Zur Flechtenflora der inneralpinen Trockentäler unter besonderer Berücksichtigung des Vinschgaus
Arthur Kurt Buschardt
1. In der vorliegenden Dissertation wird eine erste zusammenfassende Darstellung der Flechtenflora der inneralpinen Trockentäler versucht. Als Grundlage der Untersuchung hat der Autor in den Jahren 1971-1977 etwa 250 Tage mit reiner Geländearbeit in verschiedenen inneralpinen Trockentälern zugebracht und dabei annähernd 6.000 Flechtenproben von xerothermen Standorten des Gebietes gesammelt. 2. Im allgemeinen Teil werden einige Hinweise zu den besonderen ökologischen Bedingungen in den inneralpinen Trockengebieten gegeben, die mit folgenden Stichworten umrissen seien: Subkontinentaler Klimacharakter, Niederschlagsarmut, geringe relative Luftfeuchtigkeit, hohe Sonnenscheindauer durch Wolken- und Nebelarmut, direkte S-Exposition der einen Talhangseite durch West-Ost-Verlauf der Trockentäler, starke Talwinde, anthropogene Einflüsse. Es folgen eine kurze Charakteristik des speziellen Untersuchungsgebietes (VINSCHGAU, WALLIS, AOSTA-TAL, VELTLIN, VIRGENTAL in Osttirol) und einige Bemerkungen zu den anteiligen Flechtenelementen der inneralpinen Trockengebiete. 3. Im speziellen Teil der Dissertation werden in einer ersten Zusammenfassung 124 Flechtenarten vorgestellt, die an den xerothermen Standorten des Untersuchungsgebietes gefunden wurden. Neben Anmerkungen zur Taxonomie, Morphologie, Ökologie und zur allgemeinen Verbreitung werden detaillierte Fundangaben für den Bereich des Untersuchungsgebietes gemacht. Diese Angaben sind bei einem größeren Teil der behandelten Flechten durch Punktverbreitungskarten ergänzt. Um eine optimale Kontrolle zu gewähr-leisten, wurden nur Funde zitiert, die durch Proben aus dem Herbar des Verfassers oder – in selteneren Fällen – aus anderen Sammlungen belegt sind. 4. Bemerkenswerte Ergebnisse: Für eine Reihe von Arten, die bislang nur von wenigen Fundorten (in einigen Fällen sogar nur von einem einzigen!) bekannt waren, hat die Untersuchung zahlreiche neue Funde erbracht (vgl. Buellia buellioides, Buellia subsquamosa, Caloplaca microphyllina, Lecidella lacteola, Parmelia ulophyllodes, Physcia strigosa, Physconia petraea, Solorinella asteriscus, Toninia albomarginata). Bemerkenswerte Funde gab es auch bei Arten, die bisher nur aus anderen Gebieten – vor allem aus dem Mittelmeergebiet – bekannt waren und in den inneralpinen Trockentälern bislang kaum oder gar nicht gesammelt wurden, wie Caloplaca conglomerata, Diploschistes actinostomus , Diploschistes ocellatus, Fulgensia desertorum, Lecanora riparti, Lecidea sarcogynoides, Leptogium hildenbrandii, Parmelia stictica, Peltula obscurans var. obscurans, Peltula obscurans var. hassei, Physcia hispidula, Physciopsis adglutinata, Physconia grisea ssp. lilacina, Psora albilabra. Besonders bemerkenswert sind die Funde von Peltula placodizans (bislang nur aus Nordamerika bekannt!) und Parmelia soredians (neu für Mitteleuropa!). Unter den verschiedenen Funden von Physcia constipata war auch eine Probe mit Apothecien. Für die an sich alpinen Flechtenarten Dimelaena oreina, Lecidella inamoena und Rhizoplaca chrysoleuca werden zahlreiche Funde von xerothermen Standorten zitiert. 5. Auf Anraten von Prof. J. POELT wurde eine Neukombination gemacht: Buellia buellioides (Metzler ex Arnold) Buschardt comb. nov. Basionym: Rinodina buellioides Metzler ex Arnold. 6. Neue Taxa wurden nicht erstellt.