Dieser Band präsentiert neue Ergebnisse der psychiatriehistorischen Forschung zum deutschen Südwesten zur Zeit des Nationalsozialismus. Einbezogen werden benachbarte Regionen oder Länder wie das Elsass oder die Schweiz. Der dem Psychiater und Psychiatriehistoriker Heinz Faulstich gewidmete Sammelband beansprucht, die regionale Dimension der Psychiatriegeschichte im Nationalsozialismus zu erweitern.
Aktualisiert: 2022-11-17
Autor:
Daniel Hildwein,
Christian Hofmann,
Frank Janzowski,
Uta Kanis-Seyfried,
Rebecca Korth,
Thomas Mueller,
Detlev Naeve,
Jasmin Nicklas,
Bernd Reichelt,
Renate Schepker,
Paul-Otto Schmidt-Michel,
Thomas Stöckle
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Die psychoanalytische Bewegung kennt Spannungen und Spaltungen aus allen ihren Entwicklungsschritten. In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg kamen diese vor allem zwischen einer sich sehr an Sigmund Freuds Lehre orientierenden Psychoanalyse und einer, die sich Revisionen wünschte, zum Ausdruck. International waren viele der streng an Freuds Lehre orientierten Psychoanalytikerinnen und Psychoanalytiker in der International Psychoanalytic Association (IPA) organisiert. Diejenigen, die „Weiterentwicklungen“ anstrebten und ihre Form der Psychoanalyse eine „liberale“ Psychoanalyse nannten, hatten zunächst keine organisierte internationale Vernetzung.
Anfang der 1960er-Jahre jedoch begannen deutsche, österreichische, US-amerikanische, französische, niederländische und mexikanische Psychoanalytikerinnen und Psychoanalytiker, die nicht der IPA angehörten, gemeinsame Kongresse zu veranstalten. 1962 beschlossen die Gruppen um Werner Schwidder (DPG) aus Deutschland, Igor Caruso aus Österreich und Erich Fromm aus Mexiko, eine Vereinigung zu gründen, die sich den vereinbarten Prinzipien gemäß nicht in die Ausbildungsfragen der Mitglieder einmischen sollte, die für Interdisziplinarität offen war und Revisionen der Freudschen Lehre zulassen wollte. Ein Jahr später kam Gerard Chrzanowski mit der William Alanson White Society aus New York zu den drei Gründern der International Federation of Psychoanalytic Societies (IFPS) hinzu.
Die Monografie von Andrea Huppke verfolgt die Gründungs- und Entwicklungsgeschichte der IFPS von 1960 bis 1980 und stellt sie in den theoretischen Kontext der Auseinandersetzung zwischen den divergierenden psychoanalytischen Strömungen.
Aktualisiert: 2023-03-28
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Bis heute stellt die gesellschaftliche Wiedereingliederung psychisch kranker Menschen nach der Entlassung aus der Klinik eine Herausforderung dar. Tageskliniken, Selbsthilfegruppen und gemeindepsychiatrische Angebote wie das Betreute Wohnen erleichtern mittlerweile die Rückkehr in den Alltag.
Dabei gibt es im deutschsprachigen Raum eine lange Tradition der nachsorgenden Unterstützung, die sich bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Mit den sogenannten Irrenanstalten waren staatliche Strukturen der psychiatrischen Versorgung zwar bereits ab 1812 entwickelt worden. Die Nachsorge für entlassene Patientinnen und Patienten war dabei allerdings zunächst unterblieben, weswegen für viele Menschen eine psychische Erkrankung in der Folge nicht selten mit finanziellem und gesellschaftlichem Ruin einherging. Um diese Lücke schließen zu helfen, wurden im späten 19. Jahrhundert in vielen deutschen Regionen psychiatrische Hilfsvereine gegründet.
