Am Anfang der US-amerikanischen Unterhaltungskultur steht eine Schwarze Frau, von der das Publikum nicht weiß, ob es sich um einen 161 Jahre alten Menschen, einen Schwindel oder um einen Automaten handelt: Joice Heth, George Washingtons »Mammy«, mit der P. T. Barnum durch das Land tourt und schließlich die American Sideshow und den modernen Zirkus begründet. In Louis Chude-Sokeis eindringlichen Untersuchungen der Verschränkungen von Sklaverei, ihrem Nachleben und der technologischer Entwicklung ist die Geschichte der Sklavin, die bei der »Geburt Amerikas« anwesend war, um ab 1835 zur nationalen Attraktion zu werden, einer der Ausgangspunkte für die Frage nach dem Menschsein im Zeichen der Technik. Ob im Minstrel oder in der Science-Fiction, in der Informationstheorie oder der Forschung zu Künstlicher Intelligenz: Stets erkennt er ein technisch-politisches Unbewusstes am Werk, das von Rassenängsten getrieben wird. Zugleich eröffnen Chude-Sokeis brillant geschriebene Essays den Raum für eine radikale Neubestimmung nicht nur der Wirklichkeit, sondern auch des Möglichen, indem sie die Verwandlung von und mit Technik im Kreolisierungsprozess, in der avantgardistischen Literatur und Philosophie der Karibik oder im Sound der Schwarzen Diaspora in den Blick nehmen.
Aktualisiert: 2023-05-26
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Was wäre, wenn du trans wärst und es nicht wüsstest? Wenn es eine Lücke in deinem Leben gäbe, von der du nicht mehr als eine unbestimmte Ahnung hast, dass es sie gibt? Wenn du dich nur im Drogenhoch oder beim Sex in deinem Körper zu Hause fühlst? Vom Sydney der 1980er Jahre bis ins heutige New York, in den sich wandelnden politischen und medialen Landschaften des späten zwanzigsten Jahrhunderts, spinnt Reverse Cowgirl eine Komödie der Irrungen. McKenzie Wark ist dabei, als aus dem Aufbruch von 1968, aus Punk, Disco und schwul-lesbischen Subkulturen neue Identitätsentwürfe entstehen – doch sie muss feststellen, dass sich ihr Leben weiterhin den Namen und Kategorien entzieht. Zwischen dem Versuch, als schwuler Mann zu leben, und jenem, als Mann mit Frauen zusammen zu sein, erkennt Wark, dass sie ganz anderer als der etablierten Erzählungen bedarf. Mit Anleihen bei den Genres der Autofiktion und Fiktionskritik entsteht so das gleichermaßen drastisch wie berührende Memoir einer Nichtexistenz: die Autoethnografie der Undurchsichtigkeit unseres Selbst.
Aktualisiert: 2023-05-26
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Am Anfang der US-amerikanischen Unterhaltungskultur steht eine Schwarze Frau, von der das Publikum nicht weiß, ob es sich um einen 161 Jahre alten Menschen, einen Schwindel oder um einen Automaten handelt: Joice Heth, George Washingtons »Mammy«, mit der P. T. Barnum durch das Land tourt und schließlich die American Sideshow und den modernen Zirkus begründet. In Louis Chude-Sokeis eindringlichen Untersuchungen der Verschränkungen von Sklaverei, ihrem Nachleben und der technologischer Entwicklung ist die Geschichte der Sklavin, die bei der »Geburt Amerikas« anwesend war, um ab 1835 zur nationalen Attraktion zu werden, einer der Ausgangspunkte für die Frage nach dem Menschsein im Zeichen der Technik. Ob im Minstrel oder in der Science-Fiction, in der Informationstheorie oder der Forschung zu Künstlicher Intelligenz: Stets erkennt er ein technisch-politisches Unbewusstes am Werk, das von Rassenängsten getrieben wird. Zugleich eröffnen Chude-Sokeis brillant geschriebene Essays den Raum für eine radikale Neubestimmung nicht nur der Wirklichkeit, sondern auch des Möglichen, indem sie die Verwandlung von und mit Technik im Kreolisierungsprozess, in der avantgardistischen Literatur und Philosophie der Karibik oder im Sound der Schwarzen Diaspora in den Blick nehmen.
