Von Witten nach Auschwitz.

Von Witten nach Auschwitz. von Klein,  Ralph
„In ihrer Eigenschaft als Zigeunerin wurde sie in das Konzentrationslager Auschwitz eingewiesen“. Eine „Zigeunerin“ zu sein, reichte als Begründung, die Sintezza Maria Lind in Witten festzunehmen und zum Bahnhof Bochum-Nord zu bringen. Von dort fuhr der Deportationszug mit Maria Lind und anderen Sinti nach Auschwitz. Die rechtliche Grundlage bildete der „Auschwitz-Erlass“ des Reichsführers-SS, Heinrich Himmler, vom 16. Dezember 1942. Mit diesem Erlass leiteten die Nationalsozialisten die Vernichtung der im Deutschen Reich lebenden Sinti und Roma ein. Sie selber bezeichnen diesen Völkermord in ihrer eigenen Sprache, dem Romanes, als „Porajmos“. Der neue Band der Wittener Hefte für Stadtgeschichte zeichnet die Verfolgung der in Witten lebenden Sinti nach. Im April 1940 wurden sie fast alle in das so genannte „Zigeunerlager“ im Dorney-Wäldchen (Witten-Stockum) eingewiesen. Am 9. März 1943 begann ihre Deportation. Großer Wert wurde darauf gelegt, die Namen und Kurz-Biographien der in Witten lebenden Sinti und ihr jeweiliges Verfolgungsschicksal zu erforschen. Nur zehn von 66 aus Witten deportierte Sinti überlebten. Nichts erinnert in Witten an den Porajmos
Aktualisiert: 2023-05-12
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Der Deutsche

Der Deutsche von Hayuco,  L.
Die Geschichte ist wahr. Im März 2020 berichteten argentinische und internationale Medien über den Fund einer Liste, die die argentinische Regierung in den frühen vierziger Jahren anlegen ließ. Dadurch wurden nicht nur die Namen von rund 12.000 Personen bekannt, die in Argentinien das NS-Regime in Deutschland unterstützt hatten, sondern auch deren Konten in der Schweiz – vor allem bei der heutigen Credit Suisse. Schätzungen in Bezug auf den heutigen Wert der Geldanlagen gingen von bis zu vierzig Milliarden US-Dollar aus. Der Fund wurde als weiterer Beleg in Bezug auf ein früh von den Nationalsozialisten umgesetztes System der Umleitung von Vermögenswerten über Argentinien in die Schweiz gewertet. Darüber hinaus zeugte er von der tiefen wirtschaftlichen Verflechtung des Dritten Reichs mit Argentinien, ohne die Geldtransfers in dieser Größenordnung kaum möglich gewesen sein dürften. Eine der bedeutendsten deutschen Firmen in Argentinien war in den dreißiger und vierziger Jahren die „Banco Alemán Transatlántico“ gewesen, eine Tochterfirma der Deutschen Bank. Die Geschichte ist erfunden. Zwei Jahre nach dem Fund der Liste macht sich ein argentinischer Historiker daran, die Geschäfte der „Banco Alemán Transatlántico“ im Nachbarland Uruguay zu untersuchen – in der Erwartung, dass diese auch dort in fragwürdige Transfergeschäfte verwickelt gewesen war. Unterstützung erhält er dabei von einer uruguayischen Journalistin und einem deutschen Wirtschaftsjournalisten. Obgleich die Nachforschungen zunächst nur von überschaubarem Erfolg gekrönt sind, stellt das Trio bald fest, dass sie misstrauisch beobachtet werden. Sie müssen unsanft die Erfahrung machen, dass auch fast achtzig Jahre nach dem Ende des NS-Regimes dessen Verwicklung mit der uruguayischen Politik und Wirtschaft kein unproblematisches Thema ist – zumal einige der bis heute einflussreichsten Familien des Landes von dieser Verwicklung profitiert haben dürften. DER DEUTSCHE ist ein kurzweilig geschriebener Roman aus Uruguay, der „on the run“ den Blick auf eine weitgehend verdrängte Geschichte lenkt: Der Nutzen, den manche in der Region aus dem NS-Regime gezogen haben. Vor und nach 1945.
Aktualisiert: 2023-05-04
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Arthur Venn, ein deutscher Journalist

Arthur Venn, ein deutscher Journalist von Klein,  Ralph
Am 3. April 1948 erschien die erste Ausgabe der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ). Ihre Wittener Lokalredaktion baute Dr. Arthur Venn (1905–1979) auf. Das langjährige NSDAP-Mitglied war Redakteur einer NSDAP-Parteizeitung gewesen, war freiwillig in die Waffen-SS eingetreten und hatte die SS-Leibstandarte Adolf Hitler als „embedded journalist“ bei ihrem mörderischen Kriegszug durch die Ukraine begleitet. Höhepunkt von Venns Karriere war seine Tätigkeit als Persönlicher Pressereferent des Reichsführers-SS Heinrich Himmler gewesen. Lag der Aufbau des Wittener Lokalteils der WAZ, die von einem antifaschistischen Sozialdemokraten gegründet worden war, bei ihm in guten Händen? Vielen Journalisten gelang der Wechsel von der nationalsozialistischen Presse zu der der jungen BRD. Insofern ist Venns Werdegang typisch. Untypisch, weil einmalig ist seine Funktion als Persönlicher Pressereferent Himmlers. Könnte er diese Tätigkeit ohne Überzeugung ausgeübt haben? Wechselte er seine Überzeugungen wie seine Arbeitgeber? Schlug sich der Werdegang ihres Wittener Lokalchefs in der Zeitung nieder?
Aktualisiert: 2023-04-13
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Von Witten nach Auschwitz.

