„Gott weiß mich hier“

„Gott weiß mich hier“ von Carp,  Radu, Konradt,  Edith, Pop,  Traian, Schlattner,  Eginald, Schuller,  Kristian
Das Interview wurde im Spätsommer 2017 in der Reha-Klinik von Dr. Petru Oprean in Schäßburg auf Rumänisch geführt, im Herbst 2017 auf dem Pfarrhof in Rothberg umgeschrieben und im Januar 2018 abgeschlossen. Gemeinsam mit Eginald Schlattner habe ich versucht herauszufinden, welche Bedeutung die Religion, der er jahrzehntelang mit Hingebung diente, heute noch hat. Wir haben auch die Beziehungen zwischen der evangelischen und den anderen christlichen Konfessionen erörtert und manche Leser werden erstaunt sein, wenn sie die enge Verbindung Eginald Schlattners zur Orthodoxie entdecken. Außerdem bekräftigt er 500 Jahre nach Luthers Reformation, dass alles, was er gepredigt habe, auch nach dem Verschwinden der letzten Siebenbürger Sachsen in Rumänien fortdauern werde. Es sei die Sprache, die den Bestand der Religion sichere. Eine überraschende Feststellung: Sollte die Sprache ein metaphysisches Vehikel und als solches bestimmt sein, die Religion über ihre Grenzen hinauszutragen? Auf diese Frage findet sich die Antwort im vorliegenden Buch. Radu Carp
Aktualisiert: 2023-05-30
> findR *

Zwischenfrost

Zwischenfrost von Flămând,  Dinu, Konradt,  Edith, Pop,  Traian
„Schreiben, also die Poesie leben, ist eine seltsame Erfahrung, die Intensität offenbart – ein anderes Wort für Gefühl. Manchmal ist das Material schlecht und verhöhnt das Kriterium der Vielfalt, das unserer Epoche so lieb und teuer ist. Aber die Intensität sollte immer maximal sein, unerträglich, eine Spitze im Diagramm des Flachreliefs unseres Lebens … Und jedes Mal, wenn sie groß ist, wird es eine heftige Offenbarung, eine halluzinatorische Klarheit. Schreiben schließt unser Inneres mit ein, die Essenz unseres Seins beginnt mit dem Inneren. Aber die Annäherung – durch oder für einen Text – ist eine Art unerwartetes Geschenk von außen, von einer privilegierten Position aus. Man sieht sich selbst den Text führen und sieht, wie man durch ihn geführt wird … Man arbeitet nicht im direkten Einklang mit der Realität. Unsere Intelligenz und unsere Seele elaborieren intensiv jene Momente der Synthese von Erfahrungen und Möglichkeiten, um auf eine Frage zu antworten: Wie soll man leben auf der Welt? Der Poesie muss eine dichterische Erkenntnis vorausgehen. Um dorthin zu gelangen, ist die Erfahrung eines Lebens nicht genug … Heutzutage käuen alle Ziegen poetisches Heu wider. Und in der mechanischen Wiedergabe von Gemeinplätzen begreift man die Poe­sie wie einen verschwommenen Spiegel, der die Welt einfängt, reduziert auf ihren ornamentalen Aspekt. Eigentlich empfängt man die Poesie niemals wie ein Objekt, man geht auf sie zu, man sucht und provoziert sie. In Momenten von seltener und scheuer Schönheit zeigt sie sich, manchmal, unter einem funkelnden Symbol. Solch ein Spatz näherte sich dem Dichter Vladimir Holan auf einer Bahn­station, als er sein Bündel öffnete, um den Proviant herauszuholen. Und der Dichter verstand, dass dieser Vogel ein Botschafter des Todes ist.“ Dinu Flamand im Interview mit Levure littéraire (2015) „Jedes Gedicht bleibt, wenn es wahrhaftig ist, ein Mysterium“, hielt Pierre Jean Jouve fest … Ja, liebe Leser, Sie müssen auch mit der Lyrik von Dinu Flamand so verfahren wie mit jeder echten Poesie (also jener, die ohne Zierrat die Komplexität des Lebens umarmt): Sie müssen auf sie zugehen, sie willkommen heißen, in sie eindringen und sich in ihr verlieren, wenn Sie ihren Botschaften auf die Spur kommen wollen … Sie präsentiert unentwegt, gleich einem Mal auf der Stirn, die Wunden und Narben, die das Leben uns hinterlässt, weil wir es schuldhaft zu sehr lieben und zu sehr wünschen, dass es die Versprechen einlöst, die es uns in der Kindheit gab, als es uns die ganze Welt als Geschenk verhieß … Dinu Flamand ist sehr wohl bewusst, dass dichten auch bedeutet, „das Mark des Schreis aufzusaugen“. Um welchen Schrei es dabei geht? Jenen von Edvard Munch sicherlich, den metaphysischen Angstschrei angesichts der unbarmherzigen Gewalt der Fakten: der Fakten der Existenz, der Fakten der Geschichte … Das alles wird begleitet von der Sehnsucht und dem Schönheitsempfinden angesichts des vollkommenen Glücks, mit dem die Sonne wärmt und die Ähren wachsen. Diese Übereinstimmung kann nicht aufgelöst werden, sie ist ontologisch … Tatsache ist, dass wir unmögliche Wesen sind – eine Unmöglichkeit, der wir uns Tag für Tag ausgesetzt sehen: Wir leben mit dem Tod in uns, mit der Zeit, die uns zermahlt, so wie wir auch zwischen den Motten leben, „die Löcher in die Landschaft fressen“. Ich kenne kein anderes Bild, das diese Wahrheit präziser und radikaler wiedergeben würde, als eines von denen, die unser Dichter dafür gefunden hat: Wir leben „mit dem aufgewickelten Bandwurm der Zeit in den Eingeweiden“. Jean-Pierre Siméon
Aktualisiert: 2023-05-30
> findR *

