Reisen, Kunst, politisches Denken, Antikenwahrnehmung, neuer Kunstsinn und gesellschaftliche Maskeraden: gesamteuropäisch gesehen.
Es war das Reisen, durch das die ständischen Eliten seit dem frühen 17. Jahrhundert Europa als Bildungskontinent entdeckten. Zunächst ging es darum, auf der »Grand Tour« elegantes und höfisches Verhalten zu erlernen. Dazu diente der Besuch der wichtigsten europäischen Hauptstädte und des päpstlichen Hofes in Rom als Krönung aller diplomatischen Masken und Verstellungen. Rasch traten aber kulturelle Fertigkeiten hinzu: Sprachen, Theaterbesuche, Besichtigungen von Sammlungen - zunächst naturkundliche, bald allgemein wissenschaftliche und schließlich solche der bildenden Künste.
Zur Reise trat nun die Reiseliteratur in doppelter Funktion: Sie gab die Ziele und die Lernergebnisse des Reisens vor - eine literarische Mischung aus Theorie, Praxis und Didaktik des Reisens, die sogenannte Apodemik. Der Verfasser der erfolgreichsten, in ganz Europa gelesenen Apodemik deutscher Sprache, Johann Georg Keyßler, hatte selbst als Erzieher zweier Grafen Bernstorff diese auf ihrer »Kavaliersreise« durch Europa begleitet. In ihm kulminierte die Mischung aus Erfahrung, Wissenschaft, Erziehungssinn und literarischer Darstellungskunst, die der Grand Tour zum ureigensten Signum wurde.
Aktualisiert: 2023-06-08
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Reisen, Kunst, politisches Denken, Antikenwahrnehmung, neuer Kunstsinn und gesellschaftliche Maskeraden: gesamteuropäisch gesehen.
Es war das Reisen, durch das die ständischen Eliten seit dem frühen 17. Jahrhundert Europa als Bildungskontinent entdeckten. Zunächst ging es darum, auf der »Grand Tour« elegantes und höfisches Verhalten zu erlernen. Dazu diente der Besuch der wichtigsten europäischen Hauptstädte und des päpstlichen Hofes in Rom als Krönung aller diplomatischen Masken und Verstellungen. Rasch traten aber kulturelle Fertigkeiten hinzu: Sprachen, Theaterbesuche, Besichtigungen von Sammlungen - zunächst naturkundliche, bald allgemein wissenschaftliche und schließlich solche der bildenden Künste.
Zur Reise trat nun die Reiseliteratur in doppelter Funktion: Sie gab die Ziele und die Lernergebnisse des Reisens vor - eine literarische Mischung aus Theorie, Praxis und Didaktik des Reisens, die sogenannte Apodemik. Der Verfasser der erfolgreichsten, in ganz Europa gelesenen Apodemik deutscher Sprache, Johann Georg Keyßler, hatte selbst als Erzieher zweier Grafen Bernstorff diese auf ihrer »Kavaliersreise« durch Europa begleitet. In ihm kulminierte die Mischung aus Erfahrung, Wissenschaft, Erziehungssinn und literarischer Darstellungskunst, die der Grand Tour zum ureigensten Signum wurde.
Aktualisiert: 2023-06-07
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Wunschzeit Mittelalter. Wie alte Kunst neu geordnet und eine Epoche erfunden wurde.
»Das Mittelalter« diente seit seiner Erfindung in der Frühen Neuzeit für unterschiedliche Distinktions- und Identifikationswünsche. So wurde es um 1800 zur Projektionsfläche für neu entstehende, nationale und imperiale Politikinteressen. Diese Mittelalterbilder verleugneten ihren instrumentalen Charakter und wirken so, oft unerkannt, bis heute. Anhand der Aneignung mittelalterlich imaginierter Artefakte durch aristokratische und bürgerliche Sammler Ende des 18. und im Laufe des 19. Jahrhunderts sowie der gleichzeitigen spiegelbildlichen Abstoßung solcher Artefakte, geht die Autorin der Frage nach der Produktion von Mittelalterbildern nach. Es werden widersprüchliche Interessen am »Mittelalter« offen gelegt und die kulturellen Dispositionen von Mittelaltermoden aufgedeckt. Zur Sprache kommen ein spätabsolutistisches Mittelalter in Wörlitz, eine bürgerlich anachronistische Glasmalerei-Sammlung in Zürich, deren durch nun entstehende öffentliche Sammlungsinteressen bewegten Weg über Schlesien zurück in die Schweiz, die widersprüchliche Ungleichzeitigkeit preußisch-höfischer Privatsammlungen in Glienicke mit ihrem auratischen Ausweichen in byzantinisierende Herrschaftsmotive sowie die gleichzeitige europäische Zerstreuung des Basler Münsterschatzes in neuen, rivalisierenden ständischen und nationalen Kontexten.
