Der Nachsommer

Der Nachsommer von Krug,  Wolfgang, Stifter,  Adalbert, Wichtl,  Anton
Adalbert Stifters „Nachsommer“ ist eine großangelegte epische Erzählung, vielleicht ein Roman, sicherlich nicht irgendein beiläufiger Entwurf oder eine Marotte, sondern ein wohlwollend erarbeiteter Plan, voll von brauchbarer Gründlichkeit und bestimmender Mahnung. In handlichen Buchausgaben davon wird man mindestens sieben- bis neunhundert Seiten, am besten auf Dünndruckpapier, durchlesen müssen oder eigentlich dürfen. Niemand sollte versäumen gänzlich in dieses Dichtwerk einzudringen, wenigstens einmal in seinem Leben, auch wenn ein Zeitgenosse Stifters (Hebbel) abschlägig anderer Ansicht war. Die ganze Handlung ist kurz folgende: Ein junger Mann aus Wien kommt in den Gutsbereich des alten weisen Herrn von Risach, an einen glücklichen Ort in Oberösterreich. Da wird nun Rosenpflege, Landwirtschaft, Bodenerforschung, Kunstbetrachtung und alle nur mögliche Kontemplation anschaulich gelebt. Immer strahlt Besinnung durch und soziale Nutzanwendung, in vorsorgender Gelassenheit. Der Kern der Sache ist Bildung einer Familie, Bildung der nächsten Generation, ohne marktschreierische Sensation, ohne leidenschaftliche Effekte, ohne Reizverirrungen irgendwelcher Art oder Unart. Ein hektisches Lustbedürfnis mag dieser Darstellung leicht ankreiden, daß sie „fad“ sei. Sind Qualität und Kultur aber „fade“? Schal? Wer von möglicher Kultur einen Vorgeschmack und eine Ahnung hat, wer nicht ziellos in die Schrecknisse verführender Entwicklung hineinverstrickt sein will, wer die Torkelei rauschhafter Vermassung und bodenlosen Konsumierens ablehnt, wer sich nicht materieller Frohn und geistiger Gefangenschaft ergibt, der findet in Stifters „Nachsommer“ seine endlich ewige Welt. Und diese ist nie geängstigt oder von Langeweile getrübt. Pflicht, Arbeit und Tagesleistung sind in sinnvoll verwandelte Betätigungen umgeformt, auch die Freuden. Stifter ist insofern ganz aktuell, aufregend und erregend. Unter dem gelassenen Rhythmus seiner Rede schwelt das zeugende Feuer aller Natur, allerdings in Ofenkultur, anders und doch wie die Tat des Prometheus, ohne Exzesse. Diszipliniertes ist da, durchaus nicht wirklichkeitsfremd, aber ein Musterbild guter Gesittung. Dieses Feuer entfacht den Zorn und Neid der Gottheit nicht. Sein Plan ist eher wie im innigsten Einverständnis mit ihr. (…) (, „Begleitwort“, 30. Mai 1967, 1:54–23:45 Uhr) Die Entstehung der Illustrationsfolge zu Adalbert Stifters Roman „Der Nachsommer“ markiert einen Wendepunkt nicht nur innerhalb seines Schaffens, sondern auch im Leben des Badener Künstlers Anton Wichtl. Sie bezeichnet im Wesentlichen das Ende seines Berufsweges als Architekt und steht am Beginn einer beinahe ausschließlichen Hinwendung zur Graphik. Die 32 Blätter, die der Künstler in Aquarell- und Tuschfedertechnik ausführte, entstanden Ende März bis Anfang April des Jahres 1965. Wichtl montierte die variierenden Blattformate auf Trägerpapieren in DIN A4-Format, farbige Blätter auf weißem Grund, Tuschzeichnungen und lavierte Arbeiten aber auf schwarzem Naturpapier. Die Reihung und Nummerierung der Illustrationen erfolgte nicht, wie Wichtl auf seinem Titelblatt angab, nach dem Zeitpunkt ihrer