Eine der größten, meist übersehenen Katastrophen der feministischen Epoche ist weltweite Pervertierung oder Zerstörung aller Kulturen. Überall ist nicht nur die Ideologie eingedrungen, sondern mit viel politischem, zuweilen militärischem, wirtschaftlichem und moralischem Druck eine feministische Politik und Denkweise aufgenötigt worden.
Nur in einem über Jahrmillionen Jahre beispiellosen Untergang erfahren wir, wenn wir seltene Stimmen der Vernunft wahrnehmen und als solche erkennen, vom verloren gehenden Charme der Kulturen. Eine solche vereinzelte Stimme war die des Paters, der sich hineinempfand in eine ethnische Kultur, einfach helfen wollte, statt, wie heute üblich, die Kulturen der Welt gendermainstreamend umzustürzen. („Die Herren der weißen Kamele”) Die westliche Zivilisation richtet so wesentlich radikalere Schäden an als zu Kolonialzeiten; dabei fehlt jedes Verständnis für die angerichtete Tragödie.
Fatal ist das auch für uns selbst, weil die westliche Zivilisation seit langem angeschlagen, in vielerlei Hinsicht dysfunktional war. Die Vielzahl anderer, noch bestehender Kulturen hätte beim Scheitern der feministischen Kulturrevolution im Westen ermöglicht, sich nach Alternativen umzusehen und die angerichteten Schäden zu heilen. Stattdessen haben unsere Staaten mit großem Nachdruck ihren Wohlstand ausgenutzt, um im Rahmen der „Entwicklungshilfe”, später politisch korrekter „technische Zusammenarbeit” genannt, massiv alle Kulturen umzudrehen.
In der GTZ und anderen Institutionen wurde ausdrücklich erwähnt, daß es nicht länger genug sei, Frauen bewußt zu bevorzugen, sondern die Aufgabe gezielte Veränderung der Geschlechterverhältnisse sei!
Dabei muß zunächst ein populärer Irrtum ausgeräumt werden, eine allgemein geglaubte Dummheit: Frauen waren in keiner Kultur je unterdrückt, sondern immer bevorzugt, Männer benachteiligt. Das ist wissenschaftlich nachgewiesen, ebenso wie beweisbar ist, daß unsere Intuition trügt, weil die Verhältnisse von angeborenen Mechanismen aus bewußter Wahrnehmung verdrängt werden. (siehe Band 1, in diese Aussagen bewiesen und belegt werden)
Fast alle, selbst feminismuskritische Kräfte, ziehen sich auf eine bequeme Torheit zurück, nach dem Motto „In der westlichen Zivilisation waren Frauen wohl nie unterdrückt, aber bei anderen schon”, weil andere Kulturen tief im Inneren noch mit einem Rest alter kolonialer Herablassung, sprich Arroganz, einem Mangel an Respekt und objektiver ethnologischer Wahrnehmung betrachtet werden.
Kernpunkt dabei ist Differenz. Seit Jahrhunderten haben wir uns daran gewöhnt, Gleichheit mit Gerechtigkeit und Moral, ja Anstand gleichzusetzen. Das war im sozialen Bereich ein historischer Fortschritt gegenüber dem mittelalterlichen Klassensystem oder antiken Gesellschaftsmodellen. Doch führt es enorm in die Irre, wenn die biologisch tatsächlich verschiedenen Geschlechter betrachtet werden - besonders deshalb, weil eine wichtige menschliche Universalie, eine kulturelle Ergänzung der Geschlechter durch Austausch, in unserer Zivilisation seit Jahrhunderten so gut wie verschwunden ist bis auf dysfunktionale Reste.
Daher gibt es fast keinen Zeitgenossen, der nicht dem Irrtum unterläge, Differenz (oder Ungleichheit) als Benachteiligung, Unterdrückung, Ungerechtigkeit, unmoralisch und schädlich zu werten. Jedoch ist ein Austausch, eine Gegenseitigkeit, die ohne Differenz aus logischen Gründen unmöglich ist, eine Grundlage aller Kulturen aller Zeiten seit sieben Millionen Jahren. Dagegen verblaßt das kurzzeitige Experiment selbst westlicher Zivilisation.
Weil dieses Tauschsystem in der westlichen Zivilisation längst nicht mehr funktioniert oder besteht, hat es niemand verteidigt, sich niemand die Mühe gemacht, „fremde” Ethnien gegen feministische Indoktrination und Verbiegung zu verteidigen. Selbst MRA (Männerrechtsaktivisten) sind gefangen im Dunstkreis der Denkstereotype westlicher Moderne. Es hätte strukturaler Ethnologen bedurft, um eine menschlich universale, für alle Kulturen und Zeiten geltende Antwort zu finden.
Kaum jemand kann ermessen, was in den letzten Jahrzehnten den vielen Kulturen der Welt angetan wurde von FeministInnen und ihrer Ideologie, wie uralte, Jahrtausende oder Jahrmillionen alte Ausgleichsmechanismen systematisch zerstört wurden, das Gleichgewicht zerbrochen, biologisch ohnehin dominante Frauen zu einer Übermacht aufgebaut und Männer entrechtet wurden. Wenig Sympathie gab und gibt es dafür, da wir selbst uns ja nicht betroffen glaubten, den FeministInnen einräumten, „bei denen” werde es schon eine „Ungerechtigkeit” gegeben haben, die auszuräumen ja richtig sei.