Von Witten nach Auschwitz. von Klein,  Ralph
„In ihrer Eigenschaft als Zigeunerin wurde sie in das Konzentrationslager Auschwitz eingewiesen“. Eine „Zigeunerin“ zu sein, reichte als Begründung, die Sintezza Maria Lind in Witten festzunehmen und zum Bahnhof Bochum-Nord zu bringen. Von dort fuhr der Deportationszug mit Maria Lind und anderen Sinti nach Auschwitz. Die rechtliche Grundlage bildete der „Auschwitz-Erlass“ des Reichsführers-SS, Heinrich Himmler, vom 16. Dezember 1942. Mit diesem Erlass leiteten die Nationalsozialisten die Vernichtung der im Deutschen Reich lebenden Sinti und Roma ein. Sie selber bezeichnen diesen Völkermord in ihrer eigenen Sprache, dem Romanes, als „Porajmos“. Der neue Band der Wittener Hefte für Stadtgeschichte zeichnet die Verfolgung der in Witten lebenden Sinti nach. Im April 1940 wurden sie fast alle in das so genannte „Zigeunerlager“ im Dorney-Wäldchen (Witten-Stockum) eingewiesen. Am 9. März 1943 begann ihre Deportation. Großer Wert wurde darauf gelegt, die Namen und Kurz-Biographien der in Witten lebenden Sinti und ihr jeweiliges Verfolgungsschicksal zu erforschen. Nur zehn von 66 aus Witten deportierte Sinti überlebten. Nichts erinnert in Witten an den Porajmos
Aktualisiert: 2023-04-06
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Die Fahne

Die Fahne von Hayuco,  L.
„Marcela dachte an das erste Gespräch mit Esteban. In dem Café in Montevideo hatte er den Diebstahl der Fahne als politische Folklore bezeichnet. Auch Marcela bewertete ihn im Prinzip bislang ähnlich. Eine anarchistische Räuberpistole vor fünfzig Jahren, überlagert von den tragischen Ereignissen, die folgten. Eine bizarre Anekdote der Geschichte, der als Ausgangspunkt für ihre Recherche diente. […]. Marcela wurde jetzt klar, wie falsch sie mit dieser Einschätzung gelegen hatte. Sie verstand plötzlich das Manifest der Anarchisten, vor allem das ganze Pathos: Der Diebstahl sollte die maximale Demütigung der Autoritäten sein. Eine Aktion, die die Militärs niemals verzeihen konnten.“ Die Geschichte ist wahr. Am 15. Juni 1969, wenige Jahre vor der Militärdiktatur in Uruguay, stehlen Mitglieder der anarchistischen „Federación Anarquista Uruguaya“ aus dem Nationalmuseum in Montevideo die „Fahne der 33 Orientalen“, das wichtigste Nationalsymbol aus den Zeiten des Unabhängigkeitskrieges. In den siebziger Jahren werden die meisten, an dem Diebstahl beteiligten, Personen von den Sicherheitskräften ermordet. Den uruguayischen Staatsorganen gelingt es – auch unter Anwendung von Folter – nicht, den Verbleib der Fahne zu ermitteln. Sie bleibt bis heute verschwunden. „Du meinst also, ich sollte erst ein paar Banken überfallen, Leute entführen und eine Fahne klauen, bevor ich über deine Gruppe etwas schreibe?“ Andrés lacht. „Der Gedanke gefällt mir. Ich meine es jedoch andersrum. Erst einmal rausfinden, wie wir getickt haben und warum. Dann würdest du auch verstehen, warum wir Banken geknackt, Bonzen gekidnappt und den scheiß Stofffetzen mitgehen haben lassen.“ Die Geschichte ist erfunden. Über fünfzig Jahre nach dem Diebstahl erhält eine uruguayische Journalistin den Auftrag, die Ereignisse von damals für eine Reportage zu rekonstruieren. Mit Unterstützung eines argentinischen Historikers macht sie sich daran, die spärlichen öffentlich zugänglichen Informationen zu dem Fall zu sichten. Als sie unverhofft einen Hinweis über den zeitweisen Verbleib der Fahne in Buenos Aires erhält, beschließt sie nach Argentinien zu reisen – in der Hoffnung, die Fahne könnte noch auffindbar sein. Ihre Suche führt sie nicht nur immer tiefer hinein in die repressive Geschichte der beiden Länder am Río de la Plata, sondern auch zu der Frage, wie sie als Journalistin historische Ereignisse beschreiben sollte, um den beteiligten Personen gerecht zu werden. DIE FAHNE ist ein kurzweilig geschriebener Roman aus Uruguay – parteiisch, mit Augenzwinkern und Zeitgeschichte „on the run“.
Aktualisiert: 2020-10-02
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Nicht mehr Krieg, noch kein Frieden.