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Was wäre, wenn du trans wärst und es nicht wüsstest? Wenn es eine Lücke in deinem Leben gäbe, von der du nicht mehr als eine unbestimmte Ahnung hast, dass es sie gibt? Wenn du dich nur im Drogenhoch oder beim Sex in deinem Körper zu Hause fühlst? Vom Sydney der 1980er Jahre bis ins heutige New York, in den sich wandelnden politischen und medialen Landschaften des späten zwanzigsten Jahrhunderts, spinnt Reverse Cowgirl eine Komödie der Irrungen. McKenzie Wark ist dabei, als aus dem Aufbruch von 1968, aus Punk, Disco und schwul-lesbischen Subkulturen neue Identitätsentwürfe entstehen – doch sie muss feststellen, dass sich ihr Leben weiterhin den Namen und Kategorien entzieht. Zwischen dem Versuch, als schwuler Mann zu leben, und jenem, als Mann mit Frauen zusammen zu sein, erkennt Wark, dass sie ganz anderer als der etablierten Erzählungen bedarf. Mit Anleihen bei den Genres der Autofiktion und Fiktionskritik entsteht so das gleichermaßen drastisch wie berührende Memoir einer Nichtexistenz: die Autoethnografie der Undurchsichtigkeit unseres Selbst.
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Was wäre, wenn du trans wärst und es nicht wüsstest? Wenn es eine Lücke in deinem Leben gäbe, von der du nicht mehr als eine unbestimmte Ahnung hast, dass es sie gibt? Wenn du dich nur im Drogenhoch oder beim Sex in deinem Körper zu Hause fühlst? Vom Sydney der 1980er Jahre bis ins heutige New York, in den sich wandelnden politischen und medialen Landschaften des späten zwanzigsten Jahrhunderts, spinnt Reverse Cowgirl eine Komödie der Irrungen. McKenzie Wark ist dabei, als aus dem Aufbruch von 1968, aus Punk, Disco und schwul-lesbischen Subkulturen neue Identitätsentwürfe entstehen – doch sie muss feststellen, dass sich ihr Leben weiterhin den Namen und Kategorien entzieht. Zwischen dem Versuch, als schwuler Mann zu leben, und jenem, als Mann mit Frauen zusammen zu sein, erkennt Wark, dass sie ganz anderer als der etablierten Erzählungen bedarf. Mit Anleihen bei den Genres der Autofiktion und Fiktionskritik entsteht so das gleichermaßen drastisch wie berührende Memoir einer Nichtexistenz: die Autoethnografie der Undurchsichtigkeit unseres Selbst.
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Aktualisiert: 2023-05-26
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Aktualisiert: 2023-05-17
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Am Anfang der US-amerikanischen Unterhaltungskultur steht eine Schwarze Frau, von der das Publikum nicht weiß, ob es sich um einen 161 Jahre alten Menschen, einen Schwindel oder um einen Automaten handelt: Joice Heth, George Washingtons »Mammy«, mit der P. T. Barnum durch das Land tourt und schließlich die American Sideshow und den modernen Zirkus begründet. In Louis Chude-Sokeis eindringlichen Untersuchungen der Verschränkungen von Sklaverei, ihrem Nachleben und der technologischer Entwicklung ist die Geschichte der Sklavin, die bei der »Geburt Amerikas« anwesend war, um ab 1835 zur nationalen Attraktion zu werden, einer der Ausgangspunkte für die Frage nach dem Menschsein im Zeichen der Technik. Ob im Minstrel oder in der Science-Fiction, in der Informationstheorie oder der Forschung zu Künstlicher Intelligenz: Stets erkennt er ein technisch-politisches Unbewusstes am Werk, das von Rassenängsten getrieben wird. Zugleich eröffnen Chude-Sokeis brillant geschriebene Essays den Raum für eine radikale Neubestimmung nicht nur der Wirklichkeit, sondern auch des Möglichen, indem sie die Verwandlung von und mit Technik im Kreolisierungsprozess, in der avantgardistischen Literatur und Philosophie der Karibik oder im Sound der Schwarzen Diaspora in den Blick nehmen.
