Die ungarische Landwehr (Honvéd) entstand im Zuge des Ausgleichs mit Österreich 1867 und der folgenden Reform der Wehrmacht und entwickelte sich zu einer ungarischen Nationalarmee, während gleichzeitig ihre kroatischen Einheiten einen national-kroatischen Charakter annahmen. Ein unabhängiges Heer, wenn auch nur neben der gemeinsamen österreichisch-ungarischen Armee, bildete für Ungarn einen bedeutenden Faktor seiner nationalen Identität. Das zentrale Anliegen der Kroaten war dagegen territorial, nämlich die Vereinigung des ungarischen Kroatien-Slawonien mit dem österreichischen Dalmatien und der Militärgrenze. Dabei spielten die kroatisch-slawonischen Einheiten von Honvéd und Gendarmerie eine besondere Rolle sowohl im Hinblick auf den habsburgischen Gesamtstaat als auch bezüglich der Nationswerdung der Kroaten und des Verhältnisses des Dreieinigen Königreiches Kroatien, Slawonien und Dalmatien zum Königreich Ungarn. In diesen Einheiten war das Kroatische nicht nur Regiments-, sondern auch Kommando- und gleichzeitig innere Dienstsprache. Im Gegensatz zum gemeinsamen Heer lebten hier Mannschaft und Offiziere in einer fast einsprachigen Welt. Damit standen die kroatischen Offiziere und Soldaten und die kroatischen Regimenter im Spannungsfeld sowohl der ungarisch-gesamtstaatlichen Konkurrenz wie auch des magyarisch-kroatischen Nationalitätenkonfliktes, wobei die Sprachenfrage am Ende des 19. Jahrhunderts immer virulenter wurde.
…
The Hungarian Defence Force (Honvéd) was created after the conclusion of the Austro-Hungarian Compromise in 1867 and the subsequent reforms of the armed forces. While the Honvéd gradually became a Hungarian national army, its Croatian units developed a distinctly national-Croatian character. Despite its being part of the common Austrian-Hungarian Armed Forces, for Hungary an independent army was a central aspect of its national identity. For Croatia, the primary national demand was territorial, namely the reunification of Croatia-Slavonia with Austrian Dalmatia and the Military Border. Here, the Croatian units of the Honvéd played a central role in the relations to the Habsburg common state (Gesamtstaat), the Croatian nation-building, and the relationship of the Kingdom of Croatia, Slavonia and Dalmatia to the Hungarian Kingdom. In these units, Croatian was not only the language of the military commands, but also the only language of communication within and between the regiments and their superiors. In contrast to the Common Army, its soldiers and officers lived in a nearly monolingual world. The Croatian Honvéd regiments were thus caught between the conflicting priorities of Hungary, Austria and the Habsburg Empire, as well as those between the Magyar-Croatian nationalities, with debates concerning language growing ever more virulent at the end of the 19th century.
Aktualisiert: 2023-05-12
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Die ungarische Landwehr (Honvéd) entstand im Zuge des Ausgleichs mit Österreich 1867 und der folgenden Reform der Wehrmacht und entwickelte sich zu einer ungarischen Nationalarmee, während gleichzeitig ihre kroatischen Einheiten einen national-kroatischen Charakter annahmen. Ein unabhängiges Heer, wenn auch nur neben der gemeinsamen österreichisch-ungarischen Armee, bildete für Ungarn einen bedeutenden Faktor seiner nationalen Identität. Das zentrale Anliegen der Kroaten war dagegen territorial, nämlich die Vereinigung des ungarischen Kroatien-Slawonien mit dem österreichischen Dalmatien und der Militärgrenze. Dabei spielten die kroatisch-slawonischen Einheiten von Honvéd und Gendarmerie eine besondere Rolle sowohl im Hinblick auf den habsburgischen Gesamtstaat als auch bezüglich der Nationswerdung der Kroaten und des Verhältnisses des Dreieinigen Königreiches Kroatien, Slawonien und Dalmatien zum Königreich Ungarn. In diesen Einheiten war das Kroatische nicht nur Regiments-, sondern auch Kommando- und gleichzeitig innere Dienstsprache. Im Gegensatz zum gemeinsamen Heer lebten hier Mannschaft und Offiziere in einer fast einsprachigen Welt. Damit standen die kroatischen Offiziere und Soldaten und die kroatischen Regimenter im Spannungsfeld sowohl der ungarisch-gesamtstaatlichen Konkurrenz wie auch des magyarisch-kroatischen Nationalitätenkonfliktes, wobei die Sprachenfrage am Ende des 19. Jahrhunderts immer virulenter wurde.
