Dieser Band eröffnet erstmals philologisch rückgebunden ein globalisiertes Bild der Philosophiegeschichtsschreibung, das es in vielfältiger Weise weiter zu erforschen gilt.
Mit Texten von Anke Graneß, Jacob Emmanuel Mabe, Hans Schelkshorn, Eli Franco, Hans-Georg Möller, Sun Weixian, John C. Maraldo, Leon Krings u.v.a.
Aktualisiert: 2023-06-16
Autor:
Rolf Elberfeld,
Eli Franco,
Anke Graneß,
Udo Reinhold Jeck,
Catherine König-Pralong,
Leon Krings,
Jacob Emmanuel Mabe,
John C. Maraldo,
Hans-Georg Moeller,
Axel Rüdiger,
Hans Schelkshorn,
Sun Weixian,
Franz Martin Wimmer
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Diese Einführung präsentiert Ansätze der komparativen und interkulturellen Philosophie, wie sie in den letzten Jahrzehnten verstärkt entwickelt worden ist. Auch neuere Ansätze, in denen schwarzafrikanische, lateinamerikanische und andere Traditionen verstärkt eingearbeitet sind, werden vorgestellt. Die
Globalisierung dieses Diskurses, der längst nicht mehr nur von euro-amerikanischen Paradigmen bestimmt ist, wird herausgearbeitet. Darüber hinaus erläutert der Band zentrale Themen der philosophischen Diskussion, wie hermeneutische, logische und ethische Fragestellungen sowie die politische Auseinandersetzung zur Universalität von Menschenrechten.
Aktualisiert: 2023-06-02
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Dieser Band eröffnet erstmals philologisch rückgebunden ein globalisiertes Bild der Philosophiegeschichtsschreibung, das es in vielfältiger Weise weiter zu erforschen gilt.
Mit Texten von Anke Graneß, Jacob Emmanuel Mabe, Hans Schelkshorn, Eli Franco, Hans-Georg Möller, Sun Weixian, John C. Maraldo, Leon Krings u.v.a.
Aktualisiert: 2023-05-21
Autor:
Rolf Elberfeld,
Eli Franco,
Anke Graneß,
Udo Reinhold Jeck,
Catherine König-Pralong,
Leon Krings,
Jacob Emmanuel Mabe,
John C. Maraldo,
Hans-Georg Moeller,
Axel Rüdiger,
Hans Schelkshorn,
Sun Weixian,
Franz Martin Wimmer
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Dieser Band eröffnet erstmals philologisch rückgebunden ein globalisiertes Bild der Philosophiegeschichtsschreibung, das es in vielfältiger Weise weiter zu erforschen gilt.
Mit Texten von Anke Graneß, Jacob Emmanuel Mabe, Hans Schelkshorn, Eli Franco, Hans-Georg Möller, Sun Weixian, John C. Maraldo, Leon Krings u.v.a.
Aktualisiert: 2023-05-19
Autor:
Rolf Elberfeld,
Eli Franco,
Anke Graneß,
Udo Reinhold Jeck,
Catherine König-Pralong,
Leon Krings,
Jacob Emmanuel Mabe,
John C. Maraldo,
Hans-Georg Moeller,
Axel Rüdiger,
Hans Schelkshorn,
Sun Weixian,
Franz Martin Wimmer
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Dieser Band eröffnet erstmals philologisch rückgebunden ein globalisiertes Bild der Philosophiegeschichtsschreibung, das es in vielfältiger Weise weiter zu erforschen gilt.
Mit Texten von Anke Graneß, Jacob Emmanuel Mabe, Hans Schelkshorn, Eli Franco, Hans-Georg Möller, Sun Weixian, John C. Maraldo, Leon Krings u.v.a.
Aktualisiert: 2023-05-17
Autor:
Rolf Elberfeld,
Eli Franco,
Anke Graneß,
Udo Reinhold Jeck,
Catherine König-Pralong,
Leon Krings,
Jacob Emmanuel Mabe,
John C. Maraldo,
Hans-Georg Moeller,
Axel Rüdiger,
Hans Schelkshorn,
Sun Weixian,
Franz Martin Wimmer
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Dieser Band eröffnet erstmals philologisch rückgebunden ein globalisiertes Bild der Philosophiegeschichtsschreibung, das es in vielfältiger Weise weiter zu erforschen gilt.
Mit Texten von Anke Graneß, Jacob Emmanuel Mabe, Hans Schelkshorn, Eli Franco, Hans-Georg Möller, Sun Weixian, John C. Maraldo, Leon Krings u.v.a.
