Der Philosoph und Lyriker Manfred Stangl, der eine umfassende "Ästhetik der Ganzheit" verfasst hat, in der er unserer gängigen Kunstauffassung und darüber hinaus der Lebensweise unserer modernen Zivilisation mit ihrer bis zur Vernichtungsgefahr gehenden Polarisierung und Megalisierung und ihrem Prinzip Schein statt Sein den Kampf ansagt, hat es sich zum Anliegen gemacht, in seinem Werk als Lyriker eine - wie er es nennt - mystische für alle Welt eingängige Lyriksprache zu entwickeln.
Schon sein erster Lyrikband "Ein Auge Sonne, ein Auge Mond", der sich im Untertitel als Sammlung "Magischer Naturgedichte" ausweist, zeigt deutlich und unter Aufbietung reiner Poesie fernab von hochakademischer Indoktrinierung diese Tendenz des Dichters.
Nun geht Stangl in seinem zweiten - an Aussagekraft gewachsenen - Lyrikwerk, den Weg weiter, der nicht die Herkunft des Poeten von der fernöstlichen Schule verleugnet, der er in all seinem Denken und Fühlen weit jenseits oberflächigen Haiku-Formalismus stark verbunden ist.
Das "magisch" ist nicht als Hokuspokus mit dem Kaninchen aus dem Ärmel zu verkennen, vielmehr - wenn ich mich aus einem frühen Gegenbekenntnis aus Zeiten des vielstrapazierten "Magischen Realismus" in der bildenden Kunst zitieren darf - im Sinn meines Satzes: "Magischer Realismus ist eine Tautologie; die Dinge s i n d magisch, durch ihr Sein; durch ihre unendlichfaltigen Beziehungen, Möglichkeiten; die Dinge sind von Natur aus magisch; der Mensch kann sie nur negativ verzaubern, nämlich entzaubern."
Bei Stangl stehen die Dinge, besonders die Jahreszeiten und Landschaften, nicht allegorisch für irgendwas Anderes da, sondern als das, was sie konkret s i n d. Ein Fluss fließt, oder kühlt, oder beschmutzt... - vergleiche: "Was immer der Zen-Meister mitteilt, ist nicht Symbol, sondern die Sache selbst." (Alan W. Watts: Zen-Buddhismus). Und Feng-Hsüch erwiderte auf die Frage, wie zwischen Reden und Schweigen einem Irrtum auszuweichen sei: "Ich denke immer an Kiangsu im März - an den Ruf des Rebhuhns, an die Fülle der duftenden Blumen." Viel von solchem Geist spricht den Leser aus Stangls "Naturlyrik" an, mag ihn die Elfen- und Nixen-Sicht in manchen Gedichten auch - heute befremdlich - an den Animismus der Urreligionen erinnern, mit der Vorstellung, alle Naturdinge seien belebt, beseelt - das "belebt" wird schwer abzuweisen sein. Zudem wird der Leser, selbst wenn er nicht auf einer Wellenlänge mit Stangl ist, wohl in dessen Botschaft ein abweichendes aber respektables perfekt durchdachtes und durchfühltes Ganzes und im Gedichtschatz ein echtes Lyricum sehen.
Andreas Okopenko
Aktualisiert: 2023-05-15
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Der Philosoph und Lyriker Manfred Stangl, der eine umfassende "Ästhetik der Ganzheit" verfasst hat, in der er unserer gängigen Kunstauffassung und darüber hinaus der Lebensweise unserer modernen Zivilisation mit ihrer bis zur Vernichtungsgefahr gehenden Polarisierung und Megalisierung und ihrem Prinzip Schein statt Sein den Kampf ansagt, hat es sich zum Anliegen gemacht, in seinem Werk als Lyriker eine - wie er es nennt - mystische für alle Welt eingängige Lyriksprache zu entwickeln.
Schon sein erster Lyrikband "Ein Auge Sonne, ein Auge Mond", der sich im Untertitel als Sammlung "Magischer Naturgedichte" ausweist, zeigt deutlich und unter Aufbietung reiner Poesie fernab von hochakademischer Indoktrinierung diese Tendenz des Dichters.