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The Hungarian Defence Force (Honvéd) was created after the conclusion of the Austro-Hungarian Compromise in 1867 and the subsequent reforms of the armed forces. While the Honvéd gradually became a Hungarian national army, its Croatian units developed a distinctly national-Croatian character. Despite its being part of the common Austrian-Hungarian Armed Forces, for Hungary an independent army was a central aspect of its national identity. For Croatia, the primary national demand was territorial, namely the reunification of Croatia-Slavonia with Austrian Dalmatia and the Military Border. Here, the Croatian units of the Honvéd played a central role in the relations to the Habsburg common state (Gesamtstaat), the Croatian nation-building, and the relationship of the Kingdom of Croatia, Slavonia and Dalmatia to the Hungarian Kingdom. In these units, Croatian was not only the language of the military commands, but also the only language of communication within and between the regiments and their superiors. In contrast to the Common Army, its soldiers and officers lived in a nearly monolingual world. The Croatian Honvéd regiments were thus caught between the conflicting priorities of Hungary, Austria and the Habsburg Empire, as well as those between the Magyar-Croatian nationalities, with debates concerning language growing ever more virulent at the end of the 19th century.
Aktualisiert: 2023-05-12
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In dem Maße, wie Österreich-Ungarns Zentralkriegshafen Pola in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur unerklärten Hauptstadt der Markgrafschaft Istrien aufstieg, verquickte sich der anhebende italienisch-slawische Nationalitätenkonflikt mit den Machtinteressen der k. u. k. Kriegsmarine, deren wichtigste Akteure vor 1914 einen spezifisch militärisch-staatlichen Verfügungsanspruch auf Pola erhoben und den Italienern in ebenso unbedenklicher wie unduldsamer Pauschalität Irredentismus vorwarfen. Die Arbeit widmet sich dem Konflikt in seiner historischen Entwicklung bis zum Ersten Weltkrieg und untersucht in systematischen Zusammenhängen die verschiedenen Felder der politischen, rechtlichen und religiösen Auseinandersetzungen. …
A history of Istria in the decades before the First World War has not yet been written. While Pola, Austria-Hungary’s most important naval base, was becoming Istria's undeclared capital in the second half of the 19th century, the Italian-Slav nationality conflict was beginning to mingle with the interests of the navy in local politics. The leading naval officers laid claim to their predominance over the Italian local élite and accused it of irredentism. This volume devotes itself to historical, demographic and political conditions of the nationality conflict in Istria and Pola, examines the political conditions of the nationality conflict in Istria and Pola, examines the political and the autonomous administration as power factors and traces the introduction of coercive State administration in Pola before the First World War. The question of Italian irredentism or nationalism, exhaustively discussed during the World War, is finally being dealt with as a problem of definition
Aktualisiert: 2023-05-12
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Das ehemalige habsburgische Kronland Galizien gilt als eine Hochburg der ukrainischen (antirussischen) Natio-nalbewegung und als das Gebiet ,in dem die ukrainische Nationsbildung wesentlich früher einsetzte als im russi-schen Reich. Vor allem die Auseinandersetzung mit den in Galizien politisch dominierenden Polen und die Revolution von 1848 sowie der konstitutionelle Prozeß seit Beginn der 1860er Jahre in Gesamtösterreich bestimmten und begünstigten diese Entwicklung. So war die Geschichte der Russophilen immer auch ein Kampf um die Standortbestimmung zwischen Österreich und Rußland, und die ruthenischen Konservativen, die einst eine verläßliche Stütze der Habsburger in Galizien gewesen waren, mutierten zu „staatsgefährlichen “ Elementen und vermeintlichen Hochverrätern, mit denen bei Kriegsausbruch brutal abgerechnet wurde. Die vorliegende Studie zeichnet diese Entwicklung nach und führt den Nachweis, daß die galizischen Russophilen durch ihre Wahlkampf-und Volksbildungsarbeit wesentliche Voraussetzungen für die Mobilisierung der ukrainischen Gesellschaft in Ostgalizien und somit auch für die ukrainische Nationsbildung schufen –ungeachtet der Tatsache, daß ihnen eigentlich ein Volk von „Kleinrussen“ vorschwebte.
