The Battle of Gettysburg und das historische Gefecht der Völkerschlacht bei Leipzig, die Reenactments von Milo Rau und Janez Janša, Marina Abramović' "Seven Easy Pieces", "Gob Squad's Kitchen" und "Silent Walk" von Wirthmüller/Zanki: Mit dem Geschichtsboom seit der Jahrtausendwende ist die Wiederaufführung der Geschichte zu einem Paradigma der Erinnerungskultur und des Gegenwartstheaters geworden. Als populärkulturelle und künstlerische Praxis rückt das Reenactment in den Fokus der wissenschaftlichen Aufmerksamkeit.
"Reenacting History: Theater und Geschichte" stellt die Frage nach der Erscheinung und Erfahrung der Vergangenheit in den vielfältigen Formen des künstlerischen Reenactments und blickt dabei umfassend auf das Verhältnis von Theater und Geschichte. An zeitgenössischen Theaterproduktionen, Stücken sowie populären und künstlerischen Reenactments, an historischen Dramen und Aufführungspraktiken sowie philosophischen Konzepten untersuchen die Autorinnen und Autoren die prekäre Figur des "Dramas der Geschichte", gehen dem Verhältnis von Lebens- Geschichte und Szene nach und analysieren die Aufführung der Geschichte im Horizont eines Theaters der Wiederholung. Sie begreifen Theater als einzigartigen Ort der Aushandlung und Aneignung der Vergangenheit und erkunden "Geschichte in Zukunft" im Medium des Theaters. Der Band erscheint im Rahmen des DFG-Forschungsprojekt "Das Theater der Wiederholung" und einer Kooperation mit dem Theater an der Ruhr.
Aktualisiert: 2023-05-10
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Deutsches Theater beginne, so glaubt man nach wie vor, in der Aufklärung: In Leipzig 1737 mit der angeblichen Verbannung des Harlekin und in Hamburg mit dem Deutschen Nationaltheater der Hamburgischen Entreprise, die von 1767 bis 1769 nur anderthalb Jahre währte. Doch dass an Ort und Stelle des Nationaltheaters von 1678 bis 1738 das erste stehende Theaterhaus im deutschsprachigen Raum betrieben wurde, die Oper am Hamburger Gänsemarkt, ist weiterhin unbekannt.
Gänsemarkt-Oper und der um sie von 1681 bis 1688 ausgetragene Erste Hamburger Theaterstreit werden erstmals aus der Perspektive einer transdisziplinären Theatergeschichtsforschung betrachtet. Damit bewertet die Studie nicht nur ein schillerndes und nahezu unbekanntes Kapitel deutschsprachiger Theatergeschichte neu, sondern sie trägt auch zur Revision des Wissens über Theater bei.
In Abhängigkeit vom Theaterstreit vollzog sich ein folgenreicher Wandel dessen, was man Theater zu nennen bereit war: weit über Hamburg hinaus und bis zum heutigen Tage fortwirkend. Die Untersuchung legt offen, dass dies auf die Bestimmung von Theater durch den Protestantismus zurückgeht. Theater musste, wollte es legitimiert werden, als eine weltliche und nützliche Kunst bestimmt sein – um den Preis des Verdrängens alles dessen, was sonst Theater eigen war.
Die während des Streits um Theater stattfindenden Aushandlungen bildeten – und dies war bislang unbekannt – die Voraussetzung für das Theatermodell der Aufklärung und dessen rigide Definition der Fiktionalität. Die Konsequenz daraus war es, dass ab nun Oper – das Supertheater schlechthin – aus dem bürgerlichen Begriff des Theaters herausfiel. Oper war nun kein Theater mehr, sondern eine eigene Gattung.
Aktualisiert: 2021-01-28
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The Battle of Gettysburg und das historische Gefecht der Völkerschlacht bei Leipzig, die Reenactments von Milo Rau und Janez Janša, Marina Abramović' "Seven Easy Pieces", "Gob Squad's Kitchen" und "Silent Walk" von Wirthmüller/Zanki: Mit dem Geschichtsboom seit der Jahrtausendwende ist die Wiederaufführung der Geschichte zu einem Paradigma der Erinnerungskultur und des Gegenwartstheaters geworden. Als populärkulturelle und künstlerische Praxis rückt das Reenactment in den Fokus der wissenschaftlichen Aufmerksamkeit.
"Reenacting History: Theater und Geschichte" stellt die Frage nach der Erscheinung und Erfahrung der Vergangenheit in den vielfältigen Formen des künstlerischen Reenactments und blickt dabei umfassend auf das Verhältnis von Theater und Geschichte. An zeitgenössischen Theaterproduktionen, Stücken sowie populären und künstlerischen Reenactments, an historischen Dramen und Aufführungspraktiken sowie philosophischen Konzepten untersuchen die Autorinnen und Autoren die prekäre Figur des "Dramas der Geschichte", gehen dem Verhältnis von Lebens- Geschichte und Szene nach und analysieren die Aufführung der Geschichte im Horizont eines Theaters der Wiederholung. Sie begreifen Theater als einzigartigen Ort der Aushandlung und Aneignung der Vergangenheit und erkunden "Geschichte in Zukunft" im Medium des Theaters. Der Band erscheint im Rahmen des DFG-Forschungsprojekt "Das Theater der Wiederholung" und einer Kooperation mit dem Theater an der Ruhr.
Aktualisiert: 2023-02-14
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Das transkulturelle Theater ist an der Zeit. In einer historischen Konstellation, in der fundamentalistische Bewegungen weltweit Fremdenangst und Fremdenhass ausagieren, ist das transkulturelle Theater ein entscheidendes Medium der Hinwendung zum Fremden. Es ist das Produkt einer Forschungsperspektive, die es erlaubt, historisch und räumlich unterschiedliche Praktiken von Theater im Licht einer künftigen transkulturellen Gemeinschaft zu sehen. Der Forschungsperspektive inhärent ist ein Erkenntnisinteresse, das das Singuläre von Theater-Praktiken und Darstellungsformen wie Geste, Szene, Medium und Transmedialität, Verkleidung und Maskierung ins Auge fasst und exponiert. Günther Heeg entfaltet die Idee des transkulturellen Theaters, entwirft seinen Welt-Raum und untersucht an zahlreichen Inszenierungen und Aufführungen seine Praxis im Wechselspiel von Theatererfahrung und theoretischer Reflexion.
Aktualisiert: 2021-10-12
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