In der vorliegenden Regionalstudie beschreibt Sylvia Luigart das Wirken des 1895 gegründeten „Hilfsvereins für rekonvaleszente Geisteskranke in Württemberg“, der unter wechselnden Bezeichnungen bis heute und inzwischen für das gesamte Bundesland Baden-Württemberg tätig ist. Die Autorin hat erstmals ausführlich das umfangreiche Archiv des Hilfsvereins ausgewertet. Die Monografie geht dabei der zentralen Fragestellung nach, ob der Hilfsverein seine bei Gründung gesetzten Ziele erreichte und inwiefern er seine Arbeit an politische und gesellschaftliche Veränderungen anpasste.
Aktualisiert: 2023-03-28
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In den kompakt-Ausgaben der Facetten finden Betroffene, Angehörige, Professionelle und Interessierte Informationen rund um eine Diagnose. In diesem Heft geht es um das Thema Demenz.
Demenz stellt unsere immer älter werdende Gesellschaft vor eine große Herausforderung. Die Erkrankung geht mit viel Leid, Unsicherheit und Ängsten einher und bringt nicht selten Angehörige an ihre Grenzen. Und trotz zahlreicher Forschungsaktivitäten auf diesem Gebiet sind noch immer keine bahnbrechenden Forschungserkenntnisse in Sicht. In dieser Ausgabe klären Expertinnen und Experten über die Entstehung der Erkrankung sowie die verschiedenen Demenzformen auf. Es finden sich Informationen zur Behandlung, zu Therapiemöglichkeiten und zur besonderen Rolle von Architektur sowie Hilfestellungen für Angehörige. Denn – auch wenn Demenz bisher noch zu den unheilbaren Erkrankungen zählt – mit der passenden Unterstützung und dem richtigen Wissen lässt sich die Lebensqualität für Betroffene und Angehörige verbessern.
Aktualisiert: 2020-07-23
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Nach dem Kriegsende 1945 stand die deutsche Psychiatrie vor einem massiven Vertrauensverlust. Zahlreiche in der Psychiatrie Tätige waren in der NS-Zeit an Zwangssterilisationen und Massenmorden an psychisch Kranken aktiv beteiligt
gewesen. Kontinuitäten in einzelnen Kliniken, so auch in Reichenau, verstärkten das Misstrauen gegenüber der Psychiatrie.
In vielen deutschen psychiatrischen Einrichtungen der Nachkriegszeit wurde weiterhin eine kustodiale Psychiatrie praktiziert. Moderne Behandlungskonzepte fanden kaum Beachtung. Anhand des Fallbeispiels des heutigen Zentrums für Psychiatrie Reichenau untersucht der Autor, ob der von Erving Goffman geprägte Begriff der „Totalen Institution“ die Situation in der Reichenau nach der Wiedereröffnung 1949 zutreffend beschreibt und wann der Abschied von der „Totalen Institution“ einsetzte. Im zweiten Teil des Buches wird in einem sozialgeschichtlichen Vergleich untersucht, inwiefern sich die deutsche Landesanstalt Reichenau und die schweizerische kantonale Anstalt Münsterlingen in der Nachkriegszeit unterschiedlich
entwickelten. Das Buch möchte einerseits im Kern den Wandel der gelebten Regeln innerhalb der Institutionen Reichenau und Münsterlingen verfolgen und aufdecken, andererseits aber die Organisationsgeschichte der Reichenau von 1949 bis 1996 darstellen. Die Monografie vernetzt organisations-, dogmen- und sozialgeschichtliche Zugänge zu einer fallorientierten
Geschichte der neueren Psychiatrie.