(Ausgezeichnet mit dem Fritz-Theodor-Epstein-Preis 2000 des Deutschen Verbandes der Osteuropahistoriker)
Aktualisiert: 2023-05-12
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Diese Studie beschäftigt sich mit den politischen Beziehungen zwischen dem ehemaligen habsburgischen Kronland Galizien und der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien vornehmlich in den letzten 20 Jahren der österreichisch-ungarischen Monarchie. Im Schnittpunkt der vier Teile des Buches stehen die Deputierten aus Galizien im cisleithanischen Abgeordnetenhaus, ihre über Parteien, Fraktionen und Wahlorganisationen verankerte institutionelle Rückbindung in der politischen Gesellschaft, ihre parlamentarische Tätigkeit und ihre kollektivbiographische Charakteristik. In chronologischer Hinsicht steht die Frage im Vordergrund, wie sich unter den Voraussetzungen eines vergleichsweise „rückständigen“ Raumes der Übergang von einer von traditionalen Eliten im Rahmen eines Privilegien-Parlamentarismus bestimmten Politik hin zu einer Politik der Massen gestaltete. Dabei wird die sprengende Kraft der sozialen Bewegungen ebenso wie das reintegrative Potential des modernen Nationalismus thematisiert. Jenseits der für sich behandelten politischen Gesellschaften der Polen, Ruthenen (Ukrainer) und Juden wird insbesondere nach den übergreifend wirksamen Bedingungen und Handlungsmechanismen sowie den jeweiligen Wechselwirkungen gefragt, sei es im Bereich der Organisationsbildung, der Medien, der politischen Kultur oder der symbolischen Selbstdarstellung der kollektiven Akteure.
Aktualisiert: 2023-05-12
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Die Existenz mehrerer Sprachen in einem Staatsverband berührt die Sphäre von Recht und Gerechtigkeit. Sich an den anderen in einer Sprache zu wenden, die dieser versteht, scheint Bedingung der Möglichkeit jeder Gerechtigkeit. Als ungerecht wird empfunden, über jemanden zu urteilen, ihn zu verurteilen in einer Sprache, die er nicht versteht. Unter Gerechtigkeit verstehen wir heute jedoch primär soziale Gerechtigkeit. Sprache scheint – folgt man führenden Rechtstheoretikern – gar nicht unter den Begriff der Gerechtigkeit zu fallen. Sie ist Gegenstand von Gesetzen, Verordnungen, Erlässen – sie ist Objekt des Rechts. Doch sofern das Gesetz selbst sprachlich ist, sofern es durch die Sprache spricht, ist Sprache vor dem Gesetz. Das Grundrecht auf Wahrung und Pflege von Nationalität und Sprache, wie es in Österreich durch Artikel 19 des Staatsgrundgesetzes vom 21. Dezember 1867 gewährt wurde, gehörte zu den „allgemeinen Rechten des Staatsbürgers“. Es bedeutete allererst Schutz und Erweiterung der Rechtssphäre des einzelnen, im weiteren Sinne auch Schutz von kollektiven Personen (Gemeinden), nicht jedoch Schutz einer Sprache, eines Volksstammes, einer Ethnie. Zwar hatten die Schöpfer dieses Verfassungsartikels die „Volksstämme des Staates“ als Träger dieses Grundrechtes bestimmt, doch kam diesen – nach allgemeiner Auffassung – keine eigene Rechtspersönlichkeit zu. Das Recht auf den Gebrauch der je eigenen Sprache, der Muttersprache, wurde als ein persönliches aufgefaßt; es bestand in der Betätigung eines Vermögens. Gegenstand der vorliegenden Untersuchung sind die Implikationen dieses Grundrechts sowie jene des in Absatz 2 des gleichen Artikels ausgesprochenen Grundsatzes der Gleichberechtigung aller landesüblichen Sprachen auf das österreichische Unterrichtswesen. Ausgehend von gegenwärtigen Problematiken und Fragestellungen werden in dieser Arbeit Konflikte, Lösungsversuche und Modelle beschrieben, wie sie sich im Kontext widerstreitender Ideologien und Politiken im Bereich des österreichischen Unterrichtswesens während der Verfassungszeit (1867–1918) herausgebildet haben.