Nun geht Stangl in seinem zweiten - an Aussagekraft gewachsenen - Lyrikwerk, den Weg weiter, der nicht die Herkunft des Poeten von der fernöstlichen Schule verleugnet, der er in all seinem Denken und Fühlen weit jenseits oberflächigen Haiku-Formalismus stark verbunden ist.
Das "magisch" ist nicht als Hokuspokus mit dem Kaninchen aus dem Ärmel zu verkennen, vielmehr - wenn ich mich aus einem frühen Gegenbekenntnis aus Zeiten des vielstrapazierten "Magischen Realismus" in der bildenden Kunst zitieren darf - im Sinn meines Satzes: "Magischer Realismus ist eine Tautologie; die Dinge s i n d magisch, durch ihr Sein; durch ihre unendlichfaltigen Beziehungen, Möglichkeiten; die Dinge sind von Natur aus magisch; der Mensch kann sie nur negativ verzaubern, nämlich entzaubern."
Bei Stangl stehen die Dinge, besonders die Jahreszeiten und Landschaften, nicht allegorisch für irgendwas Anderes da, sondern als das, was sie konkret s i n d. Ein Fluss fließt, oder kühlt, oder beschmutzt... - vergleiche: "Was immer der Zen-Meister mitteilt, ist nicht Symbol, sondern die Sache selbst." (Alan W. Watts: Zen-Buddhismus). Und Feng-Hsüch erwiderte auf die Frage, wie zwischen Reden und Schweigen einem Irrtum auszuweichen sei: "Ich denke immer an Kiangsu im März - an den Ruf des Rebhuhns, an die Fülle der duftenden Blumen." Viel von solchem Geist spricht den Leser aus Stangls "Naturlyrik" an, mag ihn die Elfen- und Nixen-Sicht in manchen Gedichten auch - heute befremdlich - an den Animismus der Urreligionen erinnern, mit der Vorstellung, alle Naturdinge seien belebt, beseelt - das "belebt" wird schwer abzuweisen sein. Zudem wird der Leser, selbst wenn er nicht auf einer Wellenlänge mit Stangl ist, wohl in dessen Botschaft ein abweichendes aber respektables perfekt durchdachtes und durchfühltes Ganzes und im Gedichtschatz ein echtes Lyricum sehen.
Andreas Okopenko
Aktualisiert: 2023-05-15
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Dieser Roman erzählt keine Geschichte, sondern enthält, alphabetisch geordnet, Impressionen, Parodien, Reflexionen und Nonsens, als Material für eine oder mehrere Geschichten, die sich der Leser selbst zusammenstellen kann. Statt eines Vorworts gibt es eine Gebrauchsanweisung, in der der in Österreich lebende Autor dem Leser mögliche Wege durch den Textdschungel erläutert. Mehr als ein Vierteljahrhundert nach seiner Erstveröffentlichung hat Okopenkos "Mikromodell Welt", der "Lexikon-Roman", nichts von seiner Faszination eingebüßt.
Aktualisiert: 2022-11-24
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Andreas Okopenkos Rolle als einflussreicher experimenteller Lyriker Österreichs steht außer Frage. Der vorliegende Band lässt ihn nun, zu seinem zehnten Todestag, noch einmal zu Wort kommen, und zwar persönlich wie nie zuvor. Die hier in Auswahl abgedruckten Auszüge aus den frühen Tagebüchern führen zurück in die letzten – vom schockierten Pimpf – erlebten Kriegstage, in die von Stabilisierung und doch von ständiger Furcht vor der Ausbürgerung geprägte Nachkriegszeit, sie geben Einblicke in den Ausbildungsweg und nicht zuletzt in die ersten literarischen Geh- und Publikationsversuche Okopenkos.
Der Schwerpunkt der Auswahl liegt in der Phase ab 1950, in der der Zwanzigjährige als Redakteur der vom Theater der Jugend herausgegebenen Kulturzeitschrift Neue Wege zu arbeiten begann und mit seiner eigenen Zeitschrift publikationen, an der u.a. H.C. Artmann, Ernst Jandl und Friederike Mayröcker („Möcki“) mitarbeiteten, erste Schritte in Richtung ‚Progressivliteratur‘ setzte.