Aktualisiert: 2023-03-28
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Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges im September 1939 mussten 600.000 Menschen aus dem Elsass und aus Lothringen sowie mehr als 500.000 Menschen aus den heutigen Bundesländern Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Saarland das deutsch-französische Grenzgebiet verlassen. Die deutsche als auch die französische Regierung wiesen ihre eigene Bevölkerung an, sich ins Landesinnere zu begeben: Die Zivilbevölkerung sollte nicht durch die Kampfhandlungen gefährdet werden oder diese durch ihre Anwesenheit behindern. Der Evakuierungsbefehl galt gleichsam für die psychiatrischen Einrichtungen, die sich im Grenzraum befanden. Die Evakuierung der Psychiatriepatientinnen und -patienten war in zweifacher Hinsicht ein Sonderfall: Einerseits erfolgte ihre Verlegung mit der gesamten Institution, was eine besonders große organisatorische Herausforderung darstellte. Andererseits lebten Menschen mit psychischen Erkrankungen sowohl in Deutschland als auch in Frankreich isoliert von der übrigen Bevölkerung. In Deutschland verschlimmerte sich ihre Situation seit Hitlers Machtübernahme bis hin zum systematischen Massenmord durch das nationalsozialistische Regime.
Die Monografie „Verlegt ins Ungewisse“ vergleicht den Ablauf der Evakuierung von psychiatrischen Einrichtungen entlang der deutsch-französischen Grenze zu Beginn des Zweiten Weltkrieges. Darüber hinaus fragt die Autorin nach einem Zusammenhang zwischen der kriegsbedingten Evakuierung und der sogenannten Aktion T4. Diesem im Deutschen Reich vollzogenen systematischen Massenmord fielen im Zweiten Weltkrieg insgesamt 70.000 Insassen psychiatrischer und Pflegeeinrichtungen zum Opfer.
Aktualisiert: 2023-03-28
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Bekannt geworden ist Gustav Mesmer als Flugradbauer. Seine Entwürfe von fantastischen Flugmaschinen und seine Konstruktionen von Musikgeräten zeigen ihn auch als Erfinder und Künstler. Fast unbemerkt geblieben ist der religiöse Hintergrund, den er für sein Leben, aber auch für sein handwerkliches und künstlerisches Schaffen hatte.
In vielen kleinen Schriften und Notizen hat er seine Auseinandersetzung mit Religion und Glauben notiert. Darin zeigt er sich als leiser Rebell gegen Kirche und dogmatischen Glauben, aber auch als selbstgewählter Heiliger und Visionär. Der Makel der Entlassung aus dem Kloster und die empfundene Schande der psychischen Erkrankung, dazu die Ausgrenzung und Bevormundung durch die Institution ließen ihn sich selbst als gescheiterten Menschen wahrnehmen.
Sein ungebrochener Wille half ihm, durch die Auseinandersetzung mit religiösen Themen, wieder zu einem eigenständigen Glauben und damit zu einer Würde des eigenen Menschseins zu finden. Sein Traum vom Fliegen wurde gleichzeitig zum symbolischen Ausdruck seiner gewonnenen religiösen Erkenntnisse.
Aus seelsorgerlicher Sicht wird dem Lebensweg von Gustav Mesmer nachgegangen und es wird die Bedeutung des religiösen Suchens und Denkens für sein Leben als Psychiatriepatient und sein Wirken als Künstler herausgestellt. Damit versteht sich das Buch auch als Beitrag zur Entstigmatisierung psychisch erkrankter Menschen.
Aktualisiert: 2020-02-18
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Die neue Publikation zum Denkmal der grauen Busse vereint Beiträge zur Geschichte und Erinnerungskultur der nationalsozialistischen »Euthanasie« und dokumentiert die Stationen der Reise des mobilen Denkmals zwischen
Ravensburg und Berlin.
Das Denkmal der grauen Busse ist ein »zweigeteiltes Erinnerungszeichen« (Horst Hoheisel, Andreas Knitz). Die beiden identischen Skulpturen aus Beton sind Nachbildungen jener Transportbusse, mit denen die Patientinnen und Patienten
seinerzeit in die Tötungsanstalten gebracht wurden. Mit dem Denkmal wird der Opfer gedacht; aber auch Tat und Täter werden durch die Form des Busses reflektiert. Während der eine Bus die Alte Pforte der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Weißenau blockiert, ist der zweite Bus bis heute mehr als sechstausend Kilometer bewegt worden.