Posledni sněh / Der letzte Schnee

Posledni sněh / Der letzte Schnee von Dyrlich,  Benedikt, Fassel,  Horst, Konradt,  Edith, Lippet,  Johann, Nawka-Kunysz,  Božena, Pop Traian,  Traian, Schlesak,  Dieter, Šołćina (Scholze),  Dorothea
Begegnungen mit Traian Pop Traian 1 Dichter und Rebell, Verleger und Auswanderer, Musiker und Theatermann, Herausgeber und Redakteur. Mit diesen und weiteren Etiketten lässt sich Traian Pop Traian markig charakterisieren. Ich selbst füge indes meinem Freund und Kollegen aus der Dichtergilde von Herzen hinzu: Traian zählt mit seinem am 18. Dezember 2002 gegründeten Pop Verlag zu den produktivsten Förderern neuer ost- und südeuropäischer Literatur in Deutschland und ist in diesem Rahmen ein wichtiger Herausgeber des sorbischen Schrifttums. Davon zeugen etliche Veröffentlichungen in Büchern und Zeitschriften slawischer und damit auch sorbischer Dichterinnen und Dichter in seinem Verlag. Im fünften Jahr des neuen Jahrtausends habe ich den großen, bärtigen und langhaarigen Rumänen, geboren 1952 in Kronstadt und seit 1990 in Ludwigsburg lebend und wirkend, kennengelernt, während einer Tagung im Exil-PEN-Club. Von Anfang an überraschte mich sein unmittelbares Interesse für die an den Rand gedrängten und manchmal verborgenen und verwaisten Literaturlandschaften Europas, auch für die Literatur und das Schicksal des kleinsten slawischen Volkes, das seit 1500 Jahren auf dem Territorium des heutigen östlichen Deutschlands siedelt. Dabei verriet Traian, dass ihn vornehmlich das dichterische Schaffen von Kito Lorenc [1938–2017] fessele, er verfolge mit Bewunderung stetig sein Schreiben. Aus seinen Anmerkungen sprachen Respekt und die Ansicht, dass die Poesie des sorbisch-deutschen Dichters den durchschnittlichen Rahmen der literarischen Produktion in Deutschland überragt; und dass aus seiner Dichtung ein Geist des Widerspruchs quillt, zudem eine gewisse Schlitzohrigkeit, mit der Grenzen des braven Redens und Schreibens überschritten und eine aufgeblasene und missionarische Sprache von Predigern in Politik und Medien infrage gestellt werden. Heute denke ich, dass uns die Gedichte des wichtigsten sorbischen Poeten im 20. Jahrhundert ein guter Grund für die Beschäftigung mit Lyrik überhaupt sowie für unsere Freundschaft waren und sind, die uns nunmehr schon fast zwei Jahrzehnte zu gemeinsamen literarischen Vorhaben trieb und treibt. Und selbstverständlich eint uns, dass ein jeder selbst dichtet und sich für das Schaffen des anderen offen und neugierig macht. 2 Beim Lesen der Texte von Traian drang ich in Sprachräume, in denen eine ungewohnte, ja unordentliche Ordnung von Wendungen und Bildern herrscht. Es fällt vor allem auf, dass der Dichter seine Verse in die Länge zieht, sie oft jäh bricht und verkürzt. Die Interpunktion ist ihm genauso schnurz wie eine gängige Logik. Der Umgang des Dichters mit Sprache ist ausgesprochen eigenwillig, er zerstückelt deren Selbstverständlichkeit und schafft neue Zusammenhänge, achtend dabei auf Gegenstände und Sachverhalte aus ungewöhnlichen Blickwinkeln. Diese Brüche und Perspektivwechsel bewirken und gewährleisten überraschende Entdeckungen, mit denen man sein Umfeld und darin sich selbst auf neue, hin und wieder seltsame und zugleich erstaunliche Art und Weise erkennt und erlebt. Im Gedicht Einschlafen brennen frieren, geschrieben im Jahr 2001, heißt es, dass nicht immer nur der Kopf oder das Herz das Zentrum des Seins bestimmen, sondern zum Beispiel auch die Hand: Meine Hand spielt Katz und Maus Schläft ein brennt friert… In der Poesie von Traian, der in den jungen und jüngeren Jahren – vor seiner Übersiedlung nach Westdeutschland – ein begeisterter „Dubaş“, Toningenieur sowie