Aktualisiert: 2020-12-17
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Wie meinen Sie? Der Titel gefällt Ihnen nicht? Irgendwie unangenehm und überhaupt hätten die Leute allmählich die Nase …? Nun ja, aber ehe man die voll hat, sollte man sie vielleicht noch einmal in den Wind der Geschichte halten, sehen, wo der herkommt: aus der Tiefe der Vergangenheit nämlich. Und da gab’s allerdings die Nazis und unter denen gleichsam die Kinderstars der Nazis, die Kindernazis eben. Von denen erzählt das Buch, sehr authentisch. Woher der Autor das alles so genau weiß? Nun, die Kriegsjahre, um die es hier geht, waren die Zeit, in der er selbst Pimpf war, und was er damals erlebt und miterlebt hat, das ist der Stoff seines Buches. Sie wundern sich, daß dieser Stoff hier gegen die Chronologie erzählt wird, also von 1945 rückwärts bis 1939? Das ist in der Tat ungewöhnlich, aber es könnte doch sein, daß man so eher begreift, was damals geschehen ist, als wenn man noch einmal dem ach so bekannten Ablauf bis zur Katastrophe folgt. Sie bezweifeln dennoch, daß man das Rad der Geschichte zurückdrehen kann? Da haben Sie natürlich recht, wohl aber kann man die Spur, die das Rad hinterlassen hat, Schritt für Schritt zurückverfolgen, Episode für Episode, von denen jede einzelne sich mit der Kraft der Erinnerung gegen den Zeitfluß stemmt. Sie finden, das klingt ein wenig kompliziert? Nicht komplizierter, als die Wirklichkeit damals war, damals und natürlich auch heute. Sie seufzen? Sie geben mir recht? Eben. Also: fangen Sie an.
„Sie trugen braune Röcke, kurze Hosen und weiße Stutzen: Als 1945 das ‚Dritte Reich‘ dem Zusammenbruch nahe war, wurden sogar die zwölf- und dreizehnjährigen Buben zum letzten Kampf gerüstet. Das Buch Kindernazi von Andreas Okopenko wurde von der Fachwelt im Juni zum ‚Buch des Monats‘ gewählt und zählt immer noch zu den Bestsellern.“
(Wiener Zeitung, 15. 09. 84)
„Dieses Buch ist widerborstig und entgeht eben damit einem falschen Pathos und der unangebrachten Plausibilität, mit denen nur zu oft versucht wurde, das Thema Nationalsozialismus abzuhandeln.“
(Tagesspiegel, 2. 12. 84)
Aktualisiert: 2022-05-01
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Three, two, one, zero, now you are a hero: Hier spielt einer mit allem, was die Sprache hergibt, komplett verrückt.
Aktualisiert: 2020-10-02
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Aktualisiert: 2021-12-30
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Der große österreichische Lyriker und "sprachliche Ausdruckstänzer" Christian Loidl mit seinem einzigen Prosa-Band – 16 Feuilletons über seltsame, schräge, aus dem Alltäglichen ausscherende Wiener Orte und Institutionen (viele von ihnen inzwischen dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen), in unnachahmlich bildlicher Beschreibungskunst.
Vom Sex-Museum zum Tonbandstimmenverein, von der Prater-Sauna zum Däniken-Vortrag, von den Brandinesern zu kaisertreuen Kurgästen in Bad Ischl – Loidls Neugier gilt den "Typen", Menschen, die ihre Eigenart, und sei sie noch so banal, in einer Weise leben, die sie authentisch macht; so also, dass sie mit sich selbst übereinstimmen. Sie zeichnet Loidl ab, unbestechlich, doch nie ohne Sympathie. "Das Gesicht wie eine klaffende Leberkässemmel" – man sieht es vor sich. "Prä-mutzenbacherische Mysterien" sind es, die er in seiner Entlarvung billigster Schundliteratur ergründet. Die "böse Rose", die eine als Tatoo bestellt, wird dadurch schon fast zu Hexengestalt. Da schreiten käutzige Mönche durch Bibliotheken, melden sich verblichene Haustiere per Tonband – und in einem Essayband über Wien darf natürlich der Tod nicht fehlen und der sprichwörtliche "71er", die Straßenbahn Richtung Zentralfriedhof.