In den Beiträgen geht es zum einen um die historische und medizinhistorische Auseinandersetzung mit dem Thema »Euthanasie«, und zu dieser Geschichte gehört auch die verdrängte Nach-Geschichte, deren Schatten bis in die Gegenwart reichen.
Im Zentrum anderer Beiträge steht die Frage, ob und wenn ja, welche künstlerischen Antworten gefunden werden können, um der Opfer von Gewalt und Terror zu gedenken. Einen dritten Teil stellt die Dokumentation dar, die jene Orte aufführt, an denen der mobile Teil des Denkmals der grauen Busse der Öffentlichkeit übergeben wurde.
Mit Beiträgen von Aleida Assmann, Cesare Giacobazzi, Michael von Cranach, Stefanie Endlich, Susanne Knittel, Thomas Müller, Paul-Otto Schmidt-Michel, Franz Schwarzbauer, James E. Young sowie Horst Hoheisel und Andreas Knitz.
Aktualisiert: 2020-02-18
Autor:
Aleida Assmann,
Michael von Cranach,
Stefanie Endlich,
Cesare Giacobazzi,
Horst Hoheisel,
Jane Holtewert,
Susanne Knittel,
Andreas Knitz,
Thomas Mueller,
Paul-Otto Schmidt-Michel,
Franz Schwarzbauer,
Thomas Stöckle,
James E Young
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Dieser Band ist einem breiten Themenspektrum der Geschichte der Psychiatrie und angrenzender Gebiete in der Region Oberschwaben gewidmet. Im Zentrum der Untersuchungen steht die Geschichte der 1892 in Weissenau bei Ravensburg gegründeten ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt, heute Standort des Zentrums für Psychiatrie Südwürttemberg, sowie die Geschichte weiterer psychiatrischer Klinikstandorte dieser Region. Historisch untersucht werden Fragen der Fürsorge und der Unterbringung psychisch kranker Menschen, der Entwicklung verschiedener Berufsfelder, oder die Geschichte einzelner Subdisziplinen der Psychiatrie. Weitere Kapitel behandeln den internationalen Wissenstransfer, den Funktionswandel
psychiatrischer Einrichtungen sowie deren Zweckentfremdung in den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts. Studien zur Psychiatrie im Nationalsozialismus oder zum Geschlechterverhältnis im Rahmen der im Krankenhaus tätigen Berufsgruppen gehören ebenfalls zum Spektrum dieses Bands. Die vorliegende Publikation schließt ab mit einer Darstellung des konkreten
Umgangs mit der eigenen Geschichte: der Erinnerungskultur am Standort Weissenau des Zentrums für Psychiatrie Südwürttemberg – seit Gründung der Ulmer Medizinischen Fakultät zugleich akademisches Krankenhaus dieser Universität.