Theatermann war, spielen unterschiedliche Glieder, Instrumente und Organe, Zeitebenen, Wahrnehmungen und Empfindungen die Hauptrolle oder eine wichtige Nebenrolle. Von der Bühne [dieser Poesie] schlagen ins Auge oder klimpern ins Ohr Sprachfiguren, die sich als Glatze aus Glas, ungeduldige Gitarren, Zäune, die ich nicht atmen höre, das runzlige Ohr des Stethoskops oder als der zerbrochene Buchstabe offenbaren. Mit dieser Wirklichkeit der Zufälle und unerwarteter Erscheinungen ist der Leser wie der Zuschauer im Theater zu einer gewissen Distanz verdammt, zumindest zu Beginn [der Vorführung], wenn er mit dem scheinbar verwirrenden, verschmitzten Angebot des Spielers [Dichters] konfrontiert wird. Früher oder später erkennt der Adressat jedoch, dass man sich vom Spiel und dem lyrischen, dennoch kaum hymnischen Wortschwall einspannen und entzücken lassen darf. Mit der Zeit fallen zwischen dem auch zornig wirkenden Gaukler und dem verworrenen Rezipienten alle Mauern – und die Texte regen zum Schmunzeln an, zur wiederholten Beschäftigung, zum Nachdenken in Reichweiten, welche die Enge des Alltags überschreiten. Plagegeister und Ungetüme verschwinden – und obschon man von schmerzlichen Beklemmungen erfasst wird, fühlt man, dass die Akteure der poetischen Bühne sich dem Diktat unübersichtlicher Kräfte widersetzen, die über uns herrschen. Ja, der Dichter Traian Pop Traian trägt die Last der Erfahrungen aus der neostalinistischen Diktatur im verflossenen Rumänien mit in die Freiheit nach Ludwigsburg. Doch auch unter den neuen Umständen lähmen und bedrohen marternde Mächte und Mächtige, oft in Schafspelze gehüllt, das lyrische Ich, sein unbeschwertes Denken und Sprechen. Die Sehnsucht nach Unabhängigkeit wird weiter untergraben durch Albträume und Todesängste. So staut die Flut von Wahnbildern in einem Gedicht aus dem Jahr 1979 die Liebesnacht im Herbst. In dem Text Unschuldig, geschrieben 22 Jahre später, geistern die alten Gespenster immer noch, der Herbst wirkt wiederholt bedrohlich, denn die Blätter am Neckar kehren mir den Rücken zu. 3 Temeswar, 15. August 2016 Am Vormittag fuhren M. und ich unter einer sengenden Sonne aus dem hügligen Banat zurück ins Hotel Delpack in Temeswar. Uns chauffierte [in seinem Auto] Slavomir Gvozdenović, ein rühriger Dichter, Übersetzer rumänischer Lyrik ins Serbische [und umgekehrt] sowie Abgeordneter der serbischen nationalen Minderheit in Rumänien. Die Rückreise führte durch eine fruchtbare Landschaft im Grenzgebiet zwischen Serbien und Rumänien. Im Gedächtnis bleiben werden mir unglaublich große Plantagen von Apfelbäumen und Felder mit Sonnenblumen, die – so Slavomir – Serbien nach Moskau schickt. Gegen Abend besuchten wir mit Traian Pop Traian, der aus Rumänien stammt, und seiner Frau Dorina noch einen beliebten Park, tranken ein Bier in einem herrlichen Garten und begaben uns zu einem alten orthodoxen Kirchlein, wo gerade eine Trauung zu Ende ging. Dort erlebten wir eine Taufe mit einem jungen Geistlichen und herausgeputzten Menschen: Jungen und Männer in dunklen Anzügen und weißen Hemden, Mädchen und Frauen in leichten, vornehmlich blauen, weißen und violetten Kleidern. Den Täufling tauchte man, wie es in der orthodoxen Kirche Brauch ist, mit Hintern und Bäuchlein in einen Kessel voll Weihwasser. Die Zeremonie wurde von ständigen Gebeten begleitet. Von Traian und Dorina erfuhren wir, dass sich die Rumänen wieder stärker der Religion zuwenden. Viele jedoch betrachten die kirchlichen Rituale eher oder gar nur als Veredelung von Feiertagen im Jahreslauf und von prägnanten Ereignissen in Familie und Verwandtschaft. Mein Lieblingstheologe und -soziologe aus Jugendtagen, Harvey Cox, hat wohl recht: Der