Ein höchst unterhaltsamer Band für Wien-Kenner und die es werden wollen, und jedenfalls für alle, die die Schönheit des Abgefahrenen in präzisester sprachlicher Darstellung zu genießen wissen.
Aktualisiert: 2020-02-21
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Wenn die Rede auf Spontangedichte kommt, denken nicht wenige an öffentlich vorgetragene, oft spontan improvisierte Gedichte im Lyrikzelt, auf dem Songcontest, beim Wettlesen … Allerdings gibt es in der jüngeren österreichischen Literatur ein ausgesprochen heftiges Bekenntnis zu diesem Genre: Man denke an Ernst Jandl’s stanzen (meist rasch niedergeschriebene Spontangedichte), an Gerhard Rühm’s leselieder bzw. spontangedichte auf notenpapier oder an Friederike Mayröcker, die ihre Zeichnungen als Spontangedichte oder Kritzeleien – bezeichnete.
Andreas Okopenko ist diesbezüglich zweifellos ein Gewohnheitstäter, nahm er ebenso unregelmäßig wie kontinuierlich zu diesem Genre Stellung, – mittels der ihm eigenen Variation der Lockergedichte, also Gedichte, die ihm plötzlich, ohne Vorarbeiten, eingefallen sind. Spontane Gedichte, die sich gegen jedes Ordnungsprinzip sträuben und dem Leser weder Lesereihenfolge noch besondere Handhabung vorschreiben: Der Leser möge sie jedoch so in sein Leben einfügen, wie sie ihm gerade hineinpassen.
Aktualisiert: 2022-05-01
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Die „Meteoriten“ sind ein Roman um Bauch und Kopf, Menschen und Dingkram, Liebe und Fremdheit, Tod und Mundwerk, Zeit und Kosmos, Unruhe wegen Sehnsucht, Unruhe wegen Resignation, Protokoll von Arbeit und Dummheit, Politik und Verkäuflichkeit, Stadt und Land, Naivität und Intellekt, Notizbuch krauser Fakten, Gefühle, Meinungen und Visionen, des vielfältigen homo homini lupus, ein Liebeslied an diese Zeit, ein Schade um den Menschen.
Aktualisiert: 2022-05-01
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Wälder, Wasser, Licht und Liebe: Texte der Ganzheit Gebundene Ausgabe – 1. Mai 2009
von Manfred Stangl (Herausgeber, Autor, Vorwort), Andreas Okopenko (Autor), Peter Oberdorfer (Autor), Michael Benaglio (Autor), & 24 mehr
Aktualisiert: 2018-07-12
Autor:
Michael Benaglio,
Berta Berger,
Silvia Constantin,
Wolfgang Eberl,
Nadine Fetter,
Thomas Frechberger,
Philipp Haas,
Sandra Hlawatsch,
Wladimir Jaremenko-Tolstoi,
Karin Kinast,
Petra Kroner,
Melamar,
Ixy Noever,
Michael Nussbaumer,
Peter Oberdorfer,
Andreas Okopenko,
Michael Pick,
Sandra Rehschuh,
Ortwin Rosner,
Clemens Schittko,
Elisabeth Schrattenholzer,
Christian Schreibmüller,
Manfred Stangl,
Jochen Stüsser,
Salina Petra Thomas,
Nadine Vetter,
Verena Wolf,
Barbara Zieger
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"Lockergedichte" nennt Andreas Okopenko jene Gedichte, die ihm ganz plötzlich, ohne Erarbeiten, eingefallen sind. Spontane Gedichte, die sich gegen jedes Ordnungsprinzip sträuben und daher in diesem Band einfach in alphabetischer Folge, nach den Gedichttiteln, aneinander gereiht wurden. Der Leser möge sie jedoch so in sein Leben einfügen, wie sie ihm gerade hineinpassen.