Nicht mehr Krieg, noch kein Frieden. von Klein,  Ralph
Am 8. Mai 2020 jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 75. Mal. Immer wieder erzählten die Wittener_innen von Nationalsozialismus und Krieg. Was sie erzählten und hervorhoben, prägte die öffentliche Erinnerung genauso wie das, was sie verschwiegen. Dafür gibt es im Text viele Beispiele: das Scharmützel im Elbschebachtal, die „Dürener Bluttat“, die Rettung der Ruhrbrücke, plündernde Zwangsarbeiter. Die große Mehrheit der Wittener Stadtgesellschaft inszenierte sich in diesen Geschichten als Opfer: als Opfer der Nazis, des Krieges, des Hungers. Diese Ausgabe der „Wittener Hefte für Stadtgeschichte“ beschreibt die wichtigsten Ereignisse von der Endphase des Krieges bis in die unmittelbare Nachkriegszeit. Soweit wie möglich wird die Perspektive derjenigen eingenommen, die aus der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft ausgeschlossen wurden, z. B. Zwangsarbeitende und Deserteure. Aus ihrer Perspektive war das Kriegsende keine Katastrophe, kein Zusammenbruch und keine Niederlage, sondern eine Befreiung. Am Beispiel der „Dürener Bluttat“ wird skizziert, wie in den Nachkriegs-Erzählungen Stereotype geschaffen und Schuldabwehr organisiert wurden.
Aktualisiert: 2020-07-13
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Kapp-Putsch und „Märzrevolution“ 1920 in Witten

Kapp-Putsch und „Märzrevolution“ 1920 in Witten von Klein,  Ralph
Im März 1920 putschte das deutsche Militär gegen die Republik. Es wollte die Folgen der Novemberrevolution von 1918 rückgängig machen und die Hohenzollern-Monarchie erneut einsetzen. Dagegen streikte die gesamte Arbeiterschaft. Dieser bis heute einzige politische Generalstreik in Deutschland ließ den Putsch zusammenbrechen. Die gewählte Regierung, in der die SPD stärkste Kraft war, nahm ihre Geschäfte wieder auf. In einigen Regionen Deutschlands ging der Abwehrstreik in einen allgemeinen Arbeiteraufstand über. Die Arbeiterschaft wollte die nicht eingelösten Versprechungen der Novemberrevolution doch noch Wirklichkeit werden lassen. Sie scheiterte an der eigenen Zerstrittenheit, an der Tatsache, dass sich der Aufstand nicht auf das gesamte Land ausweitete, aber vor allem daran, dass die von ihr gerettete Regierung die Putsch-Truppen ins Ruhrgebiet sandte, um den Aufstand blutig niederzuschlagen. Der vorliegende Band der Wittener Hefte für Stadtgeschichte bietet eine auf Witten konzentrierte Darstellung der Ereignisse rund um den Kapp-Putsch. Sie nimmt die bislang vernachlässigte Perspektive des Kollektivakteurs Janhagel ein, den sie durch die „Märzrevolution 1920“ begleitet.
Aktualisiert: 2020-07-10
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Meine Spurensuche

Meine Spurensuche von Bhatia,  Lieselotte
»Von Vohwinkel, Delhi, Dammam und zurück …« heißt der erste Text der sehr persönlichen Spurensuche von Lieselotte Bhatia. Er führt uns unter anderem nach Indien und Saudi-Arabien. Der zweite Text dokumentiert Lieselotte Bhatias langjährige und anhaltende Spurensuche, vom Burgholz ins ukrainische Dnepropetrovsk, auf den Spuren ihres Vaters, des Kriminalpolizisten und verurteilten NS-Kriegsverbrechers Wilhelm Ober. Im dritten Teil des Buches werden ausgewählte Briefe von ehemaligen Wuppertaler ZwangsarbeiterInnen dokumentiert, die seit dem Anfang der 2000er Jahre brieflich in Kontakt zum Verein »Spurensuche-N.S.-Geschichte in Wuppertal« traten und Vertrauen fassten, ihre Leidensgeschichten aus der NS-Zeit zu erzählen.
Aktualisiert: 2022-01-20
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„Die Wohnung ist keine Ware“