Mensch ist ein »homo festivus«, was heißen soll: Er singt, tanzt und betet, plaudert und feiert gern. Ohne dergleichen kommt keine Kultur und kein Glaube aus, was wir erneut in Serbien und Rumänien erleben konnten. Und der Mensch, so Cox weiter in seinem Buch Das Fest der Narren von 1969, ist zugleich ein homo phantasia. Das bedeutet, der Mensch träumt und schafft, erzählt und dichtet, inszeniert und spielt. Unser Wesen ist auf fromme und gottlose Feierlichkeit und Fantasie, auf strenge, ernste und fröhliche Riten, auf solches und anderes Theater ausgerichtet. Tagebuch 4 Im Verlauf der Jahre hatte ich etliche Begegnungen und Erlebnisse mit dem Dichter, Herausgeber und Verleger aus Ludwigsburg. Unvergesslich bleiben M. und mir die Ausflüge mit ihm und seiner Dorina in das rumänische und vielsprachige Temeswar und seine Umgebung im Jahr 2016. Darüber sind Aufzeichnungen in der zweisprachigen Sammlung meiner Erinnerungen Leben im Zwiespalt 2 sowie in der Anthologie sorbischer Prosa Susodźa [Nachbarn] und in der deutschsprachigen Edition meiner Geschichten Grüne Hasen dampfen ab erschienen. Unterwegs brachte mir Traian etliche ursprüngliche Quellen seiner engeren und multikulturellen Heimat näher, aus denen der Wortkünstler und Editor weiterhin schöpft. Traian öffnete mir Fenster zu Nachbarn und Volksgruppen, deren Schicksal sich außerhalb des westeuropäischen Gesichtskreises abspielt. Gerade Temeswar erscheint aber heute ein fruchtbarer Nabel kultureller und literarischer Diskurse unter nationalen Minderheiten und Mehrheiten zu sein. Mehrere Auftritte hatte ich mit Traian und seinem Verlag auf Buchmessen in Frankfurt am Main und in Leipzig, wo ich meine Sammlungen und Anthologien sorbischer Literatur, verlegt im Unternehmen meines Freundes, vorstellen und verbreiten helfen durfte, oft im Zusammenspiel mit Autorinnen und Autoren aus Rumänien, Georgien, Russland, Tschechien, Ukraine, Serbien, Polen und selbstverständlich aus Deutschland. Auch war Traian Teilnehmer des internationalen Festes der sorbischen Poesie 2016 in Bautzen und an weiteren Orten der Lausitz und Nordböhmens. In diesem Kontext ermöglichte Traian mir und vielen Literaten und Übersetzern die Überschreitung sprachlicher und kultureller Hindernisse, die auch das Publizieren und Verbreiten des sorbischen Schrifttums traditionell einschränken und behindern. Zum Ertrag dieser konkreten Begegnungen zähle ich nicht nur meine drei deutschsprachigen Gedicht- und Prosasammlungen aus dem Pop Verlag. Ausdruck unserer Freundschaft und eines kollegialen und solidarischen Umgangs sind vornehmlich mehrere Anthologien sorbischer Literatur etlicher Wortschöpfer und unserer Nachdichter und Förderer im In- und Ausland. Diese Editionen in den Literaturzeitschriften MATRIX und BAWÜLON aus dem Verlag in Ludwigsburg schreiben wohl schon ein Stück der Literatur- und Verlagsgeschichte des Volkes der Sorben und des sorbisch-deutschen und sorbisch-rumänischen Literaturaustausches mit. 5 In der vorliegenden Ausgabe sind 51 Gedichte aus der Feder von Traian Pop Traian in sorbischer und deutscher Sprache versammelt. Die Übertragungen aus dem Deutschen ins Sorbische hat Dorothea Šołćina mit mir verfasst, in Konsultation mit Traian und im Vergleich mit seinen rumänischen Originalen. Nach der sorbisch-deutschen Sammlung der Gedichte von Mićo Cvijetić aus Serbien, die 2019 unter dem Titel Donjebjesspěće/Himmelfahrt erschienen ist, beschert uns der Verlag aus Ludwigsburg nun eine weitere zweisprachige Ausgabe von Gedichten, die aus der Feder eines aufrichtigen Förderers der sorbischen Literatur außerhalb der Lausitz stammen. Dresden, 10. Mai 2022 Benedikt Dyrlich
Aktualisiert: 2022-10-20
> findR *

