In der scientific community der Ökonomen wird seit längerem der schwindende Einfluss der Volkswirtschaftslehre auf die praktische Wirtschaftspolitik beklagt. Diese Klage ist nicht neu, aber es gibt Indizien, die zu bestätigen scheinen, dass die Kluft zwischen ökonomischer Akademia und angewandter Wirtschaftspolitik sich vertieft. Jedenfalls bildete dieser Eindruck den allgemeinen Diskussionshintergrund für das Generalthema "Institutionelle Grundlagen effizienter Wirtschaftspolitik", das auf der Jahrestagung 2004 des Wirtschaftspolitischen Ausschusses im Verein für Socialpolitik vom 16. bis 18. März in Münster behandelt wurde und deren Referate in diesem Band dokumentiert werden.
Ohne wissenschaftliche Ökonomie verliert die praktische Wirtschaftspolitik die Orientierung hin zu langfristiger Effizienz für die Gesellschaft. Wissenschaft, die öffentlich finanzierte zumal, hat deshalb eine Bringschuld gegenüber der Öffentlichkeit. Ziel der wissenschaftlichen Ökonomik sollte es deshalb sein, auf die praktische Wirtschaftspolitik direkt und indirekt Einfluss zu nehmen. Dazu bedarf es bestimmter institutioneller Voraussetzungen wie zum Beispiel der Bedingungen, unter denen wissenschaftliche Politikberatung erfolgt. Warum bedienen sich die Regierenden in Deutschland trotz einer leistungsfähigen wissenschaftlichen Infrastruktur - Wissenschaftliche Beiräte, Forschungsinstitute, Universitäten - für die Politikberatung zunehmend kommerzieller Beratungsfirmen und Ad-hoc-Kommissionen, die eher kurzfristorientierte Konsenslösungen denn langfristorientierte Sachlösungen anbieten?
Politikberatung, wie sie in Deutschland und in anderen Staaten praktiziert wird, bildet deshalb einen Themenschwerpunkt dieses Bandes. Dabei werden auch sehr persönliche Erfahrungen einzelner Autoren aus der Praxis ihrer langjährigen wissenschaftlichen Politikberatung dokumentiert. Darüber hinaus werden die Voraussetzungen für institutionelle und wirtschaftspolitische Reformen aufgezeigt. Der Band versteht sich als Beitrag zur Überwindung der Kommunikationsschwierigkeiten zwischen ökonomischer Wissenschaft und praktischer Wirtschaftspolitik.
Aktualisiert: 2023-06-15
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Bereits Ende der siebziger Jahre wurde die Trennung zwischen lang- und kurzfristiger ökonomischer Analyse in Frage gestellt und von der Real Business Cycle (RBC)-Theorie kurze Zeit später analytisch überwunden. Der empirische Gehalt ursprünglicher RBC-Modelle erweist sich zwar insbesondere vor dem Hintergrund restriktiver Annahmen auch heute noch als erstaunlich gut. Allerdings haben sich für dieses Konzept in seiner ursprünglichen Form gravierende Erklärungsdefizite gezeigt. So weisen insbesondere die Arbeitsmärkte in entwickelten Volkswirtschaften konjunkturelle Muster auf, die von traditionellen RBC-Modellen nur ungenügend erklärt werden können. Tobias Zimmermann zeigt, dass diese Mängel durch eine explizite Modellierung bestimmter Unvollkommenheiten wirkungsvoll beseitigt werden können.
Inhaltlich legen die Ergebnisse die Vermutung nahe, dass Effizienzlöhne für die Erklärung der strukturellen Arbeitslosigkeit in Deutschland eine größere Bedeutung haben als häufig angenommen. Zudem plädieren sie dafür, den Potenzialoutput als den Output zu definieren, der sich bei völlig flexiblen Löhnen und Preisen unter Berücksichtigung der (Angebots-)Schocks und der daraus folgenden Anpassungen ergibt. Ein solches Gleichgewicht müsste mit Hilfe eines RBC-Modells berechnet werden. Die Ergebnisse einer traditionellen Konjunkturdiagnose, welche statistische Filterverfahren verwendet, und einer Diagnose auf der Grundlage von RBC-Modellen können daher zu völlig unterschiedlichen wirtschaftspolitischen Implikationen führen. Damit gibt es gute Gründe für eine adäquate Berücksichtigung der Grundgedanken der RBC-Theorie bei der praktischen Konjunkturanalyse, und dies weist auch den Weg in eine fundiertere wirtschaftspolitische Beratung.