Entstehung, sondern nach inhaltlichen und künstlerischen Überlegungen. Wichtl nahm damit in Kauf, dass sich gegenüber dem Originaltext Stifters Unterschiede in der zeitlichen Abfolge der Handlung ergaben. Sein handgeschriebenes Titelblatt verweist auf diesen Umstand. Gleich nach Fertigstellung der Bildfolge trug er sich mit dem Gedanken, sie in Buchform zu veröffentlichen. In seinem Tagebuch äußerte er sich über diesbezügliche Bemühungen, über Verlagsabsagen und bei ihm aufkommenden Zweifel hinsichtlich des künstlerischen Werts seiner Hervorbringungen. Zwei Jahre ruhte die Buchidee, bis der Künstler 1967 – zweifellos nicht ohne Kalkül hinsichtlich des bevorstehenden Jubiläums des 100. Todestages des Schriftstellers – einen neuen Anlauf wagte. Wichtl ging es darum, durch seine „illustrierte und ausschnittweise Buchidee“ Adalbert Stifter neue Leserkreise zu erschließen. Statt ausschweifender Beschreibungen sollten zeitgemäße Bilder, in Verbindung mit ausgewählten Originalzitaten, die Kernaussagen transportieren. Vom 30. Mai 1967 datiert ein selbstverfasstes „Begleitwort“ Wichtls. (…) ( im Nachwort)
Aktualisiert: 2020-07-01
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Die Begier nach Wirklichkeit

Die Begier nach Wirklichkeit von Baugatz,  Christian-Ulrich
Adalbert Stifter (1805–1868), Dichter und Maler, trat mit mehreren Erzählzyklen an die Öffentlichkeit. Sein großer Roman „Der Nachsommer“ wurde von Friedrich Nietzsche als eines der bedeutendsten Werke deutscher Literatur be­zeichnet. Die Heimat Stifters sind die böhmischen Wälder, mit denen er auch in Zeiten seiner Aufenthalte in Wien und Linz immer innerlich verbunden blieb. Er beschreibt die Menschen und die Berge, die Flüsse und die Seen, die Bäume und die Blumen. Er schildert die Größe und auch die Abgründe der Menschenseele. Aus jeder Zeile seines Werkes spricht die Liebe zur Wirklichkeit, geradezu die Begier nach der „wirklichen“ Wirklichkeit. Sein Werk ist wegweisend für die heutige Zeit, in welcher die Tendenz besteht, sich von der Realität abzuwenden und in virtuelle Welten zu flüchten. Zudem gefährdet der Selbstlauf der technischen Entwicklung zunehmend die Individualität der Menschen. Stifter weist hin auf die Herkunft der Menschen aus der Natur, beschreibt das, was wesentlich ist und was nichtig, und er erklärt es als Lebensaufgabe eines jeden Menschen, die eigene Seele zu finden. Anläßlich des 150. Todestages dieses großen Dichters am 28. Januar 2018 gedenken wir eines Menschen, dessen Werk um das große Thema kreist: Die Seele der Natur und die Natur der Seele. Adalbert Stifter ist zu Unrecht in Vergessenheit geraten.Dabei besitzt seine Dichtung Heilwirkung für Körper und Seele. Durch die Gestalten seiner Erzählungen, die uns in ihrer symbolischen Dichte gegenübertreten, durch die Schlichtheit seines Stils sowie durch die Verhaltenheit seiner Argumentation öffnet er uns, den Lesern, die Türen zu geistigen Schatzkammern. Um eine erste Neugierde auf das nun zu betrachtende Werk zu wecken, sei an dieser Stelle auf Friedrich Nietzsche verwiesen: Der große Philosoph zählte Stifters „Nachsommer“ zu den fünf bedeutendsten deutschen Erzählungen.
Aktualisiert: 2019-12-17
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