Leseprobe:
So war ich mindestens achtunddreißig Jahre ein Narr in meiner Kunst, denn die Musik war mein Weg, war das, was ich für eine himmlische Wahrheit ansah und war mein Leben, bevor ich dem Leben, Jesus Christus, begegnete, der allein der Weg, die Wahrheit und das Leben ist (Joh. 14, 6).
Bevor Gott mich durch seine Gnade durch Buße zur Umkehr leitete, bevor ich mein ganzes Leben ihm auslieferte, preisgab und ihm weihte, war ich von der Musik besessen und hin und her getrieben.
Aus musikalischem sowie religiösem Elternhaus stammend, begann ich früh Klavier zu spielen und zu komponieren. Wenn meine Eltern Besuch hatten, sollte ich mich stets produzieren. Einmal, als ich so gar keine Lust dazu hatte, sagte man mir, die eine ältere Dame hätte starke Schmerzen, und wenn ich spielen würde, hätte es eine Linderung der Schmerzen zur Folge. Dies war ein Appell an mich, der wirkte. Sofort spielte ich - und es hieß dann, es sei besser mit der Dame geworden. Es ist nicht uninteressant zu wissen, daß im Griechentum Apollo als Gott der Weisheit galt und als solcher an seiner berühmtesten Verehrungsstätte in Delphi allen, die ihn nur um Rat fragten, durch seine Priesterin Pythia Orakel gab. Seher erhielten von ihm die Gabe der Weissagung. Andere empfingen das Gnadengeschenk des Gesanges und der Musik, eine Kunst, deren Meister er selbst war. Später wurde er neben den neun Musen als ihr Führer (Musagetes) zum Gott des Gesanges, der Dichtkunst und des Reigentanzes. Er galt dann auch als Heilgott, sein Sohn Asklepios war der Gott der Arzte (Zitat aus: Die schönsten Sagen des klassischen Altertums von Gustav Schwab, Verlag Karl Überreuter). Wir ersehen daraus, daß dies alles in einem starken Kontrast zu dem Gott Israels steht, der Himmel und Erde gemacht hat. In der ganzen Bibel finden wir nicht das Wort Musik, was übersetzt heißt: Kunst der Musen! In Psalm 96, 5 steht: »Alle Götter der Heiden sind Götzen.«
Von Kindheit her glaubte ich an Gott. Niemand und nichts konnte mir diesen Glauben nehmen. Allerdings mußte und durfte ich 1974 feststellen, daß dies nicht der Glaube war, wie die Schrift es sagt. Während meiner Konfirmationszeit fesselte mich das Wort Gottes mehr als das Klavier. Ich hatte regelrecht Schwierigkeiten beim Interpretieren. Ich empfand nicht mehr das Gefühl, im Mittelpunkt der Musik, eines gewissen Rausches, aufzugehen, sondern ich »stand daneben«. Zu dieser Zeit hatte ich die Vorstellung, Nonne bzw. Diakonisse werden zu müssen. Doch zog mich der Gedanke an, etwas Besonderes und Großes im Rahmen der Kunst zu werden.
Die schärfste Waffe des Feindes, der ja oft mit der aufgeschlagenen Bibel kommt, war: »Du mußt die dir von Gott anvertrauten Pfunde ausschöpfen und vervielfachen.« Das gab mir einen Feuereifer zum Üben und zum Lernen. Mein Vater, ein bedeutender Pianist, konzertierte ab meinem zwölften Lebensjahr mit mir vierhändige Klaviermusik.
