Shame Sanctions – eine (il)legitime Strafform?
Bestandsaufnahme und umfassende kritische Würdigung.
Egzona Hyseni
Ein Mann steht acht Stunden vor einer Postfiliale und trägt ein Schild mit der Aufschrift: »Ich habe Post gestohlen – dies ist meine Strafe«. Er wurde von einem Richter zu einer sogenannten Shame Sanction verurteilt, einer Sanktionsform, die seit den 1980er Jahren in den USA verhängt wird. Intuitiv reagiert man auf derartige Szenarien ablehnend, weil sie demütigend wirken. Das Ziel der Arbeit besteht darin, diese intuitive Ablehnung überzeugend zu begründen.
Die Arbeit untersucht zunächst die maßgeblichen Faktoren für das Aufkommen der Shame Sanctions. Dann werden die wichtigsten Gründe, die Befürworter und Gegner dieser Sanktionsform diskutiert und analysiert. Im dritten Teil wird eine eigene Begründung für die intuitive Ablehnung der Shame Sanctions entwickelt, die zum Ergebnis kommt, dass Shame Sanctions mit der in einer demokratischen Bürgergesellschaft geltenden Anforderung, auch den Delinquenten in seiner Bürgerrolle zu respektieren, unvereinbar sind.