Chegado na passagem – Transkulturelle Lyrik brasilianischer Autoren
Birgit Aka
Wir leben in einer Welt, die sowohl von Globalisierung als auch von der Behauptung lokaler Eigenheiten geprägt ist. Immer mehr Menschen sind ständig unterwegs und zugleich in einer vernetzten Weltkultur zuhause. Diese Entwicklungen schlagen sich als neue Raumvorstellungen in der Literatur nieder. Dabei stellt sich unter anderem die Frage nach der wechselseitigen Beeinflussung von Bewegung und Verortung. Diese beiden Schlüsselbegriffe sind in dieser Studie Ausgangspunkt für die Analyse von zeitgenössischen Gedichten der in Deutschland bzw. in Österreich lebenden Brasilianer Age de Carvalho, Simone Homem de Mello und Ricardo Domeneck. Die Autorin zeigt auf, inwiefern in den Gedichten Modelle einer transkulturellen Lebenswelt verhandelt werden, welche von dem Spannungsfeld zwischen Globalität und Lokalität geprägt ist. Sie diskutiert zudem, wie Raumbeschreibungen als Basis für Identitätsverhandlungen sowie für metalyrische Überlegungen dienen. Dabei werden Bewegung und Verortung nicht als Gegensätze wahrgenommen, sondern es wird davon ausgegangen, dass sie im 21. Jahrhundert in charakteristischer Weise aufeinander bezogen sind. Dadurch kann gezeigt werden, inwiefern sich die Texte der Fixierung von geografischen Positionen, Identitäten oder Bedeutungen entziehen, aber zugleich auf die Wichtigkeit von individuellem Kontext und vorübergehender Positionierung verweisen. Die Textanalysen werden von drei unveröffentlichten Interviews mit den Autoren der Gedichte ergänzt.