Wo das Gestern geblieben ist
Gedichte
Michael Hillen
Poesie, die mit feinem Instrumentarium sich aufmacht, Vergangenem
nachzuspüren und dabei auf unvermutet Gegenwärtiges trifft – seiner
Melancholie, bisweilen seinem Schrecken.
der neue tag
durchs offene fenster steigt ein
das frühstücksradio eines nachbarn,
direkte schaltung
an die orte des unglücks.
der neue tag ist aufgeschreckt,
kein auge wird er mehr zutun,
nachhallende glockenschläge
des fernen münsters.
in den tontöpfen auf dem sims
das stumme gebet der kapuzinerkresse,
redegelübde brechen
mit einem schweigen.