„Die Wohnung ist keine Ware“ von Klein,  Ralph
Der MieterInnenverein Witten und Umgebung e. V. wurde am 19. Oktober 1919 gegründet. 100 Jahre später schreiben Zeitungen immer noch über rasant steigende Mieten, Verdrängung von Mieterinnen und Mietern, von „Häuserkampf“ und Überführung von Mietshäusern in Gemeineigentum. Es sind dieselben Themen, die vor 100 Jahren zur Gründung des Vereins führten. Das ist nicht erstaunlich, denn in den 100 Jahren hat sich nichts Grundlegendes an einer Wohnungswirtschaft und -politik geändert, die Wohnung als „Ware“ definiert, die möglichst profitabel verwertet werden soll. Die Festschrift zeichnet die Geschichte der Wittener MieterInnen und ihrer Organisation durch 100 Jahre Wohnungsnot, Wohnungszwangswirtschaft und „freien“ Wohnungsmarkt nach. Eins wird sehr deutlich: Auch in Gegenwart und Zukunft sind die Mieterorganisationen so notwendig wie eh und je.
Aktualisiert: 2020-07-01
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Hinterwald

Hinterwald von Lutter,  Lissbeth
Eine kleine Marktgemeinde in den bayerischen Alpen. Die Einwohner leben von Touristen und den Soldaten, die in der großen Gebirgsjägerkaserne am Ortsrand stationiert sind. Den Auftakt der Sommersaison bildet seit Jahrzehnten das Pfingstwochenende, wenn tausende Soldaten und Veteranen zum Totengedenken in den Ort strömen. Doch in diesem Jahr fallen noch andere, ungebetene Gäste in die Gemeinde ein: Aktivisten, die auf die zahlreichen Kriegsverbrechen der Gebirgsjäger im Zweiten Weltkrieg aufmerksam machen wollen. Die Situation eskaliert. Biergläser und Fäuste fliegen, die Polizei mobilisiert ein Großaufgebot. Kurz darauf wird ein Aktivist ermordet. Eine junge, ambitionierte Lokaljournalistin wittert ihre Chance auf eine große Story und macht sich auf die Spur der Aktivisten und der Geschichte der Gebirgsjäger. Nach und nach muss sie erkennen, dass sich hinter der idyllischen Fassade ihres Heimatortes ein Abgrund an Mord und Vertuschung verbirgt. Ihr Leben gerät ins Wanken und sie selbst in tödliche Gefahr. „Der Roman ist spannend und gut geschrieben, das Lokalkolorit stimmig und den Titel ,Hinterwald' finden wir grandios. Andererseits polarisiert der Text stark und wir sehen es vertrieblich als sehr problematisch an, in Bayern mit einem Krimi herauszukommen, in dem die örtliche Bevölkerung derart schlecht wegkommt.“ Aus dem Ablehnungssschreiben eines Verlags
Aktualisiert: 2020-03-12
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Selbstermächtigung, Emanzipation und Repression

Selbstermächtigung, Emanzipation und Repression von Klein,  Ralph
In einem Akt der Selbstermächtigung befreiten sich Arbeiter_innen und Soldaten im November 1918 vom verhassten Hohenzollern-Regime. Man wollte sich nicht mehr von der Polizei drangsalieren, vom Bürgertum gängeln, von den Unternehmern ausbeuten lassen. Man wollte über sein Leben und über die politische Verfasstheit der Gesellschaft (mit-)bestimmen. In der Novemberrevolution emanzipierten sich die Untertanen zu Bürgern bzw. zu Bürgerinnen. Der Umsturz verlief fast ohne Blutvergießen. Dennoch leitete er eine fünf Jahre andauernde Periode heftiger Konfrontationen ein. Im traditionell ruhigen Witten entstand solch eine Konfrontation im März 1919 aus Tarifverhandlungen. Sie wurden von der Metallarbeiterschaft auf unkonventionelle Art geführt, nämlich durch „collective bargaining by riot“. In der Öffentlichkeit wurden die beteiligten Arbeiter diffamiert. Das wollten sie sich nicht gefallen lassen und protestierten. Weil die Wittener Polizei ein Exempel statuieren und deutlich machen wollte, wer Herr im Hause war, ging sie kriegsmäßig bewaffnet gegen die Protestierer_innen vor. In der Augustastraße kam es zu einer Schießerei, bei der mehr als 20 Arbeiter_innen von der Polizei erschossen wurden. In dieser Ausgabe der „Wittener Hefte zur Stadtgeschichte“ werden die Novemberrevolution in Witten und die dramatischen Ereignisse des März 1919 detailliert nachgezeichnet und in ihren zeitgenössischen Kontext eingeordnet.
Aktualisiert: 2020-07-01
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Gegen den Mainstream der Hitlerzeit

Gegen den Mainstream der Hitlerzeit von Gailus,  Manfred
Am 24. November 1943 verstarb der Elberfelder reformierte Theologe Helmut Hesse im Alter von nur 27 Jahren im Konzentrationslager Dachau. Hesse verwarf in öffentlicher Rede jedwede christliche Gewaltaktion gegenüber Juden. Die Kirche habe, so verkündete er im Kriegsjahr 1943, die heilsgeschichtliche Bedeutung Israels zu bezeugen und gegen jeden Versuch, das Judentum zu vernichten, Widerstand zu leisten. Gemeinsam mit seinem Vater, Pfarrer Hermann Albert Hesse, befand er sich über fünf Monate in Haft im Polizeigefängnis Wuppertal- Barmen, bevor Vater und Sohn am 14. November 1943 nach Dachau überführt wurden. Gesundheitlich stark geschwächt und auf Medikamente angewiesen, überstand der junge Theologe die schweren Haftbedingungen nicht. Nach dem Krieg ist Hesses mutige Tat und sein Martyrium lange Zeit zu wenig gewürdigt worden. Anlässlich seines 75. Todestags im Jahr 2018 ist die Zeit mehr als reif, um an Helmut Hesse und sein singuläres Wirken zu erinnern und seiner mutigen Tat öffentlich zu gedenken.
Aktualisiert: 2020-03-12
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Der Novemberpogrom 1938 in Witten