Aktualisiert: 2022-11-24
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Andreas Okopenko ist einem größeren Publikum vor allem als Lyriker und Prosaist bekannt. Obschon seine essayistischen Beiträge zwar immer wieder im Hörfunk gesendet oder in diversen Zeitschriften oder Anthologien veröffentlicht wurden, muß man von einem „verstreuten“ Werk sprechen.
Der vorliegende Band versammelt nun einerseits die literaturkritischen Arbeiten Okopenkos, etwa den programmatischen Aufsatz über „Die schwierigen Anfänge Österreichischer Progressivliteratur nach 1945“, oder die als „Wiener Vorlesungen zur Literatur“ gehaltenen Beiträge zur „lost generation“ der österr. Nachkriegsliteratur (über Hertha Kräftner, Ernst Kein, René Altmann, für deren Werk sich Okopenko unter anderem auch in editorischer Hinsicht eingesetzt hat). Andererseits dokumentiert das Buch Rezensionen (über R. Haussmann, G. Wohmann, E. Jelinek u. a.) und Porträts (über F. Mayröcker, E. Jandl, E. Gerstl u. a.) aus den renommierten Literaturzeitschriften „Wort in der Zeit“, „protokolle“ u. a., sowie unveröffentlichte autobiographische Skizzen und Gesellschaftsbilder.
Aktualisiert: 2022-05-01
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»Plötzlich erkrankte ich ernsthaft an Hypochondrie und erst ein kleiner [aber realer] MagenSchmerz hob mich da wieder heraus« resümiert Anselm Glück über seine Erfahrung zum Thema.
AutorInnen und KünstlerInnen wie Helmut Eisendle, Friederike Mayröcker, Bodo Hell, Tone Fink, Elfriede Gerstl, Andreas Okopenko, Renald Deppe, Alf Poier und Franzobel schreiben & zeichnen über ihren ganz persönlichen Zugang zur Hypochondrie, entblättern mit ihren Text- bzw. Graphikbeiträgen die geheimsten Winkel ihres Inneren.
Aktualisiert: 2023-01-31
Autor:
Renald Deppe,
Helmut Eisendle,
Franzobel,
Elfriede Gerstl,
anselm glück,
Bodo Hell,
Batya Horn,
Friederike Mayröcker,
Andreas Okopenko,
Alf Poier,
Burghart Schmidt,
Liesl Ujvary
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"Denkt man an die Beatniks der 5oer und 6oer Jahre, der musisch- und jugendstarken Proteste aus den Dezennien "glorreichen" wie opferreichen US Asienkriegertums und der ersten Wahnidee amerikanischer Weltpolizei - der pax americana im Nachäffen jener mit dem Kollaps endenden pax romana -, neigt man zum Begreifen des aufkommenden Gedankens, dass jede suspekte Ära ihre groll- und protestvollen Dichter hervorbringt, die sie verdient.
So ist auch die Bewegung der "zornigen jungen Männer" im Glitzern der Krone des United Kingdoms zu verstehen (einer frevelte: "Die Königin ist die Goldplombe im faulen Gebiss Großbritanniens") sowie die vielen Dichter und Denker aus der deutschen Zeit der "wilden 6oer", der RAF- und Apo-Jahre.
Mit dem lyrisch singulären Thomas Frechberger hat auch Wien - das "Kalt Wien" - in seiner Phase des umwelt- und menschenverachtenden Kommerzialismus, des "Freizeit" - und Konsumzwangs und der herz- und hirnabtötenden Mediendroge seinen Protestdichter bekommen.
Der sprachlich "noch nie dagewesene" Lyriker lebt dazu nicht vom bloßen Hass, Ekel und politischen Protest sondern - man staune - viel mehr von der Sehnsucht nach dem Natürlichen, dem Zusammensein und Zusammengehören der Menschen, inklusive (auch der sexuellen) Liebe, viel dankend der weltheilsamen - nicht in Macht und Besitz befangenen - wahren und gefühlsstarken Frau, sowie der kindlich idyllisch erlebten und dazu meditationsbringenden einfachen - einfach schönen - Natur.