Aktualisiert: 2023-05-12
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Der Biographie des führenden tschechischen Historikers und politischen Denkers des 19. Jahrhunderts, František Palacký, liegt eine ausführliche Analyse von dessen gesamtem veröffentlichten Werk und der nachgelassenen Papiere in tschechischen, österreichischen und deutschen Archiven zugrunde. Palacký war einer der einflussreichen europäischen Historiker des 19. Jahrhunderts, die ihre mehrbändigen Werke als literarische Erziehungsschriften verfassten. Er ist in erster Linie Begründer des bis heute wirksamen tschechischen Geschichtsbildes, indem er zeigte, dass die Ceši (Böhmen und zugleich Tschechen) ein wichtiger Bestandteil der Gemeinschaft der europäischen Nationen gewesen waren und als eigenständige Nation auch in der Zukunft einen würdigen Platz in Europa einnehmen sollen. In der Existenz kleiner Nationen, die ihre volle staatliche Unabhängigkeit nicht bewahren konnten, sah er das natürliche Gegengewicht zur fortschreitenden Unifizierung und Nivellierung der modernen Welt. Palacký bewertete auch die geschichtliche Rivalität zwischen Katholizismus und Protestantismus positiv und vertrat die Idee der Toleranz zu allen christlichen Konfessionen. Sein Blick ging über die zeitliche Grenze des 19. Jahrhunderts hinaus. Da Palacký seine Hauptwerke zunächst in deutscher Sprache schrieb, sicherte er ihnen eine internationale Verbreitung. Zugleich war er ein tschechischer Österreicher, Verteidiger der Idee der österreichischen Vielvölkermonarchie und Anhänger einer föderalistischen Ordnung in Mitteleuropa. Er war ein tatkräftiger Organisator des wissenschaftlichen Lebens in Böhmen, und als Gründungsmitglied beteiligte er sich aktiv an der Tätigkeit der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien.
Aktualisiert: 2023-05-12
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Das ehemalige habsburgische Kronland Galizien gilt als eine Hochburg der ukrainischen (antirussischen) Natio-nalbewegung und als das Gebiet ,in dem die ukrainische Nationsbildung wesentlich früher einsetzte als im russi-schen Reich. Vor allem die Auseinandersetzung mit den in Galizien politisch dominierenden Polen und die Revolution von 1848 sowie der konstitutionelle Prozeß seit Beginn der 1860er Jahre in Gesamtösterreich bestimmten und begünstigten diese Entwicklung. So war die Geschichte der Russophilen immer auch ein Kampf um die Standortbestimmung zwischen Österreich und Rußland, und die ruthenischen Konservativen, die einst eine verläßliche Stütze der Habsburger in Galizien gewesen waren, mutierten zu „staatsgefährlichen “ Elementen und vermeintlichen Hochverrätern, mit denen bei Kriegsausbruch brutal abgerechnet wurde. Die vorliegende Studie zeichnet diese Entwicklung nach und führt den Nachweis, daß die galizischen Russophilen durch ihre Wahlkampf-und Volksbildungsarbeit wesentliche Voraussetzungen für die Mobilisierung der ukrainischen Gesellschaft in Ostgalizien und somit auch für die ukrainische Nationsbildung schufen –ungeachtet der Tatsache, daß ihnen eigentlich ein Volk von „Kleinrussen“ vorschwebte.
(Ausgezeichnet mit dem Fritz-Theodor-Epstein-Preis 2000 des Deutschen Verbandes der Osteuropahistoriker)
Aktualisiert: 2023-02-23
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In dem Maße, wie Österreich-Ungarns Zentralkriegshafen Pola in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur unerklärten Hauptstadt der Markgrafschaft Istrien aufstieg, verquickte sich der anhebende italienisch-slawische Nationalitätenkonflikt mit den Machtinteressen der k. u. k. Kriegsmarine, deren wichtigste Akteure vor 1914 einen spezifisch militärisch-staatlichen Verfügungsanspruch auf Pola erhoben und den Italienern in ebenso unbedenklicher wie unduldsamer Pauschalität Irredentismus vorwarfen. Die Arbeit widmet sich dem Konflikt in seiner historischen Entwicklung bis zum Ersten Weltkrieg und untersucht in systematischen Zusammenhängen die verschiedenen Felder der politischen, rechtlichen und religiösen Auseinandersetzungen. …
