‚Sepultus in villa‘ – Die Grabbauten römischer Villenbesitzer
Studien zu Ursprung und Entwicklung von den Anfängen bis zum Ende des 4. Jahrhunderts nach Christus
Dennis Graen
Während man mit „Bestattung“ und „Grab“ in der römischen Welt vor allem die ausgedehnten Nekropolen und Gräberstraßen außerhalb der Städte assoziiert, widmet sich der Verfasser einer speziellen, bislang kaum untersuchten Facette des römischen Bestattungswesens, nämlich das unmittelbar räumliche Nebeneinander der Welt der Lebenden und der Welt der Toten im Phänomen der Grabben auf eigenem Grund und oft in unmittelbarer Nähe zum Wohngebäude. Ließen sich in republikanischer Zeit vor allem Angehörige der Senatsaristokratie – darunter so bekannte Persönlichkeiten wie Pompejus oder Cicero – Grabben bei ihren Villen errichten, verteilt sich das Phänomen von Grabben „in villa“ während der Kaiserzeit auf breitere Bevölkerungsschichten. Am Ende des 3. und zu Beginn des 4. Jhs. n. Chr. bildet das Grab sogar einen festen Bestandteil der kaiserlichen Residenzen. Mit der Ausbreitung der römischen Herrschaft im Laufe des 1. Jhs. n. Chr. verbreitete sich auch in den Provinzen die Sitte, sich bei Villen Grabmonumente errichten zu lassen. Mitnichten handelt es sich jedoch um ein reichseinheitliches Phänomen. Die Villenbesitzer in den Provinzen sind oft einheimischen Traditionen verpflichtet und das architektonische Spektrum der Grabben ist vielfältig. Mit Beginn des 4. Jhs. n. Chr. breitet sich das Christentum zunehmend auch unter den Villenbesitzern aus. Zuerst sind die Auswirkungen des neuen Glaubens in der Architektur der Grabben bei den Monumenten der konstantinischen Dynastie auf den kaiserlichen Landgütern am Stadtrand Roms nachzuweisen, bei denen der jeweilige Grabbau mit einer Märtyrerbasilika verbunden wird und auf diese Weise Gedächtniskult für die Märtyrer und Totenkult für den Kaiser miteinander verschmilzt. Vor allem in Hispanien und im Donauraum lassen sich weitere Grabben und Bestattungskirchen von Villenbesitzern belegen, die zum christlichen Glauben konvertiert waren. Hierbei haben sich, anders als früher, reichseinheitliche Architekturtypen ausgebildet. Nach dem Verfall der Wohngebäude mit Beginn des frühen Mittelalters fungierten viele Ruinen von Villen – als Symbole für vergangene Welten außerhalb der alltäglichen Lebenswelt – selbst als Friedhöfe. Erst seit dem 18. Jh. wurden Grabben wieder repräsentative Bestandteile von Schlossgärten und Landschaftsparks. Das Buch bietet anhand eines ausführlichen Katalogs eine Übersicht über die erhaltenen archäologischen Monumente und skizziert ihre Entwicklung, Verbreitung und eventuelle Vorbilder in Griechenland und bei den Etruskern.