Lucas weint nicht
Marc Maurer
Nur ihr neunjähriger Sohn Lucas ist anwesend, als seine Mutter Lydia nach langem Leiden stirbt. Am Abend nach der Trauerfeier erscheint sie ihm ein letztes Mal. Sie liegt mit ihm im Bett und hält ihren geliebten Sohn in ihren Armen. Dabei erzählt sie ihm die Geschichte ihres Lebens. Lydias Eltern, Geraldine und Riccardo Belloni, waren bereits früh auf die außerordentliche Begabung ihrer Tochter aufmerksam geworden. Lydia hatte schon mit vier Jahren die Fähigkeit, ein genaues, detailliertes Bild einer komplexen Materie in ihrem Gedächtnis zu speichern. Die Bellonis lebten in bescheidenen Verhältnissen. Trotzdem hatte Vater Riccardo einen Weg gefunden, für seine talentierte Tochter Lydia ein eigenes Klavier anzuschaffen. Doch schnell bekam die Familienidylle Risse: Lydias Mutter erlebte eine traumatische Geburt. Ihr zweites Kind, ein Sohn, war mit einer angeborenen Gehirnstörung zur Welt gekommen. Zudem stürzte das mysteriöse und bösartige Verhalten ihres Klavierlehrers Lydia in eine tiefe kindliche Depression. Auch als Erwachsene erfuhr Lydia schwerwiegende Turbulenzen und Demütigungen, die nicht ohne Folgen blieben.