Aktualisiert: 2023-06-15
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Bereits Ende der siebziger Jahre wurde die Trennung zwischen lang- und kurzfristiger ökonomischer Analyse in Frage gestellt und von der Real Business Cycle (RBC)-Theorie kurze Zeit später analytisch überwunden. Der empirische Gehalt ursprünglicher RBC-Modelle erweist sich zwar insbesondere vor dem Hintergrund restriktiver Annahmen auch heute noch als erstaunlich gut. Allerdings haben sich für dieses Konzept in seiner ursprünglichen Form gravierende Erklärungsdefizite gezeigt. So weisen insbesondere die Arbeitsmärkte in entwickelten Volkswirtschaften konjunkturelle Muster auf, die von traditionellen RBC-Modellen nur ungenügend erklärt werden können. Tobias Zimmermann zeigt, dass diese Mängel durch eine explizite Modellierung bestimmter Unvollkommenheiten wirkungsvoll beseitigt werden können.
Inhaltlich legen die Ergebnisse die Vermutung nahe, dass Effizienzlöhne für die Erklärung der strukturellen Arbeitslosigkeit in Deutschland eine größere Bedeutung haben als häufig angenommen. Zudem plädieren sie dafür, den Potenzialoutput als den Output zu definieren, der sich bei völlig flexiblen Löhnen und Preisen unter Berücksichtigung der (Angebots-)Schocks und der daraus folgenden Anpassungen ergibt. Ein solches Gleichgewicht müsste mit Hilfe eines RBC-Modells berechnet werden. Die Ergebnisse einer traditionellen Konjunkturdiagnose, welche statistische Filterverfahren verwendet, und einer Diagnose auf der Grundlage von RBC-Modellen können daher zu völlig unterschiedlichen wirtschaftspolitischen Implikationen führen. Damit gibt es gute Gründe für eine adäquate Berücksichtigung der Grundgedanken der RBC-Theorie bei der praktischen Konjunkturanalyse, und dies weist auch den Weg in eine fundiertere wirtschaftspolitische Beratung.
Aktualisiert: 2023-05-20
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Bereits Ende der siebziger Jahre wurde die Trennung zwischen lang- und kurzfristiger ökonomischer Analyse in Frage gestellt und von der Real Business Cycle (RBC)-Theorie kurze Zeit später analytisch überwunden. Der empirische Gehalt ursprünglicher RBC-Modelle erweist sich zwar insbesondere vor dem Hintergrund restriktiver Annahmen auch heute noch als erstaunlich gut. Allerdings haben sich für dieses Konzept in seiner ursprünglichen Form gravierende Erklärungsdefizite gezeigt. So weisen insbesondere die Arbeitsmärkte in entwickelten Volkswirtschaften konjunkturelle Muster auf, die von traditionellen RBC-Modellen nur ungenügend erklärt werden können. Tobias Zimmermann zeigt, dass diese Mängel durch eine explizite Modellierung bestimmter Unvollkommenheiten wirkungsvoll beseitigt werden können.
Inhaltlich legen die Ergebnisse die Vermutung nahe, dass Effizienzlöhne für die Erklärung der strukturellen Arbeitslosigkeit in Deutschland eine größere Bedeutung haben als häufig angenommen. Zudem plädieren sie dafür, den Potenzialoutput als den Output zu definieren, der sich bei völlig flexiblen Löhnen und Preisen unter Berücksichtigung der (Angebots-)Schocks und der daraus folgenden Anpassungen ergibt. Ein solches Gleichgewicht müsste mit Hilfe eines RBC-Modells berechnet werden. Die Ergebnisse einer traditionellen Konjunkturdiagnose, welche statistische Filterverfahren verwendet, und einer Diagnose auf der Grundlage von RBC-Modellen können daher zu völlig unterschiedlichen wirtschaftspolitischen Implikationen führen. Damit gibt es gute Gründe für eine adäquate Berücksichtigung der Grundgedanken der RBC-Theorie bei der praktischen Konjunkturanalyse, und dies weist auch den Weg in eine fundiertere wirtschaftspolitische Beratung.
