Religion und Gesellschaft

Religion und Gesellschaft von Doering-Manteuffel,  Anselm, Gailus,  Manfred, Graf,  Friedrich Wilhelm, Große Kracht,  Klaus, Hübinger,  Gangolf, Main,  Izabella, Mertens,  Lothar, Schulze,  Reinhard, Ziemann,  Benjamin
Das Thema Religion erfreut sich gegenwärtig großer Aufmerksamkeit. Lange Zeit herrschte in der Öffentlichkeit die Meinung vor, religiöse Glaubenswelten spielten für das Selbstverständnis moderner Gesellschaften keine Rolle mehr. Am Anfang des 21. Jahrhunderts ist das Religiöse jedoch wieder zu einem wichtigen Thema öffentlicher Debatten und interkultureller Anerkennungskämpfe geworden. Vom Streit um das Kruzifix in öffentlichen Schulen über das Kopftuch muslimischer Lehrerinnen bis hin zu Fragen der rechtlichen Vertretung von kleineren Glaubensgemeinschaften – an Fragen der öffentlichen Präsenz von Religion scheiden sich die Geister. Aber war die Religion in Europa jemals abwesend? Der Band fragt nach dem sich wandelnden Stellenwert von Religion in den europäischen Gesellschaften des 20. Jahrhunderts in Ost wie West, in der Zeit vor 1945 und danach. Historiker, Theologen und Religionswissenschaftler behandeln in systematischen Analysen und Fallbeispielen die Austauschprozesse zwischen dem Religiösen und seiner jeweiligen gesellschaftlichen Umgebung. Entwickelt werden Leitlinien und Perspektiven für eine übergreifende Religionsgeschichte Europas im 20. Jahrhundert, in dem die Religion stets ein zentraler Faktor politisch-gesellschaftlichen Wandels geblieben ist.
Aktualisiert: 2023-06-28
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Religion und Gesellschaft

Religion und Gesellschaft von Doering-Manteuffel,  Anselm, Gailus,  Manfred, Graf,  Friedrich Wilhelm, Große Kracht,  Klaus, Hübinger,  Gangolf, Main,  Izabella, Mertens,  Lothar, Schulze,  Reinhard, Ziemann,  Benjamin
Das Thema Religion erfreut sich gegenwärtig großer Aufmerksamkeit. Lange Zeit herrschte in der Öffentlichkeit die Meinung vor, religiöse Glaubenswelten spielten für das Selbstverständnis moderner Gesellschaften keine Rolle mehr. Am Anfang des 21. Jahrhunderts ist das Religiöse jedoch wieder zu einem wichtigen Thema öffentlicher Debatten und interkultureller Anerkennungskämpfe geworden. Vom Streit um das Kruzifix in öffentlichen Schulen über das Kopftuch muslimischer Lehrerinnen bis hin zu Fragen der rechtlichen Vertretung von kleineren Glaubensgemeinschaften – an Fragen der öffentlichen Präsenz von Religion scheiden sich die Geister. Aber war die Religion in Europa jemals abwesend? Der Band fragt nach dem sich wandelnden Stellenwert von Religion in den europäischen Gesellschaften des 20. Jahrhunderts in Ost wie West, in der Zeit vor 1945 und danach. Historiker, Theologen und Religionswissenschaftler behandeln in systematischen Analysen und Fallbeispielen die Austauschprozesse zwischen dem Religiösen und seiner jeweiligen gesellschaftlichen Umgebung. Entwickelt werden Leitlinien und Perspektiven für eine übergreifende Religionsgeschichte Europas im 20. Jahrhundert, in dem die Religion stets ein zentraler Faktor politisch-gesellschaftlichen Wandels geblieben ist.
Aktualisiert: 2023-06-28
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Priester der Klio oder Hofchronisten der Partei?

Priester der Klio oder Hofchronisten der Partei? von Mertens,  Lothar
Die akademischen Karrierewege von Professoren der Geschichtswissenschaft sind auch in totalitären Staaten wie der DDR so heterogen wie ihre wissenschaftlichen Fachgebiete und die institutionellen Arbeitsplätze. Die Studie gibt unter Auswertung von über 1.100 Biographien empirische Einblicke in die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der DDR-Historikerschaft sowie ihrer individuellen und kollektiven wissenschaftlichen Karrieren in verschiedenen historischen Arbeitsfeldern.
Aktualisiert: 2023-06-28
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Politischer Systemumbruch als irreversibler Faktor von Modernisierung in der Wissenschaft?

Politischer Systemumbruch als irreversibler Faktor von Modernisierung in der Wissenschaft? von Mertens,  Lothar
Ziel der interdisziplinär ausgerichteten geisteswissenschaftlichen Tagung vom 6. bis 9. April 1998 in der Akademie für politische Bildung Tutzing war es, beispielhaft zu untersuchen, welche Bedeutung und Dynamik einem politischen Systemumbruch bei der Modernisierung von Wissenschaft zukommt. Da es in Deutschland in diesem Jahrhundert neben zwei Demokratien auch zwei politisch unterschiedlich ausgerichtete Diktaturen gab, bot es sich an, eine territoriale Beschränkung auf Deutschland vorzunehmen, um so die Vergleichbarkeit und damit die Aussagekraft zu erhöhen. Für die Anfangsjahre der drei Phasen Drittes Reich, Nachkriegsjahre 1945-49 sowie des vereinigten Deutschland seit 1990 wurden dabei inhaltlich jeweils eine Wissenschaftsdisziplin, eine wissenschaftliche Forschungs- oder Förderinstitution sowie eine Universität exemplarisch untersucht. Trotz aller epochaler und inhaltlicher Unterschiede dokumentieren alle Beiträge den großen Einfluß des politischen Systemumbruchs auf das untersuchte wissenschaftliche Subsystem; auch wenn der politische Systemumbruch keineswegs immer zu einem Modernisierungsfaktor von Wissenschaft wurde. Daher bleibt im Titel des vorliegenden Tagungsbandes das Fragezeichen bewußt stehen, denn die Vorträge und die anschließenden Diskussionen im Plenum zeigten immer wieder, wie ambivalent die Entwicklungen in den Phasen der Systemumbrüche waren und wie multikausal die Erklärungsansätze bleiben mußten. Die Intention dieses Sammelbandes ist daher weniger, die Eingangsfrage abschließend beantworten zu wollen, als für die dringend notwendigen weiteren Diskussionen fundiertes Material und Thesen zur Verfügung zu stellen.
Aktualisiert: 2023-06-15
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Soziale Ungleichheit in der DDR.