Großstadtkritik, gut gekonnt, und Meditation angesichts und eingedenk unseres wundervollen Planeten - das und vieles andere (auch Sprachstoß und Sprachzauber) sind in diesem Buch gleichermaßen gemischt und zu Einheit gebracht."
Andreas Okopenko
Aktualisiert: 2017-12-13
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Die Frage, für wen ich schreibe, beantwortete ich immer: für den IDEALEN Leser. Dieser Idealbegriff ist „physikalisch“ zu nehmen, also verwirklichbar gedacht (so verhalten sich bestimmte Stoffe, die es tatsächlich gibt, als „ideale Gase“) (A. Okopenko, in seinem Aufsatz: Konkretionismus)
Der vorliegende Band versammelt nun einerseits die literaturkritischen Arbeiten Okopenkos, etwa den programmatischen Aufsatz über „Die schwierigen Anfänge Österreichischer Progressivliteratur nach 1945“, oder die als „Wiener Vorlesungen zur Literatur“ gehaltenen Beiträge zur „lost generation“ der österr. Nachkriegsliteratur (über Hertha Kräftner, Ernst Kein, René Altmann, für deren Werk sich Okopenko unter anderem auch in editorischer Hinsicht eingesetzt hat). Andererseits dokumentiert das Buch Rezensionen (über R. Haussmann, G. Wohmann, E. Jelinek u. a.) und Porträts (über F. Mayröcker, E. Jandl, E. Gerstl u. a.) aus den renommierten Literaturzeitschriften „Wort in der Zeit“, „protokolle“ u. a., sowie unveröffentlichte autobiographische Skizzen und Gesellschaftsbilder.
Aktualisiert: 2022-05-01
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Andreas Okopenkos autobiographische Schriften bieten nicht nur einen guten Einstieg in Leben und Werk dieses bedeutenden Vertreters der österreichischen Nachkriegsavantgarde, sondern darüber hinaus grundlegende Einblicke in das Werden der Literaturlandschaft nach 1945. Das Buch sollte „kein Versuch einer kontinuierlichen Selbstbiographie“ werden, sondern eine „Reihung von Mosaiksteinen, größeren und kleineren, zum Thema – besser: den Themen – meines diffusen, divergenten Lebens“ (AOk). Nicht Anekdoten und Schnurren, vielmehr „Begegnungen mit Lebens-, Denk- und Fühlkreisen“ führen die Leserinnen und Leser quer durch die Wirren des 20. Jahrhunderts.
Okopenkos Reportage über das abenteuerliche Leben seines Vaters – General Okopenko, im Dienst der Ukraine – schildert eine Biografie zwischen Zarismus, Revolution, Krieg und Stalinismus. Seine Aufsätze über Östliche Kindheit und Karpatenbeben verorten eine glückliche wie schwierige Jugend zwischen Idylle und Untergang. Die ewigen Mädchen verraten uns, warum der Autor bis heute am liebsten mit Mädchen spielt. Das ewige Kritzeln beleuchtet die Wege zum Schriftsteller, gibt Einsicht in Arbeitsmethoden, nennt „Bezugsdichter“ und dokumentiert Verworfenes aus der Zeit der Schreibkrise. Okopenko outet sich als Anti-Sportler, und im Abschnitt über die wilden 1960er Jahre – Midlife-Revue nach den Revolten – hinterfragt er seine Positionen hinsichtlich „Engagement“, „Emanzipation“ und „Erotik“.
Aktualisiert: 2020-08-16
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Der Philosoph und Lyriker Manfred Stangl, der eine umfassende "Ästhetik der Ganzheit" verfasst hat, in der er unserer gängigen Kunstauffassung und darüber hinaus der Lebensweise unserer modernen Zivilisation mit ihrer bis zur Vernichtungsgefahr gehenden Polarisierung und Megalisierung und ihrem Prinzip Schein statt Sein den Kampf ansagt, hat es sich zum Anliegen gemacht, in seinem Werk als Lyriker eine - wie er es nennt - mystische für alle Welt eingängige Lyriksprache zu entwickeln.
