Formen höfischer Historiographie im 16. Jahrhundert
Geschichtsschreibung unter den frühen Safaviden: 1501-1578
Tilmann Trausch
Im Zentrum dieser Studie steht die Anwendbarkeit verschiedener Kategorien, die dazu dienen, das historiographische Feld des vormodernen Iran zu strukturieren. Soll die heutige Forschung Chroniken alleine anhand der Dynastien einordnen, deren Mitgliedern sie gewidmet sind? Anhand der Chroniken, die zwischen 1501 und 1578 im Umfeld der höfischen Zentren Herat und Qazvin entstanden sind, wird aufgezeigt, wie in diesen Werken die Geschichte der islamischen Welt bis zu den Herrschern der Safaviden niedergeschrieben wurde. Gegenstand der Studie ist die äußere Form von Chroniken: Umfang, Struktur und Stil, die signifikante Unterschiede zwischen den einzelnen Texten aufweisen. Während die Chroniken Herats Geschichte detailliert, als zusammenhängende Erzählung konzipiert und wortreich erzählen, fassen die Texte Qazvins sie inhaltlich knapp, episodisch und in geradliniger Sprache zusammen. Abseits der Widmung haben die mutmaßlich safavidischen Chroniken des 16. Jahrhunderts nicht allzu viel gemein. So zeigt die Analyse der äußeren Formen dieser historischen Erzählungen die Begrenztheit des Einflusses der Familie der Patrone auf zumindest weite Teile der unter ihrer Herrschaft geschriebenen historiographischen Werke. Im Gegenzug verdeutlicht sie den Einfluss konkreter Kontexte und vor allem langfristiger Strukturen auf das Schreiben von Geschichte im vormodernen Iran und eröffnet somit neue Perspektiven für die Historiographieforschung.