Aktualisiert: 2023-05-09
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Wunschzeit Mittelalter. Wie alte Kunst neu geordnet und eine Epoche erfunden wurde.
»Das Mittelalter« diente seit seiner Erfindung in der Frühen Neuzeit für unterschiedliche Distinktions- und Identifikationswünsche. So wurde es um 1800 zur Projektionsfläche für neu entstehende, nationale und imperiale Politikinteressen. Diese Mittelalterbilder verleugneten ihren instrumentalen Charakter und wirken so, oft unerkannt, bis heute. Anhand der Aneignung mittelalterlich imaginierter Artefakte durch aristokratische und bürgerliche Sammler Ende des 18. und im Laufe des 19. Jahrhunderts sowie der gleichzeitigen spiegelbildlichen Abstoßung solcher Artefakte, geht die Autorin der Frage nach der Produktion von Mittelalterbildern nach. Es werden widersprüchliche Interessen am »Mittelalter« offen gelegt und die kulturellen Dispositionen von Mittelaltermoden aufgedeckt. Zur Sprache kommen ein spätabsolutistisches Mittelalter in Wörlitz, eine bürgerlich anachronistische Glasmalerei-Sammlung in Zürich, deren durch nun entstehende öffentliche Sammlungsinteressen bewegten Weg über Schlesien zurück in die Schweiz, die widersprüchliche Ungleichzeitigkeit preußisch-höfischer Privatsammlungen in Glienicke mit ihrem auratischen Ausweichen in byzantinisierende Herrschaftsmotive sowie die gleichzeitige europäische Zerstreuung des Basler Münsterschatzes in neuen, rivalisierenden ständischen und nationalen Kontexten.
Aktualisiert: 2023-05-04
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Leitmotiv des künstlerischen Schaffens von Marguerite Blume-Cárdenas ist der menschliche Körper in seiner Vielfältigkeit, sei es als Fragment, im Torso oder als integrale Figur, in der Zeichnung. In den Arbeiten der Künstlerin gelangt die gestaltgebende Struktur des Materials Sandstein in Wechselwirkung mit dem schweren Eisenwerkzeug zu einer neuen künstlerischen Harmonie. Die Arbeitsspuren des Meißels werden nicht verleugnet, sondern sind Mittel, um Lebensalter und körperliche Verwerfungen zu zeichnen. Die Schwere des Steins überführt Marguerite Blume-Cárdenas in ihren fast klassischen Formfindungen in eine Leichtigkeit der Oberflächen von erstaunlicher Dynamik.
Auch in ihrem malerischen Schaffen ist Sandstein ein materiales Leitmotiv, indem er ihr als Pigment für ihre Steinbruchmalereien dient. Hier finden sich Tektonik und Dynamik gleichermaßen als strukturelle Formmotiviken wieder.
Marguerite Blume-Cárdenas, geboren 1942, ist Vertreterin einer überwiegend figurativen Kunstauffassung und gehört zu den namhaftesten Bildhauerinnen Ostdeutschlands. Der Katalog versammelt einen Überblick ihres künstlerischen Schaffens der vergangenen zwanzig Jahre. Ergänzt wird dieser Einblick in ihr Werk durch Textbeiträge von Kolleginnen und Kollegen sowie von Kunstwissenschaftlerinnen und Kunstwissenschaftlern.