Nach der Schulausbildung in der Freien Waldorfschule in Freiburg im Breisgau, wo ich auch mit der Lehre der Eurythmie der Anthroposophen konfrontiert wurde, die mir innerliche Unruhe und Zerrissenheit brachte, kam ich zum Studium der Musik nach Berlin. Dort hatte ich Klavier und nebenbei Gesangsunterricht bei zwei Meisterinnen, in deren Hause der Spiritismus an der Tagesordnung war, wie ich später erfuhr. Zum Beispiel praktizierte man das Tischrücken, durch das man mit Verstorbenen in Verbindung treten wollte. Meine Meisterinnen und auch ihre Geschwister, die zumeist Künstler waren, nahmen oft an solchen spiritistischen Sitzungen teil. Sie hatten auch Erscheinungen von Verstorbenen,
Erscheinungen von »Maria« und sogar auch von »Jesus«. Nach dem Tode ihres in der Musikwelt hochberühmten Vaters sahen sie, als er aufgebahrt dalag, seinen Kopf von Licht umglänzt. War das die spiritistische Aura? Der Vater hatte den Töchtern aufgetragen, für ihn in Walhall zu beten. (Ein Ehrengebäude für die im Kampf gefallenen germanischen Götter, in dem Büsten berühmter Deutscher stehen, die sich auf die Inspiration der »Götter« beriefen.) Auch wurde meinen Meisterinnen oft vorzeitig der Tod eines Verwandten oder Bekannten aufgezeigt. Das ist die spiritistische Nekroskopie. Als ich mit dem Studium bei ihnen begann, hatte ich doch ein wenig Schrecken vor dem Wesen der beiden Frauen, was sich aber bald in eine geradezu abgöttische Verehrung umwandelte. Das Studium ging mit Erfolg vorwärts, so daß ich bald unter dem Künstlernamen Sylvia Petri Rundfunkaufnahmen machte und ein Klaviertrio hatte, das laut Presse sehr erfolgreich war.
Innerhalb der Klavier-Solo-Laufbahn sollte ich, laut berufener Seite der Musikwelt, das musikalische Erbe von Elly Ney antreten, die von sich behauptete, die geistige Witwe Beethovens zu sein. So eng fühlte sie sich mit dem Geist Beethovens verbunden, was auch an ihrer Interpretation zu spüren war.
Dann trat ich in das Leben eines der bedeutendsten Meister der Kunst. Prof. Gerhard Taschner (Geiger), der mich Höheres lehrte und mich durch diese Arbeit interpretatorisch in Stufen des geistig-seelisch Musikalischen hineinführte, bis ich eines Tages den echten »Höhenflug« erreichte und in einer Sphäre des Musikgeschehens weilen konnte, wo sich alles ganz leicht tut - nicht ich spielte, wiewohl ich das Handwerk des Spielens konnte, sondern es spielte. Es war, als ob ein berauschender Geist über mich gekommen sei. Dieses Erlebnis war so etwas wie eine geistige (nicht zu verwechseln mit »geistlicher«) Wiedergeburt - eine Wiedergeburt im Geiste der Musik. Ein Musikmachen auf dieser Ebene ist berauschend (dionysisch) und ekstatisch einerseits, wie auch in sich gekehrt, lieblich und abgeschlossen (apollinisch) andererseits. Nach solchem Musizieren war man außer »Rand und Band«, wild, oft auch böse, ohne einen Grund dafür zu haben oder nennen zu können. Sank diese Hochstimmung dann ab, war nichts mehr da. Man war ausgepreßt, erschöpft, gelangweilt und zornig. Ich mußte mich unbedingt ablenken. So ging ich oft ins Kino und sah mir gleich mehrere Filme hintereinander an und fand selbst danach oft noch nicht zum Frieden wieder zurück.
Das war überhaupt das Tragische in der Welt, daß alles immer ein Ende hatte, vor dem ich mich stets fürchtete. Oft hatte ich vor den »Höhenflügen« im Musizieren schon die Angst vor dem Ende, dem bitteren Nachgeschmack. - Heute bin ich allerdings ein glücklicher Mensch, da ich Jesus Christus in mein Leben aufgenommen habe. Seitdem ist mir das, was mir früher zum Götzen geworden war, wie ein Nichts - entwertet -verblaßt. Erst nach meiner Umkehr zu Jesus Christus konnte ich begreifen, was ich in meinem Künstlerleben vor und hinter der Kulisse gesehen und getan hatte. Da waren gottloses Wesen, dunkle Leidenschaften, Alkohol, Rauschgift, Verkehrtgeschlechtlichkeit, Hurerei, Schizophrenie und grenzenloser Hochmut an der Tagesordnung. Diese verschiedenen Unglücklichkeiten habe ich gesehen und auch erfahren. Auch, daß ich schöpferisch die besten Momente hatte, wenn ich entweder in einer starken Depression oder in einer ekstatischen Hochstimmung war. Die Depression ist eine Gefangennahme der Seele in die Nacht, die offenbar der Widersacher Gottes benutzt und Inspiration gibt. Die Hochstimmung, von der ich oben sprach, dient auch zur Inspiration, ist aber nicht identisch mit der Freude in Gott, sondern ist das, was St. B. Stanton in einem seiner Werke zum Ausdruck bringt: »Wecke die Freude, und du weckst den Olymp und die schöpferischen Götter.« Früher konnte ich nur komponieren, wenn ich entweder in Tief- oder Hochstimmung war. Heute wird es mir durch Gottes Gnade offenbar, wenn ich ein Lied zu seiner Ehre komponieren darf. Ich hole mir einen Liedtext hervor, Notenpapier etc., und dann fließt der angefangene Einfall bis zum Ende durch.
