Ernst Krenek und Kurt Weill, beide Jahrgang 1900, eint vieles. Sie stammen aus intellektuell privilegierten Familien, sahen sich schon früh in ihrem kompositorischen Wollen bestärkt, standen den Hurrapatrioten des Ersten Weltkrieges mehr als reserviert gegenüber, übersiedelten um 1920 nach Berlin und profitierten beide vom künstlerischen Aufbruch der Republik. Sie avancierten schon bald zu den Shootingstars ihrer Generation, waren mit ihren Werken bei den eben gegründeten Donaueschinger Musiktagen vertreten und konnten in der zweiten Hälfte des Dezenniums sensationelle Erfolge mit ihren Bühnenwerken verbuchen: mit Jonny spielt auf (1927) beziehungsweise mit der Dreigroschenoper (1928). Nach der sogenannten Machtergreifung hatten beide mit den Repressalien der Nationalsozialisten zu kämpfen. Weill entzog sich deren Zugriff schon 1933, indem er nach Paris wechselte, um zwei Jahre später nach New York zu emigrieren. Krenek parkte sich im noch republikanischen Wien zwischen, folgte seinem Kollegen allerdings nach der Annektierung Österreichs, also 1938, in die USA. Das gemeinsame Exil schien indes das Zeitgenössisch-Verbindende zwischen Weill und Krenek aufzuheben. Jener arbeitete zielstrebig an der Entwicklung des ihm vorschwebenden Ideals einer Broadway Opera, weil er den eigenen künstlerischen Anspruch mit den Wünschen eines urbanen, an sozialen Themen interessierten Publikums zu vermählen hoffte. Dieser gab vor allem seinem inneren Drang nach, das durch Arnold Schönbergs Zwölftonmethode erschlossene Terrain tiefergehend zu erkunden, ein Vorhaben, das ihm eine gewisse Isolation bescherte. Ausführliche Informationen finden Sie unter www.editionargus.de
Aktualisiert: 2021-04-01
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Im Februar 2005 widmete sich erstmals ein internationales Symposion dem Thema „Musiktheater im Exil der NS-Zeit“. Veranstaltungsort war das Musikwissenschaftliche Institut der Universität Hamburg. Die 16 Referate der Tagung sind im vorliegenden Band abgedruckt:
Vorwort der Herausgeber; Barbara von der Lühe (Berlin), Belcanto auf Iwrith; Burcu Dogramaci (Hamburg), „Faust“ für Ankara – Carl Ebert im türkischen Exil; Fiamma Nicolodi (Florenz), Aspects of Italian Musical Theatre under the Fascist Dictatorship; Beate Angelika Kraus (Bonn), Exilmusik auf Frankreichs Bühnen? Musiktheater in Paris von 1933 bis 1944; Barbara Busch (Würzburg), Kurt Jooss und Berthold Goldschmidt im englischen Exil. Auf den Spuren eines verloren geglaubten Werkes: „Chronika“; Michael Fend (London), Das Unternehmen Glyndebourne in den 1930er Jahren; Jutta Raab Hansen (London), Musiktheater in Internierungslagern auf der Isle of Man; Friedrich Geiger (Hamburg), Amerika im Musiktheater – Musiktheater in Amerika. Das Beispiel Richard Mohaupt; Claudia Maurer Zenck (Hamburg), Ein Musiktheaterexport nach Nordamerika – die Salzburg Opera Guild; Albrecht Gaub (Middleton, Wisconsin), Der Beitrag von Exilanten aus Deutschland zur Entwicklung des Musiktheaters in Kanada; Friederike Fezer (Hamburg), Irr- und Umwege eines Opernregisseurs im Exil. Die biographischen Stationen und künstlerischen Tätigkeiten P. Walter Jacobs von 1933 bis 1949; Albrecht Dümling (Berlin), Schneewittchen in Uniform. Die Musikrevue Sergeant Snow White 1943 in Melbourne; Ingo Schultz (Handewitt), Komponiert und geprobt im KZ Theresienstadt: Der Kaiser von Atlantis oder Die Tod-Verweigerung von Viktor Ullmann; Peter Petersen (Hamburg), Der Weg der Verheißung von Weill / Werfel / Reinhardt und Hagadah shel Pessach von Dessau / Brod – ein Vergleich; Christoph Dompke (Berlin), Operette, Musical und Kabarett im Exil; Sophie Fetthauer (Hamburg), Opernsänger und -sängerinnen im Exil am Beispiel der Ensemblemitglieder des Hamburger Stadttheaters.