Aktualisiert: 2023-05-17
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Am Anfang der US-amerikanischen Unterhaltungskultur steht eine Schwarze Frau, von der das Publikum nicht weiß, ob es sich um einen 161 Jahre alten Menschen, einen Schwindel oder um einen Automaten handelt: Joice Heth, George Washingtons »Mammy«, mit der P. T. Barnum durch das Land tourt und schließlich die American Sideshow und den modernen Zirkus begründet. In Louis Chude-Sokeis eindringlichen Untersuchungen der Verschränkungen von Sklaverei, ihrem Nachleben und der technologischer Entwicklung ist die Geschichte der Sklavin, die bei der »Geburt Amerikas« anwesend war, um ab 1835 zur nationalen Attraktion zu werden, einer der Ausgangspunkte für die Frage nach dem Menschsein im Zeichen der Technik. Ob im Minstrel oder in der Science-Fiction, in der Informationstheorie oder der Forschung zu Künstlicher Intelligenz: Stets erkennt er ein technisch-politisches Unbewusstes am Werk, das von Rassenängsten getrieben wird. Zugleich eröffnen Chude-Sokeis brillant geschriebene Essays den Raum für eine radikale Neubestimmung nicht nur der Wirklichkeit, sondern auch des Möglichen, indem sie die Verwandlung von und mit Technik im Kreolisierungsprozess, in der avantgardistischen Literatur und Philosophie der Karibik oder im Sound der Schwarzen Diaspora in den Blick nehmen.
Aktualisiert: 2023-05-17
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In erschütternder Klarheit schildert »Dem Freund, der mir das Leben nicht gerettet hat« die Erfahrung einer Aids-Diagnose in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre. Wir folgen dem Erzähler von einem Arzttermin zum nächsten. Wir erfahren vom Fortschreiten der Krankheit, den Reaktionen der Freunde und Freundinnen und immer wieder von den Versprechen auf Heilung, an die sich der Erzähler klammert, wie von der tiefen Verzweiflung, in die ihn ihre Enttäuschung stürzt. Das Buch, 1990 bei Gallimard erschienen, löste in Frankreich einen Skandal aus. Schnell wurde Michel Foucault als der im Buch beschriebene Freund des Erzählers identifiziert, von dessen letzten Monaten der Roman parallel berichtet. Binnen kürzester Zeit wurde das Buch ein Bestseller. Guibert setzte seine Dokumentation des Lebens mit der damals sicher tödlich verlaufenden Krankheit in zahlreichen Texten fort, die vielfach erst nach seinem Tod 1991 veröffentlicht wurden. Es ist der intime, zugleich kühle wie zärtliche Ton, der bei aller ungeschönten
Brutalität die besondere Qualität dieser Texte ausmacht: Wie wenige andere Autor*innen rang Guibert mit den Möglichkeiten der Sprache, um der ganzen Spannweite des Krankseins Ausdruck zu verleihen.
Aktualisiert: 2023-05-17
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Das Bewusstsein für die Naturzerstörung ist so alt wie die Industrialisierung, die dafür verantwortlich gemacht wird. Dennoch hat es über einhundert Jahre gedauert, bis sich das ökologische Paradigma durchgesetzt hat. Jede politische Ordnung unterstellt aber die Existenz einer Natur, die sie nicht beeinflussen kann. Im Zeitalter der Ökologie ist es die sterbende Natur, die unsere Gesellschaft bestimmt. Wollen die Menschen überleben, müssen sie sich um ihre Lebensgrundlagen kümmern und zahllose natürliche Faktoren zum Gegenstand von Politik machen. In einem überraschenden Durchgang durch die Begründungsfiguren politischer Ordnung zeigt Leander Scholz die Wandlungen des Verhältnisses von Politik und Natur: von der griechischen phýsis zum menschengemachten Anthropozän, von der politischen Ökonomie zur politischen Ökologie, von der Austernwirtschaft an der norddeutschen Küste zur Kybernetik. Die politischen Koordinatensysteme der Gegenwart bleiben davon nicht unberührt. Die Natur zu regieren bedeutet heute auch, von ihr regiert zu werden.