Als ich meinem letzten Meister, Gerhard Taschner, von meinen Depressionen erzählte, gebot er mir, eine Zeitlang keine Musikstücke von Robert Schumann zu spielen, der ja ein hochgradiger Spiritist war und seine Kompositionen durch den direkten Verkehr mit sechs Geistern empfing. Dieses Geheimnis war Professor Taschner bekannt. Ich befolgte seinen Rat und stellte eine Besserung in meinem Gemütsleben fest. Es war für mich ein gewaltsames Wegreißen, da ich mich sehr stark zu Robert Schumanns Kompositionen hingezogen fühlte. Wie man mir auch von berufener Seite der Musikwelt nachsagte, daß ich gerade Schumann interpretieren könne wie manch anderer nicht. Also eine besondere Empfänglichkeit für den Geist dieser Kompositionen! Einmal hatte ich sogar in einer einsamen Stunde den Geist Schumanns angerufen, was sicher auch eine Beziehung zu meinen okkult belasteten Vorfahren hat. Doch dieses Anrufen hatte keinen sichtbaren oder hörbaren Erfolg, und ich wiederholte es auch nicht mehr.
Vor meinen Konzertauftritten betete ich nebst speziellen persönlichen Bitten immer das »Vaterunser«. Das religiös getarnte Treiben der Kunst inmitten der Sünde ist eben das Arge und die List der Schlange. Der gesegnete Erweckungsprediger Erlo Stegen wurde von einem Theologiestudenten gefragt, ob es in Europa noch Dämonen und andere böse Geister gäbe, worauf er antwortete: »In Südafrika kommt der Teufel in Häßlichkeit, mit Pferdefuß, aber in Europa kommt er verstellt als ein »Engel des Lichts«.«
Unter dem sogenannten Lampenfieber hatte ich wenig zu leiden, was ich vor denen, die sich darüber wunderten, immer so begründete: Ich bete zu Gott! - Aber mein sündhaftes Leben verleugnete ihn. Auch mein Privatlehrer-Examen machte ich unter Anrufung Gottes und nahm es als Erhörung, daß ich die passenden Fragen zu meinen Antworten bekam. Natürlich hat jeder Künstler etwas anderes, mit dem er sich für die Auftritte vorbereitet. Der Pianist Alfred Cortot nahm immer Rauschgift, andere brauchten Alkohol. Einer der bedeutendsten Dirigenten brauchte zum Stimulans für den Auftritt Frauen im Künstlerzimmer. Der große Komponist, der seine letzte Sinfonie »Gott« gewidmet hat, Anton Bruckner, hatte die beste Inspiration, wenn er miterlebte, wie Menschen auf dem Schafott endeten.
Mit zunehmender Identifikation mit dem Geist der Musik geschieht ein Wachstum der Sinnlichkeit, die im Maßstab der Bibel als unkeusch, unzüchtig etc. verzeichnet ist. Dies kann man allerdings auch umgekehrt feststellen: Je sinnlicher der Mensch veranlagt ist (auch durch okkulte Belastungen), desto durchschlagender ist die Interpretation. Das sogenannte Wunderkind hat eine geschlechtliche Frühreife, ohne die es die Dinge in der Musik gar nicht wahrnehmen, noch viel weniger zum Ausdruck bringen kann.
Die Menschen der Kunst - gleich, ob es sich um Musik, Dichtkunst, Malerei oder Bildhauerei handelt - sprechen von ihrem Genius, lat. Schutzgeist. Sie sprechen vom Erbe griechisch-römischer Kunst und preisen sie hoch. Der Gott Israels kommt dort nicht zu Wort.