Soziale Ungleichheit in der DDR. von Mertens,  Lothar
Der vorliegende Sammelband enthält die überarbeiteten Referate einer Tagung zum gleichnamigen Thema im Frühjahr 2000. Die einzelnen Aufsätze belegen für die verschiedenen Bereiche die individuellen Situationen und Benachteiligungen von DDR-Bürgern im sozialistischen Alltag. Die regionalen Unterschiede und die Differenzen zwischen den Bezirken hinsichtlich der individuellen Lebensqualität, dem Grad der Umweltverschmutzung und die erheblichen Niveauunterschiede, insbesondere zwischen Stadt und Land, in der Versorgung mit Gütern aller Art, dokumentieren anschaulich die Abweichungen in den Lebensverhältnissen in der DDR.
Aktualisiert: 2023-06-15
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Unermüdlicher Kämpfer für Frieden und Menschenrechte.

Unermüdlicher Kämpfer für Frieden und Menschenrechte. von Mertens,  Lothar
Kurt Richard Grossmann, dessen Leben und Wirken in der vorliegenden Biographie skizziert werden, ist »heute auf eigenartige Weise fern und präsent. » Er ist fern, da es fast keine Arbeiten über ihn gibt und auch die Zahl der überlieferten persönlichen Dokumente sehr gering ist. Kurt Grossmann ist jedoch zugleich präsent, da sein Name jedem begegnet, der sich mit dem Pazifisten Carl von Ossietzky, der Geschichte der Emigration im Dritten Reich, insbesondere der in die Tschechoslowakei, oder der Wiedergutmachung in der Bundesrepublik Deutschland beschäftigt. Grossmann ist somit heute selber ein »unbesungener Held«, um den Titel eines seiner wichtigsten Bücher zu zitieren, das im Nachkriegsdeutschland eine große Breitenwirkung hatte und den Helfern von Nazi-Opfern, wie Oskar Schindler, bereits im Jahre 1957 ein publizistisches Denkmal setzte. Standen während seiner Jahre als Generalsekretär der »Deutschen Liga für Menschenrechte« von 1926-33 zumeist juristische Hilfen und praktische Ratschläge im Vordergrund des Wirkens, so traten sowohl in den Prager Jahren als auch in der Pariser Zeit die existentielle Unterstützung und die Entwicklung neuer Lebensperspektiven in der Emigration in den Mittelpunkt seiner Aktivitäten. Das »Grossmann-Comité« (Wilhelm Sternfeld) war für mehrere hundert Flüchtlinge der einzige Rettungsanker im Exil. Grossmann war für viele tausend Menschen die einzige Hoffnung sowohl beim nackten Überlebenskampf in der Emigration als auch danach im Ringen mit einer übermächtigen Bürokratie in Wiedergutmachungsfragen. Die Rolle als »Ombudsmann« (Robert Kempner) schien ihm zur zweiten Identität geworden zu sein. Seine politisch-gesellschaftlichen Vorstellungen der frühen vierziger Jahre in den USA für ein künftiges Deutschland bzw. konföderiertes Europa blieben unrealisierte theoretische Überlegungen. Die gemeinsam mit Veit Valentin initiierte Unterstützungsaktion half hunderten von deutschen »Antimilitaristen« sowohl materiell als auch ideell in den ersten schweren Nachkriegsjahren. Die exakte Bedeutung seiner Public Relations/Lobbyistentätigkeit in der Wiedergutmachungsfrage mit einer in der frühen Bundesrepublik vollkommen neuen, unbekannten Agitationsform und politischen Einflußnahme auf den legislativen Entscheidungsprozeß kann in der Retrospektive nicht mehr genau gemessen werden. Die starke Medienwahrnehmung der Stellungnahmen, Kommentare und Vorträge Grossmanns beeinflußten und unterstützten dabei die Verhandlungen und Beratungen in der Entschädigungsproblematik nicht unwesentlich. Die Sensibilisierung der interessierten Öffentlichkeit durch die zahlreichen Zeitungsartikel und öffentlichen Vorträge dürfen in ihrer Bedeutung für den gesellschaftlichen Meinungsbildungsprozeß jedoch nicht unterschätzt werden. Die neue Ostpolitik der sozial-liberalen Bundesregierung unter dem ihm persönlich bekannten Willy Brandt war für Kurt Grossmann letztendlich der positive Schlußpunkt seines eigenen Lebenskreises, dessen politisch-gesellschaftliche Anfange im Danzig der frühen zwanziger Jahre begonnen hatten und durch deutsch-polnische Verständigungskonferenzen intensiviert worden waren. Nach dem innenpolitischen Abschluß der Wiedergutmachung war damit auch die Aussöhnung mit dem östlichen Nachbarn eingeleitet. Für den, wenige Wochen nach seinem überraschenden Tod, anstehenden 75. Geburtstag waren Ehrungen und Auszeichnungen durch die Bundesregierung und die »Internationale Liga für Menschenrechte« geplant, die das Lebenswerk dieses unermüdlichen Kämpfers für Humanität und Gerechtigkeit krönen sollten.
Aktualisiert: 2023-06-15
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Unter dem Deckel der Diktatur.

Unter dem Deckel der Diktatur. von Mertens,  Lothar
Dieser Sammelband beinhaltet die überarbeiteten Vortragsreferate, welche auf einer Kooperationstagung der Fachgruppe Sozialwissenschaft der Gesellschaft für Deutschlandforschung e. V. in der Akademie für politische Bildung in Tutzing im April 2001 gehalten wurden. Innerhalb des Rahmenthemas Soziale und kulturelle Aspekte des DDR-Alltags sollten dabei verschiedene Aspekte behandelt werden, die kaum bekannt wurden oder nur wenig allgemeine Beachtung erfuhren, d. h. meist »Unter dem Deckel der Diktatur« blieben. Die Aufarbeitung des SED-Unrechtsregimes soll durch diese kleinen Facetten weiter befördert und ergänzt werden. Lothar Mertens belegt die Ungleichheit der Arbeiter im Mehrschichtsystem, Ilse Nagelschmidt untersucht das Alltagsbild in der DDR-Belletristik, Annette Kaminsky analysiert den Alltagskampf bei der Versorgung und Annegret Schüle porträtiert den Arbeitsalltag von Frauen in einer Baumwollspinnerei. Während Christian Sachse die Wehrerziehung in der DDR auf ihre Intentionen hinterfragt, zeichnet Tobias Wunschik den Kampf einer linksradikalen Widerstandsgruppe nach, die den SED-Sozialismus zumindest ideologisch scheinbar massiv »bedrohte«. Noch nicht wissenschaftlich ausreichend aufgearbeitet ist auch der Lebensweg von Wissenschaftlern, die als Remigranten in die DDR zurückkehrten und dort am Aufbau des sozialistischen Bildungswesens aktiv mitwirkten. Alle Beiträge haben einen Workshop-Charakter und stammen aus größeren Arbeiten oder Projekten, so dass hier nur eine Art Zwischenbilanz gezogen werden kann und soll.
Aktualisiert: 2023-06-15
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Opfer und Täter im SED-Staat.

