Zeiten des Endes – Ende der Zeiten?
Rektoratsrede gehalten an der Jahresfeier der Universität Basel am 29. November 2002
Ulrich Gäbler
Das Wort vom Ende geht um. Die einen meinen, dass die politischen Erschütterungen der jüngsten Zeit das Ende der weltweiten Verständigung zwischen Staaten und Gesellschaften einläuten. Andere sprechen wegen der biotechnologischen Entwicklung gar von einem «Ende des Menschen». Zeiten des Endes seien angebrochen.
Doch die Rede vom Ende greift noch tiefer. Anlass geben die Ereignisse des 11. September 2001. Um das Unfassbare verständlich zu machen, mussten Begriffe aus dem traditionellen Endzeitvokabular herhalten. Angriffe gegen Amerika von apokalyptischem Ausmass seien es gewesen. Keineswegs zufällig formiert sich die offizielle Reaktion der Vereinigten Staaten unter dem Slogan eines «Kampfes gegen das Böse» – eine unübersehbare Erinnerung an die christliche Identifizierung des Bösen mit der Person des Satans und dessen Vernichtung in einer endzeitlichen Entscheidungsschlacht. Nicht bloss von Zeiten des Endes wird gesprochen, sondern gar vom Ende der Zeiten.