„Gott weiß mich hier“

„Gott weiß mich hier“ von Carp,  Radu, Konradt,  Edith, Pop,  Traian, Schlattner,  Eginald, Schuller,  Kristian
Das Interview wurde im Spätsommer 2017 in der Reha-Klinik von Dr. Petru Oprean in Schäßburg auf Rumänisch geführt, im Herbst 2017 auf dem Pfarrhof in Rothberg umgeschrieben und im Januar 2018 abgeschlossen. Gemeinsam mit Eginald Schlattner habe ich versucht herauszufinden, welche Bedeutung die Religion, der er jahrzehntelang mit Hingebung diente, heute noch hat. Wir haben auch die Beziehungen zwischen der evangelischen und den anderen christlichen Konfessionen erörtert und manche Leser werden erstaunt sein, wenn sie die enge Verbindung Eginald Schlattners zur Orthodoxie entdecken. Außerdem bekräftigt er 500 Jahre nach Luthers Reformation, dass alles, was er gepredigt habe, auch nach dem Verschwinden der letzten Siebenbürger Sachsen in Rumänien fortdauern werde. Es sei die Sprache, die den Bestand der Religion sichere. Eine überraschende Feststellung: Sollte die Sprache ein metaphysisches Vehikel und als solches bestimmt sein, die Religion über ihre Grenzen hinauszutragen? Auf diese Frage findet sich die Antwort im vorliegenden Buch. Radu Carp
Aktualisiert: 2023-03-15
> findR *