A history of Istria in the decades before the First World War has not yet been written. While Pola, Austria-Hungary’s most important naval base, was becoming Istria's undeclared capital in the second half of the 19th century, the Italian-Slav nationality conflict was beginning to mingle with the interests of the navy in local politics. The leading naval officers laid claim to their predominance over the Italian local élite and accused it of irredentism. This volume devotes itself to historical, demographic and political conditions of the nationality conflict in Istria and Pola, examines the political conditions of the nationality conflict in Istria and Pola, examines the political and the autonomous administration as power factors and traces the introduction of coercive State administration in Pola before the First World War. The question of Italian irredentism or nationalism, exhaustively discussed during the World War, is finally being dealt with as a problem of definition
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Die Existenz mehrerer Sprachen in einem Staatsverband berührt die Sphäre von Recht und Gerechtigkeit. Sich an den anderen in einer Sprache zu wenden, die dieser versteht, scheint Bedingung der Möglichkeit jeder Gerechtigkeit. Als ungerecht wird empfunden, über jemanden zu urteilen, ihn zu verurteilen in einer Sprache, die er nicht versteht. Unter Gerechtigkeit verstehen wir heute jedoch primär soziale Gerechtigkeit. Sprache scheint – folgt man führenden Rechtstheoretikern – gar nicht unter den Begriff der Gerechtigkeit zu fallen. Sie ist Gegenstand von Gesetzen, Verordnungen, Erlässen – sie ist Objekt des Rechts. Doch sofern das Gesetz selbst sprachlich ist, sofern es durch die Sprache spricht, ist Sprache vor dem Gesetz. Das Grundrecht auf Wahrung und Pflege von Nationalität und Sprache, wie es in Österreich durch Artikel 19 des Staatsgrundgesetzes vom 21. Dezember 1867 gewährt wurde, gehörte zu den „allgemeinen Rechten des Staatsbürgers“. Es bedeutete allererst Schutz und Erweiterung der Rechtssphäre des einzelnen, im weiteren Sinne auch Schutz von kollektiven Personen (Gemeinden), nicht jedoch Schutz einer Sprache, eines Volksstammes, einer Ethnie. Zwar hatten die Schöpfer dieses Verfassungsartikels die „Volksstämme des Staates“ als Träger dieses Grundrechtes bestimmt, doch kam diesen – nach allgemeiner Auffassung – keine eigene Rechtspersönlichkeit zu. Das Recht auf den Gebrauch der je eigenen Sprache, der Muttersprache, wurde als ein persönliches aufgefaßt; es bestand in der Betätigung eines Vermögens. Gegenstand der vorliegenden Untersuchung sind die Implikationen dieses Grundrechts sowie jene des in Absatz 2 des gleichen Artikels ausgesprochenen Grundsatzes der Gleichberechtigung aller landesüblichen Sprachen auf das österreichische Unterrichtswesen. Ausgehend von gegenwärtigen Problematiken und Fragestellungen werden in dieser Arbeit Konflikte, Lösungsversuche und Modelle beschrieben, wie sie sich im Kontext widerstreitender Ideologien und Politiken im Bereich des österreichischen Unterrichtswesens während der Verfassungszeit (1867–1918) herausgebildet haben.
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Diese Studie beschäftigt sich mit den politischen Beziehungen zwischen dem ehemaligen habsburgischen Kronland Galizien und der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien vornehmlich in den letzten 20 Jahren der österreichisch-ungarischen Monarchie. Im Schnittpunkt der vier Teile des Buches stehen die Deputierten aus Galizien im cisleithanischen Abgeordnetenhaus, ihre über Parteien, Fraktionen und Wahlorganisationen verankerte institutionelle Rückbindung in der politischen Gesellschaft, ihre parlamentarische Tätigkeit und ihre kollektivbiographische Charakteristik. In chronologischer Hinsicht steht die Frage im Vordergrund, wie sich unter den Voraussetzungen eines vergleichsweise „rückständigen“ Raumes der Übergang von einer von traditionalen Eliten im Rahmen eines Privilegien-Parlamentarismus bestimmten Politik hin zu einer Politik der Massen gestaltete. Dabei wird die sprengende Kraft der sozialen Bewegungen ebenso wie das reintegrative Potential des modernen Nationalismus thematisiert. Jenseits der für sich behandelten politischen Gesellschaften der Polen, Ruthenen (Ukrainer) und Juden wird insbesondere nach den übergreifend wirksamen Bedingungen und Handlungsmechanismen sowie den jeweiligen Wechselwirkungen gefragt, sei es im Bereich der Organisationsbildung, der Medien, der politischen Kultur oder der symbolischen Selbstdarstellung der kollektiven Akteure.
