Pilsen – Theresienstadt – Flossenbürg
Die Überlebensgeschichte eines tschechischen Intellektuellen
Kathrin Janka, Fridolín Macháček, Christa Schikorra, Jörg Skriebeleit, Jan Svimbersky
Fridolín Macháček galt in der Ersten Tschechoslowakischen Republik als vorbildlicher patriotischer Intellektueller: Der Direktor des Pilsener Stadtmuseums war Historiker, Archivar, Museologe, Denkmalschützer, Heimatforscher, Kulturförderer, Lehrer, Herausgeber, Redakteur und Lektor in einer Person. Seine bohemistischen Aktivitäten brachten ihn noch im Alter von 60 Jahren in Gestapo-Haft und in das Konzentrationslager Flossenbürg. Macháček überlebte dort nur Dank der Hilfe seiner tschechischen Mithäftlinge.
Im November 1945 reiste er zusammen mit dem Pilsener Fotografen Mirko Křen nach Flossenbürg zurück. Seine Reisenotizen und Křens Fotografien dienten als Grundlagen für ein Buch, das im Sommer 1946 unter dem Titel
Plzeň – Terezín – Flossenbürg erschien. Es war eine der ersten in der Nachkriegs-Tschechoslowakei veröffentlichten Haftdokumentationen und der erste Erinnerungsbericht eines tschechischen Häftlings im KZ Flossenbürg. Gleichzeitig aber hatte Macháček damit eine erste Historiographie des KZ Flossenbürg geschrieben. Als ausgebildeter Historiker nahm er für sich eine Beobachterrolle in Anspruch, die seine schreibende Verarbeitung der eigenen Haft in mehrfacher Hinsicht exzeptionell macht. Immer wieder griff er bei der Beschreibung seines Leidensweges auf sein geschichtliches und heimatkundliches
Wissen zurück und stellte Bezüge zu seiner böhmischen Heimat her. Und immer wieder reflektierte er pessimistisch über die Kulturlosigkeit der gegenwärtigen Deutschen.