Aktualisiert: 2023-05-17
Autor:
Rolf Elberfeld,
Eli Franco,
Anke Graneß,
Udo Reinhold Jeck,
Catherine König-Pralong,
Leon Krings,
Jacob Emmanuel Mabe,
John C. Maraldo,
Hans-Georg Moeller,
Axel Rüdiger,
Hans Schelkshorn,
Sun Weixian,
Franz Martin Wimmer
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Denken geschieht an einem Ort. Zugleich gilt es zu bedenken, was einen Ort zum ›Ort‹ werden lässt. Offenbar setzt also das Denken, wie auch jedes Sprechen und Handeln, einen Standort bzw. einen Standpunkt voraus, die selbst wiederum zum Thema philosophischer Betrachtung werden bzw. gemacht werden müssen. Dabei kann freilich "Ort" ein Mehrfaches bedeuten, etwa den Körper, die politische Schicht, den sozialen Status, das sozialisierte
Geschlecht, die Sprache, kulturelle Geflechte, Lebenswelten und nicht zuletzt geographische Landschaften sowie geschichtliche Zeiträume. All dies sind – je nach Konstellation – Orte, die das Denken bedingen. Andererseits haben verschiedene Denkweisen in der Geschichte und Gegenwart immer wieder den Anspruch erhoben, universal zu agieren,
d. h. in Unabhängigkeit von allen Milieus, Räumen, Zeiten, Sprachen, Geschlechtern usw. diese überschreiten zu können. Von dieser vielschichtigen Fragestellung ausgehend setzt der vorliegende Band diesseits inter- wie trans"kultureller" Selbstverständigungen an. Anstatt jedoch von einer antagonistischen Gegenüberstellung auszugehen, wonach man sich einer der beiden Diskurslandschaften – wie etwa Universalismus hier, Relativismus/Partikularismus dort – anzuschließen hätte, wird hier vielmehr die Abhängigkeit und Reziprozität beider betont. In diesem Sinne, und dies wäre der Leitfaden dieses Buches, bedeutet "Ort/e des Denkens" zugleich "Denken des Ortes wie der Orte".
Aktualisiert: 2023-02-14
Autor:
Murat Ates,
Oliver Bruns,
Eveline Cioflec,
Christoph Dittrich,
Jessica Dömötör,
Madeleine Elfenbein,
James Garrison,
Anke Graneß,
Choong-Su Han,
Hannah Holme,
Karin Hostettler,
Christoph Hubatschke,
Takashi Ikeda,
Bruce Janz,
Lukas Kaelin,
Karin Kuchler,
Giuseppe Menditto,
Pritika Nehra,
Britta Saal,
Annika Schlitte,
Fabian Steinschaden,
Georg Stenger,
Sophie Vögele,
Franz Martin Wimmer,
Tsutomu Ben Yagi
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Einleitung
Hans Schelkshorn
Theorie der Achsenzeit?
Die Beiträge des Themenschwerpunkts der vorliegenden Ausgabe von Polylog gehen auf das »Wiener Forum interkulturellen Philosophierens« zurück, das im Feber 2017 von der Wiener und der allgemeinen Gesellschaft für Interkulturelle Philosophie (WiGiP und GIP), gemeinsam mit dem Institut für Wissenschaft und Kunst Wien (IWK) organisiert wurde. Im Zentrum des Thementags stand eine Debatte über Jaspers’ Theorie der Achsenzeit, die in der Anfangsphase eine wichtige Rahmentheorie für manche Vertreter einer »interkulturellen Philosophie« (Ram Adhar Mall, Heinz Hülsmann, Franz Martin Wimmer) bildete. Mit der Annahme von mehreren Geburtsorten der Philosophie (Indien, China, Europa) konnte der Exklusivitätsanspruch der europäischen Philosophie aufgebrochen werden. Inzwischen ist jedoch die Achsenzeittheorie sowohl in der interkulturellen Philosophie als auch in den Kulturwissenschaften zum Gegenstand vielfacher Kritik und zahlreicher Revisionen geworden. Die unterschiedlichen Debatten über die Theorie der Achsenzeit verliefen jedoch bislang auf getrennten Pfaden. Vor diesen Hintergrund versuchte das »Forum interkulturellen Philosophierens« einerseits kulturwissenschaftliche und philosophische Auseinandersetzungen mit der Achsenzeittheorie in ein Gespräch zu bringen, und andererseits ihre Relevanz für die interkulturelle Philosophie auf den Prüfstand zu stellen.
Im ersten Beitrag »Bemerkungen zum Potenzial des Achsenzeit-Konzepts für global orientierte Philosophiehistorie« gibt Franz Martin Wimmer einen Überblick über die Rezeption von Jaspers’ Theorie der Achsenzeit in der neueren Philosophiegeschichtsschreibung im Allgemeinem und der interkulturellen Philosophie im Besonderen. In beiden Diskursen war die Resonanz von Jaspers bescheiden. Jaspers hat zwar mit der These mehrerer Geburtsorte der Philosophie den Eurozentrismus oder, wie Wimmer vorschlägt »Euräqualismus«, d. h. die Gleichsetzung von Philosophie mit europäischer Philosophie, aufgebrochen. Durch ihre Abwertung vorachsenzeitlicher Stadtkulturen und problematische Periodisierungen ist jedoch die Theorie der Achsenzeit nach Wimmer für eine global orientierte Philosophiehistorie kaum geeignet.
Jan Assmann, der sich als Ägyptologe bereits in früherer Zeit kritisch mit Jaspers’ Geschichtsdenken auseinandergesetzt hat, lenkt in seinem Beitrag »Die Achsenzeit – zur Geschichte einer Idee« den Fokus auf die Theoriegeschichte. Das fast gleichzeitige Auftreten griechischer, indischer und chinesischer Philosophen und Religionsstifter in der Antike ist bereits am Ende des 18. Jahrhunderts vom Orientalisten Anquetil-Duperron thematisiert und, wie Assmann zeigt, seit dem 19. Jahrhundert immer wieder aufgegriffen, modifiziert und in unterschiedliche historische und geschichtsphilosophische Kontexte eingebettet worden. Mit dem Begriff der »Achse« situiert jedoch Jaspers Anquetils Beobachtung in einem Schema, das nach Jan Assmann von der christlichen Geschichtstheologie abhängig ist. Im Licht der historischen Forschungen über die vororientalischen Kulturen kommt nach Assmann der »Achsenzeit« nicht der Status einer historischen Epoche, sondern allenfalls einer heuristischen Hypothese zu.