Zwischenfrost

Zwischenfrost von Flămând,  Dinu, Konradt,  Edith, Pop,  Traian
„Schreiben, also die Poesie leben, ist eine seltsame Erfahrung, die Intensität offenbart – ein anderes Wort für Gefühl. Manchmal ist das Material schlecht und verhöhnt das Kriterium der Vielfalt, das unserer Epoche so lieb und teuer ist. Aber die Intensität sollte immer maximal sein, unerträglich, eine Spitze im Diagramm des Flachreliefs unseres Lebens … Und jedes Mal, wenn sie groß ist, wird es eine heftige Offenbarung, eine halluzinatorische Klarheit. Schreiben schließt unser Inneres mit ein, die Essenz unseres Seins beginnt mit dem Inneren. Aber die Annäherung – durch oder für einen Text – ist eine Art unerwartetes Geschenk von außen, von einer privilegierten Position aus. Man sieht sich selbst den Text führen und sieht, wie man durch ihn geführt wird … Man arbeitet nicht im direkten Einklang mit der Realität. Unsere Intelligenz und unsere Seele elaborieren intensiv jene Momente der Synthese von Erfahrungen und Möglichkeiten, um auf eine Frage zu antworten: Wie soll man leben auf der Welt? Der Poesie muss eine dichterische Erkenntnis vorausgehen. Um dorthin zu gelangen, ist die Erfahrung eines Lebens nicht genug … Heutzutage käuen alle Ziegen poetisches Heu wider. Und in der mechanischen Wiedergabe von Gemeinplätzen begreift man die Poe­sie wie einen verschwommenen Spiegel, der die Welt einfängt, reduziert auf ihren ornamentalen Aspekt. Eigentlich empfängt man die Poesie niemals wie ein Objekt, man geht auf sie zu, man sucht und provoziert sie. In Momenten von seltener und scheuer Schönheit zeigt sie sich, manchmal, unter einem funkelnden Symbol. Solch ein Spatz näherte sich dem Dichter Vladimir Holan auf einer Bahn­station, als er sein Bündel öffnete, um den Proviant herauszuholen. Und der Dichter verstand, dass dieser Vogel ein Botschafter des Todes ist.“ Dinu Flamand im Interview mit Levure littéraire (2015) „Jedes Gedicht bleibt, wenn es wahrhaftig ist, ein Mysterium“, hielt Pierre Jean Jouve fest … Ja, liebe Leser, Sie müssen auch mit der Lyrik von Dinu Flamand so verfahren wie mit jeder echten Poesie (also jener, die ohne Zierrat die Komplexität des Lebens umarmt): Sie müssen auf sie zugehen, sie willkommen heißen, in sie eindringen und sich in ihr verlieren, wenn Sie ihren Botschaften auf die Spur kommen wollen … Sie präsentiert unentwegt, gleich einem Mal auf der Stirn, die Wunden und Narben, die das Leben uns hinterlässt, weil wir es schuldhaft zu sehr lieben und zu sehr wünschen, dass es die Versprechen einlöst, die es uns in der Kindheit gab, als es uns die ganze Welt als Geschenk verhieß … Dinu Flamand ist sehr wohl bewusst, dass dichten auch bedeutet, „das Mark des Schreis aufzusaugen“. Um welchen Schrei es dabei geht? Jenen von Edvard Munch sicherlich, den metaphysischen Angstschrei angesichts der unbarmherzigen Gewalt der Fakten: der Fakten der Existenz, der Fakten der Geschichte … Das alles wird begleitet von der Sehnsucht und dem Schönheitsempfinden angesichts des vollkommenen Glücks, mit dem die Sonne wärmt und die Ähren wachsen. Diese Übereinstimmung kann nicht aufgelöst werden, sie ist ontologisch … Tatsache ist, dass wir unmögliche Wesen sind – eine Unmöglichkeit, der wir uns Tag für Tag ausgesetzt sehen: Wir leben mit dem Tod in uns, mit der Zeit, die uns zermahlt, so wie wir auch zwischen den Motten leben, „die Löcher in die Landschaft fressen“. Ich kenne kein anderes Bild, das diese Wahrheit präziser und radikaler wiedergeben würde, als eines von denen, die unser Dichter dafür gefunden hat: Wir leben „mit dem aufgewickelten Bandwurm der Zeit in den Eingeweiden“. Jean-Pierre Siméon
Aktualisiert: 2020-07-19
> findR *

