Gibt es eine universale Bioethik?
Nikola Biller-Andorno, Peter Schaber, Anette Schulz-Baldes
Eine der zentralen Fragen der Bioethik ist die nach der universalen Gültigkeit ihrer normativen Aussagen. Diese Frage ist nicht nur theoretisch relevant. Im Bereich der angewandten Ethik führt sie auch zu konkreten praktischen und politischen Problemen zwischen den Kulturen. Kann es gerechtfertigt sein, die eigenen Organe zu verkaufen? Unter welchen Bedingungen ist es erlaubt, an Menschen zu forschen? Dürfen embryonale Stammzellen in der Forschung verwendet oder hergestellt werden? Bisher haben einige Autoren die unterschiedlichen kulturellen, religiösen oder historischen Perspektiven auf bioethische Fragen nachgezeichnet. Aber nur wenige fragen nach der normativen Bedeutung der Differenz. Spiegeln unterschiedliche Positionen verschiedene kulturelle oder verschiedene moralische Normen? Der Sammelband soll die bestehende Lücke schließen. Die Zusammenstellung interdisziplinärer Beiträge zielt zum einen darauf, die Frage nach der universalen Gültigkeit bioethischer Positionen auf einer pragmatischen, deskriptiven, normativen und prozeduralen Ebene differenzierter zu stellen als bisher. Zum anderen soll ein Spektrum an philosophischen Begründungsmöglichkeiten und praktischen Lösungsansätzen daraufhin geprüft werden, ob und inwieweit sie eine kulturübergreifend gültige Bioethik fundieren könnten. Dabei steht auch zur Diskussion, ob ein solches Unterfangen grundsätzlich möglich ist.