Was Jaspers unter philosophischem Glauben verstand, hat er 1948 in einer einschlägigen Schrift zum Thema gemacht. Darin formulierte er drei philosophische Glaubensgehalte, die zwar in der biblischen Religion gründeten, aber eine darüber hinausgehende Geltung beanspruchten: »Gott ist«, »Es gibt die unbedingte Forderung«, »Die Welt hat ein verschwindendes Dasein zwischen Gott und Existenz«.
Über dieser inhaltlichen Bestimmung wird gern vergessen, dass der philosophische Glaube für Jaspers auch und vor allem eine Haltung war, die seinem Philosophieren als solchem zugrunde lag und in den verschiedensten Kontexten zum Ausdruck kam. Auf besondere Weise greifbar wird sie in der Auseinandersetzung mit Rudolf Bultmann über die Frage der Entmythologisierung, in der Behandlung von Gegenständen wie Hoffnung und Unsterblichkeit oder in der Auffassung der Persönlichkeit Jesu.
Dieser Band enthält neben den beiden größeren Schriften Der philosophische Glaube (1948) und Die Frage der Entmythologisierung (1954) acht kleinere Vorträge und Aufsätze aus den Jahren 1946–1964. Im Rahmen der Karl-Jaspers-Gesamtausgabe werden die Texte kritisch kommentiert und durch umfangreiches Nachlassmaterial erschlossen.
Aktualisiert: 2023-06-01
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Auch wenn Jaspers nach 1945 wiederholt betonte, Die geistige Situation der Zeit habe die weltbürgerliche, übernationale Ausrichtung seiner späteren Philosophie vorweggenommen, kann kein Zweifel bestehen, dass die Zeitdiagnose aus dem Jahr 1931 von einem nationalkonservativen Standpunkt aus geschrieben wurde. Das haben schon die Zeitgenossen erkannt und nachgelassene Notizen sowie größtenteils unpublizierte Korrespondenzen bestätigen es hinreichend. In der Endphase der Weimarer Republik übernahm Jaspers die Rolle eines Intellektuellen, der die Wiederaufrichtung der Nation mit dem existenzphilosophischen Appell an den Einzelnen verknüpfte und beides im Begriff der Selbstschöpfung verschmolz.
Die 1950 in Heidelberg gehaltenen Gastvorlesungen Vernunft und Widervernunft in unserer Zeit setzen einen anderen Akzent. Nach der NS-Diktatur war eine Identifikation mit Deutschland nicht mehr möglich, die Übersiedlung in die Schweiz 1948 bekräftigte das. Statt von Selbstschöpfung sprach Jaspers nun von der Gründung eines Charakters. Das in diesem kantischen Gedanken zum Ausdruck kommende Selbstverständnis, die existentielle Bindung an Grundsätze der Vernunft, war im Wesentlichen kritisch.
Der Anhang des vorliegenden Bandes enthält u.a. das 1931 aus Platzgründen nicht publizierte Literaturverzeichnis für Die geistige Situation der Zeit, das als Quelle kaum zu überschätzen ist.
Aktualisiert: 2023-04-19
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Nach dem Erscheinen der dreibändigen Philosophie (1932) brach Jaspers noch einmal zu neuen Ufern auf und begann die Arbeit an zwei Großprojekten: der Philosophischen Logik und der Weltgeschichte der Philosophie. In den Jahren der Diktatur, besonders nach der Versetzung in den vorzeitigen Ruhestand (1937), führten sie ihn über die Widrigkeiten des Tages hinweg in das weite Reich des Denkens.
Aus diesem Programm scheren die 1942/43 entstandenen Grundsätze des Philosophierens aus. Zunehmend isoliert und bedroht, hatte Jaspers das Bedürfnis, sich über die unhintergehbaren Voraussetzungen seines Denkens klar zu werden. Das »Analogon eines Glaubensbekenntnisses« sei das Ziel: »Einmal kurz zu sagen, was man eigentlich meint und will.«
Jaspers hat die Grundsätze des Philosophierens nie publiziert. Aus ihnen gingen aber zentrale Publikationen der Nachkriegszeit hervor, so etwa Der philosophische Glaube (1948) oder Einführung in die Philosophie (1950). Auch der später so wirkmächtige Begriff der Achsenzeit ist hier erstmals entfaltet. Die Bedeutung der Grundsätze des Philosophierens für das Gesamtwerk kann deshalb nicht hoch genug veranschlagt werden.
Aktualisiert: 2023-02-02
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Was Jaspers unter philosophischem Glauben verstand, hat er 1948 in einer einschlägigen Schrift zum Thema gemacht. Darin formulierte er drei philosophische Glaubensgehalte, die zwar in der biblischen Religion gründeten, aber eine darüber hinausgehende Geltung beanspruchten: »Gott ist«, »Es gibt die unbedingte Forderung«, »Die Welt hat ein verschwindendes Dasein zwischen Gott und Existenz«.
