Die beiden hier vorgestellten Theaterstücke „Keshō“ (= Schminke; 1982) und „Yabuhara kengyō“ (= Meister Yabuhara; 1973) gehören zum festen Repertoire des Komatsu-za und kommen regelmäßig zur Aufführung. Satsuki Yōko, die Leiterin einer Truppe von Wanderschauspielern, wird mit ihrem vor mehr als zwanzig Jahren ‚weggeworfenen Kind‘ wiedervereinigt, wobei im Verlauf des Geschehens immer unklarer wird, was an dieser Wiedervereinigung Wirklichkeit ist und was Wahn ... Seit seiner Premiere im Jahr 1982 wurde Inoues beliebtes Einpersonenstück SCHMINKE, ein meisterhaft komponiertes 'Play within a play', mehr als sechshundertmal aufgeführt, u. a. in Europa, Kanada und den USA. Sugi no Ichi, der spätere Meister Yabuhara, gehört zu jener Gruppe von Menschen, denen es das Schicksal nicht leicht gemacht hat. Von Geburt an blind, in Armut aufgewachsen und mit einem Mörder als Vater, bleibt ihm einzig der Weg, Mitglied der Gilde der blinden Sänger-Musikanten, Masseure und Akupunkteure zu werden, um gesellschaftliche Anerkennung zu finden. Sein Ziel: Er möchte aufsteigen bis zum höchsten Rang eines Blindenmeisters. Aber das kostet Geld. Viel Geld. Mit dem Rezitieren von Balladen allein gelingt ihm das nicht. Deshalb greift er zu anderen Mitteln... Das Drama MEISTER YABUHARA, ernst und parodistisch zugleich, gehört zu Inoues am häufigsten aufgeführten Stücken und wird nicht selten mit Brechts „Dreigroschenoper“ in Verbindung gebracht. Inoues Dramen dienen in erster Linie der Unterhaltung, und er ist unbestritten ein Meister darin, mit seinen bunten Farben, Klängen, Formen und Worten eine das Publikum faszinierende Welt auf der Bühne zu schaffen. Es ist aber vor allem der originelle Ansatz, der seine Stücke auszeichnet, die Art und Weise, wie er seine Themen behandelt und das Leben der Menschen beschreibt – ein Ansatz, der sich am treffendsten wohl in dem Motto Inoues ausdrückt, wenn dieser auf die Frage, was für ihn in seinem Schaffen wichtig sei, antwortet: „Ich möchte Kompliziertes einfach, Einfaches tief, Tiefes lustig und Lustiges ernsthaft beschreiben.“ Wie sehr sich sein Publikum von diesem Konzept noch heute begeistern lässt, zeigt die anhaltende Popularität seiner Stücke, deren Aufführungen auch jetzt, mehr als ein Jahrzehnt nach seinem Tod, fast immer bis auf den letzten Platz ausgebucht sind. Inoue Hisashi war von 2003 bis 2007 Präsident des japanischen P.E.N.-Clubs. Er starb am 9. April 2010 in Kamakura (Präfektur Kanagawa) im Alter von 75 Jahren.
Aktualisiert: 2023-01-19
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Aktualisiert: 2023-04-15
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Ohne es zu ahnen, legte Yūzaki Kiyotsugu, der spätere Kanze Kan’ami, mit der Yūzakiza um die Mitte des 14. Jahrhunderts den Grundstein für eine Theaterkunst, deren Tradition von einem berühmten Sohn Zeami bis auf den heutigen Tag nahezu unverändert überdauert haben soll. Die japanischen Schwestergattungen Nō und Kyōgen sind Studenten und Gelehrten der Theater- oder Performancewissenschaft auf dem ganzen Globus ein Begriff. Doch ihre Sicht wird durch Fehlwahrnehmungen und Missverständnisse vor allem des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts verzerrt. Fachliteratur suggeriert eine Andersartigkeit japanischer Tradition, die das Verständnis von Handwerken und Künsten für Deutsche in unerreichbare Ferne rücken ließe. „Der Mythos von der vollkommen geschaffenen Kunst“ räumt mit diesem sinnfreien Vorurteil auf und zeigt in einer umfassenden Darstellung des gegenwärtigen deutsch- und englischsprachigen Forschungsstands zum Thema die Problemfelder auf, in denen invented traditions und Fehlwahrnehmungen zu Missverständnissen geführt haben. Dabei richtet sich das Buch an Studenten und andere Lernwillige, die mit dem traditionellen japanischen Theater bislang nur wenig in Berührung gekommen sind, und bietet einen Überblick über die Geschichte von Nō und Kyōgen mit dem Schwerpunkt in der japanischen Moderne bis heute, die vor allem in der deutschen Forschung bislang stiefmütterlich behandelt wurde.
Aktualisiert: 2019-04-17
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Japanisches Theater der Gegenwart: ein aufregender, jedoch bei uns – bis auf wenige berühmte Ausnahmen – weitgehend unbekannter Mikrokosmos, radikal, facettenreich und in regem Austausch mit dem Welttheater. Seit mehr als 100 Jahren greift man in Japan Inspirationen aus den aktuellen Theater- und Tanzszenen der Welt auf und kreiert dabei zugleich eine ganz eigene Welttheaterkultur. Der einzigartige Gestus des Butoh bei Tatsumi Hijikata und Kazuo Ono arbeitete Motive des deutschen Ausdrucktanzes dekonstruktiv aus. Seit der wilden Angura-Kultur der 1970er Jahre experimentierten die japanischen Enfants terribles mit ungewöhnlichen Mischungen aus Performance, minimalistisch stilisiertem No, griechischer Antike, High Tech, postmodernem Tanz und Puppentheater. Jossi Wieler, Simon McBurny, Robert Wilson, Theodoros Terzopoulos, Falk Richter und René Pollesch sind in Japan wohlbekannt, während es bei uns oft an den einfachsten Informationen über das neueste japanische Theaterleben fehlt. Das vorliegende Buch erläutert die hyperradikalen gesellschaftlichen Protestgesten und das Cross-over aller Art, die unterschiedlichen Strömungen der 1980er ,1990er Jahre und der Gegenwart, die immer wieder auch eine faszinierende Auseinandersetzung mit einer der ältesten Theatertraditionen der Welt sucht.
Aktualisiert: 2020-11-20
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