Yvette Guilbert
Pionierin einer musikalischen Mediävistik zum Hören
Annette Ziegenmeyer
Yvette Guilbert (1865-1944) ist international vor allem als Diseuse am Pariser Café-concert des Fin de siècle und Vorreiterin des Kabaretts bekannt. Die vorliegende Untersuchung bietet erstmals eine Darstellung von Guilberts „zweiter Karriere“, d. h. der Zeit ab 1900, in der sie sich vom Café-concert abwendet und aktiv in der Pionierbewegung der musikalischen Mediävistik an der Wiederentdeckung des altfranzösischen Liedgutes des Mittelalters mitwirkt.
Im Zentrum der Studie stehen Guilberts Vermittlungsformen, mit denen sie das altfranzösische Liedgut einem breiten Publikum zugänglich macht und es vor allem in Konzerten präsentiert. Außerdem werden die Räume und Institutionen ihres Wirkens sowie ihre Interaktion mit Mediävisten eingehend daraufhin untersucht, inwieweit Guilbert als Spezialistin ihres Faches als Ansprechpartnerin und Kollegin herangezogen wird. Ein Schwerpunkt liegt hierbei auf der Frage, inwieweit sich Guilbert als Künstlerin aktiv in den Dialog mit der Forschung einbringt und welche Impulse sie für die Entwicklung der musikalischen Mediävistik in ihrer Zeit gibt und hierbei insbesondere das „Hören“ mittelalterlicher Musik in den Mittelpunkt stellt. Sämtliche Aspekte von Guilberts vielfältigem Wirken sind in einem umfangreichen Anhang dargestellt, in dem zahlreiche Dokumente zum Weiterforschen einladen.