Zigarrenmanufaktur in Bünde
am Beispiel des Unternehmers August Steinmeister und der Minden-Ravensberger Zigarrenarbeiter
Dorothea Arnold
Die Studie beschreibt, wie die Region Minden-Ravensberg nach dem Niedergang der Leinenmanufakturen in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts einen Aufschwung durch die Zigarrenindustrie erlebte. Sie stellt diese Entwicklung in zwei Teilen aus der jeweils unterschiedlichen Sicht von Zigarrenfabrikanten und Zigarrenarbeitern dar.
Als liberaler Unternehmer wird der Kaufmann August Steinmeister (1820-1874) vorgestellt, dessen harter Lebensweg ihn befähigte, in Zeiten politischer, wirtschaftlicher und sozialer Umbrüche mit seinem Partner und Freund Tönnies Wellensiek die Zigarrenfabrik Steinmeister & Wellensiek aufzubauen. Sein engagiertes Verhältnis zu Unternehmerkollegen, Behörden, institutionellen Zusammenschlüssen, privaten Vereinigungen und zu seinen Arbeitern verhalf ihm zu hoher Anerkennung.
Anhand von Berichten der Handelskammern Bielefeld und Minden wird gezeigt, wie sehr Unternehmerentscheidungen von der zeittypischen Erwerbsgesinnung und von innen- und weltpolitischen Entwicklungen abhingen.
Ohne die arbeitswilligen Zigarrenarbeiter und -arbeiterinnen hätte Minden-Ravensberg seine wirtschaftliche Krise nicht bewältigen können. Ihre soziale und politische Lage und ihre Mentalität wurden recherchiert. Von Behörden, Unternehmern und der Kirche paternalistisch bevormundet, verharrte die Landbevölkerung widerspruchslos „unter der Herrschaft von Thron und Altar“. Viele Zigarrenarbeiter dagegen schlossen sich in sozialistischen Vereinen zusammen; ihre Emanzipationsbestrebungen werden in Beispielen aufgezeigt.
Ein Ausblick auf die Unternehmerfamilie Steinmeister, die Entwicklung der Firma Steinmeister & Wellensiek im 19. und 20. Jahrhundert und deren Liquidation 1956 nach genau einhundert-jährigem Bestehen beschließt die Studie.
Sie basiert u.a. auf umfangreichen digitalen Quellen.