Schatten und Klippen

Schatten und Klippen von Flămând,  Dinu, Konradt,  Edith
Der Dichter Dinu Flămând, in der rumänischen Lyrik verwurzelt, verfeinerte seine Feder im französischen Exil in Paris. Er schätzt das ungeplante Reisen, ein ewig Liebender der poetischen Zeitlosigkeit, der Einsamkeit des Schreibens, der ästhetischen Emanzipation des Dichters. Seine Sprache konserviert die sentimentale Geographie seiner Heimat und den revolutionären, direkten und aufrichtigen Geist seiner Vorfahren, diskret veredelt von der philosophischen Meditation über den individuellen Weg. Mit einem Glas Rotwein in der Hand muss man die Poesie dieses Dichters genießen. In seiner Gegenwart, von Angesicht zu Angesicht. Wie dionysische Wellen treffen seine Worte unser Gehör, schäumen, perlen, steigen und fallen. Ein Buch aus einem gereiften Leben, dessen Licht den Leser verstehen und lieben lässt. Rodica Draghincescu, Levure littéraire
Aktualisiert: 2023-03-20
> findR *

Phänomenologie des geflügelten Geschlechts

Phänomenologie des geflügelten Geschlechts von Draghincescu,  Rodica, Immig,  Rüdiger, Joly,  Jean B, Konradt,  Edith
Ein Abbild ihrer Seele und ihrer sinnlichen Empfindung zu schaffen, ist das Anliegen der Poesie Rodica Draghincescus. "fotografiere dein Geschlecht gegen den Strich / mit dem einfachen Anspruch zu schreiben, was du siehst". Dabei geht sie bis an die Grenzen ihrer Gefühle, bis an die Grenzen ihrer Wahrnehmung. Chronologien und Hierarchien sind aufgehoben, Bilder und Töne vermischen sich, Gefühle explodieren in einem Rhythmus, den allein der Herzschlag vorgibt. Ihre Poesie ist schamlos, direkt, kämpferisch und selbstbewußt, auf der Suche nach den Geheimnissen ihrer eigenen Zeit. "wer es nicht versteht freien Willens unterzugehen / und vom Denken beflügelt / wird auch wiedererweckt nicht lebendig sein weder Wasser / war er jemals noch Staub". Aus Rodica Draghincescus Gedichten sprechen zwei Stimmen desselben Ichs, die einen ununterbrochenen Dialog im Innern der Gedichte, wie im Innern ihrer einen Seele führen: die eine, sensibel und schüchtern, fühlt sich den Engeln und Kindheitsträumen nah, die andere, stark und grausam, begehrt gegen Himmel und Erde auf. Die Erwachsene und das Kind Rodica sprechen zu den Bäumen, den Zügen, den Mauern, den Insekten, dem Geschlecht der Engel wie dem der Teufel. "der zug hob sich / und hob ab und so wechselten wir von / einem engel zum anderen / probierten ihre keuschheitsgürtel" In ihrer verrückten Liebe zur Poesie fand Rodica Draghincescu noch in Zeiten politischer Zensur Freiheit und Kraft zur Selbstbestimmung. Im nachkommunistischen Rumänien ist die selbstbewußte Frau nun zur führenden Stimme der literarischen Neunziger-Generation avanciert. Ihre eigenwillige Handschrift, ihr melancholisch-revoltierender Stil steht in der literarischen Presse bereits Pate für den Fachbegriff "Rodistischer Stil". Neben der Veröffentlichung einzelner Gedichte in zwei Anthologien ist dieser Gedichtband die erste deutschsprachige Publikation von Rodica Draghincescu. "Ihre Poesie vermischt provozierende Sinnlichkeit, ksrperliche Metaphysik und sprachliche Grausamkeit. Die Autorin ist feminin und feministisch zur gleichen Zeit." Nicolae Tzone, rumänischer Literaturkritiker "Ich habe keinen vater und sehr viele mütter sie gebaren abwechselnd eine mit der anderen körper das gleiche kind"
Aktualisiert: 2018-07-05
> findR *