Nach dem Musiklehrerexamen an der Hochschule für Musik in Berlin studierte ich weiter Gesang in der Opernchorschule, wobei ich bald in vielen Opernaufführungen mitwirkte und ersatzweise im Opernchor der Deutschen Oper Berlin mitsang. Im Bereich der Opernbühne ist der Aberglaube stark vertreten. Aus privaten Gründen hörte ich dort bald wieder auf, und ich ging als Korrepetitorin von zwei Gesangsklassen an die Hochschule für Musik, die die Sängerinnen Elisabeth Grümmer und Gunthild Weber leiteten. Ich assistierte auch in der Violinklasse von Prof. G. Taschner. In einer der Gesangsklassen lernte ich meinen jetzigen Mann, Wolfgang Schmidt, kennen, dessen außergewöhnlich schön timbrierte Baritonstimme mich aufhorchen ließ. Unterdessen hatte ich mich in einem Selbststudium mit Gesangspädagogik auseinandergesetzt - und so wurde W. Schmidt bald mein Schüler. Mein Ehrgeiz war es, aus ihm etwas Großes zu machen, d. h. ich erkannte seine große künstlerische Begabung und Sensibilität, die sicher - aus meinem heutigen Verständnis - auch auf die okkulte Belastung durch seine Vorfahren zurückzuführen ist. Es war mir durch meine obengenannte »Wiedergeburt im Geist der Musik« möglich, besondere Begabungen zu entdecken, auch wenn der Begabte sie selbst nicht kannte. Darum war es mein Ehrgeiz, auch solche Begabungen herauszustellen. Mein Betätigungsfeld war neben der pianistischen Karriere das Unterrichten vieler Gesangsschüler. Nach Jahren des Studiums änderten sich meine privaten Verhältnisse, und es kam zu einer näheren Beziehung zu meinem jetzigen Mann, mit dem ich gemeinsam konzertierte. Es waren zumeist gemischte Musikabende von Lied- und Klavierinterpretationen. Auch Oratoriumsgesang übte mein Mann aus. Ferner durften wir zu einer gemeinsamen Schallplattenaufnahme kommen. Das Gesangsstudium meines Mannes sollte allerdings nicht mein letztes Ziel sein, sondern der Weg sollte zur Oper führen, wofür ich ihn neben dem Konzertieren trainierte. So führten wir einige Jahre gemeinsam unser Leben unter dem Motto »Mein Leben der Musik«.
Anfang des Jahres 1973 gab uns der Herr jedoch den Impuls, in seinem Wort, der Bibel, zu lesen, obwohl wir in keine Kirche oder Gemeinde gingen. Wir gaben diesem Impuls nach und lasen gemeinsam mit wachsender Begierde die Bibel vom 1. Buch Mose bis zum letzten Kapitel der Offenbarung. Wir versuchten auch, während diesem einen Jahr des Bibellesens, den Gott der Bibel in einfältiger Weise anzubeten und bekamen immer mehr Freudigkeit, dieses zu tun. Im April 1974 kam die entscheidende Wende. Obwohl wir immer noch keine Kontakte zu Gläubigen hatten, zeigte uns zu dieser Zeit Gott durch sein Wort unsere ewige Verlorenheit und die Alternative, durch die Übereignung unseres Lebens an ihn, ewig zu leben. So übergaben wir, vom Geist Gottes überführt, unter Tränen in unserer Wohnung unser ganzes Leben Jesus Christus. Obwohl wir in den folgenden zwei Jahren noch manches Konzert zu geben hatten, sahen wir seit dieser Stunde die Musik in zunehmendem Maße mit anderen Augen an. Wir erkannten immer bewußter die okkulten Hintergründe und antigöttlichen Tendenzen der Erschaffung der Musik. So wurden wir Stück für Stück von den verschiedensten Formen der klassischen Musik gelöst. Die Worte der Heiligen Schrift aus Lukas 11, 23: »Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut«, und Kolosser 3, 17 standen uns vor Augen: »Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles in dem Namen des Herrn Jesu.« Auf der Suche, Gottes Willen für unser Leben zu erfahren, begegneten uns unter anderem die Bücher von Dr. Kurt Koch, durch die uns Gott, der Herr, reich segnete.
Zuerst erkannten wir deutlich, daß die Opernliteratur nur auf den Mythen der »Götter« aufgebaut ist, zum Beispiel Richard Wagner auf den germanischen Göttern, Wolfgang A. Mozart auf den ägyptischen und griechischen Gottheiten, Richard Strauss auf griechischen Göttern, etc.
