Zwischen Gelehrtenkultur und Wissenschaftsgeschichte
Historische Studien zur literarischen Kultur der Frühen Neuzeit
Herbert Jaumann
Die in diesem Band versammelten Texte sind eine Auswahl an Vorträgen und Aufsätzen des Verfassers aus vier Jahrzehnten, der älteste von 1981, der jüngste aus dem vergangenen Jahr 2021. Sie sind in Zeitschriften, in Lexika für Begriffe und Autoren und in Sammelbänden im Druck erschienen, bei zweien handelt es sich um ungedruckte Vortragsmanuskripte. Ein längerer Blick ins Inhaltsverzeichnis kann zeigen, daß sich die Beiträge in erster Linie mit einer Rekonstruktion der latein- bzw. deutschsprachigen Gelehrtenkultur in der Frühen Neuzeit befassen. Bei den meisten von ihnen ist das Interesse weder auf Entwicklungsgeschichten ,vonbis` noch eigentlich darauf konzentriert, was man seit dem 19. Jahrhundert ,Literaturgeschichte‘ nennt. Text Nr. 3 enthält in aller Kürze vielleicht die am entschiedensten formulierten Auffassungen des Verfassers zu den Gegenständen und Absichten seiner Forschungen. Danach ist unter ,Früher Neuzeit` die europäische Makroepoche zwischen Spätmittelalter und Französischer Revolution zu verstehen, in den landläufigen Begriffen: vom Renaissancehumanismus bis zur Aufklärung, oder, nach dem Vorschlag des großen Historikers Delio Cantimori (1955): die et`a umanistica von Petrarca bis Goethe oder von Cola di Rienzo bis Saint-Just. In dieser Epoche ist Gelehrtenkultur noch stets die Grundlage auch dessen, was man, trotz der Gefahr, mißverstanden zu werden, auf Deutsch wohl nicht anders als ,literarische Kultur‘ nennen kann.