Der Novemberpogrom 1938 in Witten von Klein,  Ralph
Wer hat die Wittener Synagoge am 9. November 1938 in Brand gesteckt? Von dieser Frage ausgehend untersucht der Autor die Ereignisse des 9. und 10 November 1938 in Witten. Es ist die erste Untersuchung des Novemberpogroms auf breiter Quellenbasis. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die antisemitische Gewalt in Witten in den Wochen vor dem Pogrom eskalierte. Wittener SA-Männer griffen in der Pogromnacht Leben und Eigentum jüdischer Wittener an, bevor sie einen Befehl dazu erhielten. Der Brand der Synagoge war der Höhepunkt der gewaltförmigen Eskalation – ein „Freudenfeuer“ des selbstgerechten antisemitischen Hasses mitten in Witten. SS, Gestapo und Polizei setzten den Pogrom am 10. November 1938 fort. Verhaftungen jüdischer Männer, ihre Einweisung in ein Konzentrationslager und weitere Zerstörungen prägten den Tag. Mindestens drei jüdische Wittener starben an den Folgen von Misshandlungen oder Lagerhaft. Dennoch erduldeten die jüdischen Wittenerinnen die Angriffe antisemitischer Männerhorden nicht als passive Opfer. Vielmehr behaupteten sie ihre Handlungsfähigkeit oder gewannen sie zurück.
Aktualisiert: 2020-05-06
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Vergessene Opfer

Vergessene Opfer von Bhatia,  Lieselotte, Meinhardt,  Bluma, Stracke,  Stephan
Mit dem Buch „Vergessene Opfer. Die NS-Vergangenheit der Wuppertaler Kriminalpolizei“ können wir nun den zweiten Band unserer Reihe zur Wuppertaler Polizei- und Widerstandsgeschichte vorlegen. Im ersten Teil des Buches rekonstruiert Stephan Stracke die nationalsozialistische Vergangenheit der Wuppertaler Kriminalpolizei. Der zweite Teil des Buches ist der – weiterhin diskriminierten und vergessenen – Opfergruppe der Sinti und Roma gewidmet. Bluma Meinhardt, in Wuppertal geborene Sintezza und Tochter des Auschwitz-Überlebenden Friedel Meinhardt, präsentiert Gedichte und kurze Prosastücke aus ihrem Leben im Schatten von Auschwitz. Die Erinnerung an die Geschehnisse prägt ihre Familie auch in zweiter und dritter Generation. Im anschließenden Beitrag stellt Stephan Stracke neue Forschungsergebnisse zur lokalen Verfolgung der Sinti und Roma vor und diskutiert in diesem Zusammenhang die durchaus zwiespältige Rolle des Kriminalbeamten Paul Kreber. Im dritten Teil thematisieren Lieselotte Bhatia und Stephan Stracke das vergessene Burgholz-Massaker, die lokale Gedenkpolitik und die Rückkehr der Täter.
Aktualisiert: 2020-10-29
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„Die Wände waren mit Blut bespritzt …“.

„Die Wände waren mit Blut bespritzt …“. von Klein,  Ralph
Seit dem Frühjahr 1933 nutzten die Nationalsozialisten die Keller von Fabrikgebäuden, Schulen, Gastwirtschaften usw. als "wilde", nicht autorisierte Haftstätten. Ausgestattet mit polizeilichen Befugnissen verhafteten die nationalsozialistischen Milizen von SA und SS ihre Gegner und verschleppten sie in diese Keller. Auch die Wittener SS unterhielt solch eine Haftstätte, und zwar im heutigen Schiller-Gymnasium. Wegen des Leids, das ihnen im Keller der Schule zugefügt wurde, nannte man ihn den "Tränenkeller". In diesem Buch wird die Geschichte des "Tränenkellers" erzählt. Viel Wert wurde darauf gelegt, die Namen der Inhaftierten und Misshandelten zu ermitteln. Mit diesem Buch wird ein fast vergessener Abschnitt der lokalen Schul- und Stadtgeschichte des 20. Jahrhunderts dokumentiert.
Aktualisiert: 2020-03-12
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Vom bunten Schweigen Singen und Sagen