Über dieser inhaltlichen Bestimmung wird gern vergessen, dass der philosophische Glaube für Jaspers auch und vor allem eine Haltung war, die seinem Philosophieren als solchem zugrunde lag und in den verschiedensten Kontexten zum Ausdruck kam. Auf besondere Weise greifbar wird sie in der Auseinandersetzung mit Rudolf Bultmann über die Frage der Entmythologisierung, in der Behandlung von Gegenständen wie Hoffnung und Unsterblichkeit oder in der Auffassung der Persönlichkeit Jesu.
Dieser Band enthält neben den beiden größeren Schriften Der philosophische Glaube (1948) und Die Frage der Entmythologisierung (1954) acht kleinere Vorträge und Aufsätze aus den Jahren 1946–1964. Im Rahmen der Karl-Jaspers-Gesamtausgabe werden die Texte kritisch kommentiert und durch umfangreiches Nachlassmaterial erschlossen.
Aktualisiert: 2023-05-02
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Macht und Autorität sind schillernde Phänomene. Ihre Ambivalenz rührt daher, dass sie von einem auf den anderen Moment ihre Farbe ändern können. So ist das positive Verständnis von Macht, die Fähigkeit, mit anderen etwas Neues anzufangen (H. Arendt), vom negativen, der Fähigkeit, gegen andere seinen Willen durchzusetzen (M. Weber), nur in der Theorie klar unterschieden. In der Praxis dagegen gehört beides untrennbar zusammen, sofern die Kooperation einer Gruppe immer schon in Konkurrenz zu einer anderen steht. Ob dabei der positive Anfangsimpuls im weiteren Handlungsverlauf bewahrt werden kann, ist eine Frage persönlicher Haltung und hängt nicht zuletzt davon ab, wie Macht auf Autorität bezogen ist: Entfaltet sie sich autoritativ, durch Bindung an ein Unbedingtes, das vom Kampf der Mächte unberührt bleibt, oder wird sie autoritär? Der Band thematisiert diese Frage nach dem Verhältnis von Macht und Autorität aus politischer, juristischer, psychologischer, soziologischer, pädagogischer und theologischer Perspektive.
Mit Beiträgen von Hans-Bernd Brosius, Eberhard Hauschildt, Stefan Kühl, Rüdiger Lux, Stefan Müller-Doohm, Hendrik Munsonius, Marcel Saß, Harald Schliemann und Hans-Jürgen Wirth
[Power and Authority. Their Ambivalence in Church and Society]
Power and authority are dazzling phenomena. Their ambivalence stems from the fact that they can change colour from one moment to the next. Thus, the positive understanding of power, the ability to start something new with others (H. Arendt), is clearly distinguished from the negative one, the ability to enforce one's will against others (M. Weber), only in theory. In practice, however, both belong inseparably together, insofar as the cooperation of one group is always in competition with another. Whether the positive initial impulse can be preserved in the further course of action is a question of personal attitude and depends not least on how power is related to authority. The present volume addresses the question of the relationship between power and authority from political, legal, psychological, sociological, educational, and theological perspectives.
Aktualisiert: 2022-04-01
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Bis wohin stellen neue biomedizinische Technologien willkommene Wege zur Therapie von Krankheiten oder zur Minderung von Leiden dar und wo beginnt das Streben nach einer »Verbesserung« des Menschen? Gibt es grundsätzliche Kriterien und Maßstäbe für eine solche Grenzziehung oder ist diese Frage eher pragmatisch zu beantworten, aus einer reflektierten Praxis heraus, die offenbleibt für die jeweilige Situation? Eine Verständigung darüber, wo die Grenze zwischen natürlicher Selbstentfaltung und forcierter Selbstoptimierung verläuft, ist in jedem Fall unverzichtbar. Der Band dokumentiert die Beiträge zu diesem hochaktuellen Thema, die auf der Berliner Tagung der Evangelischen Forschungsakademie im Januar 2018 gehalten und diskutiert wurden; damit sollen über den innerwissenschaftlichen Dialog hinaus auch Impulse für die öffentliche Diskussion gegeben werden.
Mit Beiträgen von Jörg Hacker, Hendrik Karpinski, Roland Kipke, Christian Lenk, Rüdiger Lux, Lilian Marx-Stölting, Ludwig Siep.
[The Human Measure. Attempts at Orientation in the Biotechnological Age]
How long new biomedical technologies are welcome paths for treatment of diseases or reduction of sufferings and where does the aspiration of human enhancement start? Are there basic criteria and standards for a demarcation or has this question to be answered pragmatically, based on a deliberated experience, open for the respective situation? In any case, a common understanding about boundary lines between elemental self-development and forced self-optimization is essential. The volume contains contributions to this burning issue given and debated during the Berlin conference of the Protestant Research Academy (Evangelische Forschungsakademie) in January 2018 to stimulate a public discourse beyond pure scientific discussions.
