Die migrationsgesellschaftliche Realität Deutschlands schlägt sich bisher kaum in den Fachdidaktiken des deutschen Schulwesens nieder. Das bedingt einen häufig unreflektierten individuellen Sprachgebrauch (Beispiel ‚Migrationshintergrund‘), inadäquate institutionelle Diskurse (Beispiel ‚Interkulturalität‘) und eine fortgeSetzte Ungleichheit von Chancen und Teilhabe im Bildungsbereich, somit ein fortgeSetztes gesellschaftliches Herstellen von ‚Differenz‘. Vor diesem Hintergrund wurde in dieser Studie die Frage nach Passungen und Divergenzen zwischen gesellschaftlich und institutionell legitimierten Inhalten des Fachunterrichts (konkret: Osmanisches Reich im Geschichtsunterricht der Sekundarstufe I und II in Nordrhein-Westfalen) und individuell-habitualisierten Vorstellungen und Wissensstrukturen von Schüler*innen (konkret: Mitgebrachte Schülervorstellungen zum Osmanischen Reich) beleuchtet. Über eine triangulierte dreiteilige Untersuchung konnten institutionelle Vorgaben des Geschichtsunterrichts untersucht und Schülervorstellungen zum Osmanischen Reich rekonstruiert werden. Dabei ermöglichte der methodische Zugang durch die Verschränkung des wissenssoziologischen und funktional-pragmatischen Ansatzes eine Mikroanalyse von sprachlich-mentalen Handlungen und damit von individuellen und kollektiven Schülervorstellungen. Die theoretische und methodische Interdisziplinarität der Studie ermöglichte somit aus einer macht- und differenzkritischen Perspektive die Berücksichtigung des höchst relevanten Zusammenhangs von Gesellschaft, Institution und Individuum bei der Analyse von Passungen und Divergenzen.
Aktualisiert: 2021-04-29
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Das Thema Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter ist zurzeit nicht nur in den Medien, sondern auch in der Forschung präsent. Aufgrund der in den letzten 20 Jahren stark gestiegenen Prävalenzraten werden Entstehung und Behandlung von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen wissenschaftlich untersucht. Zu wenig Berücksichtigung innerhalb des fachlichen Diskurses findet aber bisher immer noch das subjektive Erleben von Übergewicht und Adipositas mit den Konsequenzen für die betroffene Person. Dabei bilden subjektive Krankheitsvorstellungen eine zentrale Variable in dem Selbstregulationsmodell nach Leventhal et al. (1992) und können entscheidend für den Umgang mit einer Erkrankung und die Krankheitsbewältigung sein. Diese Studie untersucht deshalb die subjektiven Krankheitsvorstellungen einer an einem Adipositas-Präventionsprogramm teilnehmenden Gruppe von übergewichtigen Jugendlichen sowie ihren Eltern. In einem Mixe-Method-Design werden qualitative Interviews analysiert und mit den Ergebnissen einer Fragebogenbefragung kombiniert. Die Auswertung zeigt, dass trotz der Teilnahme an einem Adipositas-Programm eine Diskrepanz zwischen subjektiven Vorstellungen der Betroffenen und dem, was wissenschaftlich als erwiesen gilt, besteht. Auch deshalb sollte in der Therapie individuell analysiert werden, welche Annahmen zur Entstehung von Übergewicht und Adipositas gebildet wurden und welche Ziele im Rahmen der Behandlung erreicht werden sollen. Die im Rahmen dieser Untersuchung identifizierten Faktoren und differenzierten Typen können dazu beitragen, bedürfnisangemessene Interventionen zu entwickeln. Weiterhin werden aus den Ergebnissen Empfehlungen für die Praxis abgeleitet, die es in Zukunft in der Prävention und Behandlung von Übergewicht und Adipositas zu berücksichtigen gilt.
Aktualisiert: 2019-12-20
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