Vom bunten Schweigen Singen und Sagen von Stracke,  Ingrid
Kurz vor Ende 2017 ist Ingrid Stracke, Lyrikerin und Wuppertals "Straßen-Else", 80 Jahre alt geworden. Ihr (wahrscheinlich) schönstes Geburtstagsgeschenk hat sie sich selbst gemacht: "Vom bunten Schweigen Singen und Sagen" ist Ingrid Strackes erster langer Prosatext — sozusagen ihr erster Roman. Von Stefan Seitz Über 230 Seiten geht es um Strackes großes Vorbild und Seelenverwandte, die Dichterin Else Lasker-Schüler — zum Großteil aber um Ingrid Strackes eigenes abwechslungsreiches Leben. Ingrid Stracke, die aus der Rheingegend um Koblenz stammt, erzählt eindringlich und detailreich, lässt erst die echte Else sichtbar werden, um dann mehr und mehr auf sich zu blenden. Schöne Kindheit und Jugend (trotz Krieg), der Weg nach Wuppertal, die eigentlich von Anfang an (und lange noch) ungeliebte "Spielzeugstadt" — darum geht es genauso wie um die Anfänge des Schreibens und die Weiterentwicklung dieses Feldes. Wer Wuppertal kennt, wird viele Bekannte "treffen", sich an vieles erinnern. Wer Ingrid Strackes ungewöhnliche Erinnerungen liest, lernt eine ungewöhnliche Frau kennen. Eine, die immer (bewusst) anders war und sein wollte, eine politisch Denkende, eine sehr engagierte Antifaschistin. Thematisch und in Sachen (Lebens-)Zeiten springt der Text munter hin und her, präsentiert sich als immer wieder überraschendes Füllhorn. Gedichte gibt es (natürlich) viele — daneben aber ganz oft tatsächliche Prosaglitzerstückchen: eine kleine Flamenco-Szene, der Strackesche Garten, der Himmel, die Natur. Keine Frage: Da ist Ingrid Stracke definitiv besser als in ihren Lyriktexten. Auch Bitteres wie eine Nacht im Luftschutzkeller oder einen sexuellen Übergriff in Ingrid Strackes Jugend schildert die "Straßen-Else" mit eindringlicher poetischer Kraft. "Vom bunten Schweigen Singen und Sagen" ist eine sehr andere (Auto-)Biographie, ganz und gar individuell. Wie Ingrid Stracke selbst auch. Erschienen ist der Band im De Noantri-Verlag - er kostet im Buchhandel 16 Euro. Ein Wermutstropfen zum Schluss: Warum so oft die Fragesätze keine Fragezeichen haben, bleibt eine große Frage.
Aktualisiert: 2020-05-06
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Vergessene Orte

Vergessene Orte von Stracke,  Stephan
Broschüre “Vergessene Orte” 2. erweiterte Auflage erscheint… Wir sind sehr erfreut, dass wir pünktlich zur Sommersaison eine erweiterte und korrigierte Broschüre vorlegen können. Diesmal haben wir uns geographisch u.a. auch den „vergessenen Orten“ an der Samba-Trasse, am Arrenberg und im Zooviertel angenommen. Eine Trassentour auf den Spuren der NS-Zeit in Wuppertal Seit der 1. Auflage der Broschüre im Dezember 2014 finden sich erfreulicherweise ein paar neue Gedenktafeln und Erinnerungsorte im Stadtbild. Insbesondere die eindrucksvolle Einweihung der großen Gedenktafel am ehemaligen Durchgangslager am Giebel, die wir im letzten Jahr gemeinsam mit ehemaligen niederländischen Zwangsarbeitern aus Roermond und Helden-Panningen und der Jugendwerkstatt Alpha e.V. durchführen konnten, hat uns sehr berührt. Auch die Einweihung des Rita und Izchok Gerszt Parks ist trotz mancher Widerstände geglückt und wir versuchen dort mittelfristig einen Erinnerungsort für jüdische WiderstandskämpferInnen zu etablieren. Seit nunmehr 17 Jahren organisiert unser Geschichtsverein mit dem etwas umständlichen Namen Gedenkfeiern, Zeitzeugenveranstaltungen, Geschichtsprojekte und vieles mehr. Wir haben Bücher veröffentlicht, zuletzt zum Wenzelnberg- und Burgholz-Massaker und wir haben uns eingemischt, z.B. in öffentliche Geschichtsdebatten oder mit einem neu geschaffenen Denkmal der Namen im Deweerthschen Garten. Und wir streiten weiter für eine angemessene Würdigung aller NS-Opfer (Gruppen) im öffentlichen Raum und gleichzeitig für eine Täterforschung, die nach 71 Jahren endlich für eine kritische Polizeigeschichte in Wuppertal sorgt.
Aktualisiert: 2020-03-12
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Die Wuppertaler Gewerkschaftsprozesse

