Zeichnungen von Leonardo da Vinci als Buchillustrationen 1509 bis 1600
Die Entdeckung von Leonardos Anatomie- und Pferdestudien in der gedruckten Literatur
Boris Röhrl
Dieses Werk beantwortet die Frage, welcher Teil von Leonardos zeichnerischem Œuvre bereits im späten 15. und im 16. Jahrhundert als Buchillustration publiziert wurde. Das erste Kapitel stellt die heute schon bekannten Wege der Veröffentlichung vor. Das zweite und das dritte Kapitel behandeln die beiden Bücher, in denen sich Spuren von Leonardos Zeichnungen nachweisen ließen: die „Varia commensuración para la Esculptura y Architectura“ (1585 und 1587) von Juan de Arfe y Villafañe und die „Proporcion der Ross“ (1528) von Sebald Beham. Es wird eine Vorstellung darüber gegeben, auf welchen komplizierten und verschlungenen Wegen die zeichnerischen Studien Leonardos im Zeitraum zwischen 1498 und 1585 in Buchillustrationen umgesetzt wurden.
Die Vermutung, dass eine größere Anzahl von anatomischen Zeichnungen Leonardos bereits im 16. Jahrhundert im Buchdruck erschien, also fast zweihundert Jahre vor den ersten kunstgeschichtlich bekannten Kupferstichen nach Leonardos anatomischen Studien, wurde von Kunsthistorikern zunächst strikt zurück – gewiesen. Diese These galt schon deshalb als wenig plausibel, weil keine literarische Quelle eine derartige Möglichkeit erwähnte. Die ersten seinerzeit bekannten Kupferstiche nach Leonardos Zeichnungen sind aus dem 17. Jahrhundert. Die jahrelange kontroverse Diskussion über die Möglichkeit der früheren Umsetzung einiger Zeichnungen Leonardos in den Holzschnitt und Bleidruck führte zu neuen Forschungen des Autors und zu einer Systematisierung dieser These. Diese wurde schließlich von einer Gutachterkommission der kunsthistorischen Zeitschrift „Archivo Español de Arte“ in Madrid anerkannt.
Boris Röhrl arbeitete zunächst als Typograf und Buchillustrator für verschiedene Verlage. Seit 1993 ist er Professor für Illustration an der Hochschule RheinMain in Wiesbaden und hat zahlreiche Arbeiten zur Kunstgeschichte der Renaissance und des 19. Jahrhunderts veröffentlicht. Bereits seine „Geschichte und Bibliographie der Tierzeichenbücher 1528–2008“, die 2009 in der Reihe „Hiersemanns Bibliographische Handbücher“ erschien, beschäftigt sich mit Leonardos Tierstudien.