Schon sein erster Lyrikband "Ein Auge Sonne, ein Auge Mond", der sich im Untertitel als Sammlung "Magischer Naturgedichte" ausweist, zeigt deutlich und unter Aufbietung reiner Poesie fernab von hochakademischer Indoktrinierung diese Tendenz des Dichters.
Nun geht Stangl in seinem zweiten - an Aussagekraft gewachsenen - Lyrikwerk, den Weg weiter, der nicht die Herkunft des Poeten von der fernöstlichen Schule verleugnet, der er in all seinem Denken und Fühlen weit jenseits oberflächigen Haiku-Formalismus stark verbunden ist.
Das "magisch" ist nicht als Hokuspokus mit dem Kaninchen aus dem Ärmel zu verkennen, vielmehr - wenn ich mich aus einem frühen Gegenbekenntnis aus Zeiten des vielstrapazierten "Magischen Realismus" in der bildenden Kunst zitieren darf - im Sinn meines Satzes: "Magischer Realismus ist eine Tautologie; die Dinge s i n d magisch, durch ihr Sein; durch ihre unendlichfaltigen Beziehungen, Möglichkeiten; die Dinge sind von Natur aus magisch; der Mensch kann sie nur negativ verzaubern, nämlich entzaubern."
Bei Stangl stehen die Dinge, besonders die Jahreszeiten und Landschaften, nicht allegorisch für irgendwas Anderes da, sondern als das, was sie konkret s i n d. Ein Fluss fließt, oder kühlt, oder beschmutzt... - vergleiche: "Was immer der Zen-Meister mitteilt, ist nicht Symbol, sondern die Sache selbst." (Alan W. Watts: Zen-Buddhismus). Und Feng-Hsüch erwiderte auf die Frage, wie zwischen Reden und Schweigen einem Irrtum auszuweichen sei: "Ich denke immer an Kiangsu im März - an den Ruf des Rebhuhns, an die Fülle der duftenden Blumen." Viel von solchem Geist spricht den Leser aus Stangls "Naturlyrik" an, mag ihn die Elfen- und Nixen-Sicht in manchen Gedichten auch - heute befremdlich - an den Animismus der Urreligionen erinnern, mit der Vorstellung, alle Naturdinge seien belebt, beseelt - das "belebt" wird schwer abzuweisen sein. Zudem wird der Leser, selbst wenn er nicht auf einer Wellenlänge mit Stangl ist, wohl in dessen Botschaft ein abweichendes aber respektables perfekt durchdachtes und durchfühltes Ganzes und im Gedichtschatz ein echtes Lyricum sehen.
Andreas Okopenko
Aktualisiert: 2017-12-13
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Dieser Roman erzählt keine Geschichte, sondern enthält, alphabetisch geordnet, Impressionen, Parodien, Reflexionen und Nonsens, als Material für eine oder mehrere Geschichten, die sich der Leser selbst zusammenstellen kann. Statt eines Vorworts gibt es eine Gebrauchsanweisung, in der der in Österreich lebende Autor dem Leser mögliche Wege durch den Textdschungel erläutert. Mehr als ein Vierteljahrhundert nach seiner Erstveröffentlichung hat Okopenkos "Mikromodell Welt", der "Lexikon-Roman", nichts von seiner Faszination eingebüßt.
Aktualisiert: 2021-05-26
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Anläßlich des Todes von Andreas Okopenko wurde dieses fünfbändige Bücherpaket herausgegeben; es besteht aus folgenden Okopenko-Einzelbänden (alle in unserem Verlag erschienen): "Meteoriten, Roman" (1998); "Gesammelte Aufsätze und andere Meinungsausbrüche. Bd. I" (2000); "Gesammelte Aufsätze und andere Meinungsausbrüche. Bd. II" (2001); "Die Belege des Michael Cetus. Erzählungen" (2002); "Streichelchaos. Spontangedichte" (2004)
Aktualisiert: 2019-09-03
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