Opfer und Täter im SED-Staat. von Mertens,  Lothar, Voigt,  Dieter
Der vorliegende Sammelband enthält die Referate der 7. Tagung der Fachgruppe Sozialwissenschaft der Gesellschaft für Deutschlandforschung e. V., die zusammen mit der Akademie für Politische Bildung, Tutzing, zum Thema »Opfer und Täter im SED-Staat« im März 1997 veranstaltet wurde. Wer ist Opfer, wer ist Täter? Zu den politischen Intentionen der SED-Führer und denen ihres Ministeriums für Staatssicherheit gehörte es, möglichst viele DDR-Bürger durch Zwang und Verführung zu ungesetzlichen Handlungen letztlich in kriminelles Handeln zu verstricken und dadurch für ihre Ziele zu instrumentalisieren und operationalisieren, um so das Machtmonopol der Parteiführer zu stabilisieren. Zum einen lassen sich Unrechtssysteme nur mit Unrecht errichten und erhalten: Je mehr Mittäter, um so gesicherter war das Unrechtssystem. Diese Quintessenz der kommunistischen Ideologie belegen die einzelnen Referate für verschiedene Bereiche der DDR-Gesellschaft nachdrücklich. Viele Millionen wurden Opfer der SED-Diktatur. Etwa vier Millionen Menschen flohen aus der DDR. Wer blieb, konnte sich dem permanenten Druck kommunistischer Diktatur und allgegenwärtiger Indoktrination in der Regel nicht entziehen. Die schlimmste Folge aus vielen Jahrzehnten verbrecherischer Diktatur ist, daß sie die Menschen tief zeichnete, ihre Persönlichkeit verbog, verkrüppelte und zerstörte. Ganze Generationen wurden um Lebensglück und Freiheit betrogen, wurden der Arbeit entfremdet und jeder demokratischen Tradition und Erfahrung beraubt. Erziehung zum Haß, Zersetzung, Entführung, Mord etc. waren gängige Arbeitsmethoden des SED-Geheimdienstes. Recht wurde in der DDR zur Beliebigkeit. Die Konsequenzen daraus werden in den verschiedenen Beiträgen für unterschiedliche Gesellschaftsbereiche dokumentiert und analysiert.
Aktualisiert: 2023-06-15
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Minderheiten in und Übersiedler aus der DDR.

Minderheiten in und Übersiedler aus der DDR. von Mertens,  Lothar, Voigt,  Dieter
Vorwort Es gehört »zu den wichtigsten praktischen Aufgaben der Soziologie..., denjenigen ihre Stimme zu leihen, die selbst zu schwach sind, um sich Geltung zu verschaffen« (Helge Pross). Diese Aussage meiner akademischen Lehrerin hat mein Verständnis für die praktischen Seiten dieser Wissenschaft und meines Berufes wesentlich beeinflußt. Soziologisches Wissen kann ein mächtiger Hebel gegen Unrecht und Unterdrückung sein. Vor diesem Hintergrund war auch die vierte Tagung der Fachgruppe Sozialwissenschaft der Gesellschaft für Deutschlandforschung konzipiert. Sie wurde dann auch durch die Wirklichkeit der Entwicklung in der DDR eingeholt: aus Mitgliedern von Randgruppen und Geknechteten formen sich freie Menschen. Wir mußten unser Vorhaben entsprechend ändern. Dieser Band enthält die überarbeiteten Referate, die auf der Fachtagung an der Politischen Akademie Tutzing im März 1990 zum Thema: »Minderheiten in und Übersiedler aus der DDR« vorgetragen worden sind.
Aktualisiert: 2023-06-15
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Umgestaltung und Erneuerung im vereinigten Deutschland.