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Die ungarische Landwehr (Honvéd) entstand im Zuge des Ausgleichs mit Österreich 1867 und der folgenden Reform der Wehrmacht und entwickelte sich zu einer ungarischen Nationalarmee, während gleichzeitig ihre kroatischen Einheiten einen national-kroatischen Charakter annahmen. Ein unabhängiges Heer, wenn auch nur neben der gemeinsamen österreichisch-ungarischen Armee, bildete für Ungarn einen bedeutenden Faktor seiner nationalen Identität. Das zentrale Anliegen der Kroaten war dagegen territorial, nämlich die Vereinigung des ungarischen Kroatien-Slawonien mit dem österreichischen Dalmatien und der Militärgrenze. Dabei spielten die kroatisch-slawonischen Einheiten von Honvéd und Gendarmerie eine besondere Rolle sowohl im Hinblick auf den habsburgischen Gesamtstaat als auch bezüglich der Nationswerdung der Kroaten und des Verhältnisses des Dreieinigen Königreiches Kroatien, Slawonien und Dalmatien zum Königreich Ungarn. In diesen Einheiten war das Kroatische nicht nur Regiments-, sondern auch Kommando- und gleichzeitig innere Dienstsprache. Im Gegensatz zum gemeinsamen Heer lebten hier Mannschaft und Offiziere in einer fast einsprachigen Welt. Damit standen die kroatischen Offiziere und Soldaten und die kroatischen Regimenter im Spannungsfeld sowohl der ungarisch-gesamtstaatlichen Konkurrenz wie auch des magyarisch-kroatischen Nationalitätenkonfliktes, wobei die Sprachenfrage am Ende des 19. Jahrhunderts immer virulenter wurde.
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The Hungarian Defence Force (Honvéd) was created after the conclusion of the Austro-Hungarian Compromise in 1867 and the subsequent reforms of the armed forces. While the Honvéd gradually became a Hungarian national army, its Croatian units developed a distinctly national-Croatian character. Despite its being part of the common Austrian-Hungarian Armed Forces, for Hungary an independent army was a central aspect of its national identity. For Croatia, the primary national demand was territorial, namely the reunification of Croatia-Slavonia with Austrian Dalmatia and the Military Border. Here, the Croatian units of the Honvéd played a central role in the relations to the Habsburg common state (Gesamtstaat), the Croatian nation-building, and the relationship of the Kingdom of Croatia, Slavonia and Dalmatia to the Hungarian Kingdom. In these units, Croatian was not only the language of the military commands, but also the only language of communication within and between the regiments and their superiors. In contrast to the Common Army, its soldiers and officers lived in a nearly monolingual world. The Croatian Honvéd regiments were thus caught between the conflicting priorities of Hungary, Austria and the Habsburg Empire, as well as those between the Magyar-Croatian nationalities, with debates concerning language growing ever more virulent at the end of the 19th century.
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Der Biographie des führenden tschechischen Historikers und politischen Denkers des 19. Jahrhunderts, František Palacký, liegt eine ausführliche Analyse von dessen gesamtem veröffentlichten Werk und der nachgelassenen Papiere in tschechischen, österreichischen und deutschen Archiven zugrunde. Palacký war einer der einflussreichen europäischen Historiker des 19. Jahrhunderts, die ihre mehrbändigen Werke als literarische Erziehungsschriften verfassten. Er ist in erster Linie Begründer des bis heute wirksamen tschechischen Geschichtsbildes, indem er zeigte, dass die Ceši (Böhmen und zugleich Tschechen) ein wichtiger Bestandteil der Gemeinschaft der europäischen Nationen gewesen waren und als eigenständige Nation auch in der Zukunft einen würdigen Platz in Europa einnehmen sollen. In der Existenz kleiner Nationen, die ihre volle staatliche Unabhängigkeit nicht bewahren konnten, sah er das natürliche Gegengewicht zur fortschreitenden Unifizierung und Nivellierung der modernen Welt. Palacký bewertete auch die geschichtliche Rivalität zwischen Katholizismus und Protestantismus positiv und vertrat die Idee der Toleranz zu allen christlichen Konfessionen. Sein Blick ging über die zeitliche Grenze des 19. Jahrhunderts hinaus. Da Palacký seine Hauptwerke zunächst in deutscher Sprache schrieb, sicherte er ihnen eine internationale Verbreitung. Zugleich war er ein tschechischer Österreicher, Verteidiger der Idee der österreichischen Vielvölkermonarchie und Anhänger einer föderalistischen Ordnung in Mitteleuropa. Er war ein tatkräftiger Organisator des wissenschaftlichen Lebens in Böhmen, und als Gründungsmitglied beteiligte er sich aktiv an der Tätigkeit der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien.
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