Wenn die Götterszenen nicht im Vordergrund standen, dann war es der Humanismus mit seiner Selbsterlösung. So sahen wir uns ganz auf die Interpretation von Liederzyklen beschränkt. Doch auch hier sahen wir Stück für Stück die Inhalte der Lieder mit neuen Augen und merkten bald, daß die meisten Texte auch nur den Humanismus mit einer Sehnsucht nach Selbsterlösung meinten. Das Feld unserer künstlerischen Betätigung wurde somit immer enger, bis es uns völlig klar war, daß, wenn wir nach Lukas 11, 23 sammeln wollen und nicht zerstreuen, ausschließlich nur noch solche Lieder singen können, die Jesus Christus meinen. Diese völlige Erkenntnis, im Frühjahr 1976, ließ uns das vor uns liegende Konzert im Mai desselben Jahres als letztes erkennen. Wir baten den Herrn, da wir keine Möglichkeit hatten, das Konzert rückgängig zu machen, uns Gnade zu geben, daß wir wirklich damit einen Schlußpunkt unter die Laufbahn in der klassischen Musik setzen dürfen. Dieses Gebet hat der Herr erhört und hat uns allerdings mit einer liebevollen Mahnung während dieses letzten Konzerts an unsere Bitte erinnert. Als wir nämlich mitten in den Darbietungen waren und wir noch einmal unsere ganze künstlerische Erfahrung in die Gestaltung hineinlegten, kam der Veranstalter des Konzertes aufgeregt zu uns und teilte uns mit, daß soeben in diesem Hause eine Bombenwarnung ausgegeben worden sei. Irgend jemand sollte eine Bombe gelegt haben, die jeden Moment zur Explosion kommen könnte. Mit besorgtem Gesicht fragte er uns, ob wir nicht besser das Konzert abbrechen sollten. Doch wir verstanden diese Bombenwarnung als einen Wink Gottes, nicht wieder ein Wohlgefallen an den künstlerischen Darbietungen der Musik zu bekommen und vielleicht den Gedanken an das »letzte Konzert« zurückzunehmen. Beruhigend sagten wir dem Veranstalter, daß das nur ein Hinweis für uns wäre und wir das Konzert ruhig zu Ende führen könnten. Obwohl er dies nicht verstehen konnte, willigte er nach einigem Zögern ein. Die Bombe explodierte nicht. So konnte das letzte Konzert auf dem Podium der Welt zu Ende geführt werden.
Seit dieser Zeit durften wir in steigendem Maße für unseren Herrn und Heiland, Jesus Christus, tätig sein.
Auf der Suche nach Gemeinschaft mit Gläubigen kamen wir 1975 durch eine Bibeltagung in Berlin, die vom Missionswerk »Mitternachtsruf« ausgerichtet worden war, in Kontakt mit einer landeskirchlichen Gemeinschaft für EC, die mit diesem Missionswerk eng verbunden ist, da der Leiter dieser Gemeinschaft der 1. Vorsitzende des deutschen Zweiges des »Mitternachtsrufes« ist.
Nachdem meine letzten weltlichen Gesangsund Klavierschüler den Unterricht verlassen hatten, standen wir vor dem Nichts. Denn ich sah mich genötigt, meine Schüler vor die Alternative zu stellen, entweder ein Studium auf dem Podium geistlicher Literatur durchzuführen oder sich nach einem anderen Pädagogen umzusehen. Wir glaubten dem Wort Gottes in Mt. 6, 24-25: »Niemand kann zwei Herren dienen. Sorget nicht für euer Leben, was ihr essen und trinken werdet, auch nicht für euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr denn die Speise und der Leib mehr denn die Kleidung?« So durften wir durch Gottes Gnade Mt. 6, 33 praktizieren. Da heißt es: »Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen.« Bis auf den heutigen Tag haben wir nie Mangel gelitten, sondern eher Überfluß gehabt.
In diesem Trachten nach dem Reich Gottes zeichneten sich auch in der Stille durch Gottes Wirken die Gaben ab, die der Herr meinem Mann verliehen hat. Er predigt das Reich Gottes, hat Jugendarbeit und Seelsorge. Außerdem dürfen wir in steigendem Maße von und für unseren Herrn und Heiland Jesus Christus singen und spielen. Nach unserer Abkehr von den Abgöttern zu dem lebendigen Gott durften wir es sehr bald erleben, daß der Herr Heilung, Zeichen und Wunder geschehen ließ durch den Namen Jesu Christi. »Denn das Reich Gottes steht nicht in Worten, sondern in Kraft« (1. Kor. 4, 20).
Diesem Herrn, dem Gott Israels, wollen wir weiter je länger desto besser dienen, bis daß er wiederkommt.
Ingrid Schmidt, Berlin