Auf diese Weise sind wohl sämtliche Kulturen pervertiert und aus dem Gleichgewicht gebracht worden, überall Kinder und Jugendliche entwurzelt, indoktriniert und eine ideologische Brut aufgezogen worden, die überall in der Welt eine Epoche der Probleme beginnen läßt, in der es keine Fluchtmöglichkeit mehr gibt, keinen Rückzug, noch Emigration in andere, noch intakte Kulturkreise.
Zuweilen stoßen auch feministische IdeologInnen auf die Universalität geschlechtlicher Ergänzung, leider ohne ihre Bedeutung für Leben, Gefühle, Verantwortung und Gemeinschaft zu begreifen. (siehe Band 1, Kapitel 3, 4)
«Es läßt sich beobachten, daß die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung im Wasserbereich global erstaunliche Übereinstimmungen aufweist: Frauen wird vielerorts gesellschaftlich die Verantwortung für die Bereitstellung und den Umgang mit Wasser für den häuslichen Bedarf zugewiesen... Die genannten Tätigkeiten sind dabei dem Bereich der Reproduktion zuzuordnen. Diese geschlechtsspezifische Arbeitsteilung ist grundsätzlich auch in Industrieländern anzutreffen; der Unterschied besteht insbesondere darin, daß die Aufgabe des Wasserholens aufgrund der größtenteils vorhandenen zentralen Wasserversorgungsnetze in den Siedlungsgebieten der Industrieländer wegfällt.» (Natalie Mutlak, Integration von Genderperspektiven in der technischen Zusammenarbeit, Uni Bremen)
Wesentlich für Kulturen - wofür die moderne technische Zivilisation eben kein Beispiel ist - sind ergänzende Gegenseitigkeit, ein Austausch zwischen den Geschlechtern, und darüber hinaus gesellschaftlichen Gruppen. Kultur ist im Kernbereich ein Gruppentausch von Gütern, Arbeit, Fürsorge. Bei uns ist dieser fast vollständig erloschen und durch Geldwirtschaft ersetzt. Umso schlimmer, daß sich FeministInnen am folgenreichsten in uralten Kulturen mit der Lebenserfahrung vieler Jahrtausende austoben konnten, die viel besseren Ausgleich kannten, in menschlicher Hinsicht viel weiter entwickelt waren als die junge, geradezu infantile technische Zivilisation!
Nichts auf der Welt verbindet Menschen so verläßlich wie strukturelle Ergänzung in all den vielen unzähligen Kulturen der Welt, die in den letzten Jahrzehnten vom Feminismus verbogen und funktionsunfähig gemacht wurden. Nichts auf der Welt läßt sonst natürliche Gefühle reifen, die bei uns verloren sind. Die Zerstörung der vielen Kulturen, ihren verbindenden Strukturen, war viel folgenreicher als das feministische Theater in der sowieso schon hoffnungslos menschlich kaputten technischen Zivilisation des Westens. Doch kein MRA, niemand hat sich dessen angenommen. Niemand hat das vielfältige Erbe der Menschheit geschützt bei dem größten und manipulativsten Angriff der Geschichte, dem Feminismus. Diese unbesungene Katastrophe ist viel größer als alles, was bei uns diskutiert wird.
Die Schäden sind unermeßlich. Was sich in der technischen Zivilisation abspielt, ist dagegen ein Klacks. Wir dürfen uns auch nicht wundern, wenn unter den so entwurzelten Generationen Extremismen entstehen, die uns dann zu schaffen machen.
Differenz ist keine „Unterdrückung”, sondern Grundlage menschlicher Kultur. Kulturelle Ergänzung und Regeln sind keine „Unterdrükkung”; sondern Voraussetzung für das Reifen von Gefühlen, Verbindungen und damit einer gesunden Individualität, Voraussetzung und Grundlage verläßlicher Gemeinschaft, Gegenseitigkeit, Fürsorge, von erfülltem Leben und Glücksfähigkeit.
Wo es solche Ergänzungsstrukturen nicht gibt, sind Menschen verstümmelt. Die Vielfalt menschlichen Lebens, menschlicher Kulturen, beruht auf der Vielfalt möglicher Ergänzungsstrukturen, die jeweils eine menschliche Universalie anders ausprägen, so wie jede Sprache die Sprachfähigkeit des Menschen zu einem anderen, aber strukturell sehr ähnlichen, Verständigungsmittel ausprägt.
Damit war es schon vor dem Feminismus destruktiv, „Gleichheit” als Prinzip der Geschlechter über Natur und Kultur zu stellen. Gleichheit vor dem Gesetz ist eine Sache; aber bereits ein Gesetz, das Kultur negiert, ist parteiisch und damit ein Problem, weil langfristig so Kultur aufgelöst, „verstaatlicht” und durch politische Machtmittel ersetzt wird. Es geht dabei nicht um Differenz, die letztlich unwesentlich ist, außer für das Selbstbewußtsein der Geschlechter, sondern darum, in Bezug zu setzen, eine Gegenseitigkeit von Aufgaben, Fürsorge und Gefühlen aufzubauen.
Das ist der Charme ferner Ethnien, im Abendland aber seit Generationen, wenn nicht Jahrhunderten, weitgehend untergegangen. Feminismus entstammt diesem Untergang, hat diesen aber in einem hysterischen Amoklauf zu einem Totalschaden übersteigert, der fassungslos macht.
Wer nicht mit geschlossenen Augen durch die Welt gehen mag, ohne zu sehen, was in ihr vor sich geht, lese dieses Buch.