Umgestaltung und Erneuerung im vereinigten Deutschland. von Mertens,  Lothar, Voigt,  Dieter
Vorwort Dieser Sammelband vereint die überarbeiteten Beiträge einer Tagung der Fachgruppe Geschichtswissenschaft der Gesellschaft für Deutschlandforschung e. V., die vom 7. bis 9. November 1991 - zwei Jahre nach der spektakulären Öffnung der Mauer - im Berliner Deutschlandhaus stattgefunden hat. Nach Tagungen über den Prozeß der Wiederbewaffnung in Nachkriegsdeutschland 1984 in Vlotho und über die Geschichtsschreibung in der DDR 1987 in Berlin war es die dritte Zusammenkunft der Fachgruppe, die diesmal - neben bilanzierenden Referaten über die Geschichtswissenschaft in der DDR - hauptsächlich der Geschichte der Sowjetischen Besatzungszone in Deutschland gewidmet war. Damit wurde die Vorgeschichte des zweiten deutschen Staates nach 1945, der Deutschen Demokratischen Republik, in den Mittelpunkt gerückt, für die in der Geschichtsschreibung der DDR die Formel von der »antifaschistisch-demokratischen Umwälzung« bereitgehalten wurde. Referate und Diskussionen wurden wesentlich von der Frage geprägt, welche Rolle die sowjetische Besatzungsmacht bei der Etablierung eines neuen Deutschland nach dem Ende des »Dritten Reiches« spielte. Dabei war z.B. zu untersuchen, inwieweit nicht schon zwischen 1945 und 1949 jene politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen geschaffen worden sind, wie sie nach dem 7. Oktober 1949 den »Arbeiter- und Bauernstaat« DDR bis zu seinem Untergang im Jahre 1990 geprägt haben. Es sollte zudem geprüft werden, warum nach der Beseitigung der NS-Diktatur auch von deutschen Politikern die Weichen für die zukünftige Entwicklung in Deutschland in Richtung auf eine Auffassung von Demokratie gestellt wurden, von der ein »Aktivist der ersten Stunde« wie Johannes Dieckmann, der spätere langjährige Präsident der Volkskammer der DDR, schon im August 1945 zu sagen wußte, daß sie - »wenn sie sich gestalten kann und gestaltet hat« - vermutlich »der russischen Auffassung näher verwandt« sein werde »als der des Westens«. Den Reigen der Beiträge zur Geschichte der SBZ eröffnet Günther Heydemann (München) mit einer quellengesättigten Untersuchung über die Beobachtung und die Beurteilung der Entwicklung im sowjetischen Besatzungsgebiet durch die britische Besatzungsmacht. Heinrich Bodensieck (Dortmund) setzt sich kritisch mit der bisherigen Interpretation eines möglichen Schlüsseldokumentes für die Deutschlandpolitik Stalins, den Aufzeichnungen Wilhelm Piecks vom 4. Juni 1945, auseinander, und Jochen Laufer (Berlin) kann aufgrund der Auswertung bisher unveröffentlichter Materialien aus russischen Archiven präzisere Aussagen als bisher über einen wichtigen Teilbereich der sowjetischen Deutschlandpolitik, die Reparationspolitik, machen. Lothar Dralle (Gießen) beschäftigt sich mit dem Versuch, mit Hilfe einer eigens zu diesem Zweck geschaffenen Gesellschaft deutsch-sowjetischer Freundschaft sozusagen von Amts wegen zu organisieren. Über Vorgeschichte, Weichenstellungen und Bestimmungsfaktoren der wirtschaftlichen Entwicklung im sowjetischen Besatzungsgebiet informiert Werner Matschke (Nörten-Hardenberg). Einem in der DDR lange Zeit tabuisierten Thema, dem Schicksal der Flüchtlinge und Vertriebenen in der SBZ, widmet Regine Just (Dillingen, früher Dresden) einen Beitrag unter besonderer Berücksichtigung von Erfahrungen und Entscheidungen im Land Sachsen. Von Karl Wilhelm Fricke (Köln) wird der Nachweis erbracht, daß alle wesentlichen Erscheinungsformen politischer Verfolgung zu jenem tiefgreifenden Umwälzungsprozeß gehörten, der 1945 in den fünf Ländern des sowjetischen Besatzungsgebietes eingeleitet wurde. Schließlich behandelt Peter Hübner (Potsdam) mit der Lebens- und Arbeitssituation der Industriearbeiterschaft »von den ersten Tagen der sowjetischen Besatzungszone an« ein wichtiges sozialgeschichtliches Thema, während Petra Clemens (Potsdam) Beobachtungen im Rahmen eines Projektes über Frauen in der Textilindustrie der SBZ/ DDR schon Probleme aufnehmen, die für den schwierigen Prozeß der Wiedervereinigung Deutschlands charakteristisch sind. Die Beiträge zur Historiographie in der DDR stellen Versuche dar, von unterschiedlichen Positionen aus für diesen umstrittenen und belasteten Wissenschaftsbereich erste Bilanzen zu ziehen: Bei Karlheinz Blaschke (Dresden), einem renommierten Landesgeschichtler aus der Leipziger Schule von Hellmut Kretzschmar, gerät dies zu einer unerbittlichen Abrechnung, während Wolfgang Küttler (Berlin) vorsichtig »die kreativen Potenzen eines gemeinsamen Neubeginns« geschichtswissenschaftlicher Forschung im neuen, größeren Deutschland anmahnt. Aus der Sicht eines jüngeren Historikers, der seine Ausbildung in der DDR erfahren hat, werden schließlich von Rainer Eckert (Berlin) die Aufstiegschancen und Entwicklungsbarrieren für den geschichtswissenschaftlichen Nachwuchs in der DDR verdeutlicht. Für die veranstaltende Gesellschaft für Deutschlandforschung ist seit ihrer Gründung im Jahre 1978 die Bewahrung des gesamtdeutschen Bewußtseins ein zentrales Anliegen gewesen. Schon von daher war es selbstverständlich, daß zwei Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer auch - in der Mehrzahl jüngere - Referenten und Teilnehmer aus der ehemaligen DDR vertreten waren. So wurde mitten in der Phase der Evaluierung und Abwicklung der DDR-Geschichtswissenschaft ein Zeichen dafür gesetzt, daß bei ernsthaften und vorurteilsfreien Bemühungen die notwendige gemeinsame Aufarbeitung der jüngeren deutschen Vergangenheit kein unüberwindliches Problem darstellt. Daß dabei übrigens keinerlei Gedanken daran verschwendet wurden, über Sieger oder Besiegte in der geschichtswissenschaftlichen Auseinandersetzung zwischen »bürgerlicher« und marxistisch-leninistischer Geschichtswissenschaft zu befinden, bedarf in Anbetracht des zunehmend deutlicher vernehmbaren larmoyanten Wehklagens eines manchen »unterlegenen« Altkaders der früheren DDR-Geschichtswissenschaft der besonderen Erwähnung.
Aktualisiert: 2023-06-15
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Deutschland und Israel.

Deutschland und Israel. von Mertens,  Lothar
Noch immer ist das Verhältnis Deutschland-Israel eine sehr besondere, von Spannungen und häufigen Missverständnissen gekennzeichnete ambivalente Beziehung, da der Antisemitismus bzw. ein politischer Antizionismus in Teilen der deutschen Bevölkerung nach wie vor existent ist. Eine umfassende Darstellung des komplexen Themas ist kaum möglich. Daher beleuchten die vorliegenden Beiträge an einigen ausgewählten Beispielen exemplarisch sowohl die historische Entwicklung der deutsch-israelischen Kontakte als auch die aktuelle politisch-gesellschaftliche Situation. Esther Jonas-Märtin zeichnet die traditionellen, meist positiv-religiös geprägten Israel-Vorstellungen zeitgenössischer jiddischsprachiger Schriftstellerinnen nach. Marina Sassenberg untersucht die distanziert-kritischen Israel-Entwürfe deutsch-jüdischer Emigranten an drei ausgewählten Beispielen. Lothar Mertens skizziert den großen intellektuellen Beitrag vertriebener deutsch-jüdischer Wissenschaftler zur Entwicklung der israelischen Wissenschaften. Stefan Meining analysiert das langjährige diplomatische Nichtverhältnis des zweiten, sozialistischen Deutschlands zum Jüdischen Staat. Martin Kloke untersucht in einem kritischen Rückblick auf die letzten fünfzig Jahre die Frage, ob und warum der Staat Israel ein Alptraum der bundesdeutschen Linken ist; vor allem die Wandlungen der letzten Jahre werden eingehend analysiert. Abschließend behandelt Mertens die Zuwanderungsströme aus der Sowjetunion bzw. den GUS-Staaten nach Deutschland und Israel und analysiert die damit verbundenen Integrationsschwierigkeiten in den beiden Ländern.
Aktualisiert: 2023-06-15
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Bilanz und Perspektiven des deutschen Vereinigungsprozesses.