Anke Graneß beleuchtet in ihrem Beitrag »Der Kampf um den Anfang: Beginnt die Philosophie im Alten Ägypten?« die Debatte über die Genese der Philosophie in aktuellen Strömungen der afrikanischen Philosophie. Da in der Achsenzeittheorie Afrika und auch Südamerika ausgeblendet werden, hat Jaspers’ Geschichtsdenken in der afrikanischen Philosophie naturgemäß kaum Beachtung gefunden. Stattdessen beziehen sich afrikanische Philosoph_innen auf ägyptologische Forschungen, die in jüngerer Zeit den enormen Reichtum des Denkens im Alten Ägypten zugänglich gemacht haben. Graneß illustriert und prüft zugleich an zwei Beispielen, der Lehre des Ptahhotep und der Lehre des Ani, wie afrikanische Philosophien den Ursprung der Philosophie im Alten Ägypten verorten und zugleich Beziehungen zum Denken im subsaharischen Afrika herstellen.
Heiner Roetz setzt sich in seinem Beitrag »Die Achsenzeit im Diskurs der chinesischen Moderne« in kritischer Weise mit aktuellen Rezeptionen der Achsenzeittheorie in China auseinander. Vor allem chinesische Vertreter des Ansatzes der »multiple modernities« wie Tu Weiming stützen sich in ihrer Kritik an europäischen aufklärerischen Theorien der Moderne immer wieder auf Jaspers’ Theorie der Achsenzeit. Die kulturrelativistische Rezeption der Achsenzeittheorie, in der China als eigenständige Zivilisation neben anderen situiert wird, ist in jüngster Zeit von der obersten Führung gleichsam politisch sanktioniert worden. In dem Versuch, am Leitseil der Theorie der Achsenzeit zu den antiken Quellen der chinesischen Kultur zurückzugehen, um die neue geopolitische Machtstellung Chinas kulturphilosophisch zu stützen, werden jedoch, wie Roetz zeigt, zentrale Ideen der Jaspers’schen Geschichtsphilosophie, insbesondere der Durchbruch zu kritischer Reflexion bzw. zum Prinzip der Subjektivität. Die Jaspers’sche Theorie der Achsenzeit zielt daher nicht auf eine Abschottung von Kulturen, sondern auf eine universale Kommunikation. Inmitten der weltweiten Welle kulturnationalistischer Bewegungen hat nach Roetz der aufklärerische Kern der Jaspersschen Achsenzeit-These eine neue Aktualität gewonnen.
Im abschließenden Beitrag »Die Moderne als zweite Achsenzeit. Zu einer globalen Geschichtsphilosophie mit und gegen Jaspers« stellt Hans Schelkshorn den Gesamthorizont von Jaspers’ Geschichtsphilosophie, in der die Achsenzeit nur einen, wenn auch zentralen Teil, bildet, auf den Prüfstand. In der These der Achsenzeit überlagern sich nach Schelkshorn zwei Perspektiven, einerseits die These eines Aufklärungsschubs, der einen »Streit der Schulen« entfacht, andererseits die Fokussierung auf metaphysische und religiöse Bewegungen, die sich aus Jaspers’ pessimistischer Zeitdiagnose ergibt, wonach in der Neuzeit die Menschheit durch moderne Wissenschaft und Technik in einen Nihilismus gestürzt sei. Aus diesem Grund entwirft Jaspers die Vision einer spirituell-religiösen Erneuerung in einer Zweiten Achsenzeit. Da seit der Renaissance neue radikale Aufklärungsschübe, die eng mit den frühneuzeitlichen Globalisierungsprozessen verwoben sind, einsetzen, muss nach Schelkshorn gegen und zugleich mit Jaspers die Moderne selbst als eine Zweite Achsenzeit bestimmt werden. In der Zweiten Achsenzeit wandelt sich der »Streit der Schulen«, der in der Antike weithin in den Grenzen der Ökumenen verblieb, zu einem globalen Diskurs über die Moderne, der spätestens seit dem 19. Jahrhundert das Medium interkultureller Philosophien bildet.
Aktualisiert: 2020-12-31
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Dieser Band eröffnet erstmals philologisch rückgebunden ein globalisiertes Bild der Philosophiegeschichtsschreibung, das es in vielfältiger Weise weiter zu erforschen gilt.
Mit Texten von Anke Graneß, Jacob Emmanuel Mabe, Hans Schelkshorn, Eli Franco, Hans-Georg Möller, Sun Weixian, John C. Maraldo, Leon Krings u.v.a.
Aktualisiert: 2023-03-19
Autor:
Rolf Elberfeld,
Eli Franco,
Anke Graneß,
Udo Reinhold Jeck,
Catherine König-Pralong,
Leon Krings,
Jacob Emmanuel Mabe,
John C. Maraldo,
Hans-Georg Moeller,
Axel Rüdiger,
Hans Schelkshorn,
Sun Weixian,
Franz Martin Wimmer
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"Übersetzung" lautet das Thema der vorliegenden Nummer 24. Damit steht ein zentrales Problem interkulturellen Philosophierens im Mittelpunkt dieser Nummer. Denn Grundvoraussetzung für die Annäherung an und Auseinandersetzung mit Denktraditionen, Konzepten, Ideen, Diskussionen und Lösungsansätzen aus anderen Regionen der Welt ist ein sprachlicher Zugang - und damit das Übersetzen in eine von uns beherrschte Sprache. Der Akt des Übersetzens zieht sogleich eine ganze Reihe philosophischer und auch rein praktischer Probleme nach sich: Wie kann ein Begriff, ein Konzept, eine Idee aus einem anderen soziohistorischen, kulturellen, religiösen und sprachlichen Hintergrund vo vermittelt werden, dass einerseits möglichst wenig an Inhalt und Kontext verloren geht und andererseits trotzdem ein Verstehen, im Sinne eines Nachvollziehens, in meiner Sprache möglich ist? Wie kann vermieden werden, dass im Prozess der Übersetzung eine Übertragung der eigenen epistemologischen Voraussetzungen, der in unserer Sprache verankerten Denkstrukturen und Bilder, zu einer Verzerrung der zu übersetzenden Gedanken führt? Kann das überhaupt vermieden werden? Ist Übersetzung also überhaupt möglich oder nicht? Und ist der Prozess des Übersetzens, des Aneignens des Anderen nicht bereits wieder ein kolonisierender, unterdrückender Akt der Einverleibung und Anpassung des Anderen an das Eigene?
