Zum Planetarium
Wissensgeschichtliche Studien
Ulrike Bergermann, Arianna Borrelli, Anthony Cook, Hans-Liudger Dienel, Richard D. Easton, Wolfgang Ernst, Boris Goesl, Gabriele Gramelsberger, Durs Grünbein, Stephan Günzel, Hans-Christian von Herrmann, Tim Florian Horn, Susanne Hüttemeister, Joachim Krausse, Michael Kuhmann, David McConville, Ludwig Meier, Sven Messerschmidt, Jürgen Mittelstraß, Günther Oestmann, Kohei Suzuki, Friedrich Ulfers, Hans-Christian von Herrmann
Als begehbares, immersives Modell des Kosmos gewährte das Projektionsplanetarium zu Beginn des 20. Jahrhunderts erstmals die Erfahrung einer vollkommen technisch durchdrungenen Natur.
In den Jahren 1919 bis 1925 wurde in den Jenaer Zeiss-Werken ein kuppelförmiges Gebäude erfunden, das für seine Besucher den natürlichen Eindruck von Fixsternen und Planeten aus einer Projektion von Lichtpunkten und einer komplexen Überlagerung von Drehbewegungen hervorgehen ließ: das Projektionsplanetarium. Damit trat der entgötterte und in seinen Erscheinungen allein den Gesetzen von Newtons Mechanik folgende Sternenhimmel, an dem die Transzendentalphilosophie Kants die Autonomie des Erkenntnissubjekts exemplifiziert hatte, ins Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit ein. Als Simulation des raum-zeitlichen Umweltbezugs des Menschen wurde das Projektionsplanetarium zu einem Ort, an dem mitten im städtischen Alltag Natur als Produkt medialer Prozesse hervortrat und zugleich ästhetisch der Übergang in neue technische Umwelten eingeübt werden konnte.