Aktualisiert: 2023-05-10
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Saidiya Hartman erforscht das lange Nachleben der Sklaverei: Ein grundlegendes Nachdenken über die Unfreiheit und ein radikales Experiment, die Geschichte Schwarzer Frauen auf andere Weise zu schreiben und zu kennen
Wie lassen sich die Versklavung und ihr Nachleben erzählen? Welche Rolle spielen darin Schwarze Frauen, von deren Schicksal lange fast ausschließlich die Aufzeichnungen der Sklavenhändler und Plantagenbesitzer, Gerichtsnotizen, Gutachten und Akten zeugten? Diese Fragen beschäftigen die Literaturwissenschaftlerin Saidiya Hartman seit ihren bahnbrechenden Studien zum Terror der Sklaverei und seiner Bedeutung für den Selbstentwurf der USA. Ausgehend von historischen Details, überschreiten die hier versammelten Essays virtuos die Grenze zwischen Geschichte und Imagination, um zu erzählen, was nicht erzählt werden kann. Hartman evoziert das Innenleben Schwarzer Existenz im 18., 19. und frühen 20. Jahrhundert in einer verblüffenden Intimität. Ihre Aufmerksamkeit gilt dabei einem Handeln unter Umständen, die Handlungsfähigkeit selbst auslöschen wollen. Die erstmals ins Deutsche übersetzten Texte aus den Jahren 2008 bis 2020 – darunter die einflussreichen Aufsätze »Venus in zwei Akten« und »Der Bauch der Welt« – sind
deshalb immer auch beeindruckende Dokumente eines unablässigen Nachdenkens: über die Möglichkeiten und Grenzen historiografischer Methoden, über Archiv, Theorie und Politik und über das literarische Schreiben.
Aktualisiert: 2023-05-11
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Saidiya Hartman erforscht das lange Nachleben der Sklaverei: Ein grundlegendes Nachdenken über die Unfreiheit und ein radikales Experiment, die Geschichte Schwarzer Frauen auf andere Weise zu schreiben und zu kennen
Wie lassen sich die Versklavung und ihr Nachleben erzählen? Welche Rolle spielen darin Schwarze Frauen, von deren Schicksal lange fast ausschließlich die Aufzeichnungen der Sklavenhändler und Plantagenbesitzer, Gerichtsnotizen, Gutachten und Akten zeugten? Diese Fragen beschäftigen die Literaturwissenschaftlerin Saidiya Hartman seit ihren bahnbrechenden Studien zum Terror der Sklaverei und seiner Bedeutung für den Selbstentwurf der USA. Ausgehend von historischen Details, überschreiten die hier versammelten Essays virtuos die Grenze zwischen Geschichte und Imagination, um zu erzählen, was nicht erzählt werden kann. Hartman evoziert das Innenleben Schwarzer Existenz im 18., 19. und frühen 20. Jahrhundert in einer verblüffenden Intimität. Ihre Aufmerksamkeit gilt dabei einem Handeln unter Umständen, die Handlungsfähigkeit selbst auslöschen wollen. Die erstmals ins Deutsche übersetzten Texte aus den Jahren 2008 bis 2020 – darunter die einflussreichen Aufsätze »Venus in zwei Akten« und »Der Bauch der Welt« – sind
deshalb immer auch beeindruckende Dokumente eines unablässigen Nachdenkens: über die Möglichkeiten und Grenzen historiografischer Methoden, über Archiv, Theorie und Politik und über das literarische Schreiben.
Aktualisiert: 2023-05-11
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Freundschaften in Zeiten von HIV/Aids: Der Roman einer Epoche – wieder erhältlich!
In erschütternder Klarheit schildert "Dem Freund, der mir das Leben nicht gerettet hat" die Erfahrung einer Aids-Diagnose in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre. Wir folgen dem Erzähler von einem Arzttermin zum nächsten. Wir erfahren vom Fortschreiten der Krankheit, den Reaktionen der Freunde und Freundinnen und immer wieder von den Versprechen auf Heilung, an die sich der Erzähler klammert, wie von der tiefen Verzweiflung, in die ihn ihre Enttäuschung stürzt. Das Buch, 1990 bei Gallimard erschienen, löste in Frankreich einen Skandal aus. Schnell wurde Michel Foucault als der im Buch beschriebene Freund des Erzählers identifiziert, von dessen letzten Monaten der Roman parallel berichtet. Binnen kürzester Zeit wurde das Buch ein Bestseller. Guibert setzte seine Dokumentation des Lebens mit der damals sicher tödlich verlaufenden Krankheit in zahlreichen Texten fort, die vielfach erst nach seinem Tod 1991 veröffentlicht wurden. Es ist der intime, zugleich kühle wie zärtliche Ton, der bei aller ungeschönten
Brutalität die besondere Qualität dieser Texte ausmacht: Wie wenige andere Autor*innen rang Guibert mit den Möglichkeiten der Sprache, um der ganzen Spannweite des Krankseins Ausdruck zu verleihen.