Aktualisiert: 2022-04-01
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Nach dem Erscheinen der dreibändigen Philosophie (1932) brach Jaspers noch einmal zu neuen Ufern auf und begann die Arbeit an zwei Großprojekten: der Philosophischen Logik und der Weltgeschichte der Philosophie. In den Jahren der Diktatur, besonders nach der Versetzung in den vorzeitigen Ruhestand (1937), führten sie ihn über die Widrigkeiten des Tages hinweg in das weite Reich des Denkens.
Aus diesem Programm scheren die 1942/43 entstandenen Grundsätze des Philosophierens aus. Zunehmend isoliert und bedroht, hatte Jaspers das Bedürfnis, sich über die unhintergehbaren Voraussetzungen seines Denkens klar zu werden. Das »Analogon eines Glaubensbekenntnisses« sei das Ziel: »Einmal kurz zu sagen, was man eigentlich meint und will.«
Jaspers hat die Grundsätze des Philosophierens nie publiziert. Aus ihnen gingen aber zentrale Publikationen der Nachkriegszeit hervor, so etwa Der philosophische Glaube (1948) oder Einführung in die Philosophie (1950). Auch der später so wirkmächtige Begriff der Achsenzeit ist hier erstmals entfaltet. Die Bedeutung der Grundsätze des Philosophierens für das Gesamtwerk kann deshalb nicht hoch genug veranschlagt werden.
Aktualisiert: 2023-02-02
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Bis wohin stellen neue biomedizinische Technologien willkommene Wege zur Therapie von Krankheiten oder zur Minderung von Leiden dar und wo beginnt das Streben nach einer »Verbesserung« des Menschen? Gibt es grundsätzliche Kriterien und Maßstäbe für eine solche Grenzziehung oder ist diese Frage eher pragmatisch zu beantworten, aus einer reflektierten Praxis heraus, die offenbleibt für die jeweilige Situation? Eine Verständigung darüber, wo die Grenze zwischen natürlicher Selbstentfaltung und forcierter Selbstoptimierung verläuft, ist in jedem Fall unverzichtbar. Der Band dokumentiert die Beiträge zu diesem hochaktuellen Thema, die auf der Berliner Tagung der Evangelischen Forschungsakademie im Januar 2018 gehalten und diskutiert wurden; damit sollen über den innerwissenschaftlichen Dialog hinaus auch Impulse für die öffentliche Diskussion gegeben werden.
Mit Beiträgen von Jörg Hacker, Hendrik Karpinski, Roland Kipke, Christian Lenk, Rüdiger Lux, Lilian Marx-Stölting, Ludwig Siep.
[The Human Measure. Attempts at Orientation in the Biotechnological Age]
How long new biomedical technologies are welcome paths for treatment of diseases or reduction of sufferings and where does the aspiration of human enhancement start? Are there basic criteria and standards for a demarcation or has this question to be answered pragmatically, based on a deliberated experience, open for the respective situation? In any case, a common understanding about boundary lines between elemental self-development and forced self-optimization is essential. The volume contains contributions to this burning issue given and debated during the Berlin conference of the Protestant Research Academy (Evangelische Forschungsakademie) in January 2018 to stimulate a public discourse beyond pure scientific discussions.
Aktualisiert: 2022-05-13
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Karl Jaspers gehört zu den Ausnahmeerscheinungen in der Philosophie des 20. Jahrhunderts. Arzt, Philosoph und politischer Schriftsteller in Personalunion, beruht seine Sonderstellung nicht zuletzt auf der rückhaltlosen Suche nach Wahrheiten, die uns verbinden: In einem Zeitalter der Extreme hat Jaspers exemplarisch zur Geltung gebracht, was Kant den "Weltbegriff" der Philosophie nannte - "Philosophie im Weltbegriff ist die, die 'alle Menschen angeht'."
Die Beiträge des vorliegenden Bandes, der Texte und Kontexte zu Jaspers versammelt, sind Reiner Wiehl zum 80. Geburtstag gewidmet.
Aktualisiert: 2019-01-08
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Hölderlin und Schiller, Marx und Engels, Benjamin und Brecht, Sartre und Camus, Goethe und Eckermann: Legendäre Freundschaften verbanden diese berühmten Persönlichkeiten. Doch diese bedeutungsvollen Verbindungen waren nicht immer nur von Harmonie und Solidarität geprägt. Wie beeinflussten sich die Freunde gegenseitig in ihrem Denken und wie lässt sich ihr Verhältnis treffend beschreiben? In elf Beiträgen werden berühmte Freundschaftsverhältnisse porträtiert, deren faszinierende Ausstrahlung bis in die Gegenwart reicht. Nähe und Distanz, oft auch erstaunliche Widersprüche und Brüche fallen dabei in den Blick. Denn nicht immer spielte die geistige Affinität in den intellektuellen Beziehungen die Hauptrolle.
Aktualisiert: 2023-04-26
Autor:
Jens Malte Fischer,
Thomas Jung,
Gerhard Kraiker,
Johann Kreuzer,
Reinhard Mehring,
Stefan Müller-Doohm,
Wolfgang Schopf,
Johann August Schülein,
Bernd Ternes,
Bernd Weidmann,
Dorothea Wildenburg,
Erdmut Wizisla
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