Aktualisiert: 2020-02-18
Autor:
Tatjana Asnina,
Heike Engelhardt,
Udo Frank,
Akira Hashimoto,
Uta Kanis-Seyfried,
Thomas Mueller,
Natasja Pilz,
Bernd Reichelt,
Klaus Schepker,
Renate Schepker,
Paul-Otto Schmidt-Michel,
Marc Spohr,
Jochen Tenter,
Katharina Witner
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„Theater ist nie berührender, als wenn es das Große ins Kleine (um-)stürzt, so dass aus einem Fragment das Prisma wird, durch das sich das Ganze neu lesen lässt, so wie in Tiergartenstraße 4.“ Attilio Scarpellini (Theaterkritiker)
Pietro Floridias Theaterstück „T4. Ophelias Garten“ erzählt die tragische und zärtliche Geschichte zweier Frauen, die sich im Kriegswinter 1941 in Hamburg begegnen. Die eigenwillige und junge Ophelia, zuvor aus einer Klinik für geistig behinderte Menschen entlassen, lebt alleine in der Villa ihrer Eltern. Sie widmet sich ganz dem Garten und der Pflege ihrer Blumen. Gertrud ist Krankenschwester einer psychiatrischen Anstalt, und beauftragt, Ophelias „Fall“, im Sinne des euphemistisch als „Euthanasie“ oder „Aktion T4“ bezeichneten Massenmords an kranken und behinderten Menschen, zu überprüfen. Zwischen den beiden Frauen entsteht - unverhofft - eine Freundschaft, ein zartes Band, gewunden aus gegenseitiger Anteilnahme und Sorge, doch ob diese Beziehung der umgebenden Gewalt und dem Druck der Verhältnisse standhalten kann? Gertruds Zeugenaussagen nach Kriegsende geben den Blick frei auf die Szenen der bewegenden Begegnung in den Jahren zuvor.
Die Arbeit der Compagnie Teatro dell´Argine hat Pietro Floridias Dramentext in ein Schauspiel verwandelt, das mit den beiden Interpretinnen Micaela Casalboni und Paola Roscioli seit 2002 mit großem Erfolg in zahlreichen italienischen Theatern aufgeführt wird. Möglich ist die Inszenierung des Stücks in deutscher Sprache oder in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln.
Die deutsche Übersetzung stammt von Kirsten Düsberg, Autorin, Übersetzerin, Soziologin. Die deutsch-italienische Zusammenarbeit zwischen Autor, Compagnie, Übersetzerin und dem Verlag Psychiatrie und Geschichte bietet dem deutschsprachigen Publikum eine ungewöhnliche und bereichernde Perspektive auf die eigene und europäische Geschichte.
Aktualisiert: 2020-02-18
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Sensibilisiert durch die öffentliche Diskussion um den sexuellen Mißbrauch in der Kindheit und im Jugendalter stoßen die psychiatrisch Tätigen - TherapeutInnen, PflegerInnen, ÄrztInnen und SozialarbeiterInnen - immer häufiger auf Hinweise von sexuellen Gewalterfahrungen als Ursache psychischer Störungen. Die Suche nach Möglichkeiten, diese Erfahrungen in Arbeits- und Behandlungskonzepte miteinzubeziehen, gaben 1993 Anstoß zur Tagung "Gewalt ver-rückt die Seele - sexueller Mißbrauch und psychische Erkrankung" in Zwiefalten, deren Beiträge jetzt in diesem Band vorliegen.
Aktualisiert: 2020-02-17
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Gedichte sind „Spaziergänge der Seele“. So auch die Texte in diesem kleinen Band: Gedichte, zum Teil abgerundet mit einer Prise Prosa, so wie man auch einen Kuchen mit Salz verfeinern kann. Sie nehmen die Fantasie des Lesers sozusagen an der Hand und wandeln mit ihr auf den (manchmal steinigen) Lebenspfaden des Autors. Dieser möchte seine Erfahrungen mit dem Leser teilen, damit aus ihnen gelernt werden kann. Themenbereiche, die dabei gestreift werden, sind unter anderem die Schönheit der Natur, die Bewältigung von seelischen Problemen und Krankheit, Kreativität, Trennung von der ersten großen Liebe sowie philosophische Reflexionen.