Aktualisiert: 2023-05-10
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Algorithmen bestimmen unsere Lage. Vom Google-PageRank-Algorithmus bis zur Kreditvergabe greift ihre Logik auf Schritt und Tritt in unser Leben ein. Einige von ihnen arbeiten undurchsichtig und schirmen ihr Innenleben vor neugierigen Blicken ab. Andere bemühen sich um Transparenz und folgen einer Ethik des Open Source. In beiden Fällen ist jedoch ein nicht unerheblicher Aufwand erforderlich, um die Quellcodes zu verstehen, in denen Algorithmen geschrieben sind. Codes sind besondere Texte: Sie setzen Befehle um, wenn sie ausgeführt werden, und reduzieren Expression auf Direktiven. Sie sind somit mehr und weniger als gewöhnliche Sprache. Zugleich führen sie mit der Möglichkeit zur Kommentierung stets eine Metaebene mit, auf der man sich über ihre Funktionsweise verständigen kann. Daher erfordern sie auch eine besondere Philologie. Die Quellcodekritik, die dieser Band vorstellt, ist der Versuch, Algorithmen zu erschließen, zu interpretieren und sie gegenwärtigen wie zukünftigen Leser*innen zugänglich zu machen. Sie mobilisiert einen Zugriff, der in der Informatik ebenso zu Hause ist wie in der Textkritik. Zugleich schlägt sie Strategien vor, auch mit jenen neuen Sprachmodellen umzugehen, in denen Codes nur am Anfang stehen, während ihr statistisches Inneres undurchdringlich bleibt. Die Beiträge liefern so Beispiele und Methoden, wie klassischer Code und künstliche Intelligenz lesbar zu machen sind.
Aktualisiert: 2023-05-11
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Weltweit wird diskutiert, wie sich die Klimakatastrophe noch abwenden lässt. In Elektromotoren zu investieren, wird nicht ausreichen. Johanna Bussemer und Katja Kipping entwerfen einen Green New Deal als Zukunftspakt, der die sozialen und ökologischen Krisen entschärft und Konsequenzen aus dem Corona-Schock zieht. Ein solches Programm muss ein grundlegendes sozial- und wirtschaftspolitisches Umdenken wagen. Vom historischen New Deal lässt sich der dafür nötige Mut zum Konflikt lernen.
Aktualisiert: 2023-05-10
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Alle Literatur ist heute digital, aber nicht jede weiß darum. Die Frage, in welchem Sinne von digitaler Literatur gesprochen werden kann und was daraus für das Wissen über Literatur und Digitalität folgt, animiert die Beiträge dieses Bandes. In ihnen diskutiert Hannes Bajohr Verwandtschaftsverhältnisse zwischen konzeptueller und programmierter Literatur, skizziert Poetologien und Schreibpraxen und stellt sich der Herausforderung, die Künstliche Intelligenz sowie machine learning für das literarische Schreiben darstellen. So dokumentieren die zwischen 2014 und 2021 entstandenen Texte auch die Veränderungen in der Diskussion über Literatur im Digitalen. Sie erheben Einspruch gegen ein "prometheisches Unbehagen", das die Ersetzung des Menschen durch die Maschine fürchtet und daher die Maschine nur menschlich denken kann. Welche Möglichkeiten ergeben sich stattdessen aus einer Literaturproduktion, die nicht mehr an einer anthropologischen Sonderstellung und Begriffen wie Genie oder Kreativität orientiert ist? Denn Literatur, so lässt sich hier erfahren, gibt es ohnehin nur als Verabredung.
Aktualisiert: 2023-05-10
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