Aktualisiert: 2023-05-15
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In der scientific community der Ökonomen wird seit längerem der schwindende Einfluss der Volkswirtschaftslehre auf die praktische Wirtschaftspolitik beklagt. Diese Klage ist nicht neu, aber es gibt Indizien, die zu bestätigen scheinen, dass die Kluft zwischen ökonomischer Akademia und angewandter Wirtschaftspolitik sich vertieft. Jedenfalls bildete dieser Eindruck den allgemeinen Diskussionshintergrund für das Generalthema "Institutionelle Grundlagen effizienter Wirtschaftspolitik", das auf der Jahrestagung 2004 des Wirtschaftspolitischen Ausschusses im Verein für Socialpolitik vom 16. bis 18. März in Münster behandelt wurde und deren Referate in diesem Band dokumentiert werden.
Ohne wissenschaftliche Ökonomie verliert die praktische Wirtschaftspolitik die Orientierung hin zu langfristiger Effizienz für die Gesellschaft. Wissenschaft, die öffentlich finanzierte zumal, hat deshalb eine Bringschuld gegenüber der Öffentlichkeit. Ziel der wissenschaftlichen Ökonomik sollte es deshalb sein, auf die praktische Wirtschaftspolitik direkt und indirekt Einfluss zu nehmen. Dazu bedarf es bestimmter institutioneller Voraussetzungen wie zum Beispiel der Bedingungen, unter denen wissenschaftliche Politikberatung erfolgt. Warum bedienen sich die Regierenden in Deutschland trotz einer leistungsfähigen wissenschaftlichen Infrastruktur - Wissenschaftliche Beiräte, Forschungsinstitute, Universitäten - für die Politikberatung zunehmend kommerzieller Beratungsfirmen und Ad-hoc-Kommissionen, die eher kurzfristorientierte Konsenslösungen denn langfristorientierte Sachlösungen anbieten?
Politikberatung, wie sie in Deutschland und in anderen Staaten praktiziert wird, bildet deshalb einen Themenschwerpunkt dieses Bandes. Dabei werden auch sehr persönliche Erfahrungen einzelner Autoren aus der Praxis ihrer langjährigen wissenschaftlichen Politikberatung dokumentiert. Darüber hinaus werden die Voraussetzungen für institutionelle und wirtschaftspolitische Reformen aufgezeigt. Der Band versteht sich als Beitrag zur Überwindung der Kommunikationsschwierigkeiten zwischen ökonomischer Wissenschaft und praktischer Wirtschaftspolitik.
Aktualisiert: 2023-05-15
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In Zeiten von Fake News und alternativen Wahrheiten ist eine zunehmende Erosion des gesellschaftlichen Stellenwerts wissenschaftlicher Experten zu beobachten. Diese "Krise des Expertentums" betrifft besonders wirtschaftspolitische Experten, die seit der letzten Finanzkrise unter einem Vertrauensverlust seitens der Öffentlichkeit leiden. Mit Hilfe von Verfahren des Text Mining zeichnet Lino Wehrheim nach, wie sich die öffentliche Resonanz dieser Expertengruppe seit den 1960er Jahren entwickelt hat. Dazu untersucht er das wohl prominenteste deutsche Gremium wirtschaftspolitischer Expertise: den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, auch bekannt als der "Olymp der Ökonomen". Neben der Auswertung der Publikationen des Rates steht hierbei die Frage im Mittelpunkt, wie sich dessen mediale und politische Resonanz seit seiner Gründung in den 1960er Jahren verändert hat und durch welche Determinanten diese Resonanz beeinflusst wurde.