Es ist uns eine große Freude mitzuteilen, dass Professor Wimmer im Oktober 2010 für seine Pionierarbeiten zur interkulturellen Philosophie mit dem "Großen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich" ausgezeichnet worden ist. Ein Beitrag dieser Nummer widmet sich den Leistungen Franz M. Wimmers.
Das FORUM dieser Nummer enthält diesmal drei Beiträge: Enrique Dussel plädiert für die Anerkennung und Akzeptanz des Werts und der Geschichte aller regionalen philosophischen Traditionen auf der Erde und fordert, dass sich das auch in der philosophischen Lehre widerspiegeln sollte. Der Beitrag von Radostin Kaloianov beschäftigt sich mit der Debatte um den Begriff "Multikulturalismus", und Thomas Fornet-Ponse bringt uns das Denken von Xavier Zubiri und Ignacio Ellacuría näher.
An den großen Vorreiter eines interkulturellen Philosophierens und eines interreligiösen Dialogs, Raimundo Panikkar, verstorben am 26. August 2010 im Alter von 98 Jahren, erinnert ein Nachruf von Anand Amaladass und Ursula Baatz.
Aktualisiert: 2020-12-31
Autor:
Anand Amaladass,
Ursula Baatz,
Bianca Boteva-Richter,
Enrique Dussel,
Thomas Fornet-Ponse,
Franz Gmainer-Pranzl,
Radostin Kaloianov,
Ebunoluwa O. Oduwole,
Michael Shorny,
Franz Martin Wimmer,
Kwasi Wiredu
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Ziel der nun vorliegenden Nummer 25, die ja ein kleines Jubiläum darstellt, ist es, eine Zwischenbilanz der Entwicklung auf dem noch jungen Gebiet der interkulturellen Philosophie zu ziehen. Mit Freude konnten wir feststellen, dass sich seit unserer ersten Nummer im Jahr 1998 nunmehr ein lebendiger interkultureller polylog entsponnen hat, der sich nicht nur in den letzten 24 Nummern unserer Zeitschrift widerspiegelt. Generell ist die Anzahl an Publikationen zu nichteuropäischen Philosophien in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen, wie u. a. der Artikel von Kai Kresse in dieser Nummer anhand der Philosophie in Afrika deutlich macht. Ebenso die Anzahl an Publikationen, die sich mit Fragen, Problemen und Themen eines interkulturellen Philosophierens beschäftigen. Interkulturelle Philosophie ist zudem zu einem selbstverständlichen Bestandteil auf Philosophiekongressen geworden und mit dem Einsetzen einer Professur 'Philosophie in der globalen Welt' am Institut für Philosophie der Universität Wien wurde dieser Bereich erstmals im deutschen Sprachraum an einer Universität institutionell verankert.
Trotz aller vielversprechenden Entwicklungen bleibt noch viel zu tun, wie Nausikaa Schirillas Untersuchung 'Interkulturelles Philosophieren im Studium der Philosophie' zur Verankerung der interkulturellen Philosophie in den BACurricula an deutschen und österreichischen Universitäten zeigt. Nur ein Fünftel der untersuchten Curricula berücksichtigt in der Ausbildung zukünftiger Philosophen nichteuropäische Philosophietraditionen und Fragen eines interkulturellen Philosophierens. Es bleibt also noch viel zu tun, um dem Anspruch gerecht zu werden, den Enrique Dussel in seinem Artikel 'Eine neue Epoche in der Geschichte der Philosophie: Der Weltdialog zwischen philosophischen Traditionen' in der Nummer 24 formuliert hat.
In unserem Teil 'forum' stellt Bekele Gutema diesmal eine überaus interessante Figur aus der Geschichte der Philosophie vor: den Philosophen Anton Wilhelm Amo, der von 1730 bis 1747 als erster Philosophieprofessor afrikanischer Abstammung an deutschen Universitäten lehrte.
Der Titel unserer Zeitschrift polylog, verstanden als ein vielstimmiges, offenes und gleichberechtigtes Gespräch soll von unseren Lesern und Leserinnen auch als Angebot verstanden werden, um rege mit uns in Kontakt und in Diskussion zu treten und Meinungen, Anregungen und natürlich auch Kritiken mit uns auszutauschen. polylog soll keine Einbahnstraße sein! Wir freuen uns auf einen regen Austausch und das Fortführen eines polylogs auch außerhalb der Zeitschrift. Wohin das Projekt eines interkulturellen Philosophierens in Zukunft führen wird, ist noch weitgehend offen. Lassen Sie uns diese Zukunft gemeinsam gestalten!
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.