Aktualisiert: 2021-01-09
Autor:
Barbara Busch,
Burcu Dogramaci,
Christoph Dompke,
Albrecht Dümling,
Michael Fend,
Sophie Fetthauer,
Friederike Fezer,
Albrecht Gaub,
Friedrich Geiger,
Beate A Kraus,
Barbara von der Lühe,
Fiamma Nicolodi,
Peter Petersen,
Jutta Raab Hansen,
Ingo Schultz,
Claudia Maurer Zenck
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Als die Musikpublizistin Anneliese Landau (1903-1991) wegen ihrer jüdischen Herkunft 1939 ins Exil nach England und später weiter in die USA gehen musste, hatte sie sich im Kulturleben der Weimarer Republik bereits vor allem in dem noch jungen Medium Rundfunk einen Namen gemacht. Die „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten sollte dieser Karriere ein jähes Ende bereiten und Landau aus dem öffentlichen Kulturleben verbannen. Der Jüdische Kulturbund Berlin sollte ihre neue Wirkungsstätte werden. Während ihrer sechsjährigen Vortragstätigkeit trug sie dabei nicht nur zum Gelingen dieses Unternehmens bei, sondern hatte auch erheblichen Einfluss auf die Ausbildung eines neuen jüdischen Selbstbewusstseins, das von dem Philosophen Martin Buber unter den Begriff einer „Jüdischen Renaissance“ gestellt worden war. Ein Großteil ihrer Publikationen und Vorträge handelte von dem Problem einer genuin jüdischen Musik, die es nach Ansicht Landaus zwar noch nicht gab, die aber zu schaffen sein würde, sobald die europäischen Juden eine eigene Heimstatt gefunden hätten. Sie verwies dabei immer wieder auf die „Neue jüdische Schule“ in Russland und Komponisten wie Alexander Krein, die aus einem jüdischen Selbstbewusstseins heraus komponierten. Das vorliegende Buch liefert so einen Beitrag zu der bis heute andauernden Diskussion um den Begriff einer „jüdischen Musik“, die immerzu auch ein Politikum war.
Aktualisiert: 2021-01-09
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Der Band dokumentiert eine Tagung der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart, die in Verbindung mit der Bundesakademie für kulturelle Bildung vom 16. bis 18. Dezember 2005 in Wolfenbüttel stattgefunden hat. Das Anliegen, die Folgen des Exils in der Musikkultur der Nachkriegszeit zu untersuchen und das Exil als eine der konstitutiven Bedingungen dieser Musikkultur zu verstehen, begegnete damals noch viel deutlicheren Reserven als heute. Ausgangspunkt der Arbeit war und ist die Überzeugung, dass man das Phänomen der Rückkehr aus dem Exil und seine kulturelle Bedeutung nur verstehen kann, wenn man die Kommunikationsbedingungen und -netzwerke begreift, unter denen sich Exilierte und Dagebliebene begegnen. Dies gilt besonders für die Frage nach dem Gelingen oder Nichtgelingen beruflicher Rückkehr. Aus dieser Perspektive ging es darum, am Beispiel der Musikhochschulen die Bedingungen der Kommunikation zwischen exilierten Einzelpersonen und den Institutionen des Musiklebens nach 1945 in (zunächst West-)Deutschland zu thematisieren. Methodisch war dies allerdings angesichts der traditionell strikten Trennung von Biographik und Institutionsgeschichte zumindest diskussionsbedürftig. Die Fokussierung auf Musikhochschulen ließ dabei die institutionellen Gemeinsamkeiten ebenso hervortreten wie die Breite der spezifischen örtlichen Situationen. Angesichts der Verflechtungen des europäischen Kulturraumes und der Bedeutung der Hochschulen und Orchester in den Nachbarländern schien es naheliegend, den Blick zu weiten und mit den Beiträgen zu Wien und den Niederlanden einen ersten Schritt zu tun in Richtung einer Öffnung der musikwissenschaftlichen Remigrationsforschung auf eine europäische Perspektive. Ein Komplement zu den institutionenbezogenen Beiträgen liefern zwei Beiträge zu den individuellen biographischen Situationen von Peter Jona Korn und Hans Swarowsky, die beide in verschiedener Weise einflussreiche Stellungen an musikalischen Ausbildungsstätten der Nachkriegszeit innehatten. Die Gespräche, die Franziska Stoff mit Dorothea Ammann-Goesch führte, weisen nicht nur auf den Umstand hin, dass es - jedenfalls in Berlin - in der künstlerischen Ausbildung auch Schutzräme für Menschen gab, die von den Nazis verfolgt wurden, sie beleuchten die Situation aus der Sicht einer betroffenen Musikerin, und sie geben Einblick in die Bedingungen einer beruflichen Laufbahn nach dem Krieg.
Aktualisiert: 2019-10-16
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