Aktualisiert: 2020-02-18
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Albert Zeller, einer der großen Psychiater des 19. Jahrhunderts, die Süddeutschland hervorgebracht hat, besuchte von Februar 1832 bis April 1833 die vorbildlichsten Anstalten für Geisteskranke in Europa. Er sollte die fortschrittlichsten Kenntnisse und Errungenschaften für den Aufbau von Winnenthal, der ersten reinen Heilanstalt für Geisteskranke im Königreich Württemberg, nutzen. Nachts, oft allein in unwirtlichen Gasträumen, hat er seine Erlebnisse und Einblicke notiert und geistreich und spannend kommentiert. Bei der Lektüre des Reisetagebuchs spürt man förmlich, wie der junge 27-jährige Arzt die Fülle der Eindrücke zu bewältigen und mit seiner protestantischen Religiosität zu vereinbaren suchte. Am Ende des Tagebuchs beschreibt er dann auch seine ergreifende „Erleuchtung über das Wesen der Geisteskrankheit“, die als Teil seiner biographischen Entwicklung und wissenschaftlichen Anschauung bis ins 20. Jahrhundert die württembergische Anstaltspsychiatrie prägen wird.
Dieses Reisetagbuch ist mit einem Begleitband versehen, in dem der Herausgeber und Urenkel von Albert Zeller, Gerhart Zeller, die herrschenden gesundheitspolitischen, medizinischen, und auch die theologischen und philosophischen Ideen der Reisezeit Revue passieren lässt und kommentiert.
Aktualisiert: 2020-03-03
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Im Ausstellungskatalog werden 25 Schwarzweißfotografien aus dem Jahre 1972 25 Farbfotografien aus dem Jahre 2005 gegenübergestellt, um die Entwicklung der psychiatrischen Versorgung in den letzten dreissig Jahren zu dokumentieren.
Trotz aller positiven Veränderungen zeigen die Fotografien, dass Psychiatrie immer mit Krankheit, Leid, Einsamkeit und Fremdheit verbunden ist.
Aktualisiert: 2020-02-17
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1812 wurde im Königreich Württemberg die erste "Staatsirrenanstalt" gegründet und in den nach der Säkularisation 1803 umgewidmeten Gebäuden des ehemals renommierten Benediktinerklosters in Zwiefalten am Fuß der Rauen Alb eingerichtet. Diese Nutzung als psychiatrische Anstalt löste im deutschen Südwesten vergleichsweise früh die unrühmliche Ära der Etablierung von "Tollhäusern" ab. Dies war eine wesentliche Voraussetzung dafür, sozial marginalisierte "Irre" als Kranke und damit auch als Patienten zu begreifen und anzuerkennen.
Die in diesem Band veröffentlichten Beiträge stellen neue Arbeiten zu verschiedensten Aspekten der 200-jährigen Entwicklung von Psychiatrie und Gesellschaft einer Region dar: "Zur Geschichte der ersten Königlich-Württembergischen Staatsirrenanstalt Zwiefalten".
Aktualisiert: 2022-07-15
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Am Beispiel des Lebenswerks von Albert Zeller, seinen wissenschaftlichen Reisen und seinen Beziehungen zu Kollegen und Patienten wird die zunehmende Bedeutung des Wissenstransfers im 19. Jahrhundert für die europäische Psychiatrie beleuchtet. Illustriert werden die Texte mit dem reichhaltigen Material einer Ausstellung, die das viel beachtete Wirken von Albert Zeller in der ersten württembergischen Heilanstalt Winnenthal darstellt.
Im Mittelpunkt des ersten Beitrags steht die Edition des psychiatrischen Reisetagebuch von Albert Zeller aus den Jahren 1832 und 1833, seine Entstehung und die lange Geschichte, es einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Beschrieben werden der Werdegang des jungen Albert Zeller bis zum Beginn seiner Reise, sowie die medizinischen, philosophischen und religiösen Einflüsse, die seine Sichtweise geprägt haben. Näher eingegangen wird dann auf den Auftrag der Medizinalbehörde, die durch die Reise gewonnen Erkenntnisse, für den Aufbau der ersten württembergischen Heilanstalt in Winnenthal zu nutzen. Es folgt die Einschätzung der Bedeutung, die Winnenthal unter der Leitung Albert Zellers für die Entwicklung der gesamten Psychiatrie erlangt hat.