Anke Graneß
Aktualisiert: 2020-12-31
Autor:
Claudia Bickmann,
Nikita Dhawan,
Rolf Elberfeld,
Raúl Fornet-Betancourt,
Anke Graneß,
Bekele Gutema,
Kai Kresse,
Ram Adhar Mall,
Nausikaa Schirilla,
Michael Shorny,
Georg Stenger,
Franz Martin Wimmer
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Denken geschieht an einem Ort. Offenbar setzt das Denken, wie auch jedes Sprechen und Handeln, einen Standort bzw. einen Standpunkt voraus. Dabei kann freilich 'Ort' ein Mehrfaches bedeuten, etwa den Körper, die politische Schicht, den sozialen Status, das sozialisierte Geschlecht, die Sprache, kulturelle Geflechte, Lebenswelten und nicht
zuletzt geographische Landschaften sowie geschichtliche Zeiträume. All dies sind - je nach Konstellation - Orte, die das Denken bedingen. Und doch haben verschiedene Denkerfahrungen in der Geschichte und Gegenwart immer wieder den Anspruch erhoben, universal und in diesem Sinne inter- bzw. trans'kulturell' zu sein, d. h. in
Unabhängigkeit von allen Milieus, Räumen, Zeiten, Sprachen, Geschlechtern usw. diese überschreiten zu können.
Mit Beiträgen von Murat Ates, Oliver Bruns, Eveline Cioflec, Christoph Dittrich, Jessica Dömötör, Madeleine Elfenbein, James Garrison, Anke Graneß, ChoongSu Han, Hannah Holme, Christoph Hubatschke, Takashi Ikeda, Bruce Janz, Lukas Kaelin, Karin Kuchler, Giuseppe Menditto, Pritika Nehra, Britta Saal, Annika Schlitte, Fabian Steinschaden, Georg Stenger, Sophie Voegele & Karin Hostettler, Franz Martin Wimmer und Tsutomu Ben Yagi.
Aktualisiert: 2016-11-24
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Diese Einführung präsentiert Ansätze der komparativen und interkulturellen Philosophie, wie sie in den letzten Jahrzehnten verstärkt entwickelt worden ist. Auch neuere Ansätze, in denen schwarzafrikanische, lateinamerikanische und andere Traditionen verstärkt eingearbeitet sind, werden vorgestellt. Die
Globalisierung dieses Diskurses, der längst nicht mehr nur von euro-amerikanischen Paradigmen bestimmt ist, wird herausgearbeitet. Darüber hinaus erläutert der Band zentrale Themen der philosophischen Diskussion, wie hermeneutische, logische und ethische Fragestellungen sowie die politische Auseinandersetzung zur Universalität von Menschenrechten.
Aktualisiert: 2023-05-02
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Hans Schelkshorn
Toleranz
Ein umstrittener Begriff interkultureller Philosophie
Einleitung
Der Begriff der 'Toleranz' ist im interkulturellen Bereich bereits seit längerem nicht ohne Gründe in Verruf geraten. Erstens ist der Begriff der 'Toleranz' allein in der westlichen Tradition ausgebildet worden; zweitens scheint 'Toleranz' die bloße Duldung, nicht jedoch die Anerkennung anderer zu implizieren. Dennoch haben wir uns vor allem im Blick auf die enorme Wirkungsgeschichte in und außerhalb Europas für eine erneute Auseinandersetzung mit dem Begriff 'Toleranz' entschieden. Dabei sollte allerdings das Spektrum der Problematisierung nicht auf den engen Bereich begriffsgeschichtlicher Analysen eingeschränkt werden. Aus diesem Grund werden in verschiedenen Beiträgen jeweils die Ambivalenzen von Theorie und Praxis der Toleranz schonungslos aufgezeigt, aber auch von Äquivalenten, wie z. B. die Konzeption eines indischen Inklusivismus oder die vormoderne Konzeption eines Religionsfriedens bei Nikolaus von Kues.
Jameleddine Ben-Abdeljelil und Franz-Martin Wimmer stellen ihrem Beitrag eine allgemeine und zugleich betont realistische Begriffsdefinition von 'Toleranz' voran. Toleranz bezeichnet demnach ein Set an Normen, durch die eine qualitative Mehrheit ihre Beziehungen gegenüber einer Minderheit regelt, und zwar in ihrem eigenen Interesse, allerdings ohne Absicht, den Anderen zu eliminieren. Von dieser Definition von Toleranz her können nach Ben-Abdeljelil/Wimmer sowohl die Toleranzideen in der europäischen Aufklärung als auch in der islamischen Philosophie bzw. Theologie des Mittelalters als je spezifische Ausprägungen behandelt werden. In der Auseinandersetzung mit islamischen Toleranzkonzepten wenden sich die Autoren gegen essentialistische Ansätze, die stets auf die verengende Alternative zusteuern, ob es in 'der' islamischen Tradition 'die' Toleranz gibt oder nicht. Ben-Abdeljelil/Wimmer schlagen demgegenüber den 'weiten' Weg über die Kulturgeschichte ein, da sich der Islam von Anfang an in ethnisch und kulturell äußerst heterogenen Gesellschaften ausgebreitet hat. Aus diesem Grund sind bereits in früher Zeit unterschiedliche interreligiöse Konstellationen entstanden, in denen das Verhältnis zwischen Islam und anderen Religionen jeweils auf unterschiedliche Weise bestimmt worden ist. Als Beispiele dafür werden die vielschichtig 'verwobenen Diskurse' zwischen Juden, Christen und Muslimen in Andalusien, die Verbindungen zwischen der Traditionskritik der Karäer, einer jüdischen Sekte, und der Schia im islamischen Beeich, und die Apologetik von Maimonides angeführt. Im Unterschied zu den vormodernen Formen gegenseitiger Beeinflussung kommt es durch Kolonialismus und nationalistische Selbstbehauptungsbewegungen in der Neuzeit zu monokulturellen Verengungen, denen nach Ansicht der Autoren durch einen neuen Begriff einer 'aktiven Toleranz' zu begegnen wäre. Auf ein frühes Modell aktiver Toleranz wird zuletzt auf das 'Haus der Weisheit' in Bagdad (8. Jh. u. Z.) verwiesen, wo nicht nur Vertreter aller bekannten Religionen, sondern auch Atheisten und Materialisten zu Gesprächen eingeladen worden sind.