Bilanz und Perspektiven des deutschen Vereinigungsprozesses. von Mertens,  Lothar
Der Band enthält die schriftlichen Fassungen der Vorträge, die im März 2005 auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Deutschlandforschung in Berlin gehalten wurden. Rainer Eckert setzt sich mit dem Erbe des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR auseinander. Klaus Krakat analysiert den Wirtschafts- und Technologiestandort Berlin und dessen Entwicklungspotential. Die familialen Auswirkungen des Vereinigungsprozesses sowie das Fortbestehen tradierter DDR-Gesellschaftsmuster beleuchtet Lothar Mertens. Da die Belletristik für die Menschen in der DDR eine wichtige soziale Dimension besaß und Lesen, in Ermangelung anderer medialer Zerstreuungsmöglichkeiten, im Osten Deutschlands einen höheren Stellenwert als Freizeitbeschäftigung hatte, ist die Wahrnehmung des Vereinigungsprozesses in der ostdeutschen Literatur ein wichtiger zu berücksichtigender Aspekt, den Ilse Nagelschmidt kenntnisreich erforscht und kommentiert. Eine ebenso kritische wie pointierte volkswirtschaftliche Bilanz des Vereinigungsprozesses präsentiert Spiridon Paraskewopoulos in seinem Rückblick. Anton Sterbling vermittelt einen anschaulichen Überblick über die Wahrnehmung des deutschen Vereinigungsprozesses in Ost- und Südosteuropa. Als Ergebnis einer Podiumsdiskussion liegen abschließend zwei weitere Beiträge vor. Den Transformationsprozess und die Demokratieakzeptanz in den fünf neuen Bundesländern analysiert Günther Heydemann, während Rolf Reißig aus einer dezidiert ostdeutschen Sicht die gesellschaftliche Transformation und den deutschen Vereinigungsprozess kritisch untersucht und kommentiert.
Aktualisiert: 2023-06-15
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Machtokkupation und Systemimplosion.

Machtokkupation und Systemimplosion. von Mertens,  Lothar
Der vorliegende Sammelband enthält die Referate der Tagung »Machtokkupation und Systemimplosion: Anfang und Ende der DDR - zehn Jahre danach«, die vom 29. März - 1. April 1999 in der Akademie für politische Bildung, Tutzing, anläßlich einer Kooperationstagung der Fachgruppe Sozialwissenschaft der Gesellschaft für Deutschlandforschung e. V. mit der Akademie für politische Bildung, Tutzing, stattfand. Die Beiträge versuchen aus objektiver Sicht und mit wissenschaftlicher Distanz an exemplarischen Beispielen die Entwicklung in der SBZ/DDR in den ersten Nachkriegsjahren als auch in den letzten Jahren vor der Systemimplosion vom Herbst 1989 zu analysieren. Gewidmet ist dieser Band Prof. Dr. Dieter Voigt zum 65. Geburtstag am 29. Juni 2001. Er hat nicht nur fast 20 Jahre lang die Fachgruppe Sozialwissenschaft der Gesellschaft für Deutschlandforschung geleitet und viele wichtige Monographien zu den verschiedenen Aspekten der DDR-Gesellschaft verfaßt und herausgegeben, sondern auch immer wieder in seinem ganzen wissenschaftlichen Schaffen über Jahrzehnte hinweg das Unrechtsregime der SED kritisch analysiert. Aus dem Vorwort von Lothar Mertens
Aktualisiert: 2023-06-15
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DDR-Wissenschaft im Zwiespalt zwischen Forschung und Staatssicherheit.