Gegenstand des zweiten Beitrags sind die Erlebnisse und Erkenntnisse der Dienstreise Alberts Zellers zum Studium psychiatrischer Einrichtungen. Seine Reise führte ihn in eine Reihe von Einrichtungen in deutschen Landen, in England, Schottland und Frankreich. Zunächst wird in einem ersten, allgemein-wissenschaftshistorischen Teil das Phänomen, die Funktionen und die möglichen Ergebnisse der Reisen von Psychiatern (des 19. Jahrhunderts) zu dienstlichen Zwecken diskutiert, bevor im zweiten Teil das Reisetagebuch in den medizinhistorischen Kontext eingebettet wird. Abschließend wird Zellers Reise in den Zusammenhang der Reisen weiterer württembergischer Psychiater gestellt.
Im dritten Beitrag wird Albert Zellers Tagebuch in mentalitätsgeschichtlicher Perspektive untersucht. Dabei steht dessen Einbettung in den allgemeinen historischen, kulturellen und gesellschaftlichen Kontext im Vordergrund. Durch seine inhaltlichen und formalen Bezüge auf diesen Kontext wird das Tagebuch Zellers als mentalitätsgeschichtlich relevante Quelle ausgewiesen. Sozialhistorische Voraussetzung der Forschungsreise war die reformorientierte und auf einen internationalen Wissenstransfer setzende Sozialpolitik unter dem württembergischen König Wilhelm I. Neben seiner fachwissenschaftlich-medizinhistorischen Bedeutung entfaltet das Tagebuch aber seinen Wert auch als Beleg für die geistesgeschichtlich komplexe Frühphase des psychiatrischen Wissenschaftsdiskurses, sowie der württembergischen Anstaltspsychiatrie und ermöglicht Einblicke in die Persönlichkeit des ersten Winnenthaler Anstaltsdirektors.
Der vierte Beitrag behandelt die Erfahrungen eines Kollegen mit Albert Zeller. Ludwig Binswanger sen. (1820-1880), der spätere Leiter der Kreuzlinger Privatanstalt „Bellevue“, hospitierte im Jahr 1850 für einige Wochen bei Albert Zeller in der württembergischen Heilanstalt Winnenthal, um sich Anregungen für das Direktorat der Anstalt Münsterlingen im Schweizer Kanton Thurgau zu holen, das er danach antrat. Seine Beobachtungen hielt er in einem Büchlein fest, das hier ediert wird. Seine Beobachtungen gelten den baulichen Verhältnissen, den praktischen Einrichtungen des Hauses und dem Umgang Zellers mit den Kranken. In lockerer Folge notiert er ferner Literaturhinweise, Probleme, die er mit Zeller diskutiert, dessen Anregungen zur psychiatrischen Therapie, und beschäftigt sich mit einzelnen Kranken. Man gewinnt aus dem Dokument konkrete Eindrücke über den Anstaltsalltag in Winnenthal und über die Anregungen, die Binswanger von Zeller mitnehmen und verwerten konnte.
Im fünften Beitrag stehen die Patienten im Mittelpunkt. Das 19. Jahrhundert stellt in der europäischen Psychiatriegeschichte eine Ära des Aufbruchs und der Innovation dar. Wie nie zuvor wurden von engagierten Psychiatern therapeutische Konzepte für die Behandlung psychisch kranker Menschen, die damals weitestgehend eine stationäre, langjährige Behandlung in sogenannten Irrenanstalten war, entworfen, zum Teil kontrovers diskutiert und versucht, die therapeutischen Bemühungen auf eine wissenschaftliche Grundlage zu stellen. Wie aber empfanden die Patienten dieser Tage? Teilten sich ihnen die Bemühungen ihrer Ärzte mit? Als Versuch der Beantwortung dieser Fragen werden in diesem Beitrag Briefe und tagebuchartige Aufzeichnungen von Patientinnen und Patienten (damals noch Pfleglinge genannt) präsentiert und interpretiert, wie sie sich in Krankenakten dieses Jahrhunderts aus Zwiefalten, Winnenden und Schussenried finden.
