In Stein gemeisselte Geschichte(n): Nikolaus Rhodokanakis (1876‒1945), Pionier der Altsüdarabistik
Mohammed Maraqten, Gertraud Sturm
Die detaillierte Biographie von Nikolaus Rhodokanakis deckt bisher Unbekanntes auf. Seine wissenschaftliche Arbeit und sein Werdegang werden beleuchtet und es wird versucht, den Menschen aufzuspüren, der hinter dem Gelehrten und Lehrer steckt.
Die Biographie zeigt seine großen Verdienste um die historischen und kulturgeschichtlichen Wissenschaften und besonders seine Rolle als Gründungsfigur der Altsüdarabistik. Mit der Entzifferung der altsüdarabischen Inschriften und der Methodik, die er dafür entwickelt hat sowie der Entschlüsselung von etlichen ihrer Haupttexte, schuf er die Grundlage für deren weitere Erforschung. Er war damit maßgeblich an der Etablierung der Sabäistik über die Universität Graz hinaus auch im internationalen akademischen Rahmen beteiligt. Er begeisterte zahlreiche Schülerinnen und Schüler für dieses hochkomplexe Forschungsfeld. Unter seiner Anleitung eigneten sie sich beachtliches Wissen an, erweiterten später seine Forschungen und brachten sie zu neuer Blüte. Damit bereitete Rhodokanakis, gemeinsam mit Maria Höfner und Karl Mlaker, die altsabäistische Erschließung eines Großteils jener Inschriften auf, die Eduard Glaser aus dem Jemen nach Wien gebracht hat.
Dass die im österreichischen Raum beheimatete Forschungstradition zu Altsüdarabien in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als hochspezialisierte semitistisch-philologische Expertise in Kombination mit interdisziplinären Fachkompetenzen weiterentwickelt wurde und größtes internationales Ansehen erwarb, ist in erster Linie diesem kultivierten Spitzenforscher zu verdanken.