Aktualisiert: 2022-12-22
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In Zeiten von Fake News und alternativen Wahrheiten ist eine zunehmende Erosion des gesellschaftlichen Stellenwerts wissenschaftlicher Experten zu beobachten. Diese "Krise des Expertentums" betrifft besonders wirtschaftspolitische Experten, die seit der letzten Finanzkrise unter einem Vertrauensverlust seitens der Öffentlichkeit leiden. Mit Hilfe von Verfahren des Text Mining zeichnet Lino Wehrheim nach, wie sich die öffentliche Resonanz dieser Expertengruppe seit den 1960er Jahren entwickelt hat. Dazu untersucht er das wohl prominenteste deutsche Gremium wirtschaftspolitischer Expertise: den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, auch bekannt als der "Olymp der Ökonomen". Neben der Auswertung der Publikationen des Rates steht hierbei die Frage im Mittelpunkt, wie sich dessen mediale und politische Resonanz seit seiner Gründung in den 1960er Jahren verändert hat und durch welche Determinanten diese Resonanz beeinflusst wurde.
Aktualisiert: 2022-12-22
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Wirtschaftspolitische Beratung findet in Deutschland auf verschiedenen Ebenen und in unterschiedlichen Formaten statt.
Eine herausgehobene Rolle spielen dabei der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, die wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstitute sowie die wissenschaftlichen Beiräte von Bundesministerien. Insbesondere unter jungen Ökonominnen und Ökonomen herrscht jedoch eine weit verbreitete Unzufriedenheit über die tatsächliche oder die wahrgenommene (wirtschafts-)politische Einseitigkeit dieser Institutionen. Gerade in der Krise aber zeigt sich die Notwendigkeit einer Politikberatung, die sowohl wissenschaftlich fundiert ist als auch unterschiedliche Perspektiven berücksichtigt. Die sechzehnte wissenschaftliche Tagung der Keynes-Gesellschaft in Karlsruhe befasste sich mit der Theorie und Praxis der wirtschaftspolitischen Beratung in Deutschland. Neben einer
kritischen Bestandsaufnahme wurden auch Alternativen zur gegenwärtigen Beratungspraxis entwickelt, die in diesen Tagungsband eingegangen sind.
Inhalt
Hagen Krämer und Johannes Schmidt
Einleitender Überblick
Teil 1: Wirtschaftspolitische Beratung: Bestandsaufnahme und Reformbedarf
Achim Truger
Plurale wirtschaftspolitische Beratung ohne Plurale Ökonomik?
Brigitte Young
Kritische ökonomische Politikberatung als Seiltanz
Jürgen Kromphardt
Gesamtwirtschaftliche Beratung in Deutschland. Vom Teil des Problems zum Teil der Lösung?
Christoph Badelt
Wirtschaftspolitische Beratung – eine österreichische Perspektive
Arno Brandt
Dynamiken und Widersprüche regionalökonomischer Politikberatung
Carsten Sieling
Wirtschaftspolitische Beratung aus Sicht der Praxis
Michael Wendl
Über Keynes hinaus oder hinter Keynes zurück? Vom „Sozialismus in einer Klasse“ zum Bündnis für Arbeit. Die wirtschaftspolitische Beratung von SPD und Gewerkschaften zwischen 1987 und 2000
Teil 2: Staatsverschuldung, Stagnation und Stabilität
Carl Christian von Weizsäcker
Die optimale Staatsschuld
Peter Spahn
Bestands- und Stromungleichgewicht in der Aging Economy. Bemerkungen zu Sparen und Investieren im 21. Jahrhundert
Eckhard Hein
Harrodianische Instabilität in kaleckianischen Modellen: eine Steindl’sche Perspektive
Teil 3: Empirische Untersuchungen zur Geld- und Arbeitsmarktpolitik
Christian R. Proaño
Die Rolle von beschränkt-rationalen Erwartungen für die Wirksamkeit der Geldpolitik an der Nullzinsschranke
Sven Schnellbacher
Die Rolle der Haushaltsverschuldung bei der Transmission geldpolitischer Schocks
Paul Strube und Camille Logeay
Preiseffekte des deutschen Mindestlohns. Eine empirische Analyse für das Friseurgewerbe
Toralf Pusch
Effekte des gesetzlichen Mindestlohns auf die Haushaltsnettoeinkommen
Aktualisiert: 2021-09-24
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In der scientific community der Ökonomen wird seit längerem der schwindende Einfluss der Volkswirtschaftslehre auf die praktische Wirtschaftspolitik beklagt. Diese Klage ist nicht neu, aber es gibt Indizien, die zu bestätigen scheinen, dass die Kluft zwischen ökonomischer Akademia und angewandter Wirtschaftspolitik sich vertieft. Jedenfalls bildete dieser Eindruck den allgemeinen Diskussionshintergrund für das Generalthema "Institutionelle Grundlagen effizienter Wirtschaftspolitik", das auf der Jahrestagung 2004 des Wirtschaftspolitischen Ausschusses im Verein für Socialpolitik vom 16. bis 18. März in Münster behandelt wurde und deren Referate in diesem Band dokumentiert werden.