Mit Beiträgen von Heidrun Hegewald, Ronald Paris, Peter H. Feist, Jens Semrau und Sibylle Badstübner-Gröger.
Aktualisiert: 2020-01-06
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Reisen, Kunst, politisches Denken, Antikenwahrnehmung, neuer Kunstsinn und gesellschaftliche Maskeraden: gesamteuropäisch gesehen.
Es war das Reisen, durch das die ständischen Eliten seit dem frühen 17. Jahrhundert Europa als Bildungskontinent entdeckten. Zunächst ging es darum, auf der »Grand Tour« elegantes und höfisches Verhalten zu erlernen. Dazu diente der Besuch der wichtigsten europäischen Hauptstädte und des päpstlichen Hofes in Rom als Krönung aller diplomatischen Masken und Verstellungen. Rasch traten aber kulturelle Fertigkeiten hinzu: Sprachen, Theaterbesuche, Besichtigungen von Sammlungen - zunächst naturkundliche, bald allgemein wissenschaftliche und schließlich solche der bildenden Künste.
Zur Reise trat nun die Reiseliteratur in doppelter Funktion: Sie gab die Ziele und die Lernergebnisse des Reisens vor - eine literarische Mischung aus Theorie, Praxis und Didaktik des Reisens, die sogenannte Apodemik. Der Verfasser der erfolgreichsten, in ganz Europa gelesenen Apodemik deutscher Sprache, Johann Georg Keyßler, hatte selbst als Erzieher zweier Grafen Bernstorff diese auf ihrer »Kavaliersreise« durch Europa begleitet. In ihm kulminierte die Mischung aus Erfahrung, Wissenschaft, Erziehungssinn und literarischer Darstellungskunst, die der Grand Tour zum ureigensten Signum wurde.
Aktualisiert: 2019-10-16
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Erstmals liegt hier eine grundständige Analyse der Gattung des gedruckten Heiltumsbuches vor. Heiltumsbücher reflektieren in Bild und Text kostbare Reliquienbehältnisse, wie sie während einer Heiltumsschau den Gläubigen gewiesen wurden. Die Untersuchung widmet sich der spezifischen Medialität und Ästhetik dieser Drucke und ihrer Ausrichtung auf ein „größeres Publikum“. Darüber hinaus geht sie der besonderen Rolle der Auftraggeber nach sowie deren Einfluss auf Gestalt und Ordnung der Bücher. Das Zusammenwirken von Bild und Text als Präsenz von „Wirklichkeit“ steht dabei im Zentrum der medialen Analyse. Der älteren These, das Heiltumsbuch gattungsgenalogisch als Vorläufer von Sammlungs- und Ausstellungkatalogen aufzufassen, begegnet die Untersuchung mit dem Nachweis, dass hier eher von Gattungsanalogien auszugehen sei. Somit trägt sie zur Klärung der in dieser Frühzeit noch vielschichtigen medialen Rolle des Drucks ebenso bei wie zur Deutung des kulturellen Spiels mit Artefakten in der Renaissance.
Aktualisiert: 2022-07-15
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Das Wittenberger Heiltumsbuch ist nicht das einzige erhaltene Buch seiner Gattung, aber die Kunstfertigkeit, mit der Lucas Cranach d.Ä. die Reliquiare abgebildet hat, geht über das Anliegen älterer Heiltumsbücher weit hinaus. Das Werk veranschaulicht zugleich die ehrgeizige Verbindung des sächsischen Kurfürsten Friedrich des Weisen mit dem Reliquienschatz der Wittenberger Schloßkirche. Auftraggeber und ausführender Künstler präsentieren sich schon auf der ersten Seite des Buches: der Kurfürst durch sein Bild, Cranach durch seine Signatur.
Die Berliner Kunsthistorikerin Livia Cardenas bietet nicht nur eine Analyse des Heiltumsbuches, sondern geht auch der Frage nach, ob mit der grundlegend anderen Gestaltung funktionale Aspekte zusammenhängen, die speziell mit der Person Friedrich des Weisen als Auftraggeber verbunden werden können.
Aktualisiert: 2020-01-06
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