DDR-Wissenschaft im Zwiespalt zwischen Forschung und Staatssicherheit. von Mertens,  Lothar, Voigt,  Dieter
Vorwort Dieser Band enthält überarbeitete Referate, die auf der sechsten Tagung der Fachgruppe Sozialwissenschaft in der Politischen Akademie Tutzing im März 1994 zum Thema: »DDR-Wissenschaft im Zwiespalt zwischen Forschung und Staatssicherheit« gehalten wurden. Die Ergebnisse der Beiträge stimmen überein bzw. ergänzen sich. Mehr als ein halbes Jahrhundert nationalsozialistischer und kommunistischer Diktatur hat die in der DDR verbliebenen Menschen verhängnisvoll geprägt. Akademiker - vorzüglich auf den Gebieten Gesellschaftswissenschaft, Pädagogik, Soziologie, Ökonomie, Jura, Philosophie, Journalistik, Geschichte, Psychologie - wurden dadurch weit stärker getroffen als Techniker oder gar Facharbeiter und Hilfskräfte. Wissenschaft verstanden die SED-Führer als Instrument zur Erhaltung ihres Machtmonopols. Akademiker in Leitungspositionen waren fast immer hoch priviligierte Werkzeuge der Partei. Die Berufskarriere der DDR-Akademiker begründeten weniger Bildung und wissenschaftliche Leistung als vielmehr treuer Dienst für die SED. Habilitationsschriften, Doktorarbeiten, Diplom- und Examensarbeiten, die Berichte der »wissenschaftlichen« Reisekader und die enge Verstrickung von Akademikern mit dem SED-Geheimdienst belegen eindeutig: Das Gros der DDR-Intelligenz - sofern seine Vertreter nicht geflohen waren oder in »niederen« Diensten wirkten - war durch hohe Privilegien korrumpiert und diente zuverlässig den Parteiführern. So waren z.B. MfS-Juristen Anstifter für Mordversuche (Beispiel der Fall Welsch), Entführung und andere Verbrechen; sie schrieben dafür Drehbücher, promovierten und habilitierten sich mit solchen Leistungen und setzten schließlich als Führungsoffiziere ihre »Wissenschaft« in Praxis um. Kommunistische Ideologie trat an die Stelle von Wissenschaft und wurde unter dem »Deckmantel« von Wissenschaft verbreitet. Anders als bei den Naturwissenschaftlern war das Leistungsvermögen der Partei-Intelligenzgruppen nach der Wende entwertet. Diese SED-Akademiker trugen das menschenverachtende DDR-System. Heute bilden diese »Intellektuellen« das entscheidende Wähler- und Handlungspotential der PDS. Während der Zeit des Hitlerfaschismus war die Intelligenz gespalten; deren beste Denker emigrierten, viele kamen in Konzentrationslagern um. Auch aus der DDR flohen bis zum 13. August 1961 und bis zur Wende im Herbst 1989 die fähigsten Köpfe - weit mehr als drei Millionen Menschen verließen diesen Staat. Die schlimmste Folge aus vielen Jahrzehnten verbrecherischer Diktatur ist, daß sie die Menschen tief zeichnete, ihre Persönlichkeit verbog, verkrüppelte und zerstörte. Ganze Generationen wurden um Lebensglück und Freiheit betrogen, wurden der Arbeit entfremdet und jeder demokratischen Tradition und Erfahrung beraubt. Genau wissen das die, die aus dem Leben in der DDR flohen. Für sie waren die Diktatur der SED, die ständige Unfreiheit und Heuchelei unerträglich. Treffend charakterisierte die Schriftstellerin Monika Maron (Der Spiegel, Nr. 35/1992, S. 136 ff.) die Folgen kommunistischer Sozialisation: »Am wenigsten ertrage ich an meinen ehemaligen Staatsbürgerschaftsgefährten, daß sie glauben, alle Welt sei ihnen etwas schuldig, insbesondere schulde man ihnen ihre Würde. Sie haben scheinbar vergessen, daß viele von ihnen mit ihrer Würde bis vor drei Jahren ziemlich leichtfertig umgegangen sind und sie auf die Art eines Tages verloren haben. Nun denken sie, Helmut Kohl und die Treuhand hätten sie gefunden und wollten sie nur nicht wieder rausrücken. Das Ungewöhnliche an dieser Würde ist, daß ihr Wert sich ganz einfach in Geld ausrechnen läßt. Soviel Würde, wie jetzt Geld gebraucht wird, kann es in diesem Land unmöglich gegeben haben, sonst sähe es anders aus. Wahrscheinlich meinen sie etwas anderes: Sie vermissen ihre gewohnte Gleichheit. Als sie noch alle eher wenig als viel, eben nur gleich viel hatten, fühlten sie sich offenbar auch gleich wert. Eine der häufigsten Fragen in diesem Land war: Du glaubst wohl, du bist was Besseres?. Was Besseres war niemand, und so schlau wie der war man allemal. In Fragen des Geschmacks und der Bildung war die Behauptung, man lebe in der Diktatur des Proletariats, keine Lüge. Und so plötzlich ist das vorbei; die Kränkung ist die tiefste und kann nicht vermieden werden. Solange ich unter ihnen lebte, ist mir die außergewöhnliche Empfindsamkeit meiner ostdeutschen Mitmenschen verborgen geblieben. Im Gegenteil: Ich bin an ihrer Dumpfheit und Duldsamkeit, an ihrer Duckmäuserei und ihrem feigen Ordnungssinn oft verzweifelt. Eigentlich sollte ich mich freuen, daß sie plötzlich eine Ungerechtigkeit eine Ungerechtigkeit nennen und eine Lüge eine Lüge. Wenn ich aber sehe, wie sie sich empören, wie sie wieder und wieder in die Kamera sächseln, daß sie sich nicht verarschen lassen und schon gar nicht verkohlen, wenn sie in ihrem ganzen ostdeutschen Mannesmut jedem, der sie vorher nicht gekannt hat und es darum besser weiß, den Eindruck vermitteln müssen, einem Aufrührer, einem Michael Kohlhaas zu begegnen, dann kann ich nicht verhindern, daß ich sie wieder vor mir sehe, wie sie zu den Wahlurnen geschlichen sind, wie sie mit gesenktem Blick in den Versammlungen gesessen haben, verarscht, verkohlt, gedemütigt. Damals wären sie nicht auf die Idee gekommen zu streiken. Und jetzt, will es mir scheinen, ist ihnen das Recht zu streiken nicht mehr die Schwierigkeiten wert, die es kostet, diesen Schrotthaufen von einem Land in eine nach europäischem Maß vernünftige Gesellschaft zu verwandeln. Für jede Unbill wird ein Feinbild gebraucht. In Ermangelung von Phantasie nehmen sie das, was ihnen Jahrzehnte eingebleut wurde: Der Westen ist schuld. Der Westen zahlt zuwenig, der Westen schickt die falschen Leute, der Westen verramscht die verrotteten Kostbarkeiten. Dabei müßten sie nur nach Osten sehen, um zu wissen, wie schlecht es ihnen gehen könnte. 'Der Kohl hat es uns schließlich versprochen' - das ist der peinlichste, blamabelste, lächerlichste Satz der letzten beiden Jahre. Der arroganteste Westdeutsche könnte den Ostdeutschen nicht mehr Unmündigkeit vorwerfen, als sie sich mit diesem Satz selbst bescheinigen. Jeder SPD-Politiker, der ihn gegen Helmut Kohl benutzt, sollte wissen, daß er die Ostdeutschen damit zu einem Haufen blöder, enttäuschter Kinder erklärt, die greinen, weil sie zu Weihnachten das falsche Geschenk bekommen haben. Und was hätten sie eigentlich anders entschieden, wenn sie ihm nicht geglaubt hätten? Hätten sie auf die Währungsunion verzichten wollen und auf die Einheit und auf die Hunderte Milliarden, die in dieses Ländlein fließen, während das Riesenreich der Russen um die Stundung der Zinsen für einen Hundertmilliardenkredit betteln muß? Damals haben sie selbst nicht an das Überleben ihrer Betriebe geglaubt, deren Produkte sie auch selbst nicht kaufen wollten. Inzwischen ist dank der wortgewaltigen Unterstützung einiger Wirtschaftsexperten unter Deutschlands Schriftstellern die Legende verbreitet worden, erst die Treuhand habe die Wirtschaft der DDR ruiniert. Niemand ist mehr verantwortlich für den wirtschaftlichen und politischen Ruin des Landes außer der Treuhand. Unter der SED waren wenigstens die Mieten billig, und alle hatten Arbeit. Und Adolf Hitler war der Mann, der die Autobahnen gebaut hat. Was glauben all jene, die noch immer das Bewahrenswerte der DDR beschwören, wie lange das Kartenhaus DDR noch gestanden hätte? Nicht einen Tag länger als die Sowjetunion. Manchmal denke ich, die Gegner der Einheit hatten recht: Die Ostdeutschen hätten durch die ganze Misere, die dem Zusammenbruch folgen mußte, allein gehen sollen, damit sie endlich hätten lernen können, das das eigene Tun und Nichttun Folgen hat, auch das Dulden und das Schweigen«.
Aktualisiert: 2023-06-15
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DDR-Wissenschaft im Zwiespalt zwischen Forschung und Staatssicherheit.