Ohne wissenschaftliche Ökonomie verliert die praktische Wirtschaftspolitik die Orientierung hin zu langfristiger Effizienz für die Gesellschaft. Wissenschaft, die öffentlich finanzierte zumal, hat deshalb eine Bringschuld gegenüber der Öffentlichkeit. Ziel der wissenschaftlichen Ökonomik sollte es deshalb sein, auf die praktische Wirtschaftspolitik direkt und indirekt Einfluss zu nehmen. Dazu bedarf es bestimmter institutioneller Voraussetzungen wie zum Beispiel der Bedingungen, unter denen wissenschaftliche Politikberatung erfolgt. Warum bedienen sich die Regierenden in Deutschland trotz einer leistungsfähigen wissenschaftlichen Infrastruktur - Wissenschaftliche Beiräte, Forschungsinstitute, Universitäten - für die Politikberatung zunehmend kommerzieller Beratungsfirmen und Ad-hoc-Kommissionen, die eher kurzfristorientierte Konsenslösungen denn langfristorientierte Sachlösungen anbieten?
Politikberatung, wie sie in Deutschland und in anderen Staaten praktiziert wird, bildet deshalb einen Themenschwerpunkt dieses Bandes. Dabei werden auch sehr persönliche Erfahrungen einzelner Autoren aus der Praxis ihrer langjährigen wissenschaftlichen Politikberatung dokumentiert. Darüber hinaus werden die Voraussetzungen für institutionelle und wirtschaftspolitische Reformen aufgezeigt. Der Band versteht sich als Beitrag zur Überwindung der Kommunikationsschwierigkeiten zwischen ökonomischer Wissenschaft und praktischer Wirtschaftspolitik.
Aktualisiert: 2023-04-15
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Bereits Ende der siebziger Jahre wurde die Trennung zwischen lang- und kurzfristiger ökonomischer Analyse in Frage gestellt und von der Real Business Cycle (RBC)-Theorie kurze Zeit später analytisch überwunden. Der empirische Gehalt ursprünglicher RBC-Modelle erweist sich zwar insbesondere vor dem Hintergrund restriktiver Annahmen auch heute noch als erstaunlich gut. Allerdings haben sich für dieses Konzept in seiner ursprünglichen Form gravierende Erklärungsdefizite gezeigt. So weisen insbesondere die Arbeitsmärkte in entwickelten Volkswirtschaften konjunkturelle Muster auf, die von traditionellen RBC-Modellen nur ungenügend erklärt werden können. Tobias Zimmermann zeigt, dass diese Mängel durch eine explizite Modellierung bestimmter Unvollkommenheiten wirkungsvoll beseitigt werden können.
Inhaltlich legen die Ergebnisse die Vermutung nahe, dass Effizienzlöhne für die Erklärung der strukturellen Arbeitslosigkeit in Deutschland eine größere Bedeutung haben als häufig angenommen. Zudem plädieren sie dafür, den Potenzialoutput als den Output zu definieren, der sich bei völlig flexiblen Löhnen und Preisen unter Berücksichtigung der (Angebots-)Schocks und der daraus folgenden Anpassungen ergibt. Ein solches Gleichgewicht müsste mit Hilfe eines RBC-Modells berechnet werden. Die Ergebnisse einer traditionellen Konjunkturdiagnose, welche statistische Filterverfahren verwendet, und einer Diagnose auf der Grundlage von RBC-Modellen können daher zu völlig unterschiedlichen wirtschaftspolitischen Implikationen führen. Damit gibt es gute Gründe für eine adäquate Berücksichtigung der Grundgedanken der RBC-Theorie bei der praktischen Konjunkturanalyse, und dies weist auch den Weg in eine fundiertere wirtschaftspolitische Beratung.
Aktualisiert: 2023-04-15
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