Die Wuppertaler Gewerkschaftsprozesse von Stracke,  Stephan
Im Herbst 1934 war es der KPD im Großraum Wuppertal gelungen, in einem organisierten überbetrieblichen Rahmen, gemeinsam mit Sozialdemokraten und Parteilosen, 48 betriebliche Widerstandsgruppen aufzubauen, die direkt in fabrikinterne Auseinandersetzungen eingriffen, die eigene Zeitungen herstellten und Kurzstreiks auslösten. In Velbert wurde sogar der Deutsche Metallarbeiter-Verband (DMV) unter Beteiligung von sozialdemokratischen DMV-Funktionären wieder gegründet. Zu Jahresbeginn 1935 startete die Gestapo eine beispiellose Verhaftungsoperation. Von 1935 bis 1937 wurden im Großraum Wuppertal insgesamt mehr als 1.900 Menschen verhaftet und 649 Personen von ihnen in den sog. Wuppertaler Gewerkschaftsprozessen wegen Vorbereitung zum Hochverrat zum Teil zu mehrjährigen Haftstrafen verrurteilt.17 Aktivisten verloren ihr Leben während der polizeilichen Voruntersuchung. Mit Ewald Funke starb einer der Hauptakteure des Wuppertaler Widerstandes 1938 unter dem Fallbeil in Berlin-Plötzensee. Die sogenannten „Wuppertaler Gewerkschaftsprozesse“erlangten eine große internationale Beachtung. Europaweit setzten sich über die Parteiengrenzen hinweg Unterstützer für die 1.900 verhafteten Wuppertaler Arbeiter ein. Der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB) und auch der Vorstand der Sozialdemokratischen Partei im Exil (SOPADE) unterstützten die verhafteten Wuppertaler Arbeiter. Wuppertal-Komitee Herausragend war die Unterstützung der Wuppertaler WiderstandskämpferInnen durch die weltweite Menschenrechtskampagne des Wuppertal-Komitees. Ein von niederländischen Intellektuellen und der KPD-Abschnittsleitung in Amsterdam gegründetes „Centraal Comité Wuppertal Proces“ (Wuppertal-Komitee) begann Weihnachten 1935 Geld für die Familien der Verhafteten zu sammeln. Auf dem Höhepunkt der Kampagne entsandten französische Gewerkschaften und holländische Studentenorganisationen Delegationen zu den Prozessen nach Wuppertal.Die Liste der ungefähr 60 namentlich bekannten Unterstützer und Aktivisten liest sich wie ein „Who is Who“ der niederländischen Arbeiter-, Frauen- und Friedensbewegung. Herauszuheben sind die international bekannte Frauenrechtlerin und Friedensaktivistin C.R. Ramondt-Hirschmann, der Philosoph Hendrik Josephus Pos, der Historiker Jan Romein, der Philosoph Leo Polak, die Lehrerin Aleida Lie Heijnen, der Rechtsanwalt Isaak Kisch und die Grande Dame der niederländischen Arbeiterbewegung Henriette Roland Holst-van der Schalk.Viele der Prominenten hatten sich bereits vorher für deutsche Flüchtlinge eingesetzt und waren seit Juni 1936 im „Komitee für Wachsamkeit“ organisiert. Als die deutsche Wehrmacht im Mai 1940 die Niederlande überfiel, waren die Aktivitäten des Wuppertal-Komitees bei den Nationalsoziallisten nicht vergessen. Im Gegenteil: vor allem die jüdischen Niederländer, die für das Wuppertal-Komitee gearbeitet hatten, waren in größter Gefahr. Insgesamt sechs jüdische Komitee-Mitglieder fanden gewaltsam den Tod.Vier jüdische Angehörige des W.K. wurden in Konzentrationslagern ermordet. Andere wurden verhaftet und in Verhören von der Gestapo gequält.
Aktualisiert: 2020-05-06
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In letzter Minute – Nationalsozialistische Endphaseverbrechen im Bergischen Land