DDR-Wissenschaft im Zwiespalt zwischen Forschung und Staatssicherheit. von Mertens,  Lothar, Voigt,  Dieter
Vorwort Dieser Band enthält überarbeitete Referate, die auf der sechsten Tagung der Fachgruppe Sozialwissenschaft in der Politischen Akademie Tutzing im März 1994 zum Thema: »DDR-Wissenschaft im Zwiespalt zwischen Forschung und Staatssicherheit« gehalten wurden. Die Ergebnisse der Beiträge stimmen überein bzw. ergänzen sich. Mehr als ein halbes Jahrhundert nationalsozialistischer und kommunistischer Diktatur hat die in der DDR verbliebenen Menschen verhängnisvoll geprägt. Akademiker - vorzüglich auf den Gebieten Gesellschaftswissenschaft, Pädagogik, Soziologie, Ökonomie, Jura, Philosophie, Journalistik, Geschichte, Psychologie - wurden dadurch weit stärker getroffen als Techniker oder gar Facharbeiter und Hilfskräfte. Wissenschaft verstanden die SED-Führer als Instrument zur Erhaltung ihres Machtmonopols. Akademiker in Leitungspositionen waren fast immer hoch priviligierte Werkzeuge der Partei. Die Berufskarriere der DDR-Akademiker begründeten weniger Bildung und wissenschaftliche Leistung als vielmehr treuer Dienst für die SED. Habilitationsschriften, Doktorarbeiten, Diplom- und Examensarbeiten, die Berichte der »wissenschaftlichen« Reisekader und die enge Verstrickung von Akademikern mit dem SED-Geheimdienst belegen eindeutig: Das Gros der DDR-Intelligenz - sofern seine Vertreter nicht geflohen waren oder in »niederen« Diensten wirkten - war durch hohe Privilegien korrumpiert und diente zuverlässig den Parteiführern. So waren z.B. MfS-Juristen Anstifter für Mordversuche (Beispiel der Fall Welsch), Entführung und andere Verbrechen; sie schrieben dafür Drehbücher, promovierten und habilitierten sich mit solchen Leistungen und setzten schließlich als Führungsoffiziere ihre »Wissenschaft« in Praxis um. Kommunistische Ideologie trat an die Stelle von Wissenschaft und wurde unter dem »Deckmantel« von Wissenschaft verbreitet. Anders als bei den Naturwissenschaftlern war das Leistungsvermögen der Partei-Intelligenzgruppen nach der Wende entwertet. Diese SED-Akademiker trugen das menschenverachtende DDR-System. Heute bilden diese »Intellektuellen« das entscheidende Wähler- und Handlungspotential der PDS. Während der Zeit des Hitlerfaschismus war die Intelligenz gespalten; deren beste Denker emigrierten, viele kamen in Konzentrationslagern um. Auch aus der DDR flohen bis zum 13. August 1961 und bis zur Wende im Herbst 1989 die fähigsten Köpfe - weit mehr als drei Millionen Menschen verließen diesen Staat. Die schlimmste Folge aus vielen Jahrzehnten verbrecherischer Diktatur ist, daß sie die Menschen tief zeichnete, ihre Persönlichkeit verbog, verkrüppelte und zerstörte. Ganze Generationen wurden um Lebensglück und Freiheit betrogen, wurden der Arbeit entfremdet und jeder demokratischen Tradition und Erfahrung beraubt. Genau wissen das die, die aus dem Leben in der DDR flohen. Für sie waren die Diktatur der SED, die ständige Unfreiheit und Heuchelei unerträglich. Treffend charakterisierte die Schriftstellerin Monika Maron (Der Spiegel, Nr. 35/1992, S. 136 ff.) die Folgen kommunistischer Sozialisation: »Am wenigsten ertrage ich an meinen ehemaligen Staatsbürgerschaftsgefährten, daß sie glauben, alle Welt sei ihnen etwas schuldig, insbesondere schulde man ihnen ihre Würde. Sie haben scheinbar vergessen, daß viele von ihnen mit ihrer Würde bis vor drei Jahren ziemlich leichtfertig umgegangen sind und sie auf die Art eines Tages verloren haben. Nun denken sie, Helmut Kohl und die Treuhand hätten sie gefunden und wollten sie nur nicht wieder rausrücken. Das Ungewöhnliche an dieser Würde ist, daß ihr Wert sich ganz einfach in Geld ausrechnen läßt. Soviel Würde, wie jetzt Geld gebraucht wird, kann es in diesem Land unmöglich gegeben haben, sonst sähe es anders aus. Wahrscheinlich meinen sie etwas anderes: Sie vermissen ihre gewohnte Gleichheit. Als sie noch alle eher wenig als viel, eben nur gleich viel hatten, fühlten sie sich offenbar auch gleich wert. Eine der häufigsten Fragen in diesem Land war: Du glaubst wohl, du bist was Besseres?. Was Besseres war niemand, und so schlau wie der war man allemal. In Fragen des Geschmacks und der Bildung war die Behauptung, man lebe in der Diktatur des Proletariats, keine Lüge. Und so plötzlich ist das vorbei; die Kränkung ist die tiefste und kann nicht vermieden werden. Solange ich unter ihnen lebte, ist mir die außergewöhnliche Empfindsamkeit meiner ostdeutschen Mitmenschen verborgen geblieben. Im Gegenteil: Ich bin an ihrer Dumpfheit und Duldsamkeit, an ihrer Duckmäuserei und ihrem feigen Ordnungssinn oft verzweifelt. Eigentlich sollte ich mich freuen, daß sie plötzlich eine Ungerechtigkeit eine Ungerechtigkeit nennen und eine Lüge eine Lüge. Wenn ich aber sehe, wie sie sich empören, wie sie wieder und wieder in die Kamera sächseln, daß sie sich nicht verarschen lassen und schon gar nicht verkohlen, wenn sie in ihrem ganzen ostdeutschen Mannesmut jedem, der sie vorher nicht gekannt hat und es darum besser weiß, den Eindruck vermitteln müssen, einem Aufrührer, einem Michael Kohlhaas zu begegnen, dann kann ich nicht verhindern, daß ich sie wieder vor mir sehe, wie sie zu den Wahlurnen geschlichen sind, wie sie mit gesenktem Blick in den Versammlungen gesessen haben, verarscht, verkohlt, gedemütigt. Damals wären sie nicht auf die Idee gekommen zu streiken. Und jetzt, will es mir scheinen, ist ihnen das Recht zu streiken nicht mehr die Schwierigkeiten wert, die es kostet, diesen Schrotthaufen von einem Land in eine nach europäischem Maß vernünftige Gesellschaft zu verwandeln. Für jede Unbill wird ein Feinbild gebraucht. In Ermangelung von Phantasie nehmen sie das, was ihnen Jahrzehnte eingebleut wurde: Der Westen ist schuld. Der Westen zahlt zuwenig, der Westen schickt die falschen Leute, der Westen verramscht die verrotteten Kostbarkeiten. Dabei müßten sie nur nach Osten sehen, um zu wissen, wie schlecht es ihnen gehen könnte. 'Der Kohl hat es uns schließlich versprochen' - das ist der peinlichste, blamabelste, lächerlichste Satz der letzten beiden Jahre. Der arroganteste Westdeutsche könnte den Ostdeutschen nicht mehr Unmündigkeit vorwerfen, als sie sich mit diesem Satz selbst bescheinigen. Jeder SPD-Politiker, der ihn gegen Helmut Kohl benutzt, sollte wissen, daß er die Ostdeutschen damit zu einem Haufen blöder, enttäuschter Kinder erklärt, die greinen, weil sie zu Weihnachten das falsche Geschenk bekommen haben. Und was hätten sie eigentlich anders entschieden, wenn sie ihm nicht geglaubt hätten? Hätten sie auf die Währungsunion verzichten wollen und auf die Einheit und auf die Hunderte Milliarden, die in dieses Ländlein fließen, während das Riesenreich der Russen um die Stundung der Zinsen für einen Hundertmilliardenkredit betteln muß? Damals haben sie selbst nicht an das Überleben ihrer Betriebe geglaubt, deren Produkte sie auch selbst nicht kaufen wollten. Inzwischen ist dank der wortgewaltigen Unterstützung einiger Wirtschaftsexperten unter Deutschlands Schriftstellern die Legende verbreitet worden, erst die Treuhand habe die Wirtschaft der DDR ruiniert. Niemand ist mehr verantwortlich für den wirtschaftlichen und politischen Ruin des Landes außer der Treuhand. Unter der SED waren wenigstens die Mieten billig, und alle hatten Arbeit. Und Adolf Hitler war der Mann, der die Autobahnen gebaut hat. Was glauben all jene, die noch immer das Bewahrenswerte der DDR beschwören, wie lange das Kartenhaus DDR noch gestanden hätte? Nicht einen Tag länger als die Sowjetunion. Manchmal denke ich, die Gegner der Einheit hatten recht: Die Ostdeutschen hätten durch die ganze Misere, die dem Zusammenbruch folgen mußte, allein gehen sollen, damit sie endlich hätten lernen können, das das eigene Tun und Nichttun Folgen hat, auch das Dulden und das Schweigen«.
Aktualisiert: 2023-06-01
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Bilanz und Perspektiven des deutschen Vereinigungsprozesses.

