückung ausgesetzt, überkreuzen sich in Trakls Tod. Wittgenstein in Cassino sieht ihn als Gefangenen nach Kriegsende. Er hat den Weg, seine sexuelle Orientierung zu leben, gefunden, wie den zum Tractatus und zur Besitzlosigkeit. Er bekennt, lieber wolle er sich töten lassen, als einen anderen töten. Ethisches lässt sich nicht in Sätzen aussagen, sondern „zeigt sich“ im Handeln selbst. Der Kampf für die Freiheit der Sexualitäten und die Verurteilung des Tötens finden zusammen.