Irdisches Vergnügen in Gott
Dritter und Vierter Teil
Barthold Heinrich Brockes, Jürgen Rathje
Schon mit den ersten beiden Teilen des ‚Irdischen Vergnügens in Gott‘ gelang Brockes ein rhetorisches Kunststück: das Miteinander von Poesie und sachgetreuer Naturbeschreibung. Den dritten Teil dieser Dichtung bestimmt Naturphilosophie: Brockes‘ ‚Verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit‘, eine von Charles Claude Genest geschaffene popularisierte Fassung der Prinzipienlehre René Descartes‘ in Versen, und ein kleiner Anhang mit Brockes‘ eigenen Gedichten. Diese stehen, wie auch der vierte Teil, ganz in der Tradition der ersten beiden Teile. Brockes selbst strebte kein philosophisches, geschweige denn weltanschauliches System an, auch verstand er sich nicht als Naturgelehrter, schon gar nicht als Naturlyriker. Es ging Brockes um Religion, wenn auch nicht im herkömmlichen Sinn. Seine umfassenden, dem Wissensstand der Zeit entsprechenden naturkundlichen Kenntnisse bezeugen in den Gedichten des ‚Irdischen Vergnügens‘ eine vollkommene und universale, von Gott so geschaffene Ordnung aller Natur. Um deren sinnliche Wahrnehmung ging es dem Dichter, mithin um das Gemüt seiner Leserinnen und Leser – ihre Sensibilisierung – um ihre Dankbarkeit und Liebe zu einer solchen Schöpfung und damit zu Gott.