Markus Riedenauer greift in seinem Beitrag Aufgeklärte Religion als Bedingung interreligiösen Diskurses nach Nikolaus Cusanus ein, wie er selbst betont, vormoderne Gestalt des Umgangs mit religiöser Differenz auf. Denn Nikolaus von Kues setzt sich in der berühmten Schrift De Pace Fidei (Der Friede im Glauben; 1453) das Ziel, verschiedene Religionen durch ein vertieftes Denken des Absoluten auch auf theoretischer Ebene zu einen. Im Unterschied zur späteren Entwicklung der Toleranz-Idee, die das Konfliktpotential religiöser Differenz vor allem durch politische bzw. rechtliche Regelungen und klare Kompetenztrennungen zu entschärfen versuchte, ist daher bei Nikolaus von Kues noch ein ungebrochener Glaube an die Wahrheitsfähigkeit religiöser Fragen mächtig. Dennoch ist in jüngerer Zeit das Interesse Cusanus deutlich gestiegen. Die Gründe dafür liegen, wie Riedenauer aufzeigt, vor allem im Erkenntnis- und Religionsbegriff des Cusaners, in dem bereits in aller Deutlichkeit die geschichtliche Gestalt von Religionen als je perspektivische Entwürfe des menschlichen Geistes und damit als Kulturphänomene begriffen werden. Die Einsicht in die geschichtliche Bedingtheit religiöser Traditionen bildet allerdings bloß die Grundlage für ein Gespräch der Religionen, indem nach Nikolaus von Kues jeder Gesprächspartner zum Absoluten selbst vorzudringen hat. Trotz der unübersehbaren christlichen Vorgaben, in der die Grenzen seiner Utopie eines Religionsfriedens deutlich zutage treten, enthält der Anspruch seines Denkens durchaus aktuelle Bedeutung. Denn angesichts der fundamentalistischen Verhärtungen in fast allen Religionen der Erde stoßen äußerliche Strategien einer Befriedung religiös motivierter Konflikte auf Grenzen. Der rechtlichen Zähmung der Religion muss eine innere Selbstaufklärung folgen, in der die eigenen Wahrheitsansprüche nicht bloß aus pragmatischen Gründen der Friedenssicherung, sondern auch aus religionsphilosophischen Gründen auf das wahrhaft Absolute hin relativiert werden.
Elisabeth Holzleithner zeichnet in ihrem Beitrag Toleranz: Geistesgeschichtliche Perspektiven eines umstrittenen Begriffs die wichtigsten Stationen nach, in denen sich in der neuzeitlichen Philosophie Europas die Idee religiöser Toleranz herausgebi ldet hat. Eine wichtige Voraussetzung der Toleranzidee wird nach Holzleithner bereits bei Pierre Bodin gelegt, der in seiner politischen Philosophie die Aufgabe staatlicher Macht auf die Sicherung des Friedens einschränkt. John Locke spricht darüber hinaus dem Staat prinzipiell die Kompetenz in Glaubensfragen ab. Pierre Bayle hingegen bricht als erster mit der von Locke noch bekräftigten Annahme, dass Religion für die öffentliche Moral unverzichtbar sei. Trotz aller Verdienste Bayles entwickelt sich nach Holzleithner die Toleranzidee nicht nach der Logik eines linearen Fortschrittsdenkens. Vielmehr bleiben bereits bei Bayle, aber auch bei Kant Probleme offen, die nur in einer integralen Rekonstruktion der europäischen Toleranzidee, in der Differenzierungen und Einsichten aus allen Etappen miteinander verbunden werden, zu lösen sind.
Im Beitrag Inklusivismus als indische Denkform der Toleranz setzt sich Anand Amaladass, Indologe und Jesuit aus Chennai, mit einem Toleranz-Diskurs auseinander, der vor allem von neohinduistischen Denkern und euroamerikanischen Indologen geführt worden ist. Im 19. Jahrhundert hatte der Neohindu Radhakrishnan in seiner Ausgabe der Bhagavadgita den Abschnitt von Kap. 7,20ff., wo Krsna sich als universelle, in allen Kulten gegenwärtige göttliche Macht vorstellt, mit dem Wort Toleranz (toleration) überschrieben. Der neohinduistische inklusivistische Toleranzbegriff ist, wie Amaladass, bereits eine Reaktion auf die westliche, insbesondere auf Hegel zurückgehende Konzeptionen der Aufhebung des indischen Denkens in einer universalen, im Christentum kulminierenden Religionsgeschichte. Dennoch ist der Versuch, religiöse Toleranz als Inklusivismus zu denken, wie die Debatte zwischen den Indologen Hacker, Halbfass u. a. zeigt, höchst ambivalent; denn auch in der neohindustischen Aufhebung anderer Religionen drohen wie zuvor bei westlichen Denkern sämtliche Differenzen zu verschwinden. Ohne Anerkennung des Anderen bricht allerdings eine wesentliche Voraussetzung eines interreligiösen Dialogs zusammen, so dass Toleranz zur bloßen Duldung herabsinkt.