Grenzen einer Inselliteratur

Grenzen einer Inselliteratur von Konradt,  Edith
Zu Anfang des Jahrhunderts in Siebenbürgen als eigenwilliger «Ästhetiker» und unbequemer «Neutöner» abgelehnt, während der dreissiger Jahre im Dritten Reich als «auslandsdeutscher» Autor unbesehen vereinnahmt und hoch geehrt, ist der Künstler, Kunstkritiker und Kulturpolitiker Adolf Meschendörfer gegenwärtig kaum bekannt. Vorliegende Monographie führt historisch-kritisch in sein Gesamtwerk ein und erörtert Menschendörfers Weg von der literarischen Moderne in die Heimatkunstbewegung unter der Perspektive regionaler wie nationaler Literatur und Literaturgeschichte.
Aktualisiert: 2019-12-19
> findR *
MEHR ANZEIGEN

Bücher von Konradt, Edith

Sie suchen ein Buch oder Publikation vonKonradt, Edith ? Bei Buch findr finden Sie alle Bücher Konradt, Edith. Entdecken Sie neue Bücher oder Klassiker für Sie selbst oder zum Verschenken. Buch findr hat zahlreiche Bücher von Konradt, Edith im Sortiment. Nehmen Sie sich Zeit zum Stöbern und finden Sie das passende Buch oder die Publiketion für Ihr Lesevergnügen oder Ihr Interessensgebiet. Stöbern Sie durch unser Angebot und finden Sie aus unserer großen Auswahl das Buch, das Ihnen zusagt. Bei Buch findr finden Sie Romane, Ratgeber, wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Bücher uvm. Bestellen Sie Ihr Buch zu Ihrem Thema einfach online und lassen Sie es sich bequem nach Hause schicken. Wir wünschen Ihnen schöne und entspannte Lesemomente mit Ihrem Buch von Konradt, Edith .

Konradt, Edith - Große Auswahl an Publikationen bei Buch findr

Bei uns finden Sie Bücher aller beliebter Autoren, Neuerscheinungen, Bestseller genauso wie alte Schätze. Bücher von Konradt, Edith die Ihre Fantasie anregen und Bücher, die Sie weiterbilden und Ihnen wissenschaftliche Fakten vermitteln. Ganz nach Ihrem Geschmack ist das passende Buch für Sie dabei. Finden Sie eine große Auswahl Bücher verschiedenster Genres, Verlage, Schlagworte Genre bei Buchfindr:

Unser Repertoire umfasst Bücher von

Sie haben viele Möglichkeiten bei Buch findr die passenden Bücher für Ihr Lesevergnügen zu entdecken. Nutzen Sie unsere Suchfunktionen, um zu stöbern und für Sie interessante Bücher in den unterschiedlichen Genres und Kategorien zu finden. Neben Büchern von Konradt, Edith und Büchern aus verschiedenen Kategorien finden Sie schnell und einfach auch eine Auflistung thematisch passender Publikationen. Probieren Sie es aus, legen Sie jetzt los! Ihrem Lesevergnügen steht nichts im Wege. Nutzen Sie die Vorteile Ihre Bücher online zu kaufen und bekommen Sie die bestellten Bücher schnell und bequem zugestellt. Nehmen Sie sich die Zeit, online die Bücher Ihrer Wahl anzulesen, Buchempfehlungen und Rezensionen zu studieren, Informationen zu Autoren zu lesen. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen das Team von Buchfindr.