In letzter Minute – Nationalsozialistische Endphaseverbrechen im Bergischen Land von Bhatia,  Lieselotte, Fey,  Peter, Stracke,  Stephan
Anfang November 2015 erscheint der 14. Band unserer Buchreihe "Verfolgung und Widerstand". „In letzter Minute“ heißt dieser Band, der 70 Jahre nach Kriegsende über die nationalsozialistischen Endphaseverbrechen in unserer Region berichten will. Noch „In letzter Minute“ tötete ein Heckenschütze am Tag der Befreiung Wuppertals einen amerikanischen Soldaten in der Nähe des Berliner Platzes. Der Name des amerikanischen Soldaten, der so tragisch den Tod in Wuppertal fand, ist nicht bekannt. Wenig bekannt sind auch die Tötungen von deutschen Soldaten, die ebenfalls noch im letzten Moment, bevor der Frieden ausbrach, als Deserteure verhaftet und auf Erbslöh ihr Leben verloren. Im Mittelpunkt des Buches und unserer Veranstaltungen stehen die Massaker im Burgholz und am Wenzelnberg. Burgholz Ende Februar 1945 erschoss ein Hinrichtungskommando aus Gestapo-und Kriminalbeamten 30 sowjetische ZwangsarbeiterInnen im Burgholz. Im ersten Beitrag berichtet Lieselotte Bhatia, Jahrgang 1939, Tochter des Kriminalsekretärs Wilhelm Ober, über ihre ganz persönliche Recherche über die Hintergründe des Burgholz-Massakers. Wilhelm Ober war bei der Wuppertaler Kriminalpolizei tätig und war an den Erschießungen im Burgholz in Wuppertal beteiligt. Er wurde 1948 von einem britischen Gericht zu zehn Jahren Haft verurteilt, die er u.a. im Kriegsverbrechergefängnis Werl verbüßte. Lieselotte Bhatia erfuhr erst nach dem Tod ihres Vaters von den NS-Verbrechen ihres Vaters, sie fand in seinem Nachlass die Verteidigungsunterlagen des Burgholz-Prozesses. Sie stellte Fragen, auch an ihre Mutter, und begann als Kind eines NS-Täters eine ganz persönliche Spurensuche. Frau Bhatia wollte alles wissen, sie recherchierte, trat öffentlich auf und engagierte sich seither in der historisch-politischen Bildungsarbeit. Zusammen mit anderen GeschichtsaktivistInnen stritt sie für die Entschädigung aller ZwangssarbeiterInnen und beteiligte sich seit 2001 an der Organisation von Besuchsprogrammen für ehemalige ZwangsarbeiterInnen. Zusammen mit Stephan Stracke versucht sie zurzeit das Rätsel der leeren Gruben im Burgholz zu klären und hat die Dortmunder Staatsanwaltschaft aufgefordert, nach weiteren Massengräbern im Burgholz zu suchen. Noch im September recherchierte sie u.a. in the National Archives in London nach möglichen weiteren Verbrechen im Burgholz. Wenzelnberg Am Wenzelnberg wurden 71 Gefangene aus dem Zuchthaus Lüttringhausen, aus dem Gefängnis Wuppertal-Bendahl und aus dem Polizeigefängnis Wuppertal von Angehörigen der Gestapo, Kripo und der Schutzpolizei ermordet. Stephan Stracke rekonstruiert an Hand neuer Archivfunde und aktualisierter Fragestellungen die Ereignisse um das Massaker an der Wenzelnbergschlucht, fragt nach dem Ausbleiben der Strafverfolgung und informiert über die Lebensgeschichten der (vergessenen) Opfer und Täter. Bei der Recherche gab es handfeste Überraschungen. So wird zum ersten Mal die Geschichte der skandalösen Strafvermeidung erzählt, keiner der Täter vom Wenzelnberg wurde jemals bestraft. Auch der Lebens- und Fluchtweg des angeblichen Haupttäters Theodor Goeke konnte erhellt werden. Darüber hinaus wird über den Zuchthausdirektor Karl Engelhardt zu diskutieren sein, der politische Gefangene vor der Tötung am Wenzelnberg schützte und gleichzeitige andere sog. „kriminelle, aber auch politische Gefangene dem Mordkommando der Wuppertaler und Solinger Polizei auslieferte. Engelhardt wurde zudem 1957 wegen der Führung „schwarzer Kassen“ und anderer Betrügereien im Zuchthaus Lüttringhausen aus dem Amt entfernt und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Zudem soll die umkämpfte Geschichte der Wenzelnberg-Gedenkfeier thematisiert werden. Peter Fey schließlich hat ein Lebensbild seines am Wenzelnberg ermordeten Großonkels Adolf Führer beigesteuert. Sein „Verbrechen“: Er hatte in einem Interview mit einer niederländischen Zeitung über die menschenverachtenden Zustände in deutschen Konzentrationslagern berichtet. Er wurde verhaftet und vom Volksgerichtshof wegen sog. Volksverrates zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Adolf Führer habe, so das Gericht, sich der »Schädigung des Ansehens des Deutschen Volkes« schuldig gemacht. Historisch-politische Bildungsarbeit Darüber hinaus soll das Buch auch für die historisch-politische Bildungsarbeit nutzbar sein. Wir haben einige wichtige Dokumente zu den Massakern zusammengestellt und mit kleinen Arbeitsaufträgen versehen, die wir ausdrücklich als Diskussionsanregung verstehen. Insgesamt soll dieses Buch auch eine Anregung für Geschichtsinteressierte, GeschichtsaktivistInnen und HistorikerInnen sein, in neuen Projekten vor Ort zu graben und z.B. die Geschichte(n) der NS-Täter aus Polizei und Justiz und die Strukturen der regionalen Polizeibehörden, Gefängnisse und Zuchthäuser zu erforschen. Und wir wünschen uns, dass diese Erkenntnisse auch in eine lebendige Gedenk- und Erinnerungsarbeit einfließen werden.
Aktualisiert: 2023-03-13
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Qualität bei Verlagen wie zum Beispiel bei de Noantri

Wie die oben genannten Verlage legt auch de Noantri besonderes Augenmerk auf die inhaltliche Qualität der Veröffentlichungen. Für die Nutzer von buch-findr.de: Sie sind Leseratte oder Erstleser? Benötigen ein Sprachbuch oder möchten die Gedanken bei einem Roman schweifen lassen? Sie sind musikinteressiert oder suchen ein Kinderbuch? Viele Verlage mit ihren breit aufgestellten Sortimenten bieten für alle Lese- und Hör-Gelegenheiten das richtige Werk. Sie finden neben