Im Unterschied zu Ben-Abdeljelil geht León Olivé (Mexiko) von einem normativen Begriff von Toleranz aus. Toleranz muss – so die zentrale These von Olivé – in ein Normen- und Institutionengefüge eingebettet sein, das auf den Prinzipien der Gleichberechtigung und sozialen Gerechtigkeit aufbaut. Toleranz im strengen Sinn des Wortes ist als 'horizontale Toleranz' zu fassen, in der die Beziehungen zwischen Menschen und Gruppen ihre Konflikte auf der Basis der Gleichberechtigung und konsentierter Verfahrensregeln zu lösen versuchen. Die 'vertikale Toleranz' hingegen, in der dominante Gruppen untergeordnete Gruppen 'tolerieren', dient nach Olivé bloß der Verschleierung von Machtverhältnissen. Toleranz wird daher systematisch mit der Idee sozialer Gerechtigkeit verbunden, die die Bedingungen für die Befriedigung der legitimen Grundbedürfnisse aller Mitglieder einer Gesellschaft und die Verwirklichung und Ausübung ihrer Fähigkeiten sicherstellt.
Aktualisiert: 2020-12-31
Autor:
Anand Amaladass,
Jameleddine Ben Abdeljelil,
Bianca Boteva-Richter,
Elisabeth Holzleithner,
Werner Loh,
Ram Adhar Mall,
León Olivé,
Markus Riedenauer,
Hans Schelkshorn,
Michael Shorny,
Franz Martin Wimmer
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Bei kaum einem anderen Thema gewinnen die Probleme interkultureller Philosophie eine solch bedrängende Konkretheit wie bei der Frage nach der Rechtmäßigkeit militärischer Gewaltausu¨bung. Obwohl in den letzen zwanzig Jahren das Völkerrecht in dramatischer Weise fortentwickelt worden ist und Fragen des Völkerrechts von sich aus bereits nach einer interkulturellen Bearbeitung verlangen, sind in den westlichen Debatten u¨ber humanitäre Interventionen und eine neue globale Friedensordnung philosophische Beiträge aus außereuropäischen Denktraditionen kaum präsent. Das Desiderat einer interkulturellen Behandlung einer völkerrechtlichen Friedensordnung, deren Testfall stets die Frage nach der Rechtfertigung militärischer Gewalt ist, wird auch mit dieser Ausgabe von polylog, dessen Schwerpunktthema von Judith Putzer, Mathias Thaler und Johann Schelkshorn betreut worden ist, nicht beseitigt werden. Die Probleme der Vorbereitung haben uns bewusst gemacht, dass wir bei diesem Thema noch am Anfang eines Diskurses stehen. Wir hoffen jedoch, dass die vorliegenden Beiträge zum Thema 'Gerechter Krieg?' weitere interkulturelle Auseinandersetzungen mit kosmopolitischen Themen anregen.
Im forum werden ebenfalls zwei zentrale Themen interkultureller Philosophie behandelt. Franz-Martin Wimmer geht der Frage nach, ob sich aus den interkulturellen Begegnungen der Philosophie Maßstäbe fu¨r die kulturelle Entwicklung von Gesellschaften ergeben. Bertolt Bernreuter beleuchtet in seinem Beitrag die praktischen Erfordernisse interkulturellen Philosophierens.
Aktualisiert: 2020-12-31
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Die Terroranschläge in den USA und die aktuellen Kriegshandlungen gegen das Talibanregime in Afghanistan haben Fragen über das Verhältnis der Kulturen schlagartig ins Zentrum der Weltöffentlichkeit geru¨ckt. Neben manichäischen Tönen, in denen die Welt in ein Reich des Guten und Bösen bzw. in Zivilisation und Barbarei unterteilt wird, hat in manchen Medien auch eine bemerkenswerte Nachdenklichkeit eingesetzt – in der Suche nach den Ursachen der Eskalation der Gewalt werden plötzlich auch vor einem breiten Publikum eurozentrische Denkschablonen hinterfragt, selbst das Problem der sozialen Zerklu¨ftung der Weltgesellschaft, das durch die Dominanz neoliberalen Denkens völlig an den Rand gedrängt war, ist wieder ein Thema öffentlicher Diskurse. Möglichkeiten eines nicht-eurozentrischen Denkens zu erkunden, war stets das zentrale Anliegen von polylog; die aktuellen Ereignisse zeigen einmal mehr, wie wichtig ein solches Denken auch in internationalen Konflikten ist. Als kleinen Beitrag zur aktuellen Situation hat Jameledine Ben Abdeljelil – noch während der Layoutierung dieser Nummer – ein Interview von Hassan Hanafi, Professor fu¨r Philosophie an der Universität Kairo, u¨bersetzt. Einen Auszug daraus fi nden Sie auf den Seiten 65–67.
Ein philosophisch gru¨ndlicher Dialog zwischen kulturell unterschiedlichen Denkformen muss allerdings u¨ber kultur- und moralphilosophische Themen hinaus auch auf letzte Reflexionsebenen vorstoßen. Dieses Anliegen verfolgt das thema dieser Ausgabe von polylog, das Fragen der Ontologie aufgreift. Wolfgang Tomaschitz, der dieses Schwerpunktthema betreut hat, ist es mit viel Einsatz gelungen, einen anspruchsvollen „Polylog“ u¨ber Uwe Meixners Neukonzeption einer Ontologie in Gang zu bringen.