Aktualisiert: 2020-02-18
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Deutsche NGOs in Osteuropa: das Beispiel Beclean e.V.
1990 lernten psychiatrisch Professionelle aus Baden-Württemberg eine psychiatrische Klinik im rumänischen Transsilvanien kennen: die Klinik in Beclean. Vielen Patientinnen und Patienten drohte dort seinerzeit ein frühzeitiges Sterben durch Nahrungsmangel, hygienische Vernachlässigung und hohe Infektionsrisiken. 2003 fanden die MitarbeiterInnen des Vereins identische Verhältnisse in der Klinik in Borsa (Kreis Cluj) vor. Das vorliegende Buch zeigt die Innenwelten dieser Kliniken und gibt einen sehr eindrucksvollen Bericht dessen, was der Verein in den Jahren 1990 bis 2013 unternahm, um sozialpsychiatrische Ziele umzusetzen.
Aktualisiert: 2020-02-18
Autor:
Peter Dammann,
Hans-Peter Elsässer-Gaißmaier,
Ralf Gebhardt,
Karl Gerhardt,
Anja Hellstern,
Martin Holzke,
Brigitte Hürlimann,
Stefan Keller,
Christel Michel,
Tobias Müller,
Paul-Otto Schmidt-Michel,
Keno Verseck,
Michael Wunder
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Die Krankengeschichte der zwischen 1812 und 1871 in der Königlichen Heilanstalt Zwiefalten lebenden Frauen bilden die Grundlage der vorliegenden Untersuchung über die zeitgenössische Ursachenermittlung von Geisteskrankheit.
Die ausführlichen Wiedergaben aus diesen Krankengeschichten geben Einblick in den alltäglichen Umgang mit Frauen, die in ihrem Verhalten von den geltenden Normen abwichen. Bei der Untersuchung der angegebenen Krankheitsursachen zeigt sich, daß nicht nur die Mentalität der Ärzte das Erkenntnisinteresse geleitet hat. Mitunter kann schon eine ideologische Betrachtungsweise festgestellt werden, wenn immer wieder auf die weibliche Biologie Bezug genommen wird.
Aktualisiert: 2018-11-20
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Dieses kleine Bändchen versammelt die Vorträge, die am 8. Juni 2009 auf Schloss Hohentübingen anlässlich eines Symposiums zum so genannten Grafeneck-Prozess gehalten wurden, der auf den Tag genau vor 60 Jahren, im Jahr 1949, an derselben historischen Stätte begann. Vor dem Landgericht Tübingen hatten sich insgesamt acht Angeklagte wegen der Tötungen von 10.654 behinderten und psychisch kranken Menschen im Rahmen der so genannten „Euthanasie“-Aktionen der Nationalsozialisten zu verantworten. Ort der Verbrechen war zwischen Januar und Dezember 1940 das Schloss Grafeneck bei Münsingen auf der Schwäbischen Alb, das kurz zuvor für „Zwecke des Reichs“ beschlagnahmt worden war.
Aktualisiert: 2020-02-18
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Anhand der Geschichte einer Unterstützungskasse für psychisch Kranke in Baden und Württemberg wird ein breiter Bereich einer 100jährigen Entwicklung sozialpsychiatrischen Handelns dargestellt. Eingeschlossen sind die aktuellen Bemühungen, notwendige Hilfe für psychische Kranke jenseits der Grenzen krankenversicherungsrechtlicher und sozialhilferechtlicher Finanzierung zu organisieren. Dazu gehören die Förderung von bürgschaftlichem Engagement und Partizipation der Betroffenen an der Fortentwicklung der Hilfen in der Gemeinde.
Aktualisiert: 2020-02-17
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