Der Theologe und Schriftsteller Friedrich Dedekind (1524/5–1598). Eine Biographie
Mit einem Beitrag von Britta-Juliane Kruse zu Dedekinds geistlichen Spielen und der Erstedition der Hochzeit zu Cana in Galilea
Eberhard Doll
Über Leben und Werk des in Neustadt am Rübenberge geborenen und in Lüneburg gestorbenen Friedrich Dedekind, seine Ausstrahlungskraft als Theologe und seine literarische Produktivität bietet diese Biografie vielfältige neue Erkenntnisse. Genaue Konturen gewinnen die gelehrten und familiären Netzwerke, in denen Dedekind agierte. Berühmt wurde der Schüler Melanchthons schon während seines Studiums als Verfasser der oft gedruckten und in viele Sprachen übersetzten lateinischen Satire Grobianus, von groben Sitten und unhöflichen Gebärden. Sein Wissen, ein ausgleichender Charakter und diplomatisches Geschick prädestinierten ihn als theologischen Berater und Kommissionsmitglied. Neben diesen Aktivitäten trugen seine Schriften verschiedener Gattungen zur Konsolidierung des Protestantismus in Norddeutschland bei. Alle Titel und Auflagen sind in der Biografie systematisch erfasst, und handschriftliche Quellen werden im Wortlaut wiedergegeben. Friedrich Dedekind schrieb drei von ihm selbst als geistliche Spiele oder Komödien bezeichnete Schuldramen, die zur Fastnacht in der Kirche St. Michael zu Lüneburg aufgeführt wurden. Adressaten der darin formulierten protestantischen Werte und Normen waren seine Gemeindemitglieder. Knaben als Vertreter nachfolgender Generationen übernahmen die Rollen der Schauspieler. Zwei dieser Stücke, der Christliche Ritter und der Papista conversus (der bekehrte Katholik), erschienen zu seinen Lebzeiten im Druck. In Vergessenheit geraten war das nun erstmals veröffentlichte Manuskript seines dritten Spieltextes über das nach biblischem Bericht von Christus bei der Hochzeit zu Kana in Galiläa gewirkte Weinwunder (heute in der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz zu Berlin). Der Kommentar konzentriert sich auf die protestantische Ehelehre und die Rekonstruktion der Performanz bei Aufführungen.