In ju¨ngster Zeit hat sich das Redaktionsteam und das Umfeld von polylog verändert. Wir freuen uns, dass sich Rolf Elberfeld und Yoshiro Nakamura zu einer Mitarbeit in der Redaktion bereit erklärt haben. Wie in der Nr. 6 angeku¨ndigt, hat Michael Shorny die Aufgabe der Koordination der Redaktionsarbeit zuru¨ckgelegt; er bleibt jedoch Mitglied der Redaktion und erstellt weiterhin das Layout der einzelnen Hefte. Dies ist fu¨r uns ein Anlass, Michael auch an dieser Stelle unseren aufrichtigen Dank auszusprechen. Ohne sein Engagement hätte es, dies kann man ohne Übertreibung sagen, die Zeitschrift polylog nicht gegeben.
Schließlich darf ich noch auf eine Kooperation von polylog mit Prof. Anand Amaladass (Sacred Heart College – Satya Nilayam/Indien) hinweisen, der ab dem Fru¨hjahr 2002 die Zeitschrift 'Satya Nilayam: Chennai Journal of Intercultural Philosophy' herausgeben wird. Darin werden die Hauptbeiträge von polylog zusammen mit anderen, vor allem aus Indien stammenden Beiträgen publiziert werden.
Johann Schelkshorn
Aktualisiert: 2020-12-31
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Seit 2000 gestaltet eine Gruppe am Institut für Philosophie der Universität Wien die Sendereihe Philosophischen Brocken. Sie präsentieren philosophische Persönlichkeiten, kollegiale Debatten und Arbeiten von Absolventinnen und Absolventen, vorwiegend aus dem Umkreis des Instituts für Philosophie. Das Team der Sendereihe Philosophische Brocken besteht aus: Günther Friesinger, Hakan Gürses, Herbert Hrachovec, Thomas Hübel, Ulrike Kadi, Alice Pechriggl, Esther Ramharter, Gerhard Unterthurner, David Wagner und Franz Martin Wimmer. Langjährige Unterstützung erhielten sie von Richard Heinrich und Sergius Kodera.
Aktualisiert: 2020-01-03
Autor:
Günther Friesinger,
Roland Gratzer,
Hakan Gürses,
Herbert Hrachovec,
Thomas Hübel,
Ulrike Kadi,
Alice Pechriggl,
Esther Ramharter,
Gerhard Unterthurner,
David Wagner,
Franz Martin Wimmer
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Beim Thema dieser Nummer, der nichtokzidentalen Philosophie im 20. Jahrhundert, war von vornherein klar, dass es nur sehr fragmentarisch zu verwirklichen sein wu¨rde. Es hätte beispielsweise gute Gru¨nde dafu¨r gegeben, mehrere Beiträge zu China, zu Afrika oder auch zu Lateinamerika in diesem Zusammenhang anzuregen – und wahrscheinlich wären mehrere Hefte nötig gewesen, um einen einigermaßen guten Überblick zu geben. Nicht alles Geplante ist fertig geworden, sodass wir hoffentlich Nachträge zu diesem Thema in einer der nächsten Nummern bringen können.
Hier finden Sie je einen Beitrag zur Philosophie in Lateinamerika (Fornet-Betancourt) und Afrika (Masolo), im islamisch-arabischen Raum (Ben-Abdeljelil, Labib und bennani), in China (Obert) und Japan (Elberfeld, sowie ein Beitrag von K. Nishida), sowie zwei Darstellungen zum philosophischen Denken des vergangenen Jahrhunderts in Indien (Amaladass und Panneerselvam).
Die Art der Darstellung ist dabei recht unterschiedlich geraten, aber wir hoffen, dass Sie in jedem Fall Anregung und Gewinn bei der Lektu¨re haben.
Wollte man in wenigen Worten sagen, was eigentlich die Philosophie des 20. Jahrhunderts gebracht hat, so wäre die Antwort daran zu messen, ob und wie weit sie dazu beiträgt, eine menschliche Welt zu schaffen. Letztlich sind alle noch so subtilen begrifflichen und methodologischen Reflexionen an diesem Maßstab zu messen – ob sie 'nicht nur auf der Höhe der Zeit, sondern ebenso auf der Höhe der Bedu¨rfnisse ihrer jeweiligen Kontexte' stehen, wie Fornet-Betancourt es hier fu¨r die lateinamerikanische Philosophie fordert. Wenn diese 'Kontexte' nicht nur die akademische Welt sein sollen und PhilosophInnen nicht nur fu¨r sich und fu¨r einander schreiben und denken, so wird jedenfalls der Ansatz einer interkulturell orientierten Philosophie seine Nagelprobe darin haben, ob es gelingt, aus einer Öffnung der Gespräche u¨ber herkömmliche Grenzen hinweg eine neue Qualität des Miteinander-Denkens zu entwickeln.
Aktualisiert: 2020-12-31
Autor:
Anand Amaladass,
Jameleddine Ben Abdeljelil,
Azelarabe Lahkim Bennani,
Marilena Chaui,
Rolf Elberfeld,
Raúl Fornet-Betancourt,
Abdelaziz Labib,
Dismas A. Masolo,
Zoran Mimica,
Kitarô Nishida,
Mathias Obert,
S. Panneerselvam,
Nausikaa Schirilla,
Michael Shorny,
Franz Martin Wimmer
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