Bilanz und Perspektiven des deutschen Vereinigungsprozesses. von Mertens,  Lothar
Der Band enthält die schriftlichen Fassungen der Vorträge, die im März 2005 auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Deutschlandforschung in Berlin gehalten wurden. Rainer Eckert setzt sich mit dem Erbe des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR auseinander. Klaus Krakat analysiert den Wirtschafts- und Technologiestandort Berlin und dessen Entwicklungspotential. Die familialen Auswirkungen des Vereinigungsprozesses sowie das Fortbestehen tradierter DDR-Gesellschaftsmuster beleuchtet Lothar Mertens. Da die Belletristik für die Menschen in der DDR eine wichtige soziale Dimension besaß und Lesen, in Ermangelung anderer medialer Zerstreuungsmöglichkeiten, im Osten Deutschlands einen höheren Stellenwert als Freizeitbeschäftigung hatte, ist die Wahrnehmung des Vereinigungsprozesses in der ostdeutschen Literatur ein wichtiger zu berücksichtigender Aspekt, den Ilse Nagelschmidt kenntnisreich erforscht und kommentiert. Eine ebenso kritische wie pointierte volkswirtschaftliche Bilanz des Vereinigungsprozesses präsentiert Spiridon Paraskewopoulos in seinem Rückblick. Anton Sterbling vermittelt einen anschaulichen Überblick über die Wahrnehmung des deutschen Vereinigungsprozesses in Ost- und Südosteuropa. Als Ergebnis einer Podiumsdiskussion liegen abschließend zwei weitere Beiträge vor. Den Transformationsprozess und die Demokratieakzeptanz in den fünf neuen Bundesländern analysiert Günther Heydemann, während Rolf Reißig aus einer dezidiert ostdeutschen Sicht die gesellschaftliche Transformation und den deutschen Vereinigungsprozess kritisch untersucht und kommentiert.
Aktualisiert: 2023-06-01
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„Nur politisch Würdige“. Die DFG-Forschungsförderung im Dritten Reich 1933–1937

„Nur politisch Würdige“. Die DFG-Forschungsförderung im Dritten Reich 1933–1937 von Mertens,  Lothar
Gerade die ersten formatierenden Jahre der NS-Wissenschaftspolitik blieben bislang weitgehend unberücksichtigt. Die Untersuchung von L. Mertens stellt sich der forschungsleitenden Fragestellung, wie die Forschungsförderung der DFG im totalitären Staat nach 1933 ablief, wer und was (Themen, Fachbereiche) gefördert wurde, welche Kriterien bei der Stipendiatenauswahl eine Rolle spielten. Weiter wird eine zentrale institutionsinterne Veränderung behandelt: die Schaffung einer Personalstelle, welche die politische und rassische Überprüfung der Stipendienbewerber vornahm und vor allem unter ihrem ersten Leiter in den Jahren 1934 35 zahllose Auskünfte bis hin zur Geheimen Staatspolizei und NSDAP-Stadtleitungen einholte.
Aktualisiert: 2023-05-29
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Lexikon der DDR-Historiker

Lexikon der DDR-Historiker von Mertens,  Lothar
Das Lexikon der DDR-Historiker bietet erstmals einen umfassenden Überblick über die Biographien der Historiker der gesamten DDR-Zeit. Aufgenommen wurden alle Personen, die zum Zeitpunkt der Staatsgründung der DDR im Oktober 1949 und danach bis 1990 als Professoren oder Dozenten lehrten. Die Angaben sind über das Ende der DDR hinaus aktualisiert. Mehr als 1.100 biographische Einträge informieren ausführlich über den wissenschaftlichen Werdegang. Des Weiteren sind die Qualifikationsschriften (Dissertation/Habilitation) sowie die Aufsätze im bedeutendsten historischen Periodikum der DDR aufgeführt, der Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Neben Hinweisen zu Nekrologen, Gratulationen und Ehrungen sind auch die wichtigsten staatlichen Auszeichnungen aufgelistet.
Aktualisiert: 2023-05-29
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Lexikon der DDR-Historiker

Lexikon der DDR-Historiker von Mertens,  Lothar
Das Lexikon der DDR-Historiker bietet erstmals einen umfassenden Überblick über die Biographien der Historiker der gesamten DDR-Zeit. Aufgenommen wurden alle Personen, die zum Zeitpunkt der Staatsgründung der DDR im Oktober 1949 und danach bis 1990 als Professoren oder Dozenten lehrten. Die Angaben sind über das Ende der DDR hinaus aktualisiert. Mehr als 1.100 biographische Einträge informieren ausführlich über den wissenschaftlichen Werdegang. Des Weiteren sind die Qualifikationsschriften (Dissertation/Habilitation) sowie die Aufsätze im bedeutendsten historischen Periodikum der DDR aufgeführt, der Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Neben Hinweisen zu Nekrologen, Gratulationen und Ehrungen sind auch die wichtigsten staatlichen Auszeichnungen aufgelistet.
Aktualisiert: 2023-05-29
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